Frau mit bakterieller Vaginose
  1. Was ist bakterielle Vaginose?
  2. Was deutet auf eine Scheidenentzündung hin?
  3. Was sind Auslöser von Scheidenentzündungen?
  4. Wie behandelt man eine Scheidenentzündung?
  5. Wie kann man Scheidenentzündungen vorbeugen?
Frau mit bakterieller Vaginose

ICD-10-Code: N76.- Sonstige entzündliche Krankheit der Vagina und Vulva

Bis zu 30 % aller Frauen sind von bakterieller Vaginose betroffen. Auslöser sind oft Stress oder Hormonschwankungen.

Auf einen Blick
  • Bei bakterieller Vaginose ist die natürliche bakterielle Zusammensetzung der Scheide verändert
  • Typische Symptome sind “fischartiger” Geruch, Jucken, Brennen und veränderter vaginaler Ausfluss
  • Verschiedene Auslöser wie z. B. Einnahme von Antibiotika, häufig wechselnde Geschlechtspartner oder übermäßige Vaginal-Hygiene möglich
  • Behandlung der bakteriellen Erkrankung durch Antibiotika

Was ist bakterielle Vaginose?

Die bakterielle Vaginose (auch Scheidenentzündung, Kolpitis, Vaginitis) ist eine der häufigsten Ursachen für vaginale Beschwerden weltweit. In einer amerikanischen Studie waren 29 % der 14- bis 49-jährigen Frauen davon betroffen. Dabei sind sich die Wissenschaftler noch nicht einig, ob die bakteriellen Vaginose tatsächlich als eigenständige Krankheit bezeichnet werden kann.

Bei der bakteriellen Vaginose handelt es sich um eine Veränderung der natürlichen bakteriellen Zusammensetzung der Scheide. Natürlicherweise besiedeln auch Keime den Bereich, die bei Ungleichgewicht zu Scheidenentzündungen führen können, so wie bei 90 Prozent der Fälle beispielsweise der Erreger Gardnerella vaginalis. Die bakterielle Vaginose wird oft fälschlicherweise als Scheidenpilz behandelt.

In Europa leiden fünf bis 30 Prozent der Frauen an bakterieller Vaginose. Sie tritt überwiegend bei erwachsenen Frauen auf. Junge Mädchen leiden sehr selten an einer Scheidenentzündung. Durch das Jungfernhäutchen und die noch fehlende Entwicklung ist die Scheide fest verschlossen. Bakterien, Viren oder Pilze bekommen dadurch nicht so leicht Zugang.

Warum befinden sich überhaupt Bakterien in der Vagina?

Einige Stellen im menschlichen Körper sind von Bakterien besiedelt wie zum Beispiel der Darm, die Haut oder der Mund. Diese Bakterien sind keineswegs schädlich – im Gegenteil: Sie ermöglichen bestimmte Prozesse erst, die im Körper ablaufen.

Dort, wo Bakterien in unserem Körper leben, herrscht meist ein ganz bestimmter pH-Wert, in dem sich die Keime ungestört vermehren und vor äußeren Einflüssen schützen können.

In einer gesunden Vagina herrscht ein saures Milieu mit einem niedrigen pH-Wert zwischen 4,5 und 3,8. Das saure Vaginasekret kommt dadurch zustande, dass bestimmte Bakterien Milchsäure produzieren. Diese werden Döderlein-Bakterien oder auch Milchsäurebakterien bzw. Laktobazillen genannt und stellen den Hauptbestandteil der normalen Vaginalflora dar.

Durch das saure Milieu fällt es fremden Erregern, die gegebenenfalls in die Vagina gelangen, schwer, zu überleben. Die Milchsäurebakterien schützen die Vagina also vor unerwünschten Eindringlingen.

Diese anderen Bakterien können durch die Lage und die Funktion der Vagina in diese eindringen: Durch ihre Nähe zum Analbereich, durch den Kontakt zur Außenwelt und durch Sexualverkehr (also der direkte Kontakt zu anderen bakterienreichen Gebieten) ist die Vagina immer wieder der Gefahr fremder Bakterien ausgesetzt.

