Cortisol (Kortisol)

Laborwerte richtig verstehen: Cortisol (Hydrocortison) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper Cortisol?
  2. Bei welchen Symptomen Cortisolspiegel testen?
  3. Laboruntersuchung Cortisolwert
  4. Ursachen für niedrige Cortisolwerte
  5. Ursachen für hohe Cortisolwerte
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Cortisolspiegel
  7. Fakten zum "Stresshormon” Cortisol

Cortisol (auch Kortisol oder Hydrocortison) ist ein Hormon aus der Gruppe der Glukokortikoide. Bei starkem Stress, auch durch schwere Erkrankungen oder Unfälle, steigt der Spiegel dieses Stresshormons stark an. Cortison ist die inaktive Form des Cortisols und wird häufig als Medikament eingesetzt.

Wofür benötigt der Körper Cortisol?

Das Steroidhormon Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert. Als Ausgangsstoff dient Cholesterin; dieses wird über verschiedene Zwischenstufen zu Cortisol umgebaut. Dieser Vorgang wird durch das übergeordnete Hormon ACTH (adrenocorticotropes Hormon) in einer negativen Feedback-Schleife reguliert.

Cortisol wirkt katabol, also stoffwechselregulierend. Dadurch hat es Auswirkungen auf Wachstum und Stoffwechsel. Diese Wirkung dient u. a. der Energieversorgung des Körpers in Hungerperioden und schnellen Energiebereitstellung in Stresssituationen. Cortisol wirkt stimulierend auf:

  • Kohlenhydrathaushalt (Glukoneogenese)

  • Fettstoffwechsel (Lipolyse)

  • Proteinumsatz (Proteolyse)

Zusätzlich hat Cortisol eine entzündungshemmende und immunsuppressive Wirkung. Es wird auch medikamentös verabreicht (meist als Cortison).

Bei welchen Symptomen Cortisolspiegel testen?

Ärztliche angeordnete Messungen des Cortisolspiegels erfolgen meist bei Verdacht auf Nebennierenfunktionsstörungen und zur Verlaufskontrolle bei Hypo- und Hypercortisolismus. Dabei bezeichnet Hypocortisolismus einen Mangel an Cortisol und Hypercortisolismus steht für einen Überschuss an Cortisol.

Cortisolmangel Symptome

  • Niedriger Blutdruck (arterielle Hypotonie)
  • Schwächegefühl & Müdigkeit
  • Gewichtsverlust & Appetitlosigkeit
  • Übelkeit & Erbrechen
  • Blasse Haut

Cortisolüberschuss Symptome

Laboruntersuchung Cortisolwert

Der Cortisolwert im Blut unterliegt einem starken zirkadianen Rhythmus, das heißt die Cortisolspiegel schwanken sehr stark im Verlauf eines Tages. Morgens wird viel Cortisol vom Körper ausgeschüttet, nachts ist der Cortisolspiegel am niedrigsten.

Außerdem wird der Cortisolspiegel stark von der körperlichen Verfassung einer Person beeinflusst. Falsch hohe Cortisolwerte, auch als Pseudo-Cushing-Syndrom bezeichnet, entstehen u. a. durch:

Cortisolspiegel messen

Um Cortisol im Blut zu bestimmen erfolgt die Blutabnahme i. d. R. am frühen Morgen gegen 08:00 Uhr – dann ist der Cortisolwert am höchsten. Außerdem sollte die Blutabnahme unter stressarmen Bedingungen stattfinden. Um Tagesschwankungen zu analysieren, kann auch ein Cortisol-Tagesprofil erstellt werden. Dabei werden die Werte über den Tag verteilt mehrmals gemessen und dokumentiert.

Üblicherweise wird Cortisol aus 0,5 ml Blutserum mithilfe eines Elektrochemilumineszens-Immunoassays (ECLIA) bestimmt. Aber auch aus Blutplasma, Speichel oder einer Probe mit 24-Stunden-Sammelurin kann man Cortisol messen – allerdings gelten dann andere Referenzwerte.

