Ein verzweifelter Mann wird von einer Frau liebevoll getröstet.
  1. Was bedeutet Zeugungsunfähigkeit und Unfruchtbarkeit beim Mann?
  2. Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Männern
  3. Wie kann Unfruchtbarkeit beim Mann erkannt werden?
  4. Wie wird Unfruchtbarkeit beim Mann behandelt?
  5. Wie kann man trotz Zeugungsunfähigkeit Vater werden?
  6. Was Sie tun können, um eine Unfruchtbarkeit vorzubeugen:
  7. Häufige Fragen
Ein verzweifelter Mann wird von einer Frau liebevoll getröstet.

ICD-Code für Sterilität beim Mann: N46


Was bedeutet Zeugungsunfähigkeit und Unfruchtbarkeit beim Mann?

Wenn ein Paar einen unerfüllten Kinderwunsch hat, kann dies an der Unfruchtbarkeit des Mannes liegen. Ein Mann gilt dann als zeugungsunfähig, wenn es innerhalb von einem Jahr trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht gelingt, ein Kind zu zeugen und eine Unfruchtbarkeit der Frau ausgeschlossen ist. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass die Betroffenen nie Kinder zeugen werden, denn die Ursachen können in den meisten Fällen durch spezifische Therapien behandelt werden.

Etwa 9 Prozent aller Männer leiden unter einer unzureichenden Spermienqualität.

Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Männern

Es gibt vielfältige Faktoren, die eine Fruchtbarkeit beeinflussen können. Dabei können Übergewicht, Konsum von Nikotin und Alkohol oder Stress sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu einer Sterilität führen. Ebenfalls zählen negative Umwelteinflüsse (Schadstoffe, Pestizide) zu den Faktoren, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.

Es gibt jedoch auch geschlechtsspezifische körperliche Ursachen für die Sterilität beim Mann.

Verminderte Spermienqualität

Die Qualität des Ejakulats lässt sich anhand der Anzahl der darin enthaltenen, gesunden Spermien erkennen. Bei schlechter Spermaqualität sind zu wenige, viele missgebildete oder unbewegliche und kaum lebensfähige Spermien in der Samenflüssigkeit. Die Qualität der Spermien wird durch verschieden Faktoren negativ beeinflusst. Dazu zählen unter anderem eine schlechte Ernährung, ein ungesunder Lebensstil und eine hohe Strahlenbelastung. Eine Testosteroneinnahme ohne ärztliche Beobachtung (zum Beispiel zum schnelleren Muskelaufbau) kann ebenfalls negative Auswirkungen haben. Auch Infektionen wie Mumps oder Chlamydien können zu einer verminderten Spermienqualität führen.

Genetische Ursachen

Etwa jeder zehnte unerfüllte Kinderwunsch bei Paaren ist auf genetische Ursachen bei Mann, Frau oder beiden Partnern zurückzuführen. Strukturelle Chromosomenveränderungen sind recht häufig, etwa 1 zu 500 in der Bevölkerung. Meist wissen die Personen nicht, dass sie Chromosomenveränderungen haben, weil diese sich nicht negativ auf die Gesundheit auswirken und somit unentdeckt bleiben.

Bei Männern können Chromosomenstörungen die Spermienbildung beeinflussen. Auch die Anzahl der Geschlechtschromosomen ist relevant. Normalerweise haben Männer ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom. Beim Klinefelter-Syndrom haben Männer ein X-Chromosom zu viel, also XXY. Dadurch werden weniger männliche Hormone im Körper ausgeschüttet, was zu einer Verschlechterung der Spermienqualität führt. Weiterhin können Mutationen im CFTR-Gen dramatische Auswirkungen auf die männliche Fertilität haben. Bei unerfülltem Kinderwunsch unklarer Ursache empfiehlt sich eine humangenetische Beratung. Dabei werden idealerweise beide Partner miteinbezogen.

