Neutrophile Granulozyten

Laborwerte richtig verstehen: Neutrophile Granulozyten (Neutrophile) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper neutrophile Granulozyten?
  2. Bei welchen Symptomen Neutrophile bestimmen?
  3. Laboruntersuchung neutrophile Granulozyten
  4. Ursachen Neutrophile zu niedrig (Neutropenie)
  5. Ursachen Neutrophile erhöht (Neutrophilie)
  6. Was tun bei abweichenden Werten der Neutrophilen?
  7. Fakten zu neutrophilen Granulozyten

Neutrophile Granulozyten sind eine bestimmte Form der Granulozyten, welche wiederum ein Subtyp der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) sind. Somit gehören sie zum unspezifischen Immunsystem, also der angeborenen Immunantwort.

Wofür benötigt der Körper neutrophile Granulozyten?

Neutrophile Granulozyten machen etwa 40–60 % der Leukozyten aus. Granulozyten werden anhand der sogenannten Pappenheim-Färbung unterschieden. Diejenigen Granulozyten, die lediglich eine hellrosa Färbung aufweisen, also nahezu neutral erscheinen, nennt man neutrophil.

Neutrophile Granulozyten haben bedeutende Aufgaben im Körper, dazu gehören die Erstabwehr von Bakterien sowie die Wundheilung. Eine wichtige Funktion ist die Phagozytose. Dabei nehmen die neutrophilen Granulozyten die Erreger auf und töten sie mithilfe von freien Sauerstoffradikalen ab. Anschließend stirbt die Zelle selbst und wird in Form von Eiter vom Körper ausgeschieden.

Diese Erreger können von neutrophilen Granulozyten erkannt und abgetötet werden:

  • Mikroorganismen
  • Virusinfizierte Zellen
  • Tumorzellen
  • Andere körperfremde Antigene

Während der Granulozytopoese (Granulopoese) entstehen in mehreren Schritten aus Stammzellen reife neutrophile Granulozyten:

  1. Myeloische Stammzelle

  2. Juvenile neutrophile Granulozyten

  3. Stabkernige neutrophile Granulozyten

  4. Segmentkernige neutrophile Granulozyten

Bei welchen Symptomen Neutrophile bestimmen?

Akute Entzündungen verursachen eine Zunahme der weißen Blutkörperchen. Das äußert u. a. in einem Anstieg der stabkernigen neutrophilen Granulozyten, der vorletzten Entwicklungsstufe dieser Blutzellen.

Neben akuten und chronischen Entzündungserkrankungen kann auch der Verdacht auf bösartige Tumore ein Grund sein, die neutrophilen Granulozyten zu bestimmen.

Bei einer Neutropenie ist die Anzahl der Neutrophilen im Blut extrem verringert. Dementgegen ist bei einer Neutrophilie dieser Wert erhöht. Weder eine Neutropenie noch eine Neutrophilie haben direkte Symptome. Dauert eine Neutropenie einige Tage an, so entwickeln nahezu alle PatientInnen einen Infekt. Dieser Infekt äußert sich in Fieber spezifischen Beschwerden.

Laboruntersuchung neutrophile Granulozyten

Die Unterscheidung von Leukozyten geschieht mithilfe eines Differentialblutbildes; dieses ist Teil vom großen Blutbild.

Der Wert für neutrophile Granulozyten kann auf zwei Arten angegeben werden:

  • Neutrophile Granulozyten absolut: Anzahl von neutrophilen Granulozyten pro Mikroliter Blut

  • Neutrophile Granulozyten relativ: prozentualer Anteil der neutrophilen Granulozyten an der Gesamtheit der Leukozyten (weißen Blutkörperchen)

Bei detaillierten Analysen kann zusätzlich zwischen stabkernigen und segmentkernigen neutrophilen Granulozyten unterschieden werden.

Neutrophile Granulozyten messen

Für ein großes Blutbild inklusive Differentialblutbild werden 3 ml EDTA-Blut benötigt. Mithilfe der Durchflusszytometrie und einem Zählautomaten werden die verschiedenen Arten der Blutzellen vollautomatisch ausgezählt.

Neutrophile Granulozyten Normalwert

Normalwerte neutrophile Granulozyten bei Erwachsenen:

  • Neutrophile Granulozyten absolut: 1.800–7.000/µl Blut
  • Neutrophile Granulozyten relativ: 50–70 % der Leukozyten im Blut

Bricht man diese Werte noch weiter herunter, so ergeben sich für stabkernige Granulozyten ein Anteil von etwa 3 bis 5 % an der Gesamtleukozytenzahl und für segmentkernige Granulozyten etwa 50 bis 65 %.

