Erythrozyten (Ery)

Laborwerte richtig verstehen: Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Was machen Erythrozyten im Körper?
  2. Bei welchen Symptomen Erythrozyten bestimmen?
  3. Laboruntersuchung Erythrozyten
  4. Ursachen für niedrigen Erythrozyten-Wert
  5. Ursachen für hohen Erythrozyten-Wert
  6. Erythrozyten im Urin
  7. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Erythrozyten-Werte
  8. Fakten zu den roten Blutkörperchen Erythrozyten

Erythrozyten bzw. rote Blutkörperchen transportieren im Blut Sauerstoff von der Lunge an den jeweiligen Zielort und Kohlenstoffdioxid in die entgegengesetzte Richtung. Es sind die häufigsten Zellen im Blut. Erythrozyten bestehen zu etwa einem Drittel aus dem Blutfarbstoff Hämoglobin.

Was machen Erythrozyten im Körper?

Hämatopoese beschreibt die Produktion von Blutzellen; dazu zählen:

Die spezielle Produktion von Erythrozyten wird als Erythropoese bezeichnet. Sie wird durch Erythropoetin (EPO) und koloniestimulierende Faktoren (CSF, colony stimulating factors) reguliert. Bei Erwachsenen findet die Erythropoese hauptsächlich im roten Knochenmark statt. Die Produktion dauert i. d. R. 8 Tage, kann aber bei Bedarf (z. B. nach Blutverlust) beschleunigt werden. Nach durchschnittlich 120 Tagen werden die roten Blutkörperchen in Milz und Leber abgebaut (Hämolyse).

Funktionen der Erythrozyten im menschlichen Körper sind:

  • Atemgastransport (Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid)
  • Pufferung des pH-Wertes
  • Festlegung der Blutgruppen (durch Oberflächenantigene der Erythrozytenmembran)

In den Lungenkapillaren nehmen Erythrozyten Sauerstoff aus den Lungenbläschen (Alveolen) auf. Die Sauerstoff-Moleküle werden an Hämoglobin-Komplexe gebunden. Über den Blutkreislauf gelangt der Sauerstoff bis in die feinen Verästelungen der Blutgefäße (Kapillaren). Dort wird der Sauerstoff an das umgebende Gewebe freigegeben; dieser Vorgang wird als Desoxygenierung bezeichnet.

Bei welchen Symptomen Erythrozyten bestimmen?

Bei Verdacht auf Blutarmut (Anämie) oder krankhafter Vermehrung der Erythrozyten (Polyglobulie) kann im Rahmen eines kleinen oder großen Blutbildes die Menge der Erythrozyten bestimmt werden. Auch bei allgemeinem Unwohlsein kann ein Blutbild inklusive Bestimmung der Erythrozytenanzahl Aufschluss über die Ursachen geben.

Symptome zu wenig rote Blutkörperchen

Symptome zu viel rote Blutkörperchen

Laboruntersuchung Erythrozyten

Es gibt mehrere Messwerte die über Zahl und Qualität von Erythrozyten im Blut Auskunft geben:

  • Erythrozytenzahl (Ery): gibt Aufschluss über die Anzahl der Erythrozyten in einem bestimmten Blutvolumen

  • Hämatokrit (Hkt): beschreibt den Anteil fester Bestandteile des Blutes am Gesamtvolumen

  • Mittleres korpuskuläres Volumen (MCV): durchschnittliche Größe der Erythrozyten

  • Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH): durchschnittlicher Hämoglobingehalt eines Erythrozyten

  • Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC): durchschnittliche Hämoglobinkonzentration aller Erythrozyten

  • Erythrozytenverteilungsbreite (RDW, red cell distribution width): gibt Unterschiede in der Größe der Erythrozyten an

  • Retikulozytenanteil: gibt an, wie viel Prozent der roten Blutkörperchen als unreife Vorläuferzellen im Blut vorliegen

Erythrozyten-Wert bestimmen

Für ein kleines oder großes Blutbild werden 3 ml EDTA-Blut benötigt. Die Erythrozyten-Konzentration (Anzahl Erythrozyten in einem bestimmten Blutvolumen) wird heutzutage durch eine automatische Zählung mittels Zählautomat bestimmt. Früher wurde dies manuell mit einem Lichtmikroskop und einer Zählkammer gemacht.

