B-Lymphozyten

Laborwerte richtig verstehen: B-Lymphozyten (B-Zellen) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. B-Lymphozyten: Definition und Aufgabe
  2. Bei welchen Symptomen B-Lymphozyten bestimmen?
  3. Laboruntersuchung B-Lymphozyten
  4. Ursachen B-Lymphozyten zu niedrig
  5. Ursachen B-Lymphozyten erhöht
  6. Die Rolle von B-Lymphozyten bei Corona-Impfung
  7. Fakten zu B-Lymphozyten

B-Lymphozyten, oder auch B-Zellen, sind Teil der spezifischen Immunantwort. Diese ist langsamer, aber dafür viel effektiver als die unspezifische angeborene Immunantwort. Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

B-Lymphozyten: Definition und Aufgabe

B-Lymphozyten sind essentiell bei der spezifischen Immunreaktion. Dabei steuern B-Lymphozyten die Antikörper-basierte Abwehrreaktion des Körpers. Dies wird auch als humorale Immunabwehr bezeichnet. Das B steht für “bone marrow derived”, also im Knochenmark gebildet.

Über Immunglobuline (Ig) auf der Zelloberfläche können B-Lymphozyten spezifische Antigene erkennen. Bei diesen Antigenen handelt es sich um körperfremde Proteine. Durch Kontakt mit Antigenen entwickeln sich die B-Zellen zu Plasmazellen. Mithilfe von Makrophagen und T-Lymphozyten werden spezifische Antikörper gebildet und freigesetzt. Diese Antikörper binden an die passenden Antigene (Schlüssel-Schloss-Prinzip). Somit sind die Zielstrukturen markiert und werden durch Phagozytose zerstört.

Bei einer Immunreaktion entstehen außerdem langlebige B-Gedächtniszellen. Diese können bei erneutem Kontakt mit einem bekannten Antigen eine schnelle und effiziente Immunabwehr auslösen. So wird die Ausbreitung von Infektionen verhindert.

Zusätzliche zu den Immunglobulinen haben B-Lymphozyten auf der Membranoberfläche weitere Marker, welche zur Identifizierung der Subtypen der B-Zellen genutzt werden (Lymphozyten-Differenzierung). Die häufigsten Oberflächenmarker von B-Lymphozyten sind CD19, CD20 und CD21.

Bei welchen Symptomen B-Lymphozyten bestimmen?

Bei angeborenen oder erworbenen zellulären Immundefizite kann eine Lymphozyten-Differenzierung die Diagnose der zugrundeliegenden Krankheit unterstützen.

Mögliche Indikationen zur Bestimmung der B-Lymphozytenwerte sind u. a.:

  • Häufige virale Infektionen
  • Häufige bakterielle Infektionen
  • Pilzinfektionen
  • Parasitosen
  • Allergien
  • Autoimmunerkrankungen
  • Neurodermitis
  • Erhöhte Lymphozyten-Werte
  • Erniedrigte Lymphozyten-Werte

Laboruntersuchung B-Lymphozyten

Je nach Indikation können die Subpopulationen der Lymphozyten aus Blut oder aus Bronchialsekret bestimmt werden.

  • Blutprobe: 1 bis 2 ml EDTA-Blut

  • Bronchialsekret: bei der broncheoalveolären Lavage (BAL) wird das Bronchialsekret mit Kochsalz- oder Ringerlösung aus der Lunge gespült

B-Lymphozyten messen

Lymphozyten können anhand der unterschiedlichen Rezeptoren auf den Zelloberflächen unterschieden werden. Spezifische Antikörper, welche unterschiedliche Farbsignale aussenden, binden an die jeweiligen Rezeptoren (z. B. CD19 bei B-Zellen). Mit Durchflusszytometrie können diese farblich markierten Zellen dann automatisch gezählt werden. Diese Methode zur Lymphozyten-Differenzierung wird als Immunphänotypisierung bezeichnet.

B-Lymphozyten Normalwerte

Es gibt zwei Werte, die für die medizinische Beurteilung des B-Lymphozytenstatus von Bedeutung sind: Der absolute Wert gibt die Anzahl der B-Lymphozyten pro µl Blut an, der relative Wert sagt aus, wieviel Prozent der Gesamtlymphozyten B-Lymphozyten sind. Die Werte schwanken von Labor zu Labor und sind zusätzlich von Alter und Geschlecht der PatientInnen abhängig, deshalb bieten diese Normalwerte nur eine Orientierungshilfe.

Normwerte B-Lymphozyten bei Erwachsenen:

  • B-Lymphozyten (CD19) absolut: 70–830/µl
  • B-Lymphozyten (CD19) relativ: 7–23 %

Ursachen B-Lymphozyten zu niedrig

Niedrige Werte von B-Lymphozyten treten bei Immundefekten auf. Diese können entweder angeboren sein, z. B. schwere kombinierte Immundefekte (severe combined immunodeficiency, SCID). Oder es handelt sich um erworbene Immundefekte, wie z. B. das erworbene Immunschwächesyndrom (acquired immune deficiency syndrome, AIDS).

Auch Eisenmangel oder Lebererkrankungen können niedrige B-Lymphozytenwerte verursachen.

Ursachen B-Lymphozyten erhöht

B-Zell-Lymphome, wie etwa die chronisch lymphatische Leukämie (CLL), führen zu einer Erhöhung der B-Zellen im Blut. Bei einem Wert von über 5.000 B-Lymphozyten pro µl Blut gelten die Werte als stark erhöht. Das ist z. B. bei einer B-Zell-Leukämie oder bei monoklonaler B-Tell-Lymphozytose der Fall.

Die Rolle von B-Lymphozyten bei Corona-Impfung

Menschen mit Immunschwächen, ob angeboren oder erworben, haben ein hohes Risiko für COVID-19-Erkrankungen. Forschende der Uni Graz untersuchten, warum einige Personen mit Immunschwäche besser auf mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 ansprechen als andere. Die Bildung von Antikörpern gegen das Coronavirus wurde in knapp 200 ProbandInnen analysiert. Dazu wurde das Blut der ProbandInnen 3 bis 4 Wochen nach der Zweitimpfung immunologisch untersucht.

Ergebnis war, dass eine bestimmte Art von B-Zellen (CD19+IgD+CD27) direkt mit der Bildung von ausreichend Antikörpern im Zusammenhang stand. Die Forschenden vermuteten weiterhin, dass immungeschwächte PatientInnen, bei denen die Anzahl dieser B-Lymphozyten jedoch nicht drastisch verringert ist, generell besser auf mRNA-Impfungen reagieren, also ausreichend Antikörper produzieren.

Fakten zu B-Lymphozyten

  1. Bei der spezifischen Immunreaktion setzen B-Lymphozyten Antikörper frei.
  2. Das B bei B-Lymphozyten steht für Knochenmark (englisch: bone marrow), da die Zellen dort entstehen und reifen.
  3. B-Lymphozyten und T-Lymphozyten haben einen Durchmesser von 6–8 μm.
  4. Typische Oberflächenrezeptoren bei B-Lymphozyten sind CD19, CD20 und CD23.

Quellen

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