Mann mit Erektionsstörungen
  1. Was sind Erektionsstörungen?
  2. Wie häufig kommen Erektionsstörungen bei Männern vor?
  3. Arten von Erektionsproblemen
  4. Ursachen von Erektionsproblemen
  5. Wie kann man eine Erektionsstörung behandeln?
  6. Häufige Fragen zu Erektionsproblemen
Mann mit Erektionsstörungen

Ab dem 70. Lebensjahr leiden über 50 Prozent der Männer an einer erektilen Dysfunktion.

Die Erektionsstörung beschreibt eine vielschichtige sexuelle Funktionsstörung des Mannes, die mit einer Veränderung der erektilen Reaktion einhergeht.

Auf einen Blick
  • Eine Erektionsstörung wird häufig auch als erektile Dysfunktion bezeichnet.
  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Erektionsstörung beim Mann wächst mit zunehmendem Alter.
  • Erektionsprobleme können organische und psychische Ursachen haben.

Was sind Erektionsstörungen?

Oft werden Erektionsstörungen mit der erektilen Dysfunktion (ED) gleichgesetzt. Diese beschreibt die eingeschränkte oder fehlende Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten. Unter dem Überbegriff Impotenz werden verschiedene Erkrankungen mit Störungen der Fortpflanzung und des Geschlechtsverkehrs zusammengefasst, darunter auch Erektionsstörungen.

Erektionsprobleme können zu einer erheblichen psychischen Belastung für Betroffene werden. Sie wirken sich häufig negativ auf Beziehungen und die Lebensqualität aus. Eine Erektionsstörung kann als Symptom anderer Erkrankungen auftreten und sollte ärztlich untersucht werden.

Wie häufig kommen Erektionsstörungen bei Männern vor?

Laut einer Studie aus dem Jahr 2000 leiden etwa 2,3 Prozent der Männer ab dem 30. Lebensjahr an Erektionsproblemen, ab dem 70. Lebensjahr sind es 53,4 Prozent. Es gibt es mehrere umfangreiche Studien zur Prävalenz von Erektionsstörungen, trotzdem geht man von einer hohen Dunkelziffer aus. Insbesondere bei jüngeren Betroffenen sind Erektionsprobleme häufig ein Tabuthema, das mit Scham behaftet ist.

Neuere Statistiken zeigen auch bei jüngeren Männern eine erhöhte Häufigkeit. Von Oktober 2018 bis September 2019 wurden 4.955 Männer in Deutschland zu sexuellen Problemen innerhalb der letzten 12 Monate befragt. Dabei wurde die Häufigkeit von Erektionsproblemen, verfrühter Ejakulation und Orgasmusstörungen entsprechend der Altersgruppe erfasst.

  • In der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren leiden etwa 7 Prozent an Erektionsproblemen und 9 Prozent an Orgasmusstörungen.

  • Im jungen Alter treten vermehrt Probleme mit verfrühter Ejakulation auf, ab dem 36. Lebensjahr sinkt diese Prävalenz.

  • Im Alter von 18 bis 55 Jahren leiden 7 bis 9 Prozent der Männer an Erektionsstörungen.

  • Die Prävalenz für Erektionsprobleme steigt ab dem 55 Lebensjahr.

  • In der Altersgruppe von 56 bis 65 liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Erektionsstörung beim Mann bei 21 Prozent, ab 66 bis 75 Jahren sogar bei 34 Prozent.

In anderen Studien steigt die Prävalenz bereits ab dem 45. Lebensjahr. Jeder vierte Deutsche sei in diesem Alter von Erektionsproblemen betroffen.

Arten von Erektionsproblemen

Erektionsstörungen oder Erektionsprobleme sind Oberbegriffe für verschiedene Krankheitsbilder. Es besteht eine Überschneidung mit dem Begriff Impotenz, dem wiederum eine erektile Dysfunktion zugrunde liegen kann.

Arten von Erektionsstörungen
  • Erektile Dysfunktion (in unterschiedlichen Schweregraden): ist eine fortwährende Unfähigkeit, eine für den Sex ausreichende Erektion zu bekommen oder aufrecht zu erhalten. Das Problem tritt über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten auf.

