Eine Frau nimmt Antibiotika als Kapseln mit einem Glas Wasser ein.
  1. Was sind Antibiotika?
  2. Wo werden Antibiotika angewandt?
  3. Wirkmechanismen von Antibiotika
  4. Informationen über verschiedene Antibiotika
  5. Antibiotische Therapie häufiger Erkrankungen
  6. Natürliche Antibiotika
  7. Einnahme von Antibiotika
  8. Häufige Fragen zu Antibiotika
Eine Frau nimmt Antibiotika als Kapseln mit einem Glas Wasser ein.

Antibiotika ist ein Plural, die entsprechende Einzahl heißt Antibiotikum. Dabei bedeutet anti “gegen” und bio “Leben”.

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind rezeptpflichtige Wirkstoffe, die in der Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt werden. Über verschiedene Wirkmechanismen töten sie Bakterien ab oder hemmen ihr Wachstum und ihre Vermehrung.

Auf einen Blick
  • Antibiotika dienen der Behandlung bakterieller Infektionen.
  • Es gibt verschiedene Antibiotikagruppen und Angriffspunkte.
  • Bakterien können Resistenzen gegen Antibiotika haben oder erwerben.
  • Bei der Einnahme gibt es Wechselwirkungen, z. B. mit Alkohol und Milchprodukten.

Wo werden Antibiotika angewandt?

Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Auch prophylaktisch kommen Antibiotika zur Anwendung, z. B. bei bestimmten operativen oder auch zahnärztlichen Eingriffen. Wichtig bei der Auswahl des Medikamentes ist, dass die bakteriellen Erreger gegenüber diesem empfindlich und nicht resistent sind. Dabei sollten Antibiotika wie alle anderen Medikamente nur angewendet werden, wenn sie indiziert sind. Bakterien besitzen zum Teil natürliche Resistenzen gegen Antibiotika. Jede Anwendung von Antibiotika tötet empfindliche Bakterien ab und selektiert die resistenten Vertreter, die überleben und sich weiter vermehren. Über verschiedene Mechanismen können Bakterien auch genetische Informationen austauschen und so Resistenzen erwerben.

Antibiotika helfen bei Erregern wie Viren nicht.

Wirkmechanismen von Antibiotika

Es gibt verschiedene Antibiotika, deren Wirkungsmechanismus in der Regel das Wirkungsspektrum festlegt. Nicht jedes Antibiotikum hilft gegen jedes Bakterium. Antibiotika können bakterizid, d. h. sie töten die Bakterien ab, oder bakteriostatisch, d. h. sie unterdrücken das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, wirken. Antibiotika werden nach ihren Angriffspunkten klassifiziert:

  • Störung der bakteriellen Zellwandsynthese

  • Bildung falscher Poren in der Zellmembran

  • Störung der bakteriellen Proteinsynthese

  • Störung der bakteriellen Folsäuresynthese

  • Störungen der bakteriellen DNA-Struktur und -Replikation

Welches Antibiotikum bei welcher Infektion zum Einsatz kommt, hängt von vielen Faktoren ab, z. B. dem (vermuteten) Erreger, der lokalen Resistenzlage gegen bestimmte Wirkstoffe und dem Allgemeinzustand des Betroffenen. Einen Überblick über die wichtigsten Antibiotikagruppen und beispielhafte Vertreter sowie Wirkmechanismen erfahren Sie hier:

Informationen über verschiedene Antibiotika

Penicilline

  • Beispiele: Penicillin G, Amoxicillin, Oxacillin, Piperacillin, Ampicillin & Clavulansäure
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Zellwandsynthese

Cephalosporine

  • Beispiele: Cefuroxim, Cefepim, Ceftarolin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Zellwandsynthese

Carbapeneme

  • Beispiele: Meropenem, Imipenem
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Zellwandsynthese

Glykopeptide

  • Beispiele: Vancomycin, Teicoplanin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Zellwandsynthese

Fosfomycin

  • Beispiel: Fosfomycin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Zellwandsynthese

Makrolide

  • Beispiele: Erythromycin, Azithromycin, Clatithromycin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese

Ketolide

  • Beispiel: Telithromycin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese

Chloramphenicol

  • Beispiel: Chloramphenicol
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese

Aminoglykoside

  • Beispiele: Gentamicin, Streptomycin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese und Schädigung der Zellwand

Tetracycline und -Derivate

  • Beispiele: Tetracyclin, Doxycyclin, Tigecyclin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese

Lincosamide

  • Beispiel: Clindamycin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese

Oxazolidinone

  • Beispielhafte Vertreter: Linezolid, Tedizolid
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen Proteinsynthese

Fluorchinolone

  • Beispiele: Ciprofloxacin, Moxifloxacin
  • Wirkmechanismus: Störungen der bakteriellen DNA-Struktur und -Replikation

Nitroimidazole

  • Beispiel: Metronidazol
  • Wirkmechanismus: Störungen der bakteriellen DNA-Struktur und -Replikation

Rifampicin

  • Beispiel: Rifampicin
  • Wirkmechanismus: Störung der bakteriellen DNA-Replikation

