Der tägliche Flüssigkeitsverlust über Haut und Ausatemluft beträgt in Ruhe bis zu 1 Liter. Bei Hitze oder Anstrengung kann der Körper bis zu 10 Liter Schweiß pro Tag produzieren.
Schwitzen ist eine natürliche Körperfunktion. Sie dient der Thermoregulationund sorgt auch bei warmen Temperaturen für eine konstante Körpertemperatur. Darüber hinaus werden durch das Schwitzen die oberen Hautschichten feucht gehalten.
Eine andere Form des Schwitzens ist das emotionale Schwitzen. Es tritt vor allem bei körperlichem oder psychischem Stress, Angst, Aufregung oder Scham auf. Emotionales Schwitzen ist bei einigen Menschen Grund für starkes Schwitzen am Kopf, den Händen und Fußsohlen. Die Art und Weise sowie der Zeitpunkt des Schwitzens kann einen Hinweis auf eine zugrundeliegende Erkrankung geben.
- Durch Verdunstung von Schweiß auf der Haut wird der Körper abgekühlt.
- Schweiß selbst ist geruchsneutral. Der Geruch entsteht durch Hautbakterien, die den Schweiß zersetzen.
- Der Übergang zwischen normalem und krankhaftem Schwitzen ist fließend.
Wie funktioniert Schwitzen?
Der Körper besitzt zwei Arten von Schweißdrüsen. Die ekkrinen Schweißdrüsen liegen am ganzen Körper verteilt, besonders dicht an Handflächen, Fußsohlen und Stirn. Ihre Gänge münden direkt auf die Haut. Daraus ergibt sich ihre hauptsächliche Funktion der Thermoregulation. Reize für die Schweißproduktion sind der Anstieg der Körpertemperatur sowie die Aktivierung des sogenannten sympathischen Nervensystems bei Stress, Aufregung und in emotionalen Situationen (Fight-or-Flight-Reaktion).
Die zweite Form der Schweißdrüsen sind apokrine Schweißdrüsen. Sie sind erst ab der Pubertät aktiv und sitzen vor allem an Achseln, Brustwarzen und im Intimbereich. Sie leiten ihren Schweiß entlang der Haarfollikel an die Hautoberfläche. Die Steuerung der Schweißproduktion apokriner Schweißdrüsen ist nicht abschließend geklärt. Vermutlich ist sie ausschließlich hormongesteuert und unabhängig von der Körpertemperatur und dem sympathischen Nervensystem.
Schwitzen dient zu einem Großteil der Abkühlung des Körpers. Aber Schweiß hat auch noch andere Funktionen:
- Befeuchten der Haut
- Aufrechterhaltung des Säureschutzmantels der Haut (pH ca. 4,5)
- Entgiftung
- Absonderung von Duftstoffen (apokrine Schweißdrüsen)
Ursachen für Schwitzen
Schwitzen ist in den meisten Fällen eine gesunde Reaktion des Körpers. Es ist essenziell, um die Körpertemperatur auch bei Hitze oder körperlicher Aktivität stabil zu halten. Bei der Aufnahme von warmen Speisen und Getränken wirkt Schwitzen einer Aufheizung des Körpers entgegen. Durch die Zufuhr von scharfen Lebensmitteln, Alkohol und Koffein wird der Stoffwechsel angeregt. Dadurch steigt ebenfalls die Wärmeproduktion und der Körper schwitzt. Alkohol sorgt zudem für eine Erweiterung der Gefäße, was zusätzlich das Wärmegefühl und die Schweißproduktion anregt. Fördernd bei starkem Schwitzen wirken außerdem warme, undurchlässige Kleidung und Übergewicht.
Hormonelle Ursachen für Schwitzen
Bei starken Emotionen begibt sich der Körper in einen Stresszustand, den sogenannten Fight-or-Flight-Modus. In diesem Zustand werden Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese dienen der Mobilisierung von Energiereserven, der Körper produziert Wärme und beginnt unter anderem zu schwitzen.
In den Wechseljahren stellen die Eierstöcke nach und nach ihre Funktion ein. Sie produzieren weniger Östrogen, dadurch wird das Zentrum im Gehirn beeinträchtigt, welches für die Thermoregulation verantwortlich ist. Typische Symptome sind unter anderem Hitzewallungen und plötzliches, übermäßiges Schwitzen. Die Hitzewallungen können auch nachts auftreten und nächtliches Schwitzen verursachen.
Während des Menstruationszyklus unterliegen menstruierende Menschen monatlichen Hormonschwankungen. Insbesondere in den Tagen vor und während der Periode können Symptome wie Hitzewallungen und Schwitzen auftreten. Diese Symptome sind Teil des Prämenstruellen Syndroms (PMS).
