Hämatokrit beschreibt den Anteil von zellulären Blutbestandteilen am gesamten Blutvolumen. Blut besteht aus Plasma und Blutzellen.
Was sagt der Hämatokrit-Wert aus?
Der Hämatokrit-Wert gibt das Verhältnis zwischen flüssigen und festen Bestandteilen im Blut an. Die flüssigen Bestandteile heißen Plasma, feste Bestandteile sind die Blutzellen. Erythrozyten machen etwa 99 % der Blutzellen aus, also entspricht der Hämatokrit-Wert nahezu dem Volumenverhältnis von Erythrozyten zu Plasma.
Wird eine Vollblutprobe zentrifugiert, so setzen sich die schweren zellulären Bestandteile unten ab. Es entstehen 2 Phasen:
Plasma (ca. 55 % des Volumens): oben, durchsichtige gelbe Flüssigkeit, enthält Wasser, Proteine und Stoffwechselprodukte
Blutzellen (ca. 45 % des Volumens): unten, rötlich-brauner Klumpen, enthält Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten
Ein zentrifugiertes Blutröhrchen kann somit auf den ersten Blick bereits auf eine vorliegende Anämie hinweisen, nämlich wenn der Anteil der Blutzellen deutlich weniger als die Hälfte der Probe ausmacht. Allerdings ist diese Methode veraltet und anfällig für Fehler.
Der Hämatokrit gibt auch an, wie dünnflüssig oder dickflüssig das Blut ist. Ist der Hämatokrit-Wert erhöht, befinden sich viele Blutzellen im Blut. Dadurch erhöht sich die Viskosität des Blutes, es wird zähflüssiger. Bei einem niedrigen Hämatokrit-Wert sind, bezogen auf das Gesamtvolumen, weniger Blutzellen enthalten, also mehr flüssiges Plasma. Die Viskosität sinkt, das Blut ist dünnflüssiger.
Bei welchen Symptomen Hämatokrit bestimmen?
Der Hämatokrit-Wert wird im Rahmen eines kleinen Blutbildes bestimmt. Dieses wird u. a. bei Verdacht auf Blutbildungsstörungen und Anämien angeordnet. Ein weiterer Grund für die Bestimmung des Hämatokrit-Wertes ist es, die Auswirkungen von Chemotherapien auf die Blutbildung zu überwachen.
Laboruntersuchung Hämatokrit
Ursprünglich war Hämatokrit ein sehr einfach zu erhebender Messwert. Eine Vollblutprobe mit Gerinnungshemmer (z. B. EDTA) wird mithilfe einer Zentrifuge in Plasma und Blutzellen aufgeteilt. Alleine durch Blickdiagnose kann festgestellt werden, ob es große Abweichungen im Verhältnis von Plasma (ca. 55 %) zu Blutzellen (ca. 45 %) gibt.
Heutzutage werden Blutproben mit anderen Methoden analysiert. Bei einem kleinen Blutbild werden mittels Durchflusszytometrie und Zählautomat vollautomatisch die verschiedenen Zelltypen gezählt und das Ergebnis pro Mikroliter Blut ausgegeben. Der Hämatokrit wird bei dieser Methode nur noch berechnet:
Mittleres Erythrozyteneinzelvolumen (MCV) x Erythrozytenzahl
Vorteil der modernen Methoden ist, dass man zwischen den Arten der Blutzellen differenzieren kann. Bei der ursprünglichen Methode bilden alle Blutzellen einen Klumpen, es kann nicht unterschieden werden, ob ein hoher Hämatokrit durch zu viele Erythrozyten, zu viele Thrombozyten oder durch zu viele Leukozyten ausgelöst wird. Das ist mit der heutzutage flächendeckend eingesetzten Methode der Durchflusszytometrie eindeutig unterscheidbar.
Hämatokrit-Wert bestimmen
Den Hämatokrit-Wert kann man auf drei Arten bestimmen:
Blutprobe zentrifugieren und Plasmavolumen mit Blutzellvolumen vergleichen
Leitfähigkeit des Plasmas in Vollblutprobe bestimmen
Berechnung des Hämatokrit aus Ergebnissen der Durchflusszytometrie
Die letzte Methode ist die gängigste und wird im Rahmen eines kleinen Blutbildes angewandt. Dafür sind 3 ml EDTA-Blut ausreichend.
Hämatokrit Normwerte
Hämatokrit Normwerte bei Erwachsenen:
- Frauen: 37–46 %
- Männer: 41–50 %
Hämatokrit-Werte sind von mehreren Faktoren abhängig. Wie fast alle Blutwerte spielen Alter und Geschlecht der PatientInnen eine Rolle. Weiterhin ist es ausschlaggebend, wie sich Personen vor der Blutabnahme verhalten haben. Durch erweiterte Gefäße können die festen Blutbestandteile leichter fließen, somit haben u. a. sportliche Betätigungen und Körperposition (Liegen, Sitzen, Stehen) direkt vor der Blutabnahme einen Einfluss auf die Werte. Im Liegen sind die Hämatokrit-Werte niedriger als im Stehen. Bei und nach körperlicher Belastung werden höhere Werte gemessen als in einer Ruhephase.
Ursachen Hämatokrit zu niedrig
- Anämie (Blutarmut), z. B. durch
- Eisenmangel
- Vitamin-B12-Magel
- Folsäuremangel
- Innere Blutungen
- Leukämie
- Nierenerkrankungen
- Hämolyse
- Erythrozytopenie
- Erbkrankheiten
- Autoimmunerkrankungen
- Hyperhydratation (Überwässerung des Körpers), z. B. durch Infusionen mit Kochsalzlösung
Ursachen Hämatokrit zu hoch
- Polyglobulie, z. B. durch
- Lungenerkrankungen
- Leukämien
- Hormonelle Störungen
- Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
- Sauerstoffmangel
- Blutdoping
- Rauchen
Hämatokrit erhöhen
Ein niedriger Hämatokrit-Wert geht oft mit Anämie einher. Um den Hämatokrit erhöhen zu können, muss also die Ursache der Blutarmut gefunden werden. In vielen Fällen sind Mangel- und Fehlernährungen Gründe für Eisen-, Vitamin-B12- und Folsäuremangel.
Bei einer schweren Anämie ist die Sauerstoffversorgung des gesamten Körpers gefährdet. Dies kann lebensbedrohlich werden. In extremen Fällen helfen Bluttransfusionen dabei, die Anzahl der Erythrozyten zu erhöhen und damit auch den Hämatokrit-Wert zu erhöhen.
Fakten zum Hämatokrit-Wert
- Wenn es dem Körper an roten Blutkörperchen mangelt, ist der Hämatokrit-Wert niedrig.
- Erythrozyten machen 99 % des Gesamtvolumens der Blutzellen aus.
- Bei einem hohen Hämatokrit-Wert wird das Blut dickflüssig.
- Auch nach lebensbedrohlichem Blutverlust kann der Hämatokrit normal sein, weil von allen Blutbestandteilen gleichviel verloren geht.
Quellen
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