Sulfonamid + Dihydrofolatreduktase-Hemmer

  • Beispiel: Cotrimoxazol
  • Wirkmechanismus: Störungen der bakteriellen Folsäuresynthese

Zyklische Lipopeptide

  • Beispiel: Daptomycin
  • Wirkmechanismus: Bildung falscher Poren in der Zellmembran

Penicilline

Penicilline zählen zu den bekanntesten Antibiotika. Sie gehören zu den sogenannten ß-Lactam-Antibiotika. Diese Bezeichnung leitet sich von ihrer chemischen Struktur ab. Penicilline wirken bakterizid, indem sie die Zellwandsynthese der Bakterien hemmen und lassen sich in fünf Wirkstoffgruppen unterteilen. Je nach Substanz ist eine orale (über den Mund), intravenöse (in eine Vene) oder intramuskuläre (in einen Muskel) Gabe möglich. Penicilline finden häufig Anwendung, da sie bei einer Vielzahl von Indikationen eingesetzt werden. Darunter fallen zum Beispiel:

Wichtige Nebenwirkungen von Penicillinen sind allergische Reaktionen und Ausschläge (Exanthem), vor allem beim Pfeifferschen Drüsenfieber und bei der chronisch lymphatischen Leukämie, welche deshalb Kontraindikationen darstellen. Wie bei allen Antibiotika kann es zu Durchfällen kommen.

Makrolide

Makrolide wirken bakteriostatisch, indem sie die bakterielle Proteinsynthese hemmen. Das prototypische Makrolid ist Erythromycin, die anderen Makrolide sind synthetische Erythromycin-Abkömmlinge, z. B. Azithromycin. Beide Wirkstoffe werden auch angewandt, wenn eine Allergie gegen Penicilline besteht. Makrolide wirken gut gegen “atypische” Erreger, zu denen auch sich in der Zelle vermehrende Bakterien zählen. Unter anderem bei folgenden Erkrankungen können Makrolide eingesetzt werden:

Tetrazykline

Tetrazykline sind bakteriostatische Antibiotika, die die bakterielle Proteinsynthese hemmen. Beispiele sind das gleichnamige Tetracyclin sowie Doxycyclin. Wichtige Indikationen für den Einsatz von Tetrazyklinen sind die Behandlungen von Erkrankungen, die durch Chlamydien oder Mykoplasmen ausgelöst wurden. Zu den Einsatzgebieten zählen zum Beispiel:

  • Infektionen der Atemwege (z. B. Bronchitis, atypische Lungenentzündungen)

  • Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane (z. B. Chlamydien)

  • Infektionen des Magen-Darm-Traktes, z. B. durch Cholera- (schwere Verläufe) oder Yersinien-Bakterien

Wichtig zu beachten bei der Einnahme von Tetracyclinen ist, dass sie Komplexe mit Calcium bilden können und es so zu Ablagerungen in den Zähnen und Knochen kommen kann. Es kann zu unveränderlichen Zahnschäden kommen (Schmelzverfärbungen, hohe Kariesanfälligkeit). Tetracycline sind daher in der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern unter 8 Jahren kontraindiziert. Bei einer Behandlung mit Tetracyclinen sollten Milch- und Milchprodukte nicht gleichzeitig eingenommen werden.

Antibiotische Therapie häufiger Erkrankungen

Blasenentzündungen

Blasenentzündungen stellen eine häufige Erkrankung und einen häufigen Grund für einen Arztbesuch dar. Auslöser sind meist aus der Darmflora verschleppte Bakterien, die eine Entzündung der Harnblase bewirken. Sollte man sich für eine antibiotische Behandlung entscheiden, gelten unter anderem Fosfomycin-Trometamol und Nitrofurantoin als bevorzugte Wirkstoffe. Ersteres steht als Granulat zur Verfügung und wird zur Behandlung einmalig in Flüssigkeit gelöst eingenommen. Letzteres liegt in Tablettenform vor und wird je nach Dosierung 5 bis 7 Tage lang eingenommen.

Akne

Akne ist die häufigste Hauterkrankung weltweit. In Kombination mit anderen Wirkstoffen können Antibiotika zur lokalen oder systemischen Behandlung von Akne angewendet werden. Sie wirken antientzündlich und vermindern die Kolonisation mit dem Bakterium Propionibacterium acnes. Zur Verfügung stehen das oben erwähnte Makrolid Erythomycin sowie die Tetracycline Doxycyclin, Minocyclin und Tetracyclin. In Form einer Lösung steht auch noch Zynerit als Kombination aus Erythromycin und Zinkacetet-Dihydrat zur Verfügung.

Bakterielle Vaginose

Bei bakteriellen Vaginosen ist die natürliche bakterielle Zusammensetzung der Scheide verändert. Meist ist der Erreger das Bakterium Gardnerella vaginalis. Um eine aufsteigende Infektion des Genitaltraktes zu verhindern, stehen lokale oder systemische Antibiotika zur Verfügung. Metronidazol und Clindamycin sind die empfohlenen Antibiotika. Neben der Tablettenform stehen auch Hartkapseln und eine Vaginalcreme zur Auswahl.