Ursachen Neutrophile zu niedrig (Neutropenie)

Neutropenie (Neutrozytopenie) beschreibt den Zustand, bei dem die Anzahl der neutrophilen Granulozyten krankhaft erniedrigt ist. Dieses ist die häufigste Form der Leukopenie (krankhafte Verringerung der weißen Blutkörperchen).

Laut WHO werden vier Schweregrade der Neutropenie unterschieden:

  • Grad 1 (keine Neutropenie): über 1.500 Zellen/μL
  • Grad 2 (milde Neutropenie): 1.000–1.500 Zellen/μL
  • Grad 3 (moderate Neutropenie): 500–1.000 Zellen/μL
  • Grad 4 (schwere Neutropenie): unter 500 Zellen/μL

Chemotherapien führen zu Neutropenie. Deshalb muss im Verlauf einer Chemotherapie die Konzentration der neutrophilen Granulozyten engmaschig beobachtet werden und ggf. die Dosierung oder Art der Therapie angepasst werden.

Die schwerste Form der Neutropenie ist die Agranulozytose, bei der die Anzahl aller Granulozyten drastisch verringert ist (unter 500/µl). Sie kann durch Medikamente (z. B. mit den Wirkstoffen Metamizol oder Methotrexat) ausgelöst werden und lebensbedrohlich sein.

Bei diesen Erkrankungen können neutrophile Granulozyten zu niedrig sein:

  • Knochenmarksschädigungen
  • Virale Infektionen (z. B. Hepatitis, HIV, Influenza, Masern)
  • Bakterielle Infektionen (z. B. Tuberkulose, Typhus)
  • Parasitärer Befall (z. B. Malaria, Leishmaniose)
  • Fehl- und Mangelernährung (z. B. Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel)
  • Krebserkrankungen (z. B. verschiedene Leukämien, Tumore)

Ursachen Neutrophile erhöht (Neutrophilie)

Bei einer Neutrophilie ist die Anzahl der neutrophilen Granulozyten erhöht. Eine absolute Neutrophilie liegt vor, wenn die Anzahl der neutrophilen Granulozyten über 6.200 pro 1 µl Blut liegt. Die relative Neutrophilie beschreibt den Zustand von mehr als 75 % neutrophiler Granulozyten in der Gesamtzahl der Leukozyten.

Bei diesen Erkrankungen können neutrophile Granulozyten zu hoch sein:

  • Akute und chronische Entzündungen
  • Bakterielle Infektionen
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Gicht, Urämie, Eklampsie)
  • Verschiedene Krebsarten (z. B. Leukämien, Tumore, myeloproliferative Erkrankungen)
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Autoimmunerkrankungen

Außerdem führen Stress, Schwangerschaft und Cortison-Therapien zu erhöhten Neutrophilen.

Was tun bei abweichenden Werten der Neutrophilen?

Da eine Neutropenie oder eine Neutrophilie in den allermeisten Fällen durch bestehende Erkrankungen hervorgerufen wird, muss zunächst die Grunderkrankung diagnostiziert werden. Kann diese erfolgreich behandelt werden, so normalisieren sich anschließend auch die Werte der neutrophilen Granulozyten.

Bei niedrigen Werten der weißen Blutkörperchen sollte generell auf ausreichend Hygiene geachtet werden, um Infektionen vorzubeugen. Auch rohes Fleisch oder roher Fisch stellen für Personen mit niedrigen Leukozyten-Werten ein erhöhtes Risiko dar.

Tipps um neutrophile Granulozyten zu erhöhen

Es gibt keine Methode, um gezielt auf die Anzahl der Neutrophilen einzuwirken. Meist geht ein niedriger Wert der neutrophilen Granulozyten mit einer Verminderung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen einher. Aminosäuren in Form von Proteinen sind ein wichtiger Baustein für die Zellen. Diese sind u. a. in diesen Lebensmitteln enthalten:

  • Hülsenfrüchte

  • Fisch

  • Eier

  • Fleisch

  • Milch und Milchprodukte

Fakten zu neutrophilen Granulozyten

  1. Neutrophile sind eine Unterart der Granulozyten, welche wiederum zu den Leukozyten (weißen Blutkörperchen) zählen.
  2. Neutrophile Granulozyten haben einen Durchmesser von etwa 12 µm.
  3. Je höher der Schweregrad einer Neutropenie, desto größer das Infektionsrisiko der PatientInnen.
  4. Abgestorbene neutrophile Granulozyten sind ein Hauptbestandteil von Eiter.

Quellen

Zum Anfang