Ein Schild warnt vor Zecken im Wald. Zecken können verschiedene Krankheiten wie beispielsweise Borreliose Übertragen.
  1. Was ist Borreliose?
  2. Borreliose Symptome
  3. Borreliose Übertragung
  4. Borreliose Behandlung
  5. Borreliose Vorbeugung
  6. Häufige Fragen zu Borreliose
Ein Schild warnt vor Zecken im Wald. Zecken können verschiedene Krankheiten wie beispielsweise Borreliose Übertragen.

Da für Borreliose keine bundesweite Meldepflicht besteht, gibt es nur Schätzungen zur Fallzahl. Diese reichen von 80.000 bis 312.000 Fällen pro Jahr in Deutschland.

Borreliose wird auch als Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit bezeichnet. Die Erreger (Borrelien) können durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen werden. Symptome einer Borreliose betreffen unterschiedliche Organsysteme wie die Haut oder das Nervensystem. Infektionen können auch ohne Symptome verlaufen oder die Symptome treten mit großer Verzögerung auf.

Auf einen Blick
  • Borreliose wird durch Bakterien verursacht, welche bei einem Zeckenstich übertragen werden können.
  • Die Symptome einer Borreliose sind sehr vielfältig und können unterschiedliche Organsysteme betreffen.
  • Es gibt bislang in Deutschland keine Borreliose-Impfung, aber insbesondere im Frühstation ist Borreliose gut mit Antibiotika behandelbar.

Was ist Borreliose?

Bei Borreliose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii oder Borrelia garinii. Übertragen werden diese Erreger von Zecken, in Europa durch den gemeinen Holzbock Ixodes ricinus. Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa und Nordamerika.

Bis zu 35 Prozent der Zecken in Deutschland tragen den Erreger in sich, dabei gibt es regional sehr starke Schwankungen. Für Borreliose besteht in Deutschland keine bundeseinheitliche Meldepflicht. In den einzelnen Bundesländern gibt es unterschiedliche Vorgaben, ob und in welchen Fällen eine Borreliose gemeldet werden muss, deshalb sind die Inzidenzen untereinander kaum vergleichbar.

Der Name Lyme-Borreliose ist auf den Ort Lyme im Bundesstaat Connecticut in den USA zurückzuführen. Dort traten gehäuft Erkrankungen mit Gelenkentzündungen nach Zeckenstichen auf.

Borreliose Symptome

Nicht jede Zecke trägt Borrelien in sich und nur ein kleiner Prozentsatz der Borrelien-Infektionen führt zu Symptomen. Erstes Anzeichen einer Borreliose ist in vielen Fällen die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Dieser Borreliose-bedingte Ausschlag tritt nach einer Inkubationszeit von 3 bis 30 Tagen auf. Etwa 50 bis 90 Prozent der PatientInnen zeigen eine Wanderröte an der Einstichstelle, diese Angaben schwanken zwischen den verschiedenen Quellen erheblich. Gekennzeichnet ist die Wanderröte durch eine sich ringförmig ausbreitende Rötung mit einem Durchmesser von über 5 Zentimetern. Im Zentrum ist oft die Einstichstelle erkennbar.

bildliche Darstellung

Neben der Haut können auch weitere Organsysteme betroffen sein wie das Nervensystem oder Gelenke, seltener ist das Herz betroffen. Unbehandelt sind schwere Folgeschäden möglich. Die hervorgerufenen Symptome können dauerhaft etwa das Herz oder Gehirn schädigen und so in der Folge zum Tode führen. Das Risiko dafür ist allerdings äußerst gering.

Eine Lyme-Borreliose verläuft häufig in mehreren Stadien, wobei die Übergänge fließend sind und auch Stadien übersprungen werden können. Umgangssprachlich werden die späteren Stadien auch als verschleppte Borreliose-Symptome oder als Borreliose-Spätfolgen bezeichnet.

