Der gemeine Holzbock ist ein in Europa verbreitete Zeckenart. Diese überträgt Krankheiten wie FSME.
  1. Was ist FSME?
  2. FSME Symptome
  3. FSME Übertragung
  4. FSME Behandlung
  5. FSME Impfung
  6. FSME-Risikogebiete in Deutschland
  7. FSME weltweit
  8. FSME oder Borreliose?
Der gemeine Holzbock ist ein in Europa verbreitete Zeckenart. Diese überträgt Krankheiten wie FSME.

Etwa 0,1 bis 5 Prozent der Zecken in Risikogebieten tragen FSME-Viren in sich, dies kann jedoch regional sehr stark schwanken.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Zecken übertragene und durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit. In Deutschland gibt es viele FSME-Risikogebiete, in denen FSME-Impfungen empfohlen werden. Die bedeutendsten Risikogebiete für FSME in Deutschland sind Bayern und Baden-Württemberg, Südhessen, das südöstliche Thüringen, Sachsen und das südöstliche Brandenburg.

Auf einen Blick
  • Der beste Schutz gegen FSME ist die Vermeidung von Zeckenstichen.
  • FSME-Impfungen werden bei Aufenthalt in Risikogebieten mit Zeckenexposition empfohlen.
  • Es gibt keine spezielle Therapie gegen FSME, lediglich symptomatische Behandlungen.

Was ist FSME?

Die Abkürzung FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dabei handelt es sich um eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit. Der medizinische Begriff Meningoenzephalitis beschreibt eine kombinierte Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) und des Gehirns (Enzephalitis).

Das FSME-Virus gehört zur Familie der Flaviviren. Es wird durch den Stich von Zecken übertragen, in sehr seltenen Fällen auch durch den Verzehr von Rohmilchprodukten. In Europa gilt der Holzbock (Ixodes ricinus) als Hauptüberträger. Der bevorzugte Lebensraum dieser Zeckenart sind Wälder und Waldränder.

Was ist TBE?

TBE steht im Englischen für “Tick-borne encephalitis”, also eine durch Zecken übertragene Gehirnentzündung. Deshalb wird das FSME-Virus fachsprachlich als Tick-borne encephalitis virus (TBEV) bezeichnet.

Das Robert Koch-Institut (RKI) definiert TBE als “durch Zecken übertragene Viruserkrankungen in Zentral-, Nord- und Ost-Europa sowie in Zentral- und Nordasien, die mit einer Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) und/oder einer Myelitis (Rückenmarksentzündung) einhergehen können.”

TBE ist der englische Überbegriff für 3 verschiedene Virus-Subtypen:

  • Vorkommen: ländliche, bewaldete Gebiete in Zentral-, Nord- und Ost-Europa
  • Übertragung: durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus)
  • Vorkommen: Uralgebiet
  • Übertragung: vor allem durch die Taigazecke (Ixodes persulcatus)
  • Vorkommen: Russland sowie bewaldete Regionen in China und Japan
  • Übertragung: durch die Taigazecke (Ixodes persulcatus)

Der deutsche Begriff FSME bezeichnet nur die Erkrankung mit dem europäischen Subtyp. Falls nicht anders angegeben, ist im Folgenden von FSME bzw. einer Erkrankung mit dem europäischen Subtyp die Rede.

FSME Symptome

Infektionen mit FSME-Viren verlaufen in etwa 9 von 10 Fällen symptomlos. Treten Symptome auf, so verlaufen diese typischerweise in zwei Phasen (biphasisch), manchmal zeigt sich im Verlauf auch nur die erste Phase. Die Inkubationszeit für FSME beträgt 7 bis 14 Tage, maximal bis 28 Tage.

In Phase 1 kommt es zu grippeartigen Symptomen, wie

Auf die erste Phase folgt ein symptomfreies Intervall von bis zu 7 Tagen. Danach beginnt in der Regel Phase 2, in welcher sich die Entzündung im zentralen Nervensystem ausbreitet. Diese sogenannte neurologische Manifestation kann beinhalten:

  • Hirnhautentzündung (Meningitis)

  • Gehirnentzündung (Enzephalitis)

  • Rückenmarksentzündung (Myelitis)

  • Kombinationen dieser Entzündungen (Meningoenzephalomyelitis, Meningoenzephalitis)

Phase 2 äußert sich durch diese Symptome:

  • Hohes Fieber

  • Starke Kopfschmerzen

  • Nackensteifheit

  • Lichtscheue

  • Schwindel, Übelkeit, Erbrechen

  • Lähmungserscheinungen

  • Krampfanfälle

  • Gangauffälligkeiten

  • Konzentrationsstörungen

  • Schluck- und Sprachstörungen

bildliche Darstellung

FSME Übertragung

FSME-Viren werden in Deutschland in den allermeisten Fällen durch Zecken, genauer gesagt durch den Holzbock Ixodes ricinus, übertragen. Nicht alle dieser Zecken tragen das Virus in sich. In deutschen Risikogebieten wird von einer mittleren Durchseuchung von etwa 0,1 bis 5 Prozent ausgegangen. Dies kann regional allerdings sehr stark variieren.

