Welche Medikamente gegen die Neurodermitis gibt es?
Juckende, gerötete, schuppende oder nässende Haut sind typische Symptome einer Neurodermitis. Die Symptome sind nicht dauerhaft vorhanden, daher spricht man auch von einem “schubförmigen” oder “wellenartigen” verlauf. Vielmehr werden sie durch verschiedene „Triggerfaktoren“ ausgelöst, zum Beispiel Stress.
Neurodermitis Therapie
Da Neurodermitis zu einem großen Teil erbliche Ursachen hat, kann die Krankheit bisher nicht vollständig geheilt werden. Es gibt allerdings Behandlungsmethoden und Medikamente, die das Leben mit der Erkrankung vereinfachen und die Symptome weitgehend lindern können. Man unterscheidet bei der Therapie zwischen akuter Therapie während eines Schubs und vorbeugender Therapie in schubfreien Phasen.
Wichtig bei der Neurodermitis ist daher auch, herauszufinden, welche Faktoren die Krankheit verschlimmern, um diese anschließend nach Möglichkeit zu vermeiden. Hierzu können zum Beispiel bestimmte Tierhaare, Kleidungsstücke, Stoffe, Gräserpollen oder Hausstaubmilben zählen. Manchmal spielen auch bestimmte Nahrungsmittel eine Rolle. Starke Lufttrockenheit oder -feuchtigkeit, Kälte oder starkes Schwitzen können ebenfalls Juckreiz und Ekzeme auslösen.
Diese sogenannten Triggerfaktoren sind bei jeder Person anders und sollten im Einzelfall gesucht und anschließend vermieden werden. Eine allgemeingültige Diät für Patienten mit Neurodermitis gibt es nicht.
Medikamentöse Therapie
Da Neurodermitis bisher nicht geheilt werden kann, ist das Ziel der Behandlung daher die Linderung der Symptome um die Krankheit möglichst unter Kontrolle zu halten.
Bei der medikamentösen Therapie wird zwischen der lokalen, also der direkten Behandlung der Haut mit Cremes oder salben und der systemischen Therapie mit oralen Medikamenten oder über Venenzugänge.
Behandlung mit Cortison
Eine zentrale Bedeutung in der Therapie der Neurodermitis spielt Cortison. Cortisol (die aktive Form des Cortisons) ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde des menschlichen Körpers gebildet wird und zur Gruppe der Glukokortikoide gehört.Da dieses Hormon natürlicherweise im Körper vorkommt, bezeichnet man es auch als natürliches Glukokortikoid.
Es gibt aber inzwischen auch eine Vielzahl an künstlich hergestellten Glukokortikoiden, da ihr Einsatz in der Medizin sehr vielseitig ist. Ebenso vielseitig sind allerdings leider auch ihre Nebenwirkungen. Diese treten vor allem auf, wenn Glukokortikoide über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.
Zu den Nebenwirkungen können zum Beispiel die Verdünnung der Haut, das „Vollmondgesicht“, Appetitsteigerung und Osteoporose zählen. Daher sollte vor dem Einsatz von Cortisol oder anderen Glukokortikoiden immer Nutzen und Risiken ausführlich abgewogen werden.
Grundsätzlich sollte Cortison auch nur dann verwendet werden, wenn es akut gebraucht wird, und dann wieder abgesetzt werden.
Behandlung mit Calcineurin-Inhibitoren
Zusätzlich dazu können im Falle der Neurodermitis sogenannte Calcineurin-Inhibitoren hilfreich sein. Diese verringern unter anderem Entzündungsreaktionen. Die Calcineurin-Inhibitoren haben zum Beispiel den Vorteil, dass sie die Haut nicht dünner werden lassen.
Allgemein werden sie gut vertragen und können in der Regel auch über eine längere Zeit eingesetzt werden werden als Glukokortikoide. Es ist allerdings noch nicht geklärt, ob sie das Krebsrisiko erhöhen.
Zur Unterstützung dieser Therapien helfen oftmals Cremes gegen Juckreiz oder Antihistaminika in Form von Tabletten. Bei infizierten Ekzemen können außerdem zusätzlich Antibiotika oder Antimykotika (zur Bekämpfung von Pilzen) verwendet werden.
Wann werden welche Medikamente eingesetzt?
Je nach Alter, Verlauf und Erscheinungsbild der Neurodermitis kommen verschiedene Medikamente in Betracht. Man spricht von einem „Stufenschema“, bei dem die Stärke der Medikamente an die Stärke der Krankheit angepasst wird.
Stufe I: Trockene Haut
Wenn Betroffene unter trockener Haut leiden, aber noch keine Rötungen, Schuppungen oder starker Juckreiz vorhanden sind, steht vor allem die Basispflege im Vordergrund. Hierbei kommen Cremes, fett-feuchte Umschläge oder Badezusätze in Betracht, die Harnstoff, Glycerin oder Paraffin enthalten.
Ziel dieser Pflege ist, der Haut Feuchtigkeit zu geben und den Verlust an Feuchtigkeit zu verringern. Bei dieser Stufe spielen auch die allgemeinen Maßnahmen, wie das Vermeiden von Triggerfaktoren, eine wichtige Rolle.
Stufe II: Leichte Ekzeme
Sobald Ekzeme auftreten, kann zusätzlich zu den Basismaßnahmen eine Cortisoncreme in niedriger Dosierung eingesetzt werden oder eine Lichttherapie durchgeführt werden. Auch Cremes, die gegen Infektionen und den Juckreiz helfen, sind geeignet.
Alternativ oder zusätzlich zu der Cortisoncreme können auch sogenannte Calcineurin-Inhibitoren genutzt werden. Ein gängiger Wirkstoff unter den schwach Wirksamen Glucocorticoiden ist zum Beispiel Hydrocortison, das in vielen Medikamenten enthalten ist.
Stufe III: Mittelschweres Ekzem
Sobald das Ekzem ein mittelschweres Stadium erreicht hat, können zusätzlich zu bisherigen Maßnahmen stärkere Cortisoncremes angewendet werden. Ein Wirkstoff der stärkeren Cortisoncremes ist zum Beispiel Betamethason oder Mometasofuroat.
Die Medikamente werden in Form von Cremes oder Salben verschreiben. Der Unterschied zwischen einer Creme und einer Salbe besteht lediglich darin, dass Cremes per Definition aus Öl und Wasser bestehen, während Salben kein Wasser enthalten.
Stufe IV: Sehr starke und langanhaltende Ekzeme
Bei schwerwiegenden Ekzemen können zusätzlich zu den bisher genannten Maßnahmen Therapien zur Anwendung kommen, bei denen über Tabletten oder über eine Vene der Körper „von Innen“ behandelt wird. Man spricht dann von einer systemischen Therapie.
Die Wirkung ist hierbei stärker als bei Cremes und Salben – allerdings verstärken sich dadurch natürlich auch die Nebenwirkungen, weshalb die Therapie gut durchdacht und abgewogen werden und nur bei Erwachsenen zum Einsatz kommen sollten.