Natürliche Antibiotika

Antibiose bezeichnet eine Beziehung zwischen zwei Arten, die für eine Seite Nachteile birgt und ihr Wachstum hemmt bzw. sie abtötet. Es ist das Gegenteil von Symbiose, bei der beide Arten einen positiven Nutzen aus der Beziehung ziehen. Beides ist in der Natur weitverbreitet, sodass manche Stoffe von Natur aus eine antibiotische Wirkung haben. Die Herstellung von medizinisch verwendeten Antibiotika erfolgt oft semisynthetisch, d. h. die Vorläufersubstanz wird aus Mikroorganismen gewonnen und weitere Modifikationen folgen durch chemische Reaktionen.

Knoblauch zum Beispiel ist nicht nur ein Lebensmittel, sondern hat auch eine antibakterielle Wirkung. Dies liegt unter anderem an Allicin, das in rohem Knoblauch vorhanden ist. Es hat neben der antibakteriellen auch eine antivirale, antifungale (gegen Pilze) und antiparasitäre Wirkung. Auch Ingwer und Honig haben antimikrobielle Wirkungen. Honig zeigt eine fördernde Wirkung bei Hautwunden. Dabei ist aber zu beachten, dass nicht jeder Honig die gleiche Wirkung hat.

Bei Blasenentzündungen finden Bärentraubenblätter Anwendung. Sie haben eine antibakterielle Wirkung, die sie in der Harnblase entfalten, da die auslösenden Bakterien selbst den wirksamen Stoff freisetzen. Wichtig ist wie bei allen Antibiotika, dass der Wirkstoff in ausreichender Menge am Zielort vorhanden ist. Bärentraubenblätter gibt es z. B. als Extrakt oder in Form eines Tees vor.

Viele Gewürze und Kräuter, die man in der Küche verwendet, haben eine antimikrobielle Wirkung. Je nach Infektion und Erreger können diese helfen, die Symptome zu lindern und die Bakterien zu bekämpfen. Allerdings ist nicht immer klar, welcher Erreger vorliegt und wie dringlich er behandelt werden sollte. Deshalb empfiehlt sich immer die Rücksprache mit einem Arzt bzw. einer Ärztin.

Einnahme von Antibiotika

Bei der Einnahme von Antibiotika sollte man aufgrund von Wechselwirkungen und Resistenzbildungen einige Punkte beachten. Beim Nachlassen der Symptome sollte das Antibiotikum so lange wie ärztlich empfohlen weiter eingenommen werden. Dies liegt darin begründet, dass andernfalls einige Erreger nicht therapiert werden, Resistenzen bilden können und es zu Rückfällen kommen kann.

Die Einnahme von Alkohol ist bei einigen Antibiotika mit Wechselwirkungen verbunden. Cephalosporine führen zum Beispiel zu einer Alkoholunverträglichkeit. Generell ist der Körper durch die Infektion geschwächt und das Immunsystem mit der Abwehr beschäftigt. Einige Antibiotika werden, wie auch Alkohol, von der Leber verstoffwechselt. Daher sollte man von der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Antibiotika absehen.

Antibiotika können die Sicherheit oraler Kontrazeptiva wie der “Antibabypille” beeinträchtigen, weshalb ein anderes oder zusätzliches Verhütungsmittel angewendet werden sollte. Einige Antibiotika haben spezielle Wechselwirkungen, wie z. B. Tetracycline, die wegen der Komplexbildung mit Calcium nicht mit Milch- oder Milchprodukten eingenommen werden sollen.

Häufige Fragen zu Antibiotika

Antibiotika wirken auf Bakterien bakterizid (abtötend) oder bakteriostatisch (Wachstum und Vermehrung hemmend). Sie greifen die Bakterien an verschiedenen Punkten an und stören die bakterielle Zellwand-, Protein oder Folsäuresynthese, die DNA-Struktur und -Replikation oder führen zur Bildung falscher Poren in der Zellmembran.

Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Auch prophylaktisch kommen Antibiotika zur Anwendung, z. B. bei bestimmten operativen oder auch zahnärztlichen Eingriffen. Wichtig bei der Auswahl des Medikamentes ist, dass die bakteriellen Erreger gegenüber diesem empfindlich und nicht resistent sind.

Penicilline gehören zu den bekanntesten Antibiotika. Sie gehören zu den sogenannten ß-Lactam-Antibiotika. Dazu zählen auch die Cephalosporine, Monobacteme und Carbapeneme. Makrolide (Vertreter Erythromycin und Azithromycin) und Tetracycline (Verteter Tetrazyklin und Doxycyclin) sind weitere Antibiotikagruppen. Einen Überblick gibt diese Auflistung.

Cephalosporine führen zu einer Alkoholunverträglichkeit. Generell ist der Körper durch die Infektion geschwächt und das Immunsystem mit der Abwehr beschäftigt. Einige Antibiotika werden, wie auch Alkohol, von der Leben verstoffwechselt. Daher sollte man von der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Antibiotika absehen. Bei Tetracyclinen sollte keine Milch oder Milchprodukte gleichzeitig eingenommen werden.

Quellen

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