Die Hauptaktivität dieser Zecken wird für Zentraleuropa in den Monaten April/Mai und September/Oktober angegeben. Typische Lebensräume sind unter anderem Wälder und Waldränder, sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Auch in Stadtparks und Gärten fühlen sich Zecken, vor allem bei ausreichend Schatten und Feuchtigkeit, sehr wohl.

Weiterhin kommt es selten zu Ansteckungen mit dem FSME-Virus durch den Verzehr von Rohmilch und Rohmilchprodukten. Dabei sind insbesondere Ziegen- und Schafsmilch betroffen, seltener Kuhmilch.

Gemeldete Übertragungswege FSME in Deutschland 2022

  • Zeckenstich: 64 %

  • Verzehr von Rohmilchprodukten: 2 %

  • Zeckenstich und Rohmilchverzehr: 1 %

  • Unbekannt: 33 % (unbemerkter Zeckenstich vermutet)

Bisher wurden weder Übertragungen von Mensch zu Mensch noch von Schwangeren auf das Ungeborene dokumentiert. Allerdings gab es Fälle, in denen bei Organtransplantationen das FSME-Virus übertragen wurde.

FSME vorbeugen – Zeckenstiche vermeiden

In vielen Fällen können Zeckenstiche durch die richtigen Schutzmaßnahmen verhindert werden.

  • Lange, enganliegende Kleidung und festes Schuhwerk schützen die Haut vor Zeckenbefall.

  • Auf heller Kleidung sind Zecken besser sichtbar.

  • Typische Lebensräume der Zecken (z. B. Waldränder, hohes Gras, Gebüsch) während der Zeckensaison möglichst meiden.

  • Zeckenschutzmittel (Repellents mit DEET oder Icaridin) bieten durch Auftragung auf Haut und Kleidung einen zeitlich begrenzten Schutz.

  • Auch Haustiere behandeln und begutachten, da Zecken von Tieren auf Menschen übergehen können.

Nach Aufenthalt in einem Gebiet mit möglicher Zeckenexposition, beispielsweise nach einem Spaziergang am Waldrand, sollte die getragene Kleidung sowie Haut und Haare gründlich auf Zeckenbefall hin untersucht werden. Wird dabei eine festgesaugte Zecke gefunden, so gilt es, diese schnellstmöglich zu entfernen und die Wunde zu desinfizieren.

Dies kann leider nicht die Übertragung von FSME verhindern, da die Viren sich in den Speicheldrüsen der Zecken befinden und direkt zu Beginn übertragen werden. Allerding kann die schnelle Entfernung der Zecken das Risiko einer Übertragung von Borrelien, also den Erregern einer Borreliose, verringern, da sich diese Bakterien im Darm der Zecke befinden und somit nicht direkt zu Beginn auf den Menschen übertragen werden.

FSME Behandlung

Es gibt keine spezielle FSME-Behandlung. Deshalb ist es wichtig, sich vor Zeckenbissen zu schützen und, vor allem in Risikogebieten, sich gegen das FSME-Virus impfen zu lassen.

Eine symptomatische Therapie erfolgt mit Analgetika (gegen Schmerzen) und Antipyretika (gegen Fieber), wie etwa Ibuprofen oder Paracetamol.

FSME Impfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind, bei denen also ein Kontakt mit möglicherweise infizierten Zecken nicht unwahrscheinlich ist. Dazu zählen Forstarbeiter in Risikogebieten, aber auch Personen, die beispielsweise einen Wanderurlaub in ebendiesen Regionen planen.

Das RKI vermutet, dass viele FSME-Erkrankungen durch einen ausreichenden Impfschutz vermieden werden könnten. Die Impfquote in Deutschland ist stark abhängig von Region sowie Alter. In Bayern, wo bis auf wenige Ausnahmen alle Regionen FSME-Risikogebiete sind, verfügten 2022 nur 18 Prozent der EinwohnerInnen über einen ausreichenden Impfschutz.

