Vitamin B12 (Cobalamin)

Laborwerte richtig verstehen: Vitamin B12 (Cobalamin) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper Vitamin B12?
  2. Bei welchen Symptomen Vitamin B12 messen?
  3. Laboruntersuchung Vitamin-B12-Spiegel
  4. Ursachen für niedrige Vitamin-B12-Werte
  5. Ursachen für hohe Vitamin-B12-Werte
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Vitamin-B12-Werte
  7. Fakten zu Vitamin B12

Zur Gruppe der B-Vitamine gehören B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B5 (Pantothensäure), B6 (Pyridoxin), B7 (Vitamin H, Biotin), B9 (Vitamin M, Folsäure) und B12 (Cobalamin). Die B-Vitamine sind alle wasserlöslich und dienen alle als Vorstufen von Coenzymen, haben ansonsten allerdings nicht viel gemeinsam.

Wofür benötigt der Körper Vitamin B12?

Vitamin B12 ist als Coenzym an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt, dazu gehören:

  • Kohlenhydratstoffwechsel

  • Fettstoffwechsel

  • Nukleotidstoffwechsel

  • Nukleinsäurestoffwechsel

  • Aminosäurestoffwechsel

Weiterhin ist Vitamin B12 für die Blutbildung und Funktionalität von Nervenzellen essentiell.

Vitamin B12 wird ausschließlich von Mikroorganismen produziert und ist in tierischen Lebensmitteln enthalten. Es wird in der Leber gespeichert und der Speicher reicht für mehrere Jahre – deshalb wird ein Mangel meist erst nach sehr langer Zeit entdeckt. Kinder sollten täglich 0,5 bis 1 µg Vitamin B12 zu sich nehmen, Erwachsene etwa 4 µg am Tag.

Nachdem Vitamin B12 mit der Nahrung aufgenommen wurde, bindet es im Magen an den sogenannten intrinsischen Faktor. So kann es im Dünndarm resorbiert werden und gelangt über den Blutkreislauf an die Zielorte. Ohne den intrinsischen Faktor kann Vitamin B12 nicht aufgenommen werden – Vitamin-B12-Mangel ist oft ein Ergebnis von fehlendem intrinsischem Faktor. In der Leber wird der Vitamin-Komplex gespeichert und bei Bedarf in die aktive Form überführt.

Bei welchen Symptomen Vitamin B12 messen?

Der Vitamin-B12-Spiegel wird meist bei Blutarmut (Anämie) bestimmt bzw. bei Verdacht auf Blutarmut. Bei einer rein veganen Ernährung sollte der Vitamin-B12-Wert regelmäßig überprüft werden, da fast ausschließlich tierische Lebensmittel als Quellen für Vitamin B12 gelten.

Ein zu hoher Vitamin-B12-Wert kann alleine durch die Ernährung nicht entstehen, aber durch einige Krankheiten oder medizinische Vitamin-B12-Überdosierungen hervorgerufen werden.

Symptome Vitamin-B12-Magel

  • Blutarmut (Anämie)
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Gangstörungen (Ataxien)
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Zungenentzündung und-atrophie (Hunter-Glossitis)
  • Gedächtnisschwäche
  • Neuropsychologische Symptome (u. a. Depression, Psychose)
  • Störungen von Motorik und Sensibilität
    • Kribbeln in Armen und Beinen
    • Taubheitsgefühl in Fingern und Zehen

Symptome Vitamin-B12-Überschuss

Der Mythos, dass Vitamin-B12-Mangel zu einer Gewichtszunahme führt und Adipositas begünstigt, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Laboruntersuchung Vitamin-B12-Spiegel

Anstelle des Vitamin-B12-Serumspiegels wird oft Holo-Transcobalmin (Holo-TC) bestimmt. Vitamin B12 ist überwiegend in Komplexen gebunden und kann somit nicht zuverlässig bestimmt werden.

Hinweise auf Vitamin-B12-Mangel:

  • Holo-Transcobalmin (Holo-TC) niedrig
  • Hämoglobin (Hb) niedrig
  • Mittleres Erythrozytenvolumen (mean corpuscular volume, MCV) hoch
  • Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (mean corpuscular hemoglobin, MCH) hoch

Vitamin B12 messen

Vitamin B12 und Holo-TC werden aus Blut bestimmt, dazu reicht schon eine Menge von 0,5 ml Blutserum. Die Analyse geschieht mithilfe eines sogenannten Elektrochemilumineszenz-Immunoassays (ECLIA). Es wird empfohlen, die Blutabnahme auf nüchternen Magen durchzuführen.

