Der Neurotransmitter Serotonin wir auch als “Glückshormon” bezeichnet. Im menschlichen Körper gibt es an verschiedenen Zelltypen Rezeptoren für diesen Botenstoff, so dass er unterschiedliche Reaktionen bewirken kann.
Wofür benötigt der Körper Serotonin?
Serotonin hat als Botenstoff und Neurotransmitter im Körper vielfältige Auswirkungen. Eine wichtige Funktion ist die Kontrolle der Emotionen mittels Wirkungen auf das zentrale Nervensystem (ZNS), also das Gehirn. Außerhalb des ZNS hat Serotonin Wirkung auf die Darmperistaltik und Vasokonstriktion (Gefäßverengung).
Die Herstellung von Serotonin erfolgt vorwiegend im Gastrointestinaltrakt und zu einem kleinen Teil auch im ZNS. Dabei wird die Aminosäure Tryptophan zu Serotonin umgebaut und mithilfe von Blutplättchen an die Zielorte im Körper transportiert. Anschließend wird das Serotonin in Vesikeln (kleinen Bläschen) von bestimmten Nervenzellen – den serotonergen Neuronen – gespeichert. Durch gezielte Signale wird es aus den Vesikeln freigesetzt und kann dann über Serotonin-Rezeptoren an andere Zellen binden und so Signale, z. B. für “Glücklichsein”, weitergeben.
Bei welchen Symptomen Serotoninspiegel testen?
Serotonin hat einen großen Einfluss auf das Verhalten und kann Aggressionen oder auch gestörte Sexualtriebe auslösen. Für das Schlafverhalten und den Schlaf-Wach-Rhythmus ist ein ausgeglichener Serotoninhaushalt essentiell.
Weiterhin wurden Zusammenhänge zwischen Serotoninspiegel und Angstzuständen, Depressionen, Schizophrenie und Karzinoid-Tumoren gefunden.
Laboruntersuchung Serotoninwerte
Verschiedene Medikamente können die Ergebnisse der Laboranalyse von Serotoninwerten beeinflussen – es kommt zu fälschlich erhöhten oder erniedrigten Werten. Auch einige Lebensmittel haben Einfluss auf die Analysen.
Bei Untersuchungen des Sammelurins sollten folgende Medikamente und Lebensmittel gemieden werden (3 Tage vorher und während des Sammelns von Urin):
Serotoninwert messen
Üblicherweise werden Serotoninwerte aus Urin bestimmt. Dazu müssen PatientInnen über 24 Stunden hinweg ihre komplette Urinmenge auffangen und zur Analyse bereitstellen. Dieser 24h-Sammelurin wird mit Chlorwasserstoff (HCl) angesäuert und mittels Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie (HPLC) im Labor analysiert.
Alternativ kann der Serotoninwert auch aus 2 ml Blutserum bestimmt werden.
Serotonin Normalwerte
Bei der Laboranalyse wird i. d. R. nicht direkt Serotonin nachgewiesen, sondern das Abbauprodukt 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIES).
Die Ergebnisse der Laboranalysen sind methodenabhängig, deshalb sollten immer laborspezifische Referenzwerte zum Vergleich herangezogen werden. Folgende Serotonin-Referenzwerte sollen lediglich eine Orientierung bieten:
- Serotoninwert im Urin: < 200 µg/d (im 24h-Sammelurin sollten insgesamt weniger als 200 µg 5-HIES enthalten sein)
- Serotoninwert im Blut: 50–200 µg/l (im Blutserum wird der Wert hochgerechnet für eine Menge von einem Liter, darin sollten zwischen 50 und 200 µg 5-HIES enthalten sein)
- Serotoninwert in Thrombozyten: 250–800 µg/1012 (auf eine Billion (1.000.000.000.000) Thrombozyten sollten 250 bis 800 µg 5-HIES im Blut enthalten sein)
Ursachen für niedrige Serotoninwerte
Serotoninwerte im Blut und Urin sind von sehr vielen Faktoren abhängig und müssen deshalb immer medizinisch interpretiert werden. Es gibt einige gesundheitliche Umstände, die im Zusammenhang mit niedrigen Serotoninwerten stehen:
Schizophrenie
Ursachen für hohe Serotoninwerte
Untersuchungen der Serotoninwerte werden häufig bei Verdacht auf Karzinoide (hormonproduzierende Tumore) angeordnet. Ein Wert von über 40 mg in 24h-Sammelurin gilt als Nachweis hierfür. Achtung: Die Untersuchungsergebnisse werden meist in µg/d (Mikrogramm pro Tag) angegeben; 40 mg entsprechen 40.000 µg.