Normalerweise verhindert das saure Milieu des Vaginalsekrets die Ausbreitung von Keimen (zum Beispiel E.coli, Chlamydien oder Enterokokken), die Krankheiten in der Vagina – oder auch Infektionen in den Harnwegen – auslösen können.

Gerät das Scheidenmilieu jedoch in ein Ungleichgewicht, ist der Schutz durch die Milchsäurebakterien nicht mehr vollständig gewährleistet – krankheitserregende Keime können sich ansiedeln und ausbreiten. Die Bakterielle Vaginose kann dabei durch eine Mischung verschiedener Keime hervorgerufen werden. In der Regel ist das Bakterium Gardnerella vaginalis als Auslöser mitbeteiligt.

Was deutet auf eine Scheidenentzündung hin?

Bei den meisten Frauen (50 bis 70 Prozent) treten keine Beschwerden auf. Ansonsten macht sich die Scheidenentzündung durch einen gräulich-weißen Scheidenausfluss bemerkbar, der zusätzlich auffällig fischig riecht. Dieser kann allerdings auch ohne Ausfluss auftreten. Selten sind Beschwerden wie Brennen, Juckreiz oder Trockenheitsgefühl der Fall. Bei einer Vulvovaginits sind auch die äußeren weiblichen Genitale mitbetroffen.

Symptome einer bakteriellen Vaginose

  • Unangenehmer "fischigartig" riechender Geruch
  • Jucken und Brennen
  • Milchig-wässriger oder schaumiger, grau-weißer bis gelber Ausfluss
  • Ständiger Harndrang
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (selten)

Was sind Auslöser von Scheidenentzündungen?

In den meisten Fällen sind Bakterien für eine Scheidenentzündung verantwortlich. Die Scheidenflora einer Frau besteht größtenteils aus Bakterien, vor allem Milchsäurebakterien (Laktobazillen). Diese produzieren Milchsäure, was, wie der Name sagt, den Erhalt eines sauren pH-Werts in der Scheidenflora bewirkt. Der niedrige pH-Wert ist für den Genitalbereich einer Frau besonders wichtig, da auf diesem Weg verhindert wird, dass sich krankheitserregende Bakterien in großer Zahl ansiedeln oder gar eindringen können. Wird das natürliche Gleichgewicht durch einen steigenden Anteil der sogenannten Mischflora, insbesondere der Gardnerella vaginalis und Mykoplasmen, durcheinander gebracht, steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine Scheideninfektion.

Ursachen einer bakteriellen Vaginose

  • Östrogenmangel
  • Antibiotikabehandlung
  • Häufiger Geschlechtsverkehr und wechselnde Sexualpartner
  • Übermäßige Vaginal-Hygiene (Vaginaldusche)
  • Fremdkörper
  • synthetische, enge Unterwäsche
  • Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft und Geburt
  • Krankheiten wie Diabetes oder Tumore
  • Operative Eingriffe

Risikofaktoren für das Auftreten einer bakteriellen Vaginose

Studien belegen, dass Stress das Risiko, an bakterieller Vaginose zu erkranken, um 100 Prozent steigern kann. Zudem spielt Hygiene im Genitalbereich eine Rolle. Fehlende, aber auch zu viel Hygiene, verändern die Bakterienzusammensetzung. Schließlich stellen auch ein schwaches Immunsystem und Vitamin-D-Mangel sowie bestimmte Arzneimittel verstärkende Faktoren dar. Schwangere leiden zudem zu 10 bis 20 Prozent an der Krankheit.

Aufgrund des bakteriellen Ungleichgewichts ist das Risiko verschiedener Infektionen erhöht. Zu diesen gehören u. a. die Eileiterentzündung, die des äußeren Schambereichs sowie des Gebärmutterhalses. Nicht ungefährlich ist bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft. Während dieser kann es insbesondere zu verfrühten Wehen bis hin zur Frühgeburt kommen.

