Lymphozyten (Lym)

Laborwerte richtig verstehen: Lymphozyten und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Lymphozyten: Aufgabe im menschlichen Körper
  2. Bei welchen Symptomen Lymphozyten-Wert bestimmen?
  3. Laboruntersuchung Lymphozyten
  4. Ursachen Lymphozyten niedrig
  5. Ursachen Lymphozyten erhöht
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Lymphozyten-Werte
  7. Fakten zu Lymphozyten

Lymphozyten gehören, neben den Granulozyten und Monozyten, zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und damit zum Immunsystem des menschlichen Körpers. Sie erkennen Erreger wie Bakterien und Viren und koordinieren die spezifische Immunantwort.

Lymphozyten: Aufgabe im menschlichen Körper

Bereits bei Geburt haben Babys eine unspezifische Immunabwehr. Diese ist zwar schnell, aber wenig effektiv. Die spezifische Immunantwort muss erst gebildet und aktiviert werden. Daher dauert sie länger (bis zu mehreren Tagen), ist aber sehr effektiv. Lymphozyten sind Teil dieser spezifischen Immunabwehr.

Lymphozyten haben spezielle Rezeptoren (B- und T-Zell-Rezeptoren) um spezifische Antigene der Erreger zu erkennen. Aus T- und B-Lymphozyten können T- und B-Gedächtniszellen entstehen. Diese bilden das immunologische Gedächtnis aus, wodurch die Reaktionszeit bei erneuter Infektion mit einem identischen oder ähnlichen Erreger deutlich herabgesetzt werden kann.

Lymphozyten lassen sich in drei Arten unterteilen:

B-Lymphozyten (B-Zellen)

  • B steht für die Reifung im Knochenmark (englisch: bone marrow)
  • B-Zellen binden lösliche Antikörper für spezifische humorale Immunität
  • Sie können Pathogene neutralisieren

T-Lymphozyten (T-Zellen)

  • T steht für die Reifung im Thymus
  • T-Helferzellen: helfen bei Bekämpfung von Pathogenen
  • Zytotoxische T-Lymphozyten: töten infizierte/entartete Zellen

Natürliche Killerzellen (NK-Zellen)

  • Der Name kommt daher, dass sie infizierte/entartete Zellen erkennen und direkt zerstören
  • Natürliche Killerzellen gehören zum unspezifischen Immunsystem
  • Sie werden im Knochenmark gebildet

Die Entstehung von Lymphozyten wird als Lymphopoese bezeichnet. Lymphozyten stammen von den pluripotenten lymphoiden Zellen aus dem Knochenmark ab. Ein kleiner Teil der Lymphozyten zirkuliert im Blut, die restlichen Zellen befinden sich v. a. in den lymphatischen Organen (z. B. Lymphknoten, Milz, Mandeln), der Darmschleimhaut und im Knochenmark.

Entartete Lymphozyten werden als atypische Lymphozyten bezeichnet. Sie können in Form, Größe, Aussehen oder Funktion von gewöhnlichen Lymphozyten abweichen.

Bei welchen Symptomen Lymphozyten-Wert bestimmen?

Bei wiederkehrenden Infektionen können ÄrztInnen anordnen, die Leukozyten und spezifisch die Lymphozyten zu bestimmen. Diese sind bei Entzündungen vermehrt im Blut enthalten. Auch Verdacht auf Autoimmunerkrankungen oder Verlaufskontrollen bei Chemotherapien sind Gründe, die Lymphozyten-Werte abzuklären.

Eine Erhöhung der Lymphozyten wird als Lymphozytose bezeichnet, wohingegen der Begriff Lymphozytopenie bzw. Lymphopenie eine Erniedrigung der Lymphozyten beschreibt. Beide Erkrankungen werden nochmals in absolut und relativ unterteilt. Absolut bedeutet hier, dass die gemessene Anzahl unter dem Referenzwert liegt. Relativ bezieht sich auf das prozentuale Verhältnis, also den Anteil von Lymphozyten an der Gesamtheit der Leukozyten (aller weißen Blutkörperchen).

Laboruntersuchung Lymphozyten

Bei einem kleinen Blutbild werden alle Leukozyten (weiße Blutkörperchen) als Einheit ausgewertet. Spezifische Werte für Lymphozyten bekommt man im Rahmen eines großen Blutbilds. Dabei werden zwei Lymphozyten-Werte angegeben:

  • Lymphozyten absolut: Anzahl von Lymphozyten pro Mikroliter Blut

  • Lymphozyten relativ: prozentualer Anteil der Lymphozyten an der Gesamtheit der Leukozyten (weißen Blutkörperchen)

Eine noch genauere Aufschlüsselung bietet die Lymphozyten-Differenzierung. Sie dient v. a. der Einordnung von Leukämien oder HIV-Infektionen. Diese Klassifizierung der Subtypen geschieht anhand der verschiedene Oberflächenrezeptoren; sie wird auch als CD-Klassifizierung (cluster of differentiation) bezeichnet.