  • Impotenz (umfasst auch Krankheiten unabhängig von Erektionsproblemen): ist ein Oberbegriff für mehrere Funktionsstörungen, die alle mit einer eingeschränkten Fähigkeit zusammenhängen, Kinder zu zeugen (z. B. erektile Dysfunktion, Anejakulation, Unfruchtbarkeit).

  • Priapismus (Dauererektion, low-flow, Kompartment-Syndrom): beschreibt ein akutes Krankheitsbild einer schmerzhaften, langanhaltenden Erektion, die über 2 Stunden anhält. Gewebeschäden sind möglich.

Ursachen von Erektionsproblemen

Die Ursachen erektiler Funktionsstörungen werden in zwei Gruppen aufgeteilt: organische und psychische Ursachen. Zwar zeigen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, dass 80 Prozent aller erektilen Dysfunktionen organisch und nicht psychisch bedingt sind. Jedoch können Erektionsstörungen auch psychische Ursachen haben oder durch psychologische Faktoren verstärkt werden.

Organische Ursachen erektiler Dysfunktion

  • Vaskulär (Blutgefäße)

  • Neurogen (Nerven)

  • Anatomisch (Aufbau, Gewebe)

  • Endokrin (Hormone)

Die häufigsten Ursachen für erektile Dysfunktion sind Durchblutungsstörungen. Diese können arteriell oder venös bedingt sein. Bei arteriellen Durchblutungsstörungen gelangt nicht ausreichend Blut in die Schwellkörper, um eine Erektion zu ermöglichen oder aufrechtzuerhalten. Bei venösen Ursachen fließt das Blut zu schnell wieder aus den Schwellkörpern ab.

Weiterhin können Erkrankungen oder Schädigungen am Nervensystem sowie hormonelle Störungen körperliche Ursachen für eine mangelnde Erektionsfähigkeit sein.

Psychische Ursachen erektiler Dysfunktion

Obwohl vorrangig organische Ursachen für Erektionsprobleme verantwortlich sind, werden psychische Ursachen in der Diagnose immer stärker berücksichtigt, insbesondere bei jüngeren Patienten. Die psychischen Ursachen werden vor allem dann genauer unter die Lupe genommen, wenn die Erektionsstörung plötzlich auftritt und organische Auslöser oder andere körperliche Risikofaktoren (z. B. Drogen- oder Alkoholmissbrauch, Medikamenteneinnahme) ausgeschlossen werden können.

Ein Hinweis auf eine psychologische Ursache ist, wenn die Erektionsfähigkeit außerhalb der Situation des Geschlechtsverkehrs besteht, beispielsweise bei der Masturbation oder bei Spontanerektionen.

Psychogene Klassifikation erektiler Dysfunktion

Generalisierte Unempfänglichkeit/Hemmung

  1. Primärer Mangel an sexueller Erregbarkeit
  2. Altersabhängige Abnahme des sexuellen Interesses
  3. Chronische Störungen der Intimbeziehungen

Situativer Typ

Partnerbezogen

  1. Mangelnde Erregbarkeit in einer bestimmten Beziehung
  2. Mangelnde Erregbarkeit aufgrund sexueller Vorlieben
  3. Hohe zentrale Hemmung aufgrund von Partnerkonflikten oder Bedrohung

Leistungsbezogen

  1. In Verbindung mit anderen sexuellen Funktionsstörungen (z. B. schnelle Ejakulation)
  2. Situative Leistungsangst (z. B. Versagensangst)
  3. Psychische Belastung oder Anpassungsschwierigkeiten (verbunden mit negativer Stimmungslage)

Es gibt verschiedene psychische Erkrankungen, die Erektionsstörungen assoziiert sind.

Dazu gehören:

Außerdem können Medikamente wie Antidepressiva, insbesondere Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, die bei Depressionen oder Angststörungen eingenommen werden, Erektionsstörungen verschlimmern.

Wie kann man eine Erektionsstörung behandeln?