Erythrozyten-Konzentration Normalwerte

Die Referenzwerte sind von vielen Faktoren, u. a. von Alter und Geschlecht, abhängig. Deshalb sollte eine Interpretation der Ergebnisse immer zusammen mit einem Arzt bzw. einer Ärztin geschehen.

  • Normalwert Erythrozyten Frauen: 4,0–5,2 Mio/µl (4.000.000 bis 5.200.000 rote Blutkörperchen in 1 Mikroliter Blut)
  • Normalwert Erythrozyten Männer: 4,5–5,9 Mio/µl (4.500.000 bis 5.900.000 rote Blutkörperchen in 1 Mikroliter Blut)

Ursachen für niedrigen Erythrozyten-Wert

Anämien sind die häufigste Ursache für erniedrigte Konzentrationen von Erythrozyten. Sie sind meist Folgen von Nährstoffmangel oder chronischen Erkrankungen.

Weitere Ursachen für wenig Erythrozyten im Blut sind Hämolyse (verstärkter Abbau von Erythrozyten), Blutverlust (z. B. Unfall, Operation) und Infektionen.

Blutarmut (Anämie)

Anämien entstehen, bei zu wenig Erythrozyten oder Hämoglobin im Blut. Es wird unterschieden zwischen:

  • Mikrozytäre hypochrome Anämie, durch:
  • Normozytäre normochrome Anämie, durch:
    • Blutungen
    • Knochenmarksinsuffizienz
    • Niereninsuffizienz
  • Makrozytäre hyperchrome Anämie, durch:

Ursachen für hohen Erythrozyten-Wert

  • Hormonelle Störungen

  • Bestimmte Formen der Blutarmut

  • Bestimmte Arten von Leukämie

  • Erythropoetin-bildende Tumore

Erythrozyten im Urin

Blut im Urin kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Jedoch ist das Blut nicht immer mit dem bloßen Auge sichtbar. Bei Verdacht auf bestimmte Krankheiten, die mit Erythrozyten im Urin einhergehen, kann ein Teststreifen zum Nachweis verwendet werden. Dieser ist sensibel genug um selbst kleine Mengen Erythrozyten im Urin nachzuweisen.

Mögliche Ursachen für Erythrozyten im Urin:

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Erythrozyten-Werte

Anzahl und Qualität der Erythrozyten hängt stark vom Blutfarbstoff Hämoglobin und damit auch vom Eisenhaushalt des Körpers ab. Ist der Wert der Erythrozyten zu niedrig, weil Eisen- oder Folsäuremangel bestehen, so kann dies durch Zugabe der entsprechenden Nährstoffe behandelt werden.

Bei akuten und schweren Fällen erniedrigter Erythrozyten-Konzentrationen im Blut kann eine Bluttransfusion helfen. Andersherum kann eine Polyglobulie (wenn der Wert der Erythrozyten zu hoch ist) durch einen sogenannten “Aderlass” behandelt werden.

Nur sehr selten wird die Zahl der Erythrozyten direkt durch eine Krankheit beeinflusst, meist liegt eine andere Ursache zugrunde, die sekundär Einfluss auf die Erythrozyten-Konzentration hat. Diese Ursache gilt es zu finden und zu behandeln.

Fakten zu den roten Blutkörperchen Erythrozyten

  1. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Erythrozyten beträgt 120 Tage.
  2. Erythrozyten haben einen Durchmesser von ca. 7,5 µm.
  3. Etwa die Hälfte des Gesamteisens im Körper ist in den Erythrozyten gebunden.
  4. Täglich wird ca. 1 % der Erythrozyten neu produziert.
    • Das entspricht 2x1011 Erythrozyten 200.000.000.000 (Zweihundertmilliarden).
    • Das sind mehr als 2.000.000 neue Erythrozyten pro Sekunde.

Quellen

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