Lokale Frühmanifestation (Stadium I)

  • Inkubationszeit: Tage bis Wochen

  • Wanderröte (Erythema migrans)

  • Selten Fieber, Kopfschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Müdigkeit

  • Knötchen auf der Haut (Borrelien-Lymphozytom, Lymphadenosis cutis benigna)

    • häufig einhergehend mit lokalen Lymphknotenschwellungen

    • oft am Ohr oder an den Brustwarzen

Frühe disseminierte Infektion (Stadium II)

  • Inkubationszeit: Wochen bis Monate

  • Wanderröte (Erythema migrans)

  • Akute Neuroborreliose

    • Bannwarth-Syndrom

      • betrifft v. a. Erwachsene

      • starke Schmerzen, insbesondere nachts

      • Lähmungserscheinungen (Arme, Beine, Gesicht)

    • Lymphozytäre Meningitis

      • häufig bei Kindern und Jugendlichen

      • Kopfschmerzen

      • schmerzende Nackensteifheit

  • Lyme-Karditis

    • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

    • Entzündung von Herzmuskel und Herzbeutel (Myoperikarditis)

    • oft ohne Symptome

Späte disseminierte Infektion (Stadium III)

  • Inkubationszeit: Monate bis Jahre

  • Lyme-Arthritis

    • schubweise oder chronisch verlaufende Entzündung der großen Gelenke

    • häufig das Knie betreffend

  • Acrodermatitis chronica atrophicans

    • chronisch fortschreitende Hauterkrankung

    • betrifft meist Streckseite der Extremitäten, z. B. Knie oder Ellenbogen

    • anfangs schmerzlose rötliche Schwellung der Haut

    • im Verlauf Abbau des Unterhautfettgewebes, dadurch wird die Haut dünn (Zigarettenpapierhaut) und Venen treten sichtbar hervor

  • Chronische Neuroborreliose

    • chronische Hirnhautentzündung (Meningitis)

    • fortschreitende Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder Hirn- und Rückenmarksentzündung (Enzephalomyelitis)

      • Wahrnehmungsstörungen

      • auffälliges Gangbild

      • gestörte Blasenfunktion

    • sehr selten

  • Augenentzündungen (in allen Stadien möglich)

    • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

    • Hornhautentzündung (Keratitis)

    • Entzündung der Augenhaut (Uveitis)

    • Entzündung des Sehnervs (Papillitis, Retrobulbärneuritis)

Oft ist es nach Monaten oder Jahren schwer, einige der Symptome auf einen Zeckenstich zurückzuführen. Es kann hilfreich sein, sich etwaige Zeckenstiche und deren Umstände (Datum, Ort, vermutete Saugdauer) zu notieren.

Post-Treatment Lyme Disease Syndrome

Die meisten Fälle von Borreliose klingen nach einer Antibiotikabehandlung ab. Bei einigen wenigen Betroffenen halten die Symptome allerdings für mehr als 6 Monate nach Abschluss der Behandlung an. Dies wird als Post-Treatment Lyme Disease Syndrome (PTLDS) oder umgangssprachlich auch als chronische Borreliose bezeichnet. Dazu können Schmerzen, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen zählen, ähnlich wie beim Post-COVID-Syndrom.

Es gibt mehrere Erkrankungen, bei denen Infektionen zu langanhaltenden Symptomen führen könne, wie beispielsweise:

  • Lyme-Borreliose: Post-Treatment Lyme Disease Syndrome (PTLDS)

  • COVID-19-Erkrankung: Post-COVID-Syndrom

  • Campylobacter-Infektionen: Guillain-Barré-Syndrom

  • Chlamydien-Infektion: reaktive Arthritis

  • Streptokokken-Infektion: rheumatische Herzkrankheit

Für PTLDS steht bisher keine adäquate Therapie zur Verfügung. PatientInnen erhalten eine symptomatische Behandlung und erholen sich in der Regel innerhalb von einigen Monaten wieder.

Borreliose Übertragung

Die Durchseuchung der Zecken mit Borrelien in Deutschland schwankt regional sehr stark, es werden Werte zwischen 5 und 35 Prozent angegeben. In etwa 2,6 bis 5,6 Prozent führt ein Zeckenstich zu einer Übertragung der Borrelien mit anschließender Antikörperbildung beim Menschen. Eine symptomatische Borreliose entwickeln maximal 1,4 Prozent der Gestochenen.