Erektionsstörung – was hilft? Erektile Dysfunktion lässt sich in der Regel gut behandeln. Revolutioniert wurde die Therapie im Jahr 1998 durch die Marktzulassung des Wirkstoffs Sildenafil, welcher vor allem unter dem Handelsnamen Viagra bekannt ist.

Bis zur Marktzulassung von Sildenafil wurden Erektionsprobleme mit psychogenen Substanzen (z. B. Yohimbin) behandelt. Alternativ stehen auch mechanische Erektionshilfen wie Penispumpen oder Penisringe zur Verfügung.

Eine Änderung des Lebensstils und gezieltes Training können eine effektive Therapie darstellen. Liegt der Erektionsstörung eine psychische Ursache zugrunde, kann eine Psychotherapie Abhilfe schaffen.

Medikamente gegen Erektionsprobleme

Erektile Dysfunktion wird heutzutage vor allem mit sogenannten PDE-5-Hemmern behandelt. Sie wurden ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck und Angina pectoris entwickelt.

Da das Patent für den Wirkstoff mittlerweile abgelaufen ist, gibt es einige Generika mit Sildenafil auf dem Markt. PDE-5-Hemmer helfen dabei, die Muskulatur um die Blutgefäße zu entspannen, wodurch mehr Blut in die Schwellkörper im Penis fließen kann.

Zur Gruppe der PDE-5-Hemmer gehören:

Falls PDE-5-Hemmer kontraindiziert sind, können zur Behandlung von Erektionsstörungen andere Medikamente und Potenzmittel zum Einsatz kommen:

Gesunder Lebensstil und gezieltes Training

Erektionsprobleme sind in den meisten Fällen organisch bedingt. Besonders häufig liegt das Problem daran, dass zu wenig Blut in die Schwellkörper im Penis fließt (arterielle Ursachen) oder das Blut zu schnell wieder abfließt (venöse Ursachen).

Medikamente können das Problem in der Regel gut behandeln. Viele Männer fühlen sich durch die Abhängigkeit der Medikamenteneinnahme vor dem Geschlechtsverkehr in ihrer Spontanität eingeschränkt. Außerdem sind Erektionsstörungen mitunter nur ein Symptom eines größeren gesundheitlichen Problems, das durch die Potenzmittel nicht ursächlich behandelt wird. Man kann Erektionsstörungen durch Hausmittel wie Lebensstilanpassungen und gezieltes Training positiv beeinflussen.

Risikofaktoren für Erektionsstörungen

Erektionsstörungen treten im fortgeschrittenen Lebensalter deutlich häufiger auf als bei jüngeren Männern. Das hat unter anderem biologische Ursachen, da zum Beispiel das Testosteron bei Männern im Alter abnimmt.

Mit steigendem Alter wirkt sich aber auch der Lebensstil stärker auf den Körper aus. Viele Faktoren begünstigen Erektionsprobleme, da sie sich zum Beispiel auf die Durchblutung auswirken.

Häufige Risikofaktoren für eine erektile Dysfunktion:

Negative Einflussfaktoren für die Gesundheit, insbesondere die Durchblutung, machen sich mit der Zeit häufig auch bei der Erektionsfähigkeit bemerkbar. Wer Erektionsstörungen vorbeugen oder behandeln möchte, sollte sich um die Eingrenzung der Risikofaktoren bemühen.

Gezieltes Training

Durch gezielte Übungen kann die sogenannte “Potenzmuskulatur” trainiert werden. Diese befindet sich im Dammbereich, also zwischen Hoden und Anus.

Besonders durch gezieltes Beckenbodentraining und der Aktivierung des Rumpfes lassen sich die Muskeln hier stärken, so die Erektionsfähigkeit fördern und auch der Samenerguss hinauszögern.

Übungen zur Steigerung der "Potenzmuskulatur" und Durchblutung:

  • Beckenkippung

  • Glute Bridges (Beckenheben)

  • Planking

Auch regelmäßige Spaziergänge können dabei helfen, den Beckenboden zu stärken.

Operative Behandlung

Eine operative Behandlung von Erektionsproblemen kommt in der Regel erst in Frage, wenn andere Behandlungsversuche keine Wirkung zeigen.