FSME Impfstoff

In Europa sind die Impfstoffe Encepur und FSME-Immun zugelassen. Beide wirken gegen die verbreiteten TBE-Virus-Subtypen, also auch den FSME-Erreger. Diese Impfstoffe enthalten inaktivierte Viren (Totimpfstoffe) und es gibt jeweils eine Formulierung für Kinder und eine für Erwachsene. FSME-Impfstoffe für Kinder sind ab dem Alter von 1 Jahr zugelassen.

Die Wirksamkeit der FSME-Impfstoffe liegt bei mindestens 96 Prozent, wenn alle Impfungen und Auffrischungen regelgerecht durchgeführt werden.

FSME Impfung Nebenwirkungen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können bei beiden Impfstoffen auftreten. Genaue Informationen sind den jeweiligen Beipackzetteln zu entnehmen.

Sehr häufige Nebenwirkungen bei FSME-Impfungen (bei mehr als 1 von 10 Personen):

  • Lokalreaktionen an der Injektionsstelle

  • Unwohlsein

  • Muskelschmerzen

  • Kopfschmerzen

  • Fieber über 38 °C (bei Kindern im Alter von 1 bis 2 Jahren)

  • Schläfrigkeit (bei Kindern unter 3 Jahren)

FSME Impfschema

Ein zeitlich begrenzter Impfschutz ist bereits nach 2 Impfdosen gegeben, dies kann etwa für Urlauber in entsprechenden Risikogebieten ausreichen. Dauerhafter Schutz bieten 3 Impfdosen der Grundimmunisierung sowie eine regelmäßige Auffrischimpfung.

  • Grundimmunisierung:
    • 3 Impfstoffdosen
      1. Dosis nach 1 bis 3 Monaten
      1. Dosis nach weiteren 9 bis 12 Monaten
  • Schnellimpfschema:
    • 3 Impfstoffdosen
      1. Dosis nach 7 Tagen
      1. Dosis nach weiteren 14 Tagen
  • Auffrischimpfung:
    • Auffrischung nach 3 Jahren (bei Schnellimpfschema nach 12 bis 18 Monaten)
    • bei Personen unter 50 Jahre weitere Auffrischungen alle 5 Jahre
    • bei Personen über 50 Jahre weitere Auffrischungen alle 3 Jahre
  • Grundimmunisierung:
    • 3 Impfstoffdosen
      1. Dosis nach 1 bis 3 Monaten
      1. Dosis nach weiteren 5 bis 12 Monaten
  • Schnellimpfschema:
    • 3 Impfstoffdosen
      1. Dosis nach 14 Tagen
      1. Dosis nach weiteren 5 bis 12 Monaten
  • Auffrischimpfung:
    • Auffrischung nach 3 Jahren
    • bei Personen unter 60 Jahre weitere Auffrischungen alle 5 Jahre
    • bei Personen über 60 Jahre weitere Auffrischungen alle 3 Jahre

FSME Impfung Kosten

Für gesetzlich Versicherte, die in FSME-Risikogebieten wohnen, werden die Kosten der Impfungen durch die Krankenkassen übernommen. In der Regel gilt dies auch für Personen, die einen Urlaub in Risikogebieten planen und dort mit Zecken in Kontakt kommen könnten. Für gefährdete Berufsgruppen gelten manchmal gesonderte Bedingungen. Eine Nachfrage bei der zuständigen Krankenkasse kann sich also lohnen.

Für Selbstzahler belaufen sich die Kosten auf etwa 50 bis 60 Euro pro Dosis plus Beratungs- und Behandlungskosten.

FSME-Risikogebiete in Deutschland

Die in Deutschland offiziell als FSME-Risikogebiete ausgeschriebenen Regionen befinden sich v. a. in Bayern und Baden-Württemberg, zudem in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und im südöstlichen Brandenburg.