Im Gegensatz zu den FSME-Viren (lösen Frühsommer-Meningoenzephalitis aus) erfolgt eine Übertragung der Borreliose-Erreger nicht sofort nach dem Zechenstich. Borrelia burgdorferi befindet sich normalerweise im Mitteldarm der Zecke. Beim Ansaugen an einen Wirt führen verschiedene Prozesse dazu, dass die Bakterien in die Speicheldrüsen wandern und so auf den Wirt übertragen werden können. Dieser Vorgang dauert einige Stunden, sodass eine rasche Entfernung von festgesaugten Zecken eine Ansteckung mit Borrelien in den meisten Fällen verhindern kann.

bildliche Darstellung

Das Bakterium Borrelia burgdorferi befindet sich in Kleintieren, die als Reservoirwirte dienen. Dazu zählen unter anderem Mäuse, Vögel, Igel, Füchse und Kaninchen. Die Zecken fungieren als Vektor, sie übertragen das Bakterium auf einen anderen Wirt, dabei kann es sich um einen Menschen handeln.

Lyme-Borreliose wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Unklar ist eine Übertragung durch weitere blutsaugende Insekten wie Stechmücken, Kopfläuse, Flöhe oder Wanzen. Eine Ansteckung über diese Insekten wurde bisher nicht nachgewiesen, allerdings konnten WissenschaftlerInnen Erreger der Borreliose in Mücken, Bremsen und Flöhen finden.

Es gibt sowohl verschiedene Arten von Borrelia-Bakterien als auch unterschiedliche Zeckenarten, die als Vektoren fungieren.

  • Borrelia burgdorferi: Erkrankung geht eher mit Lyme-Arthritis einher
  • Borrelia garinii: Erkrankung geht eher mit neurologischen Symptomen einher
  • Borrelia afzelii: Erkrankung geht eher mit Hautveränderungen einher
  • Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus): in Europa
  • Taigazecke (Ixodes persulcatus): in Asien und Teilen Osteuropas
  • Hirschzecke (Ixodes scapularis): an der nordamerikanischen Ostküste
  • Kalifornischer Holzbock (Ixodes pacificus): an der nordamerikanischen Westküste

Generell fühlen sich Zecken bei über 6 °C und an leicht feuchten, schattigen Plätzen besonders wohl. Beispiele dafür sind hohes Gras, Büsche, Waldgebiete und Waldränder. Aber auch in Stadtparks und Gärten gibt es Zecken. Der Mythos, dass sich Zecken von Bäumen auf ihre Opfer fallenlassen, ist falsch. Sie befinden sich an bodennahen Pflanzen und werden meist im Vorbeigehen abgestreift.

In der Altersgruppe der 70- bis 79-jährigen Männer sind knapp 25 Prozent seropositiv für B. burgdorferi. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass 1 von 4 Männern im Laufe seines Lebens mit dem Erreger in Kontakt kommt.

Umgangssprachlich ist oft vom Zeckenbiss die Rede. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich allerdings um einen Zeckenstich, da die Mundwerkzeuge der Zecke eher stechen als beißen.

Borreliose Behandlung

Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung und kann mit Antibiotika behandelt werden. Erfolgt die antibiotische Therapie im Frühstadium der Borreliose, so erholen sich PatientInnen meist schnell und vollständig. Je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist, desto komplizierter und langwieriger kann sich eine Antibiotikatherapie gestalten.

Erste Wahl zur Behandlung von Borreliose sind Doxycyclin oder β-Lactam-Antibiotika wie Ceftriaxon oder Amoxicillin. Die Wahl des Antibiotikums ist abhängig von den vorhandenen Symptomen, vom Stadium der Borreliose und möglichen Unverträglichkeiten der PatientInnen. Die Antibiotika werden in der Regel oral für 2 bis 3 Wochen verabreicht. Manchmal erfolgt auch eine intravenöse Injektion der Mittel. Eine Langzeittherapie mit Antibiotika ist bei Borreliose nicht zielführend.

Zusätzliche kann Physiotherapie gegen Lähmungserscheinungen einer Neuroborreliose oder Arthritis helfen.