Cortisol Normalwerte

Wird der Cortisolspiegel aus morgens entnommenem Blutserum analysiert, so gelten folgende Richtwerte als normal:

  • Erwachsene: 4,8–19,5 µg/dl (entspricht 133–537 nmol/l)
  • Jugendliche: 1,7–29,3 µg/dl (entspricht 47–814 nmol/l)
  • Kinder: 2,1–20,5 µg/dl (entspricht 58–568 nmol/l)

Wird der Cortisolspiegel aus 24-Stunden-Sammelurin bestimmt, so gelten diese Referenzwerte:

  • Erwachsene: 21–292 µg/24h
  • Jugendliche: 15–224 µg/24h
  • Kinder: 6–123 µg/24h

Dabei ist zu beachten, dass solche Messwerte immer von laborspezifischen Parametern wie der angewendeten Analysemethode abhängig sind. Deshalb ist es ratsam, die gemessenen Werte mit laborspezifischen Referenzwerten zu vergleichen und sich diese von einem Arzt oder einer Ärztin ausführlich erklären zu lassen.

Ursachen für niedrige Cortisolwerte

  • Nebennierenrindeninsuffizienz
    • Primär (Morbus Addison)
    • Sekundär (z. B. Hypopituitarismus)
  • Leberzirrhose
  • Adrenogenitales Syndrom (AGS)
  • Altersschwäche (Marasmus senilis)

Ursachen für hohe Cortisolwerte

  • Morbus Cushing oder Cushing-Syndrom
  • Pseudo-Cushing (z. B. durch Stress, Alkoholismus oder Schwangerschaft)
  • Nebennierenrinden-Adenome und -Karzinome

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Cortisolspiegel

Neben Erkrankungen und Medikamenten gibt es auch Cortisol-beeinflussende Faktoren, die von der Lebensweise einer Person abhängig sind. Diese lassen sich in den meisten Fällen ohne große Aufwände ändern, um aus dem Gleichgewicht geratene Cortisolspiegel zu modifizieren.

Die mit Abstand wichtigsten Faktoren sind Stress und Schlaf. Stress führt zu einem sprunghaften Anstieg des Cortisollevels im Körper und somit u. a. zu Bluthochdruck und Schlafstörungen. Ein gesunder Schlaf ist jedoch wichtig für einen ausgeglichenen Cortisolhaushalt. So kann, ausgelöst durch Stress oder Schlafmangel, ein Teufelskreis entstehen. Dieser muss aktiv unterbrochen werden durch gezieltes Vermeiden von Stress, den Einbau von Entspannungsphasen in den Tagesablauf und eine regelmäßige Schlafroutine.

Tipps für einen ausgewogenen Cortisolhaushalt

Bei abweichenden Cortisolspiegeln ist es wichtig, Körper und Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Diese einfachen Verhaltensweisen helfen gegen zu hohe und zu niedrige Cortisolwerte:

  • Stress vermeiden bzw. reduzieren

  • Entspannungsübungen praktizieren

  • Leichte sportliche Betätigung

  • Gesunder Schlaf (ausreichend und regelmäßig)

  • Ausgewogene Ernährung (fettarm, zuckerarm)

  • Vermeiden von Alkohol, Nikotin und Kaffee

  • Kontakt zu Freunden, Familie und Haustieren

Fakten zum "Stresshormon” Cortisol

  1. Der Name leitet sich ab vom lateinischen Begriff “cortex” für Nebennierenrinde; dort wird Cortisol produziert.
  2. Fast jede Körperzelle hat Cortisol-Rezeptoren.
  3. Hohe Cortisolspiegel hemmen das Knochenwachstum.
  4. Etwa um Mitternacht ist der Cortisolspiegel am niedrigsten.
  5. Kurzfristig erhöhte Cortisolwerte steigern die Leistungsfähigkeit.

Quellen

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