Cholesterin ist im menschlichen Körper essentieller Bestandteil von Zellmembranen und Lipoproteinen sowie Ausgansstoff für Steroidhormone und Gallensäuren. Erhöhte Cholesterinwerte können zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Cholesterin wird umgangssprachlich auch als Blutfett bezeichnet.
Was sagt der Cholesterin-Wert aus?
Chemisch betrachtet ist Cholesterin ein Sterol und gehört somit zur Gruppe der Steroide. Nur ein kleiner Teil des Cholesterins – etwa 10 bis 20 % – werden mit der Nahrung zugeführt. Die restlichen 80 bis 90 % werden im Körper synthetisiert, v. a. in Leber und Darm.
Cholesterin ist essentiell zur Herstellung von:
- Zellmembranen
- Lipoproteinen
- Steroidhormonen
- Vitamin D
- Gallensäure
Cholesterin wird an Transportproteine gebunden, um mit dem Blutkreislauf an den jeweiligen Zielort zu gelangen. Diese Lipoproteine werden anhand ihrer molekularen Dichte unterschieden.
Transportproteinen für Cholesterin:
LDL (low density lipoprotein)
HDL (high density lipoprotein)
VLDL (very low density lipoprotein)
IDL (intermediate density lipoprotein)
Cholesterin, welches an das Transportprotein LDL gebunden wird, bezeichnet man auch als LDL-Cholesterin. Ist das Cholesterin an HDL gebunden, so spricht man von HDL-Cholesterin. Beide Werte können in Speziallaboren bestimmt werden.
Der LDL/HDL-Quotient, also das Verhältnis von LDL zu HDL, wurde bis vor Kurzem noch als wichtige Messgröße bei der Risikobewertung für koronare Herzkrankheiten angesehen. Neuere Forschungsergebnisse haben die Aussagekraft jedoch eingeschränkt, sodass der LDL/HDL-Quotient an Bedeutung verloren hat.
Früher galt HDL-Cholesterin als “das gute Cholesterin”, dessen Wert man möglichst auf hohem Niveau halten sollte. Diese Aussage ist nach heutigem Forschungsstand nicht mehr uneingeschränkt gültig. Allerdings sind bisher weder Maximalwerte für HDL-Cholesterin empfohlen, noch gibt es einen gesundheitsfördernden Zielwert. Lediglich die unteren Grenzen für HDL-Cholesterin sind definiert (siehe Spalte HDL Cholesterin-Wert in Tabelle weiter unten).
Bei welchen Symptomen Cholesterin bestimmen?
Die Cholesterin-Werte werden bei verschiedenen Anlässen bestimmt, u. a. bei:
- Vorsorgeuntersuchung zur Einschätzung des Risikos für Arteriosklerose (“Arterienverkalkung”)
- Vorsorgeuntersuchung zur Einschätzung des Risikos für eine koronare Herzkrankheit (KHK)
- Verlaufskontrolle bei medikamentöser Lipidsenkung
- Verdacht auf Hyperproteinämie (Eiweißüberschuss im Blut)
Zu hohe oder zu niedrige Cholesterin-Werte führen nicht direkt zu Symptomen. Sie verursachen Krankheiten, die sich wiederum in verschiedenen Symptomen äußern können.
Laboruntersuchung Cholesterinspiegel
Zur ausführlichen Begutachtung des Cholesterinspiegels sollte nicht nur der Gesamtwert des Cholesterins bestimmt werden. Zusätzlich ist eine Bestimmung von LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und ggf. auch der Triglyceride sinnvoll, um ein Gesamtbild des Fettstoffwechsels zu erhalten.
Cholesterin messen
Für die Messung der Cholesterin-Werte werden 0,5 bis 1 ml Blutserum benötigt. Seltener wird der Wert auch aus Plasma bestimmt.
Vor der Blutabnahme sollte 12 bis 16 Stunden auf Nahrung verzichtet werden – hier eignet sich am besten eine morgendliche nüchterne Blutabnahme. Wenn möglich sollten auch Diäten unterbrochen und Medikamente für kurze Zeit abgesetzt werden, da ansonsten die Cholesterinspiegel beeinflusst sein können. Eine Kontrolluntersuchung nach 14 Tagen wird empfohlen.
Das Gesamtcholesterin kann mit wenig Aufwand in einem enzymatischen Farbtest bestimmt werden. Für LDL- und HDL-Cholesterin gibt es verschiedene Methoden der Messung und Berechnung.
Cholesterinwerte-Tabelle
Wird ein auffälliger Gesamtcholesterin-Wert gemessen, dann sollten unbedingt auch LDL, HDL und ggf. Triglyceride bestimmt werden. Die Kombination dieser Messwerte ist weitaus aussagekräftiger als nur der Cholesterinspiegel. Bei Erwachsenen sollte ab einem Cholesterin-Wert von über 200 mg/dl (5,2 mmol/l) eine genauere Diagnostik des Fettstoffwechsels mithilfe der genannten Werte veranlasst werden.
Ursachen für hohe Cholesterinspiegel
Hohe Cholesterinspiegel werden medizinisch auch als Hypercholesterinämien bezeichnet. Hohe Werte für Gesamtcholesterin und für LDL-Cholesterin haben nahezu die gleichen Ursachen, da LDL-Cholesterin einen hohen Anteil des Gesamtcholesterins ausmacht. Hohe HDL-Werte können auf andere Krankheiten hindeuten.