Vitamin-B12- und Holo-TC-Normalwerte

Normwerte Vitamin B12:

  • Unter 200 ng/l (bzw. unter 147,6 pmol/l): Vitamin-B12-Mangel
  • 200–300 ng/l (bzw. 147,6–221,4 pmol/l): Graubereich, Holo-TC sollte zusätzlich bestimmt werden
  • Über 300 ng/l (bzw. über 221,4 pmol/l): angemessene Vitamin-B12-Versorgung
  • Über 1.100 ng/l (bzw. über 811,1 pmol/l): Vitamin-B12-Überschuss

Normwerte Holo-Transcobalmin:

  • Unter 35 pmol/l: es liegt wahrscheinlich ein Vitamin-B12-Mangel vor
  • 35–50 pmol/l: weitere Parameter müssen bestimmt werden um Vitamin-B12-Mangel festzustellen
  • Über 50 pmol/l: es liegt wahrscheinlich kein Vitamin-B12-Mangel vor

Ursachen für niedrige Vitamin-B12-Werte

  • Fehl- und Mangelernährung (z. B. vegane Ernährung, Magersucht, Alkoholismus)
  • Gestörte Verdauung (Maldigestion)
    • Verringerte Magensäureproduktion (z. B. durch Medikamente)
    • Exokrine Pankreasinsuffizienz
  • Gestörte Aufnahme (Malabsorption)
    • Mangel intrinsischer Faktor (z. B. bei Gastritis, Anämie, nach Operationen an Magen oder Darm)
    • Darmentzündungen (z. B. Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
    • Parasiten im Dünndarm (z. B. Fischbandwurm)
  • Erhöhter Bedarf
    • Während und nach einer Schwangerschaft
    • Bei Säuglingen und Kleinkindern
    • Bei bestimmten Arten von Blutkrebs (Leukämie)
    • Bei HIV-Infektionen
  • Angeborene Stoffwechselstörungen
  • Schwere chronische Leber- oder Nierenerkrankungen

Ursachen für hohe Vitamin-B12-Werte

  • Einnahme oder Injektion von hochdosierten Vitamin-B12-Präparaten
  • Hämatologische Erkrankungen (z. B. verschiedene Leukämien, Myelofibrose)
  • Leberentzündung (Hepatitis)
  • Niereninsuffizienz
  • Tumore der Leber (z. B. Leberzellkarzinome, Lebermetastasen)
  • Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus erythematodes)
  • Rheumatoide Arthritis

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Vitamin-B12-Werte

Mangelerscheinungen von Vitaminen werden auch als Hypovitaminosen bezeichnet. Der Vitamin-B12-Bedarf für Erwachsene liegt bei 4 µg pro Tag. Bei einer ausgewogenen Ernährung, die auch tierische Lebensmittel enthält, kommt es i. d. R nicht zu Vitamin-B12-Mangel – es sei denn, es liegen bestimmte Erkrankungen vor.

Der Körper Speichert Vitamin B12 in der Leber; ist dieser Speicher ausreichend gefüllt, kann er bis zu 5 Jahre ausreichen. Wird ein Vitamin-B12-Mangel diagnostiziert, so kann dieser Speicher künstlich durch Injektionen oder Nahrungsergänzungsmittel aufgefüllt werden.

Tipps für einen ausgewogenen Vitamin-B12-Haushalt

Vitamin B12 wird von Mikroorganismen produziert und im menschlichen und tierischen Körper in größeren Mengen gespeichert. Tierische Lebensmittel sind mit Abstand die wichtigste Vitamin-B12-Quelle, dazu zählen v. a.:

  • Innereien (Leber, Nieren)

  • Muskelfleisch

  • Fisch

  • Eier

  • Milch und Milchprodukte

In geringeren Mengen ist Vitamin B12 auch in gegorenen pflanzlichen Lebensmitteln wie Sauerkraut oder Bier enthalten.

Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren (Veganer), sollten mindestens alle 2 bis 3 Jahre ihr Vitamin-B12-Spiegel kontrollieren lassen und ggf. mit Nahrungsergänzungsmitteln ihren Vitamin-B12-Haushalt ausgleichen.

Fakten zu Vitamin B12

  1. 8 % der Männer und 26 % der Frauen haben eine zu geringe tägliche Vitamin-B12-Zufuhr.
  2. Männer nehmen Vitamin B12 hauptsächlich über Fleisch- und Wurstwaren zu sich.
  3. Frauen nehmen Vitamin B12 hauptsächlich über Milch und Käse zu sich.
  4. Vitamin B12 ist einer der komplexesten niedermolekularen Naturstoffe.
  5. 100 g mageres Rindfleisch enthalten 4,5 µg Vitamin B12 und decken damit den Tagesbedarf eines Erwachsenen.

Quellen

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