Großes Blutbild

Laborwerte richtig verstehen: Großes Blutbild (Differentialblutbild) und andere Laborwerte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Welche Werte im großen Blutbild?
  2. Bei welchen Symptomen großes Blutbild machen?
  3. Laboruntersuchung großes Blutbild

Blutwerte sagen viel über den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Deshalb werden bei vielen Erkrankungen Blutbilder erstellt, um die vorliegenden Symptome richtig einordnen zu können.

Welche Werte im großen Blutbild?

Blut besteht aus Plasma und Blutzellen. Plasma ist der flüssige Anteil und macht etwa 55 % des Blutvolumens aus. Die restlichen 45 % sind Blutzellen. Ein großes Blutbild umfasst das kleine Blutbild und ein Differentialblutbild. Dabei werden, zusätzlich zu den Parametern des kleinen Blutbildes, die Subtypen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) genauer analysiert.

Im kleinen und großen Blutbild enthalten:

Differentialblutbild

Ein Differentialblutbild dient der Leukozytendifferenzierung, also der Unterscheidung von verschiedenen Leukozytenarten.

Diese Leukozytensubpopulationen werden im Differentialblutbild unterschieden:

↓ Beispiele für Ursachen bei niedrigem Wert
↑ Beispiele für Ursachen bei erhöhtem Wert
Neutrophile Granulozyten (Neu)

Neutrophile machen bis zu 60 % der weißen Blutkörperchen aus. Zu ihren Aufgaben gehören die Erstabwehr von Bakterien sowie die Wundheilung.

↓ Virusinfekte, Knochenmarkschäden
↑ Entzündungen, Infektionen
Eosinophile Granulozyten (Eos)

Eosinophile sind Teil des unspezifischen Immunsystems. Sie sind an der Regulation von Immunantworten und Entzündungsreaktionen beteiligt.

↓ Stress, akute Infektionen
↑ Allergie, Infektionen
Basophile Granulozyten (Bas)

Basophile spielen bei Prozessen der unspezifischen Immunabwehr eine Rolle. Sie sind an der Bekämpfung von Eindringlingen und bei bestimmten allergischen Reaktionen beteiligt.

↓ Infektion, allergische Reaktion
↑ Autoimmunerkrankungen
Lymphozyten (Lym)

Lymphozyten koordinieren die spezifische Immunantwort und bilden das immunologische Gedächtnis aus. Sie erkennen Erreger wie Bakterien und Viren.

↓ HIV/AIDS, Masern
↑ Infektionen, Krebs
Monozyten (Mon)

Monzyten sind sowohl an der spezifischen als auch an der unspezifischen Immunantwort beteiligt. Sie können sich zu Makrophagen (“Fresszellen”) entwickeln.

↓ Chemotherapie, Erkrankung Knochenmark
↑ Chronische bakterielle Entzündungen

Bei welchen Symptomen großes Blutbild machen?

Ein großes Blutbild wird meist nach auffälligen Leukozytenwerten im kleinen Blutbild angeordnet. Durch die Leukozytendifferenzierung kann der Immunstatus beurteilt werden.

Mögliche Indikationen für ein großes Blutbild:

  • Virale Infektionen

  • Bakterielle Infektionen

  • Parasitäre Infektionen

  • Entzündungen

  • Allergien

  • Autoimmunerkrankungen

  • Verschiedene Krebsarten

  • Verlaufskontrolle HIV/AIDS

  • Verlaufskontrolle Chemotherapie

Laboruntersuchung großes Blutbild

Entgegen weitläufigen Meinungen umfasst ein großes Blutbild keine Analyse von Mineralstoffen oder Vitaminen. Auch gezielte Untersuchungen von Leberwerten oder Schilddrüsenhormonen gehören nicht zum großen Blutbild.

Diese Analysen sind nicht enthalten im großen Blutbild:

  • Schilddrüse

  • Vitamine

  • Tumormarker

  • Leberwerte

Bei der Blutabnahme für ein großes Blutbild ist nüchternes Erscheinen nicht notwendig. Falls nicht anders durch Arzt oder Ärztin angeordnet, kann vorher gegessen und getrunken werden. Auf Alkohol, nicht verordnete Medikamente, übermäßigen Stress und extreme körperliche Belastung sollte aber verzichtet werden, da dadurch die Ergebnisse der Blutanalyse verfälscht sein können.

Großes Blutbild erstellen

Die Blutabnahme erfolgt aus der Armvene. Für ein großes Blutbild werden bis zu 3 ml EDTA-Blut benötigt. Eine automatische Auszählung und Differenzierung der Blutzellen kann in modernen Speziallaboren mittels durchflusszytometrischer Hämatologie-Automaten erfolgen.

Großes Blutbild Normalwerte

In der folgenden Tabelle sind die Normalwerte vom großen Blutbild aufgelistet. Durch verschiedene Analysemethoden der Speziallabore kann es zu leichten Abweichungen kommen. Deshalb hat jedes Labor seine eigenen Referenzwerte für Analysen.

Liegt ein Wert außerhalb der Normbereiche, so ist das nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine Erkrankung. ÄrztInnen helfen bei der Einordnung der Ergebnisse im Zusammenhang mit möglicherweise bestehenden Symptomen. Deshalb sollte die Interpretation von Blutuntersuchungen immer durch geschultes Personal erfolgen.

Es gibt viele Gründe, warum die Ergebnisse einer Blutanalyse von den Normwerten abweichen. Personengruppen mit abweichenden Blutbild-Werten sind u. a.:

  • Säuglinge

  • Kleinkinder

  • Jugendliche

  • Schwangere Frauen

  • Menstruierende Frauen

  • PatientInnen mit Vorerkrankungen

  • Extremsportler

Großes Blutbild Kosten

Die Kosten für ein großes Blutbild belaufen sich auf etwa 100 €. Die Analyse der Blutzellen im Labor ist dabei mit rund 5,50 € der kleinste Faktor. Hinzu kommen Kosten für die Blutentnahme und den Versand der Proben. Am kostenintensivsten sind Auswertung und Befundbesprechung mit ÄrztInnen, jedoch sind diese medizinischen Interpretationen für eine korrekte Einordnung der Ergebnisse unerlässlich. Die Analyse weiterer Blutwerte kann den Preis extrem in die Höhe treiben.

Bei medizinischer Indikation wird ein großes Blutbild von den behandelnden ÄrztInnen angeordnet. In diesem Fall ist für PatientInnen das große Blutbild kostenlos. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Quellen

  • Hahn JM: Checkliste Innere Medizin. 5. Aufl. Marbach: Thieme 2006.

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