Dr. Maja Sukalo
Dr. Maja Sukalo

Hormonelle Störungen

Bei vielen Männern sind hormonelle Störungen verantwortlich für die Unfruchtbarkeit, da sich Spermien unter dem Einfluss von Hormonen entwickeln. Bei einem Testosteronmangel kann es zu einer verminderten Spermienanzahl in der Samenflüssigkeit kommen.

Testosteronüberschuss kann ebenfalls zu einer Unfruchtbarkeit führen, denn wenn zu viel Testosteron produziert oder von außen zugeführt wird, ist die körpereigene Hormonachse dauerhaft unterbrochen. Dabei werden folglich die Spermiogenese und Hodenwachstum gehemmt.

Auch wenn zu viel Prolaktin produziert wird, gerät der männliche Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht. Diese Überproduktion kann beispielsweise durch einen gutartigen Tumor der Hirnanhangsdrüse oder bestimmte Medikamente (MCP, Neuroleptika) ausgelöst werden. Das gleiche gilt bei einer gestörten Schilddrüsenfunktion oder einer Nebennierenerkrankung. Jedoch kommen die hormonellen Störungen als Ursachen für die Unfruchtbarkeit bei Männern im Gegensatz zu Frauen eher selten vor.

Erektile Dysfunktion

Auch eine erektile Dysfunktion beim Mann kann eine Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Von einer erektilen Dysfunktion spricht man, wenn eine lang andauernde Unfähigkeit besteht, eine für den Sex ausreichende Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten.

Diagnose der Sterilität

Bei einem ausbleibenden Kinderwunsch sollten sich die Betroffenen zunächst an einen Arzt oder eine Ärztin wenden. Bei der männlichen Sterilität sind meist UrologInnen zuständig. Diese beginnen die Diagnostik mit einem Anamnesegespräch, bei dem der Mann ausführlich zu Lebensumständen und der Krankheitsgeschichte befragt wird.

Um die Sterilität festzustellen, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Zunächst werden die äußeren Geschlechtsorgane untersucht sowie die Behaarung und der Körperbau des Mannes beurteilt. Weitere Untersuchungen können eine Blutuntersuchung, ein Ultraschall der Hoden, die Erstellung eines Spermiogramms (Ejakulatsuntersuchung) sowie eine Hodenbiopsie sein.

Wie kann Unfruchtbarkeit beim Mann erkannt werden?

Eine Zeugungsunfähigkeit beim Mann ist nicht einfach zu erkennen und in vielen Fällen erst beim unerfüllten Kinderwunsch entdeckt, da es meist keine körperlichen Symptome gibt. Folgende Punkte können jedoch Hinweise auf eine Fruchtbarkeitsstörung geben und dabei helfen die Zeugungsunfähigkeit festzustellen:

  • Hodenhochstand im Kindesalter

  • Mumps in der Pubertät

  • Leistenbruchoperationen

  • Verletzungen an Hoden oder Penis

  • Krampfadern am Hoden

  • Infektion der Samenwege

  • Starkes Übergewicht

  • Nikotin-, Alkohol oder Drogenmissbrauch

Ein Mann hat ein Beratungsgespräch beim Urologen.

Wie wird Unfruchtbarkeit beim Mann behandelt?

Da die Ursachen der Unfruchtbarkeit unterschiedlich sind, ist die Behandlung auch immer von diesen abhängig. Bei einer schlechten Spermaqualität sollten die Lebensgewohnheiten geprüft werden: Gesunde Ernährung, Diät, Bewegung, Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie Stressabbau können ein schlechtes Spermiogramm verbessern. Zusätzlich bieten sich eventuell Hormontherapien an.

Sollte die Unfruchtbarkeit körperliche Ursachen haben, können auch folgende Behandlungen helfen:

  • Operation von Krampfadern am Hoden oder verklebtem Samenleiter

  • Antibiotika-Behandlung bei bakteriellen Infektionen wie Chlamydien (auch für die Partnerin)

  • Medikamentöse Behandlung bei Hormonmangel oder erektiler Dysfunktion

  • Penispumpe bei erektiler Dysfunktion

  • Penisimplantat

Wenn die Unfruchtbarkeit psychischen Ursachen hat, sind psychologische Beratungs- und Therapieangebote am besten geeignet.