Mögliche Ursachen für erhöhte Cholesterinspiegel (gesamt und LDL):
- Diabetes mellitus
- Fettreiche und übermäßige Nahrungsaufnahme
- Bewegungsmangel
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Chronische Erkrankungen der Nieren, Leber oder Galle
- Angeborene Störungen des Fettstoffwechsels (primäre Hypercholesterinämien)
- Bestimmte Medikamente (u. a. orale Kontrazeptiva (Antibabypille), Glukokortikoide, Betablocker, Diuretika)
Am Ende der Schwangerschaft sind Gesamtcholesterin- und LDL-Werte ebenfalls erhöht, jedoch ohne Krankheitswert.
Das HDL-Cholesterin kann erhöht sein durch Ausdauersport, moderaten Alkoholkonsum (dann meist auch Triglyceride erhöht) oder bestimmte Medikamente.
Ursachen für niedrige Cholesterinspiegel
Hypocholesterinämie ist der Fachbegriff für einen krankhaft erniedrigten Cholesterinspiegel. Niedrige Gesamtcholesterin- und LDL-Werte haben nahezu die gleichen Ursachen.
Mögliche Ursachen für niedrige Cholesterinspiegel (gesamt und LDL):
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose, Leberinsuffizienz)
- Schwere chronische Infektionen
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
- Einige Tumorerkrankungen
- Verletzungen und Operationen
Niedrige HDL-Cholesterinspiegel können u. a. durch Adipositas, Diabetes mellitus oder sehr unausgewogene Ernährung verursacht sein.
Vorbeugung und Behandlung auffälliger Cholesterinspiegel
Die verschiedenen Cholesterin-Werte geben einen Anhaltspunkt für Störungen des Fettstoffwechsels und können z. B. zur Risikoberechnung von koronaren Herzkrankheiten herangezogen werden. Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet für Erkrankungen, die im Zusammenhang mit den Cholesterinwerten stehen. Dazu gehören:
Personen über 35 Jahre
Stark übergewichtige Personen
Raucher
PatientInnen mit Diabetes mellitus
Frauen in den Wechseljahren
Personen mit einer familiären Veranlagung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
PatientInnen mit Schilddrüsenunterfunktion
PatientInnen mit Vorerkrankungen der Nieren oder Leber
Cholesterinspiegel senken
Je nach Ausprägung und Ursache der erhöhten Cholesterinwerte kann eine medikamentöse Behandlung oder auch eine Lebensstiländerung den Cholesterinspiegel senken. Die am häufigsten angewendeten Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels im Plasma werden als Statine oder HMG-CoA-Reduktase-Hemmer bezeichnet. Zu den Lebensstiländerungen zählen mehr Bewegung, Gewichtsabnahme und Rauchentwöhnung. Außerdem sollte auf Lebensmittel, die reich an gesättigten Fettsäuren sind, verzichtet werden. Dazu zählen fettes Fleisch und Wurstwaren, Butter, Kuchen, Chips, Schokolade und Süßigkeiten.
Lebensmittel, die zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen können:
- Ballaststoffreiche Lebensmittel (z. B. Haferflocken, Haferkleie)
- Fisch (v. a. Makrele, Hering, Lachs)
- Mandeln und andere Nüsse
- Avocados
- Olivenöl
Cholesterin selber messen
Cholesterin-Schnelltests sind im Internet und in Apotheken erhältlich. Diese können i. d. R. allerdings nur den Gesamtwert vom Cholesterin messen, nicht LDL oder HDL. Für eine genaue Bestimmung der einzelnen Werte ist eine Laboruntersuchung des Blutes nötig. Das kann sowohl nach Blutabnahme in Arztpraxen geschehen, aber auch bei einigen Cholesterin-Heimtests, sofern die Probe hinterher an ein Labor gesendet und nicht eigenständig analysiert wird. Auch einige Apotheken bieten diesen Service an.
Fakten zum “Blutfett” Cholesterin
- Nur 10 bis 20 % des Cholesterins werden mit der Nahrung aufgenommen.
- Cholesterin wird in Form von Gallensäure über die Galle ausgeschieden.
- Hohe Cholesterinwerte können Gallensteine verursachen.
- Hypercholesterinämie ist ein wichtiger Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten.
- Eine Änderung des Lebensstils kann das LDL-bedingte Arterioskleroserisiko um bis zu 40 % senken.
Quellen
Atherosklerose und kardiovaskuläre Prävention. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/endometriose/ (zugegriffen 22. März 2022)
Cholesterol: Top foods to improve your numbers. Mayo Clinic. 2018. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/high-blood-cholesterol/in-depth/cholesterol/art-20045192 (zugegriffen 22. März 2022)
Cholesterin (gesamt). Leistungsverzeichnis Labor Dr. Gärtner. 2021. http://leistungsverzeichnis.labor-gaertner.de/entry/249 (zugegriffen 22. März 2022)
HDL-Cholesterin. Leistungsverzeichnis Labor Dr. Gärtner. 2022. http://leistungsverzeichnis.labor-gaertner.de/entry/424 (zugegriffen 22. März 2022)
LDL-Cholesterin. Leistungsverzeichnis Labor Dr. Gärtner. 2022. http://leistungsverzeichnis.labor-gaertner.de/entry/545 (zugegriffen 22. März 2022)