In der Schwangerschaft ist der Körper sowohl einer Hormonumstellung als auch großer Belastung ausgesetzt. Die Schwangerschaftshormone beeinträchtigen die Thermoregulation des Körpers, wodurch Wärmezustände begünstigt werden. Die Versorgung des heranwachsenden Kindes mit Nährstoffen und Blut ist eine enorme Anstrengung für den Körper. Sowohl Muskeln als auch Kreislauf werden zusätzlich strapaziert, dieser Kraftaufwand erzeugt Wärme und führt zu vermehrtem Schwitzen.
Eine mögliche körperliche Ursache für Schweißausbrüche und Hitzewallungen ist eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Schwitzen, beschleunigter Puls, hoher Blutdruck, Hautrötungen und Durchfall sind typische Symptome. Die Schilddrüse produziert große Mengen der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese bewirken eine starke Aktivierung des Stoffwechsels und dadurch die Produktion überschüssiger Wärme.
Schwitzen durch körperliche Erkrankungen
Hyperhidrose ist eine Erkrankung, die durch überdurchschnittlich starkes Schwitzen charakterisiert ist. Die Erkrankung verursacht bei Betroffenen großen Leidensdruck. In der Regel beschränkt sich das starke Schwitzen auf bestimmte Körperstellen, zum Beispiel Schwitzen am Kopf, an den Händen oder unter den Achseln. Auslöser sind Stress, Aufregung, Angst oder Anstrengung. Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch nicht abschließend erforscht.
Bei der Therapie von Diabetes mellitus, insbesondere bei der Therapie mit Insulin, kann es leicht zum Zustand der Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen. Der niedrige Glukosespiegel im Blut bewirkt die Aktivierung des sympathischen Nervensystems zur Mobilisierung anderer Energiereserven. Dieses Nervensystem stimuliert auch die ekkrinen Schweißdrüsen. Die Folge ist Kaltschweißigkeit. Vermehrte Schweißproduktion zählt nicht zu den Diabetes Anzeichen. Schwitzen ist eher Folge der Therapie, die zu Unterzuckerung mit Schweißausbrüchen führen kann.
Viele Infektionserkrankungen gehen mit Fieber einher. Dieses dient der Abwehr der Erreger, die die Infektion verursachen. Durch die erhöhte Körpertemperatur tritt vermehrtes Schwitzen im Schlaf auf. Auch im Rahmen anderer Infektionen wie Tuberkulose oder HIV bzw. AIDS tritt gehäuft nachts Schwitzen auf.
Verschiedenste Erkrankungen des Nervensystems können mit vermehrter Schweißproduktion einhergehen. Dazu zählen unter anderem autonome Funktionsstörungen. Erkrankungen wie bestimmte Arten der Kopfschmerzen reizen und aktivieren in einem begrenzten Gebiet sympathische Nervenfasern, die die Schweißdrüsen innervieren. Ein weiteres Beispiel ist Morbus Parkinson. Bei dieser Erkrankung kommt es durch Ablagerungen im Gehirn unter anderem zu Störungen des autonomen Nervensystems mit gesteigerter Produktion von Schweiß, Speichel und Talg.
Die drei Symptome Fieber, nächtliches Schwitzen und Gewichtsverlust werden unter dem Begriff B-Symptomatik zusammengefasst. Insbesondere das gemeinsame Auftreten dieser Symptome können ein Hinweis auf das Vorliegen einer Krebserkrankung sein. Typischerweise schwitzen nachts vor allem PatientInnen mit Lymphdrüsenkrebs (Lymphom). Warum schwitzen Krebskranke? Die B-Symptomatik ist Folge der hohen Aktivität entarteter Zellen. Sie sorgen für Zelluntergang, Aktivierung des Immunsystems und Rekrutierung bestimmter Botenstoffe, die Entzündung signalisieren.
Schwitzen kann Ausdruck von Vergiftung oder Medikamentennebenwirkung sein. Im Rahmen von Allergien gegen Medikamente wie Antibiotika kann es zur allergischen Reaktion mit Schweißausbrüchen kommen. Medikamente, die das Hormongleichgewicht des Körpers beeinflussen, können ebenfalls zu übermäßigem Schwitzen führen. Dazu zählen die Antibabypille, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren oder Überdosierung von Schilddrüsenhormonen.
Die Einnahme bestimmter Drogen verursacht Schwitzen. Typische Beispiele sind Kokain und Amphetamine. Sie aktivieren das sympathische Nervensystem und damit die ekkrinen Schweißdrüsen. Die Körpertemperatur wird erhöht durch Ausschüttung bestimmter Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin im Gehirn.