Wie kann man trotz Zeugungsunfähigkeit Vater werden?

Führen auch diese Maßnahmen nicht zu dem erwünschten Erfolg, gibt es verschiedene Verfahren, den Weg der Spermien zur Eizelle zu unterstützen:

  • Samenextraktion bei Pathologien der Samenwege: bei einer testikulären Spermienextraktion erfolgt die Spermienentnahme aus dem Hodengewebe mittels Hodenbiopsie

  • Künstliche Befruchtung

  • Intrauterine Insemination (IUI): Samenübertragung in die Gebärmutter

  • In-vitro-Fertilisation (IVF): Künstliche Befruchtung außerhalb des Körpers im Reagenzglas

  • Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Direkte Einbringung der Samenzelle in die Eizelle

  • Künstliche Befruchtung mittels Spermaspende

Erfolgsrate bei künstlicher Befruchtung

Die meisten Behandlungsmethoden, wie eine künstliche Befruchtung, sind zeitaufwändig und oft mit Nebenwirkungen verbunden. Im Falle einer IVF ist ein Drittel erfolgreich. Deshalb ist die Rate von Paaren, welche auch tatsächlich Eltern werden, weitaus geringer als die von den Behandlungszentren genannten Schwangerschaftsraten. In Deutschland liegt die Schwangerschaftsrate bei einer IVF bei 30 Prozent (davon 20 bis 30 Prozent Mehrlingsschwangerschaften) und die Geburtenrate bei 20 Prozent. Aus diesem Grund sollte jedes Paar zusammen mit einem Expertenteam nach eingehender Beratung individuell eine Entscheidung mit Risikoabwägung treffen.

Was Sie tun können, um eine Unfruchtbarkeit vorzubeugen:

Einer Zeugungsunfähigkeit lässt sich nicht vorbeugen, jedoch wirkt sich ein gesunder Lebensstil positiv auf die Potenz und die Qualität der Spermien aus. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Zudem sollte man auf Konsum von Alkohol, Nikotin und Drogen verzichten. Da auch Stress für eine Unfruchtbarkeit verantwortlich sein kann, ist es vorteilhaft, diesen zu vermeiden.

Häufige Fragen

Ein Mann gilt dann als unfruchtbar, wenn er trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr innerhalb eines Jahres kein Kind zeugen kann. Zusätzlich müssen andere Ursachen, wie beispielsweise die Unfruchtbarkeit der Frau, ausgeschlossen sein.

Die Fruchtbarkeit von Männern lässt sich unter anderem mithilfe eines Spermiogramms messen. Bei diesem wird das Ejakulat des Mannes auf seine Qualität untersucht. Dabei werden unter anderem die Menge und Qualität der Spermienzellen sowie der pH-Wert des Ejakulates analysiert.

Unfruchtbarkeit betrifft bis zu 12 Prozent aller Männer.

Bei einer Chemotherapie greifen die eingesetzten Medikamente in die Zellteilung ein und schädigen dabei auch gesunde Zellen. Deswegen wirkt sich eine Chemotherapie meist negativ auf die Fruchtbarkeit aus. In der Regel werden bei Männern mit bestehendem Kinderwunsch vor der Chemotherapie Samenzellen/Hodengewebe asserviert, um später eine künstliche Befruchtung zu ermöglichen.

Quellen

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  • Ochsendorf F, Weberschock T: Die andrologische Basisdiagnostik – von der körperlichen Untersuchung zum Spermiogramm. Gynäkologische Endokrinologie 2019; 17: 210–8.

  • Ritzmann D: Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau: Was kann dazu führen? Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2013; 8: 14–7.

  • Schaaf CP, Zschocke J: Sterilität und Infertilität. In: Basiswissen Humangenetik. Springer, Berlin, Heidelberg 2013; 323–328.

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