Es konnte festgestellt werden, dass Frauen mit häufig wechselnden Sexualpartnern ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung haben. Vaginal- und vor allem Analverkehr begünstigen, dass Bakterien aus dem Darmbereich zur Scheide gelangen. Allerdings kann die Krankheit grundsätzlich jeden betreffen.

Gardnerella vaginalis konnte schließlich auch bei jungfräulichen Mädchen und Frauen nachgewiesen werden. Dies ist jedoch deutlich seltener der Fall. Die Krankheit ist daher nicht übertragbar. Vielmehr begünstigen die genannten Verhaltensweisen und Praktiken die Entstehung des Ungleichgewichts und somit einer Übersiedlung der potentiellen Krankheitserregern.

Bakterielle Vaginose durch Antibiotika

Antibiotika zählen zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln und werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt. Auch wenn Ihre Verwendung oft unvermeidlich ist, hat ihre antimikrobielle Wirkung auch Nebenwirkungen. Die Behandlung einiger Erkrankungen mit Antibiotika kann dazu führen, dass das natürliche Scheidenmillieu in ein Ungleichgewicht gerät. Besonders Frauen kann die Einnahme zu schaffen machen, denn das Risiko einer Scheidenentzündung oder Vaginitis steigt mit der Einnahme dieser Medikamente an.

Kommt es zu einer sogenannten bakteriellen Vaginose, muss der Arzt oder die Ärztin, abhängig von den Erregern, erneut Antibiotika oder ein Antimykotikum bei Pilzinfektionen verschreiben.

Bitte konsultieren Sie einen Gynäkologen, wenn Sie denken, dass Sie unter einer bakterieller Vaginose leiden. Wenn Sie nicht an Beschwerden leiden, sind auch keine Maßnahmen erforderlich. Die Ausnahme stellen aufgrund der möglichen Folgen von bakterieller Vaginose schwangere Frauen dar.

Wie behandelt man eine Scheidenentzündung?

Behandlung mit Antibiotika

Um bakterielle Vaginose effektiv zu behandeln, können oftmals rezeptpflichtige Medikamente helfen. Diese werden zumeist oral in Form von Tabletten, als Creme oder intravaginal als Zäpfchen (Scheidenzäpfchen) eingenommen.

Wie lange dauert es eine bakterielle Scheideninfektion weg ist?

Die Dauer der Behandlung richtet sich dabei vor allem nach der Schwere der Erkrankung. In der Regel ist die Scheidenflora dann nach sieben Tagen wieder in ihren normalen Zustand gebracht. Vollständig geheilt werden kann bakterielle Vaginose nicht immer, da die Bakterien nicht vollständig beseitigt werden. Weitere Erkrankungen sind also im Lebensverlauf auch nach Antibiotikagabe wieder möglich.

Hausmittel zur Behandlung von Scheidenentzündungen

Einige Betroffene versuchen Therapien mit Milchsäure- oder Ascorbinsäurepräparaten, um das saure Milieu der Scheidenflora aufzubauen bzw. aufrecht zu erhalten. Dementsprechend können Frauen mithilfe eines Tampons oder der Hand bestimmte Hausmittel wie Joghurt oder Milch, aber auch Apfelessig in Ihre Scheide einführen. Schwarzer Tee, Teebaumöl und Knoblauch sollen zudem entzündungshemmend wirken.

Helfen Scheidenzäpfchen mit Milchsäure produzierenden Bakterien oder in Joghurt getränkte Tampons?

Die Wirkung natürlicher Mittel ist bei bakterieller Vaginose nicht wissenschaftlich bewiesen. Sie sollten in diesem Sinne eher als zusätzliche Behandlung oder im Rahmen von vorbeugenden Maßnahmen angewendet werden. So ist der Säuregehalt der Mittel beispielsweise deutlich geringer als bei den erhältlichen Medikamenten.