Lymphozyten bestimmen

Ein großes Blutbild kann aus 3 ml EDTA-Blut erstellt werden. Die Anzahl der verschiedenen Blutzellen wird dabei maschinell mittels Durchflusszytometrie gezählt. Die Lymphozyten-Subtypen werden aus 4 ml Blut anhand der durchflusszytometrischen Immunphänotypisierung bestimmt.

Lymphozyten Normwerte

Folgende Normalwerte Lymphozyten gelten für Erwachsene:

  • Lymphozyten absolut: 1.400–4.800/µl Blut
  • Lymphozyten relativ: 20–45 % der Leukozyten im Blut

Säuglinge und Kinder haben, verglichen mit Erwachsenen, eine höhere Anzahl von Lymphozyten (absolut) sowie einen höheren prozentualen Anteil der Lymphozyten (hinsichtlich aller weißer Blutkörperchen).

Die spezifischen Werte für B-Lymphozyten, T-Lymphozyten und natürliche Killerzellen sind in den jeweiligen Artikel zu finden.

B-Lymphozyten
B-Lymphozyten
T-Lymphozyten
T-Lymphozyten
Natürliche Killerzellen
Natürliche Killerzellen

Ursachen Lymphozyten niedrig

Sinken die absoluten Lymphozyten-Werte unter 1.000 pro µl Blut, so liegt eine absolute Lymphozytopenie (auch absolute Lymphopenie genannt) vor. Die relative Lymphozytopie beschreibt ein Mangel von Lymphozyten in Relation zu allen Leukozyten.

Mögliche Ursachen für Lymphozytopenie:

  • Chronische HIV-Infektionen oder AIDS
  • Weitere Virusinfektionen
  • Tuberkulose
  • Eiweißmangelernährung
  • Verschiedene Krebserkrankungen (u. a. Lymphome, akute lymphatische Leukämie)
  • Autoimmunerkrankungen (z. B. Systemischer Lupus erythematodes)
  • Cushing-Syndrom (Cortisol-Überschuss)
  • Nierenschäden
  • Strahlen- oder Chemotherapie
  • Verschiedene Medikamente

Ursachen Lymphozyten erhöht

Ist die Lymphozyten-Konzentration auf über 4.800 Zellen pro µl Blut erhöht, spricht man von einer absoluten Lymphozytose. Bei einer relativen Lymphozytose ist der Anteil der Lymphozyten in Relation zu den Leukozyten erhöht.

Mögliche Ursachen für Lymphozytose:

  • Virale Infektionskrankheiten (u. a. Röteln, Mumps, Hepatitis, Pfeiffersches Drüsenfieber, Cytomegalie, akute HIV-Infektionen)
  • Bakterielle Infektionskrankheiten (u. a. Tuberkulose, Keuchhusten, Syphilis)
  • Verschiedene Krebserkrankungen (u. a. chronisch lymphatische Leukämie)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Chronische Entzündungen

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Lymphozyten-Werte

Sowohl zu hohe Lymphozyten-Werte als auch zu niedrige Lymphozyten-Werte werden in den allermeisten Fällen durch Infektionen ausgelöst. Daher gilt es, die auslösenden Erreger zu identifizieren und zu bekämpfen. Bei extremen Fällen können Immunglobuline gespritzt werden oder es kommt sogar zu einer Stammzelltransplantation – immer in Abhängigkeit von der ursächlichen Erkrankung.

Um Infektionen vorzubeugen ist ein gesunder Lebensstil die wirksamste Methode. Ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und wenig Stress bilden die Basis dazu.

Ernährungs-Tipps: Lymphozyten erhöhen

Proteine

Um weiße Blutkörperchen zu produzieren, benötigt der Körper Proteine. Gute Quellen für mageres Eiweiß sind:

  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse
  • Hühnerbrust
  • Lachs, Schwertfisch, Hering
  • Mageres Rindfleisch
  • Käse mit geringem Fettanteil
  • Hüttenkäse
Schlechte Fette

Das gesamte Immunsystem kann durch den Verzicht auf schlechte Fette (gesättigte Fettsäuren) gestärkt werden. Diese Fette sind z. B. in Fast Food und Süßigkeiten enthalten.

Zink

Zink beeinflusst Entwicklung, Funktion und Aktivität von Lymphozyten. Lebensmittel mit viel Zink sind:

  • Meeresfrüchte
  • Vollkornprodukte
  • Milch und Milchprodukte
  • Geflügel
  • Bohnen, Kichererbsen
Vitamin C

Vitamin C erhöht die Produktion weißer Blutkörperchen, also auch von Lymphozyten. Lebensmittel mit viel Vitamin C sind:

  • Erdbeeren
  • Rhabarber
  • Spinat
  • Rosenkohl

Fakten zu Lymphozyten

  1. Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
  2. Sie haben wichtige Aufgaben innerhalb des menschlichen Immunsystems.
  3. Lymphozyten haben einen Durchmesser von 7–16 µm.
  4. Aktivierte Lymphozyten sind größer als inaktive Lymphozyten.
  5. Die Lebensdauer von Lymphozyten beträgt bis zu 120 Tage.

Quellen

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