Vitamin D (Calciferol)

Laborwerte richtig verstehen: Vitamin D2 (Ergocalciferol), Vitamin D3 (Cholecalciferol) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper Vitamin D?
  2. Bei welchen Symptomen Vitamin-D-Werte testen?
  3. Laboruntersuchung der Vitamin-D-Werte
  4. Ursachen Vitamin-D-Wert zu niedrig
  5. Ursachen Vitamin-D-Wert zu hoch
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Vitamin-D-Werte
  7. Fakten zum “Sonnenhormon” Vitamin D

Vitamin D ist eines der bekanntesten Vitamine – dabei ist es nicht mal ein richtiges Vitamin. Laut Duden ist ein Vitamin ein “die biologischen Vorgänge im Organismus regulierender, lebenswichtiger, vorwiegend in Pflanzen gebildeter Wirkstoff, der mit der Nahrung zugeführt wird”. Bei ausreichend Sonneneinstrahlung kann Vitamin D zu 80 bis 90 % vom Körper selbst hergestellt werden und ist somit eher ein Hormon bzw. eine Hormon-Vorstufe.

Wofür benötigt der Körper Vitamin D?

Vitamin D ist ein Sammelbegriff für verschiedene Vitamine aus der Gruppe der Calciferole. Dazu zählen Vitamin D2 (Ergocalciferol) und Vitamin D3 (Cholecalciferol).

Die biologisch aktive Form von Vitamin D heißt Calcitriol. Sie kann im menschlichen Körper auf zwei Wegen entstehen:

  1. Etwa 80 bis 90 % werden vom Körper selbst hergestellt: Cholesterin wird in der Leber zu Provitamin D3 umgewandelt. Dieses kann durch Sonneneinstrahlung (UV-B) in der Haut zu Vitamin D3 werden. Überschüssiges Vitamin D3 kann zu einem gewissen Anteil in Calcifediol überführt und vom Körper gespeichert werden.

  2. Etwa 10 bis 20 % werden mit der Nahrung aufgenommen: Vitamin D2 ist in einigen Lebensmitteln enthalten. Es wird im Körper zu Vitamin D3 umgewandelt und entweder als Calcifediol gespeichert oder als Calcitriol für den Stoffwechsel genutzt.

Die D-Vitamine haben im menschlichen Körper mehrere Aufgaben, dazu gehört v. a. die Regulation der Knochenmineralisation, was für Knochenaufbau und Knochenumbau unerlässlich ist.

Überblick der Funktionen von Vitamin D
  • Mineralstoffwechsel: Förderung der Aufnahme von Calcium und Phosphat in Darm und Nieren
  • Knochenstoffwechsel: indirekte Regulation über Calcium- und Phosphatspiegel, direkte Regulation durch Stimulation der Osteoblasten (Zellen zum Knochenaufbau)
  • Proteinstoffwechsel: Beteiligung an Bildung von Proteinen
  • Blutstoffwechsel: über Genexpression Beeinflussung der Reifung von Blutzellen
  • Modulation des Immunsystems

Bei welchen Symptomen Vitamin-D-Werte testen?

Vitamin-D-Mangel beschreibt den Zustand, bei dem Vitamin D über längere Zeit nicht ausreichend im Körper verfügbar ist. Dieser äußert sich v. a. durch Symptome einer unzureichenden Knochenmineralisierung (Rachitis bei Kindern, Osteomalazie und Osteoporose bei Erwachsenen).

Auch ein Vitamin-D-Überschuss kann verheerende körperliche Auswirkungen haben: Durch den Überschuss an Vitamin D kommt es folglich zu einem Überschuss an Calcium im Körper (Hyperkalzämie), dieser kann langfristig Organe schädigen und sogar bis zum Tod führen.

Eine Hypervitaminose oder auch Intoxikation (Vergiftung) mit Vitamin D kann durch exzessive Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder bestimmte Medikamente ausgelöst werden.

Symptome Vitamin-D-Mangel bei Kindern

  • Rachitis: Wachstumsstörungen und Skelettdeformierungen durch unzureichende Mineralisierung der Knochen
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Verminderter Muskeltonus

Symptome Vitamin-D-Mangel bei Erwachsenen

  • Osteomalazie: Knochenerweichung mit Schmerzen, Verformungen, Frakturen und Muskelschwäche
  • Osteoporose: verminderte Knochenmineralisierung

Symptome Vitamin-D-Überschuss

  • Polyurie: erhöhte Urinausscheidung (mehr als 3 Liter täglich)
  • Übelkeit, Appetitlosigkeit
  • Erbrechen, Bauchkrämpfe
  • Nierenschädigungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Bewusstlosigkeit
  • Knochenabbau

Laboruntersuchung der Vitamin-D-Werte

Da ein sehr großer Anteil von Vitamin D im Körper mithilfe von Sonnenlicht produziert wird, unterliegt der Vitamin-D-Spiegel starken saisonalen Schwankungen. Im Sommer sind die Werte höher als im Winter.

Vitamin-D-Spiegel messen

Um den Vitamin-D-Spiegel zu messen, wird die Konzentration von Calcifediol (25-OH-Vitamin-D) mithilfe eines Elektrochemilumineszenz-Immunoassays (ECLIA) im Blutserum bestimmt; auch eine Analyse aus Blutplasma ist möglich. Der Patient bzw. die Patientin sollte etwa 12 Stunden lang nichts gegessen haben.