Behandlung von starkem Schwitzen
Schwitzen im Allgemeinen ist eine normale und wichtige Funktion des Körpers, um die Körpertemperatur auch bei Hitze oder Anstrengung konstant zu halten. Es muss und sollte keine spezielle Behandlung erfolgen, wenn dem Schwitzen keine Krankheit zugrunde liegt und es keinen Leidensdruck bei PatientInnen verursacht. Um starkem Schwitzen vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen hilfreich:
Luftige, atmungsaktive Kleidung
Ausreichend Flüssigkeitszufuhr
Meiden heißer, koffeinhaltiger oder scharfer Getränke und Speisen
Regelmäßige moderate körperliche Aktivität
Der Geruchsentwicklung beim Schwitzen kann durch Deodorants vorgebeugt werden. Sie enthalten Substanzen, die geruchsbildende Moleküle neutralisieren.
Ein Antitranspirant hingegen verringert die Schweißproduktion in den Drüsen. Dadurch wird auch der kühlende Effekt des Schweißes gemindert, was im Extremfall zu Überhitzung des Körpers führen kann. Häufig sind in Antitranspirantien Aluminiumsalze enthalten, die die Schweißdrüsen zeitweise blockieren. Diese standen lange in der Kritik, über die Haut aufgenommen zu werden und gesundheitsschädliche Wirkungen zu haben. Inzwischen konnte in verschiedenen Studien belegt werden, dass die Aluminiumaufnahme über die Haut und damit der gesundheitsschädigende Effekt zu vernachlässigen sind.
Erkrankungen, die Schwitzen und Schweißausbrüche verursachen, können in der Regel gut behandelt werden. Die Therapie der Grunderkrankung stellt auch die Therapie des Symptoms Schwitzen dar. In schweren Fällen der Hyperhidrose können Schweißdrüsen operativ oder mittels Botox-Injektion verschlossen werden.
Bei hormonellen Ursachen für Schwitzen wie den Wechseljahren oder der Menstruation kann in schweren Fällen eine Hormonersatztherapie angestrebt werden. Die Vor- und Nachteile dieser Therapie müssen jedoch genau abgewogen werden, da auch sie Schwitzen verursachen kann.
Ist das Schwitzen Folge von Allergien, Unverträglichkeiten oder Medikamenteneinnahme, sollte der Auslöser unbedingt gemieden werden.
Leiden PatientInnen unter starkem emotionalen Schwitzen, kann auch eine Psychotherapie angestrebt werden. Durch Verhaltenstherapie können zusammen mit ExpertInnen Strategien zur Bewältigung emotionaler Situationen entwickelt werden.
Häufige Fragen zu Schwitzen
Schwitzen in bestimmten Situationen ist eine normale Reaktion des Körpers, um die Körpertemperatur stabil zu halten. Starkes Schwitzen kann durch Erkrankungen des Hormonsystems, der Schilddrüse oder Diabetes mellitus verursacht werden. Übermäßiges Schwitzen ist bei fehlenden anderen Ursachen eine eigene Erkrankung namens Hyperhidrose.
Erkrankungen des Hormonsystems, Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes mellitus können unter anderem starkes Schwitzen verursachen.
Vermeintlich grundloses Schwitzen wird oft durch Stress oder Emotionen wie Angst, Scham und Aufregung verursacht. Emotionales Schwitzen ist eine natürliche Reaktion des Körpers durch die Stresshormone Adrenalin und Cortisol.
Schwitzen hat verschiedene Ursachen. Die naheliegendsten sind Hitze und körperliche Anstrengung sowie Stress. Auch hormonelle Schwankungen im Rahmen der Menstruation, der Wechseljahre oder einer Schwangerschaft können ein Auslöser sein. Das Auftreten von regelmäßigem Nachtschweiß sollte ärztlich abgeklärt werden.
Prinzipiell können alle Krebsarten Nachtschweiß verursachen. Besonders typisch ist dieses Symptom für Lymphdrüsenkrebs (Lymphom).
Indirekt kann die Ursache für vermehrtes Schwitzen vom Herzen kommen. Bei sehr hohem sowie sehr niedrigem Blutdruck oder akuten Ereignissen wie einem Herzinfarkt wechselt der Körper in den Stressmodus. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol verursachen Schweißausbrüche.
Gegen starkes Schwitzen kann vorbeugend luftige, atmungsaktive Kleidung getragen werden. Der Verzicht auf heiße, besonders kalte, scharfe oder koffeinhaltige Speisen und Getränke wirkt zusätzlicher Hitzeentwicklung entgegen. Lauwarme Duschen und Bäder helfen bei der Abkühlung des Körpers. Außerdem sollte Stress möglichst vermieden werden. Emotionalem Schwitzen kann mit verhaltenstherapeutischen Übungen begegnet werden.
Quellen
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