Wie kann man Scheidenentzündungen vorbeugen?

Die Prävention bei bakterieller Vaginose setzt an den Risikofaktoren der Erkrankung an. Möchte man also verhindern, der Erkrankung zusätzlichen Nährboden zu geben, kann man zunächst versuchen, Stress zu reduzieren. Geeignete Methoden hierfür sind neben sportlichen Aktivitäten auch Entspannungstechniken.

Da auch die übermäßige bzw. unterlassene Hygiene im Schambereich eine Rolle spielt, sollte auf angemessenes Waschen geachtet werden. Scheidenspülungen, Intimdeos und Co. sind in diesem Zusammenhang keine optimale Wahl, da Sie durch chemische Reizungen den ph-Wert gefährden. Auch sollte bei der Intimhygiene auf dafür vorgesehene Reinigungsmittel geachtet werden, die einen natürlichen pH-Wert haben, entgegen dem leicht erhöhten pH-Wert herkömmlicher Seifen.

Bei der Aufnahme von Vitamin D können gerade im Winter auch Vitamintabletten oder -kapseln helfen. Um sich beim Geschlechtsverkehr vor infizierten Schleimhäuten zu schützen, hilft schließlich ein Kondom.

Wichtige Tipps zur Vorbeugung von Scheidenentzündung:

  • Stress reduzieren z. B. durch sportliche Aktivitäten oder Entspannungstechniken
  • Angemessenes Waschen, keine verminderte Hygiene oder übertriebene Reinigung im Schambereich
  • Bei der Intimhygiene auf dafür vorgesehene Reinigungsmittel mit natürlichem pH-Wert achten
  • Im Winter: Aufnahme von Vitamin D mittels Vitamintabletten oder -kapseln
  • Verwendung von Kondomen bei Geschlechtsverkehr, um sich vor infizierten Schleimhäuten zu schützen
Häufige Fragen zur bakteriellen Vaginose

Bei wiederkehrenden bakteriellen Vaginosen trotz adäquater Therapie gibt es die Möglichkeit, mit speziellen probiotischen Laktobazillenstämmen oder Wirkstoffen zu arbeiten, die den vaginalen pH-Wert herabsetzen. Dies sollte mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.

Bakterielle Infektionen der Scheide werden durch ein Ungleichgewicht der natürlichen Scheidenflora begünstigt. Ursachen für ein solches Ungleichgewicht können häufiger Geschlechtsverkehr, Therapie mit Antibiotika oder ein Östrogenmangel sein.

Eine bakterielle Vaginose kann bei einer Minderheit der Betroffenen ohne Behandlung ausheilen. Da das Risiko besteht, dass die Infektion aufsteigt und innere Organe wie die Gebärmutter und Eierstöcke betrifft, ist eine antibiotische Therapie immer empfohlen.

Bei einer bakteriellen Vaginose wirkt eine antibiotische Behandlung am besten, da es sich um eine durch Bakterien ausgelöste Erkrankung handelt.

Um eine bakterielle Vaginose zu verhindern, hilft es, Stress zu reduzieren, eine angemessene Intimhygiene (pH-neutrale Reinigungsmittel, regelmäßiges sanftes Reinigen mit Wasser) durchzuführen und Kondome beim Geschlechtsverkehr zu verwenden.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., Die Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe (https://www.dggg.de/leitlinien-stellungnahmen/leitlinien/leitlinie/bakterielle-vaginose-in-gynaekologie-und-geburtshilfe-328/) Abgerufen am 15.5.2020.

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  • https://www.amboss.com/de/library#xid=SN0y0g&anker=Zdb581d7d88220fc5fec9cd89092f8e2f, 23.04.19

  • Klaus Diedrich: Gynäkologie und Geburtshilfe, 2. Auflage, Heidelberg, Springer-Verlag, 2007, S.X https://flexikon.doccheck.com/de/Bakterielle_Vaginose, 23.04.19

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