Vitamin-D-Spiegel Normwerte

Da Vitamin-D-Spiegel stark von den Messemethoden, dem Alter der Patienten und der Jahreszeit abhängen, können Referenzwerte nur eine grobe Orientierung geben. Ergebnisse von Blutanalysen sollte immer mit ÄrztInnen besprochen werden.

  • Unter 30 nmol/l (unter 12 ng/ml): mangelhafte Versorgung mit Vitamin D, erhöhtes Risiko für Rachitis, Osteomalazie, Osteoporose
  • 30 bis 49 nmol/l (12 bis 19 ng/ml): suboptimale Vitamin-D-Versorgung, gesundheitliche Folgen möglich
  • 50 bis 124 nmol/l (20 bis 49 ng/ml): Vitamin-D-Spiegel im optimalen Bereich, Vitamin-D-Wert normal
  • Über 125 nmol/l (ab 50 ng/ml): mögliche Überversorgung mit Vitamin D, kann negative gesundheitliche Folgen haben

Diese Referenzwerte stammen aus einer Vitamin-D-Wert-Tabelle des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM) und werden u. a. auch vom Robert Koch-Institut (RKI) angewendet. Sie beziehen sich auf die gemessene Menge Calcifediol (25(OH)D) im Blutserum.

Ursachen Vitamin-D-Wert zu niedrig

  • Wenig Tageslicht, z. B. in den Wintermonaten
  • Hohes Alter (körpereigene Vitamin-D-Produktion lässt bei zunehmendem Alter nach)
  • Erhöhter Bedarf in Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern im Wachstum
  • Mangel- oder Fehlernährung
  • Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)
  • Erkrankungen der Nieren, z. B. Niereninsuffizienz, nephrotisches Syndrom
  • Erkrankungen der Leber, z. B. Leberinsuffizienz, Leberzirrhose
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Übergewicht
  • Bestimmte Medikamente, z. B. Barbiturate, Antiepileptika, Zytostatika

Ursachen Vitamin-D-Wert zu hoch

  • Übertriebene Aufnahme, z. B. durch Nahrungsergänzungsmittel
  • Übermäßige Sonneneinstrahlung bzw. UV-B-Exposition
  • Sarkoidose
  • Tuberkulose
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Vitamin-D-Werte

Vitamin-D-Substitutionen, also eine künstliche Zufuhr von Vitamin D, ist in einigen Fällen angebracht. Der häufigste Grund dafür ist mangelndes Tageslicht in den Wintermonaten. Sind die Vitamin-D-Speicher des Körpers aufgebraucht, sollten Vitamin-D-Präparate eingenommen werden, da der Bedarf nicht alleine durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt werden kann.

Säuglinge und Kleinkinder haben durch das Körperwachstum einen erhöhten Bedarf an Vitamin D. Bei diesen sollte, mindestens in den Wintermonaten, Vitamin D verabreicht werden.

Bei Erwachsenen mit Osteoporose wird Vitamin D zur Therapie eingesetzt.

Tipps für einen ausgewogenen Vitamin-D-Haushalt

Die verschiedenen D-Vitamine sind nur in wenigen Lebensmitteln und in geringen Mengen enthalten.

Lebensmittel mit Vitamin D:

  • Fetter Seefisch und v. a. Fischleberöl

  • Innereien

  • Speisepilze

  • Eigelb

  • Milch und Milchprodukte

Essentiell für die körpereigene Vitamin-D-Produktion ist Sonnenlicht. Deshalb wird empfohlen, zwischen März und Oktober 2- bis 3-mal wöchentlich ein kurzes Sonnenbad zu nehmen. Dabei sollten Gesicht, Hände und Arme unbedeckt dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Als angemessene Dauer gilt die Hälfte der Zeit, die für den jeweiligen Hauttyp zum Sonnenbrand führen würde.

Dauer eines Sonnenbades zur Vitamin-D-Produktion
  • Hauttyp I (sehr hell): 5 Minuten
  • Hauttyp II (hell): 10 Minuten
  • Hauttyp III (hell bis hellbraun): 15 Minuten
  • Hauttyp IV (hellbraun oder olivfarben): 25 Minuten
  • Hauttyp V (dunkelbraun): 30 Minuten
  • Hauttyp VI (dunkelbraun bis schwarz): über 30 Minuten

Das in der Haut mithilfe der Sonneneinstrahlung hergestellte Vitamin D3 kann im Fett- und Muskelgewebe gespeichert werden, sodass am Winteranfang noch auf diese Speicher zurückgegriffen werden kann. Sind die Speicher aufgebraucht, stellen Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D eine sinnvolle Alternative dar.

Fakten zum “Sonnenhormon” Vitamin D

  1. Biochemisch betrachtet ist Vitamin D kein Vitamin, sondern eine Gruppe von Hormon-Vorstufen.
  2. 10 bis 20 % des benötigten Vitamin D werden mit der Nahrung aufgenommen.
  3. 80 bis 90 % kann der Körper mithilfe von Sonnenlicht selber herstellen.
  4. Vitamin D wird auch als antirachitisches Vitamin bezeichnet, da ein Mangel zu Rachitis führen kann.
  5. In Deutschland haben 61,6 % der Erwachsenen mangelhafte oder suboptimale Vitamin-D-Spiegel.

Quellen

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