  • Bayern: 94 Kreise FSME-Risikogebiete
    • neu seit 2023: LK Fürstenfeldbruck und SK München
    • nur SK Augsburg und SK Schweinfurt sind keine Risikogebiete
  • Baden-Württemberg: 43 Kreise FSME-Risikogebiete
    • nur SK Heilbronn ist kein Risikogebiet
  • Thüringen: 12 Kreise FSME-Risikogebiete
  • Hessen: 10 Kreise FSME-Risikogebiete
  • Sachsen: 10 Kreise FSME-Risikogebiete
    • nur SK Leipzig, LK Leipzig und LK Nordsachsen sind keine Risikogebiete
  • Brandenburg: 3 Kreise FSME-Risikogebiete
  • Sachsen-Anhalt: 2 Kreise FSME-Risikogebiete
    • neu seit 2023: LK Anhalt-Bitterfeld
  • Niedersachsen: 1 Kreis FSME-Risikogebiet
  • Nordrhein-Westfalen: 1 Kreis FSME-Risikogebiet
  • Rheinland-Pfalz: 1 Kreis FSME-Risikogebiet
  • Saarland: 1 Kreis FSME-Risikogebiet
  • Berlin: vereinzelte FSME-Fälle
  • Mecklenburg-Vorpommern: vereinzelte FSME-Fälle
  • Schleswig-Holstein: vereinzelte FSME-Fälle
  • Bremen: kein FSME-Fall gemeldet
  • Hamburg: kein FSME-Fall gemeldet

FSME-Infektionen finden überwiegend in den Monaten Mai bis Oktober statt. Die höchste Infektionsrate in Deutschland ist im Juni und Juli, also im Frühsommer. Ältere Menschen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für symptomatische FSME-Infektionen.

FSME weltweit

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO werden jährlich 10.000 bis 12.000 Fälle von FSME bzw. TBE gemeldet, es wird allerdings von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen. In Europa ist FSME weit verbreitet. Hervorzuheben sind unsere Nachbarländer Schweiz und Österreich, sowie Tschechien und Polen.

  • Albanien
  • Belarus (Weißrussland)
  • Belgien, in einigen Regionen
  • Bosnien und Herzegowina, in einigen Regionen
  • Bulgarien, in einigen Regionen
  • China, in einigen Regionen
  • Dänemark, in einigen Regionen
  • Estland
  • Finnland, in einigen Regionen
  • Frankreich, in einigen Regionen
  • Griechenland, in einigen Regionen
  • Italien, in einigen Regionen
  • Japan, in einigen Regionen
  • Kasachstan, in einigen Regionen
  • Kroatien, in einigen Regionen
  • Lettland
  • Liechtenstein
  • Litauen
  • Moldau (Moldawien), in einigen Regionen
  • Mongolei, in einigen Regionen
  • Montenegro, in einigen Regionen
  • Niederlande, in einigen Regionen
  • Norwegen, in einigen Regionen
  • Österreich
  • Polen, in fast allen Regionen
  • Rumänien, in einigen Regionen
  • Russland (Russische Föderation), in einigen Regionen
  • Schweden, in einigen Regionen
  • Schweiz, hohes Risiko im ganzen Land
  • Serbien, in einigen Regionen
  • Slowakei
  • Slowenien
  • Tschechien
  • Ukraine, in einigen Regionen
  • Ungarn, in einigen Regionen

FSME oder Borreliose?

Sowohl FSME als auch Borreliose werden durch Zecken, genauer gesagt in Europa durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), übertragen. FSME ist eine Virusinfektion, die Erreger befinden sich in den Speicheldrüsen der Zecken und werden gleich zu Beginn des Saugaktes übertragen. Die für Borreliose verantwortlichen Bakterien befinden sich im Darm der Zecken und werden in der Regel erst nach mehreren (12 bis 24) Stunden übertragen. Beide Krankheiten können lebensbedrohlich werden.

Bester Schutz sowohl gegen FSME als auch gegen Borreliose ist die Vermeidung von Zeckenstichen. Gegen FSME kann zusätzlich eine entsprechende Impfung vorbeugen. Borreliose wird mit Antibiotika behandelt – dabei gilt: je früher, desto besser. Gegen FSME gibt es keine Therapie, lediglich Symptome wie Fieber und Schmerzen können mit entsprechenden Medikamenten gelindert werden.

bildliche Darstellung

Nach erfolgtem Stich kann eine entfernte und abgetötete Zecke an ein Labor gesendet werden, um sie hinsichtlich verschiedener Erreger zu untersuchen. Diese Analyse wird nicht von den Krankenkassen getragen. Ein Test auf FSME kostet 40 bis 55 Euro. Allerdings bedeutet ein positiver Erregernachweis in der Zecke nicht unbedingt, dass der Mensch infiziert wurde bzw. dass die Krankheit ausbricht. Ein negativer Erregernachweis ist auch nicht absolut sicher – unter anderem deshalb, weil keine einheitlichen Vorgaben für diese Tests gelten.

Quellen

Zum Anfang