Weitere Interpretationen hoher Serotonin- bzw. 5-HIES-Werte können Epilepsie oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sein.
Das Serotonin-Syndrom
Bestimmte Medikamente (z. B. Antidepressiva, Migränemittel, starke Schmerzmittel) oder Drogen können sehr hohe Serotoninspiegel verursachen, den Körper schädigen und sogar tödlich sein. Die Symptome treten innerhalb weniger Stunden nach Einnahme auf.
Vorbeugung und Behandlung auffälliger Serotoninwerte
Dem oben genannten Serotonin-Syndrom kann man mit Verzicht auf entsprechende Drogen und Aufputschmittel entgegenwirken. Medikamente sollten nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden, wobei auf korrekte Dosierung zu achten ist. Auch bei pflanzlichen Mitteln ist auf korrekte Anwendung zu achten.
Häufiger als ein Serotoninüberschuss ist allerdings ein Serotoninmangel, welcher mit depressiven Verstimmungen und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus einhergehen kann. Ärztlich verordnete Antidepressiva wirken meist als selektive Serotonin-Wideraufnahme-Hemmer (SSRI) und erhöhen so den Serotoninspiegel im Blut. Bei Migräne können 5-HT1-Rezeptorantagonisten verschrieben werden; diese bewirken eine kranielle Vasodilatation (Erweiterung der Blutgefäße im Kopf).
Tipps für einen ausgewogenen Serotoninhaushalt
Viele Lebensmittel enthalten viel Tryptophan, welches im Körper zu Serotonin umgebaut werden kann. Allerdings ist die Wirkung nicht belegt, da das Tryptophan aus Nahrungsmitteln im Körper nicht so einfach an die richtigen Stellen gelangen kann.
Tipps bei zu niedrigem Serotoninspiegel:
Meditation
Lichttherapie (v. a. in den dunklen Wintermonaten)
Regelmäßige Bewegung
Fakten zum "Glückshormon” Serotonin
- Serotonin ist kein Hormon, sondern ein Neurotransmitter, der tw. hormonell wirkt.
- Im männlichen Gehirn ist die Syntheserate von Serotonin um 52 % höher als bei Frauen.
- Sowohl zu niedrige als auch zu hohe Serotoninspiegel können schwere gesundheitliche Folgen haben.
- Serotoninmangel kann schwere Depressionen und Selbstmordgedanken verursachen. Betroffene finden Hilfe bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Quellen
McIntosh J: Serotonin: Function, uses, SSRIs, and sources. 2020. https://www.medicalnewstoday.com/articles/232248 (zugegriffen 20. Januar 2022)
Nishizawa S, Benkelfat C, Young SN, et al.: Differences between males and females in rates of serotonin synthesis in human brain. Proc Natl Acad Sci U S A 1997; 94: 5308–13.
Serotonin. DocMedicus Gesundheitslexikon. http://www.gesundheits-lexikon.com/Labormedizin-Labordiagnostik/Hormondiagnostik/Serotonin.html (zugegriffen 20. Januar 2022)
Serotonin. Endokrinologikum Labore Hamburg. 2019. https://www.endokrinologikum-aesculabor.de/leistungsverzeichnis/hormone/parameter/serotonin.html (zugegriffen 20. Januar 2022)
Serotonin. Pschyrembel Online. 2020. https://www.pschyrembel.de/Serotonin/K0KU3 (zugegriffen 20. Januar 2022)
Serotonin syndrome - Symptoms and causes. Mayo Clinic. 2019. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/serotonin-syndrome/symptoms-causes/syc-20354758 (zugegriffen 20. Januar 2022)