Sogenannte Penisprothesen, Implantate die operativ in den Penis eingesetzt werden, ermöglichen eine künstliche Erektion. Mit dieser kann man wieder Geschlechtsverkehr praktizieren. Die Prothesen sind äußerlich nicht sichtbar.

Bei den Penisprothese wird zwischen zwei Arten von Implantaten unterschieden:

  • Hydraulische Implantate

  • Biegsame Implantate

Mechanische Erektionshilfen

Bei mechanischen Erektionshilfen handelt es sich um Geräte, deren Anwendung dabei hilft, eine Erektion zu erzielen oder aufrechtzuerhalten. Dazu zählen Penispumpen und Penisringe, die in der Regel gemeinsam eingesetzt werden.

Penispumpen: werden über den Penis gestülpt. Durch das Pumpen wird ein Vakuum erzeugt, das zu einer Erektion führt.

Penisringe: werden um den Penis gelegt und verhindern, dass das Blut zu schnell wieder abfließen kann. So wird die Erektion aufrechterhalten, um den Geschlechtsverkehr zu ermöglichen.

Psychotherapie

Wenn Erektionsprobleme Kopfsache sind – was hilft? Die Art der Therapie ist davon abhängig, welche psychische Ursache vorliegt.

Patienten mit sexueller Versagensangst müssen die Blockade im Kopf lösen, um die Erektionsstörung zu behandeln. Mitunter reicht ein erfolgreiches Erlebnis, um die Angst loszuwerden.

Häufig ziehen sich Männer mit einer Erektionsstörung zurück, wodurch sich partnerbezogene Faktoren zusätzlich verstärken können. Hier führen Erektionsprobleme schnell zum Teufelskreis. In solchen Fällen kann eine Psychotherapie, aber auch eine Paartherapie eine effektive Behandlungsmethode sein. In diesem Rahmen können Medikamente gegen erektile Dysfunktion, meist PDE-5-Hemmer, verschrieben werden.

Elektrostimulation

Die Elektrostimulation zur Behandlung von erektiler Dysfunktion ist bisher noch nicht hinreichend erforscht. In einer deutschen Studie konnten allerdings an 252 Patienten vielversprechende Erfolge erzielt werden.

Interesse weckte die Behandlung insbesondere, weil die Studie bei bestimmten Patienten eine Heilung der Erektionsstörung in Aussicht stellt, während andere Behandlungen bisher nur Symptome behandeln. Zu beachten ist allerdings, dass sich die Behandlung nur bei Potenzproblemen aufgrund von zu schwachen Muskelzellen im Beckenboden und den Schwellkörpern eignet.

Häufige Fragen zu Erektionsproblemen

Bei Erektionsstörungen können verschiedene Therapiemaßnahmen in Frage kommen, die ärztlich abgeklärt werden sollten. Dazu gehören Lebensstilanpassungen, gezieltes Training, Psychotherapie, medikamentöse Behandlung oder die Anwendung natürlicher Potenzmittel sowie mechanisch-operative Maßnahmen.

Wenn über einen Zeitraum von 6 Monaten die Erektionsfähigkeit beim Geschlechtsverkehr eingeschränkt ist, spricht man von Erektionsproblemen.

Ein gesunder Lebensstil wirkt sich positiv auf die Potenz aus. Einigen natürlichen Potenzmitteln wird eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt. Gezieltes Training des Beckenmuskulatur kann die Erektionsfähigkeit verbessern.

Eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, gesunder Schlaf, regelmäßige Bewegung und die Vermeidung von Stress können sich positiv auf die Erektionsfähigkeit auswirken.

Mit gezieltem Training kann die Beckenbodenmuskulatur gestärkt und so die Standfestigkeit verbessert werden.

Je nach Ursache unterscheidet sich die Behandlungsdauer. Liegt beispielsweise eine psychische Ursache wie eine Blockade im Kopf aufgrund von sexueller Versagensangst vor, kann die Erektionsstörung bereits nach einem erfolgreichen Erlebnis verschwinden. Bei tieferliegenden organischen Ursachen oder komplexen psychischen Hintergründen kann die Therapie langwieriger sein.

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