Borreliose Vorbeugung

Das wichtigste Mittel, um eine Borreliose-Erkrankung zu verhindern, ist die Vermeidung von Zeckenstichen. Gefahr lauert vor allem beim Aufenthalt im Freien mit Kontakt zu bodennahmen Pflanzen, egal ob bei forstwirtschaftlicher Arbeit, beim Hundespaziergang oder im Wanderurlaub.

Das Robert Koch-Institut empfiehlt folgende Maßnahmen zur Vorbeugung:

  • Lange Kleidung und festes Schuhwerk tragen

  • Repellents (Insektenschutz) mit Icaridin oder DEET verwenden

  • Nach einem Aufenthalt im Freien den Körper gründlich absuchen

  • Auch Haustiere absuchen

Findet man eine festgesaugte Zecke, so gilt es, diese schnellstmöglich zu entfernen. Dazu eignen sich Zeckenzangen, Zeckenschlingen, Zeckenkarten, Zeckenhebel oder einfach eine Pinzette. Auch eine Entfernung der Zecke ohne Hilfsmittel ist möglich. Die Zecke sollte nah an der Haut mit dem Werkzeug gegriffen und vorsichtig herausgezogen werden. Dabei ist darauf zu achten, nicht den Körper der Zecke zu zerdrücken und keine Reste der Mundwerkzeuge in der Haut zu belassen. Anschließend sollte die Stelle desinfiziert werden.

Borrelien werden von der Zecke erst nach 12 bis 24 Stunden übertragen, deshalb ist eine rasche und schonende Entfernung von Zecken wichtig. Nach einem erfolgten Zeckenstich sollte die Einstichstelle 6 Wochen lang hinsichtlich der möglichen Entstehung einer Wanderröte beobachtet werden. Eine vorsorgliche Einnahme von Antibiotika nach einem Zeckenstich ist aus medizinischer Sicht nicht sinnvoll.

Auf keinen Fall vermeintliche Hausmittel wie Öl, Nagellack oder Klebstoff zum Entfernen der Zecke verwenden. Diese Behandlungen verursachen Stress bei der Zecke und erhöhen das Risiko einer Erregerübertragung über den Speichel.

Borreliose Impfung

Leider gibt es bis heute in Deutschland und Europa keine zugelassene Borreliose-Impfung. In den USA ist ein Borreliose-Impfstoff bereits im Einsatz, allerdings wirkt dieser nur gegen B. burgdorferi, nicht aber gegen B. afzelii und B. garnii.

Aktuell befindet sich ein Borreliose-Impfstoff in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase. Das Vakzin mit dem Namen VLA15 wird durch Pfizer und Valneva entwickelt. Derzeit laufen bereits Studien an Menschen mit diesem Impfstoffkandidaten. Eine Zulassung in Europa durch die European Medicines Agency (EMA) wird für 2025 angestrebt.

Häufige Fragen zu Borreliose

Bei Borreliose (Lyme-Borreliose) handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit. Möglich Erreger sind Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii oder Borrelia garinii. Diese werden durch einen Zeckenstich auf Menschen übertragen. Symptome einer Borreliose betreffen unterschiedliche Organsysteme wie die Haut oder das Nervensystem.

Zur Behandlung einer Borreliose sind Doxycyclin oder β-Lactam-Antibiotika wie Ceftriaxon oder Amoxicillin die Mittel der Wahl, sofern keine medizinischen Gegenanzeigen wie Unverträglichkeiten vorliegen. Je früher eine Borreliose mit Antibiotika behandelt wird, desto erfolgsversprechender ist die Therapie und die Wahrscheinlichkeit für eine komplette Genesung.

Das optisch auffälligste Merkmal eine Borreliose ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Gekennzeichnet ist die Wanderröte durch eine sich ringförmig ausbreitende Rötung mit einem Durchmesser von über 5 Zentimetern. Im Zentrum ist oft die Einstichstelle erkennbar. Dieses Symptom zeigt sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen.

Werden Anzeichen einer Borreliose bemerkt, so sollte unverzüglich medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Je früher eine Antibiotikatherapie eingeleitet wird, desto besser ist eine Borreliose heilbar.

Quellen

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