Testosteron

Laborwerte richtig verstehen: Gesamttestosteron (tT), freies Testosteron (fT) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper Testosteron?
  2. Bei welchen Symptomen Testosteron-Wert bestimmen?
  3. Laboruntersuchung Testosteron-Wert
  4. Ursachen für niedrige Testosteron-Werte
  5. Ursachen für hohe Testosteron-Werte
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Testosteronspiegel
  7. Fakten zum Sexualhormon Testosteron

Das Sexualhormon Testosteron wird sowohl im männlichen als auch im weiblichen Körper gebildet. Testosteron gehört zu den Steroidhormonen, es wird über Zwischenstufen aus Cholesterin gebildet und teilweise weiter zu Östrogenen umgebaut.

Wofür benötigt der Körper Testosteron?

Testosteron ist ein Androgen und gehört zu den männlichen Geschlechtshormonen. Bei Männern wird Testosteron vorwiegend in den Hoden produziert und zu einem kleinen Teil auch in der Nebennierenrinde. Bei Frauen erfolgt die Testosteronproduktion v. a. in der Nebennierenrinde, aber auch in den Ovarien (Eierstöcken) und der Plazenta.

Testosteron wird im Körper über die Zwischenstufen Pregnenolon und Androstendion aus Cholesterin synthetisiert. Weiterhin können Androstendion und Testosteron zu den Östrogenen Östron und Östradiol umgewandelt werden.

Testosteron hat Einfluss auf:

  • Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale
  • Potenz und Libido
  • Spermienreifung
  • Wachstum (fördert Muskel- und Knochenaufbau)
  • Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozytopoese)
  • Verhalten, v. a. Dominanz

Etwa 97 bis 98,5 % des Testosterons sind an Plasmaproteine gebunden, davon der größte Anteil an Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) und Albumin. Das freie Testosteron im Blut macht nur etwa 1 bis 1,5 % des Gesamttestosterons aus. Sowohl die Analyse des Gesamttestosterons (tT, total testosterone) als auch des Anteils von freiem Testosteron (fT, free testosterone) helfen bei der Einordnung von Hormonstörungen.

Bei welchen Symptomen Testosteron-Wert bestimmen?

Testosteron hat Auswirkungen auf die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale. Bei Unregelmäßigkeiten der Testosteron-Produktion kann es sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu Auffälligkeiten kommen. Eine Bestimmung des Hormonstatus von Testosteron wird u. a. angeordnet bei:

  • Pubertätsstörungen

  • Sexuelle Differenzierungsstörungen

  • Hodenfunktionsstörungen

  • Hodenhochstand

  • Hodentumore

  • Erektionsstörungen

Virilisierung der Frau

Zu hohe Testosteron-Werte können bei Frauen zu Virilisierung (körperliche Vermännlichung) führen. Durch die Überproduktion von männlichen Geschlechtshormonen kommt es zur Ausbildung männlicher Geschlechtsmerkmale. Die Symptome sind altersabhängig und hängen stark mit dem individuellen Entwicklungsstand der Mädchen und Frauen zusammen.

Symptome der Virilisierung bei Frauen:

  • Männliche Behaarung (Hirsutismus)
  • Zyklusstörungen
  • Vergrößerte Klitoris (Klitorishypertrophie)
  • Tiefe Stimme
  • Muskelaufbau
  • Gesteigerter Sexualtrieb
  • Neigung zu Akne

Laboruntersuchung Testosteron-Wert

Testosteron kann aus verschiedenen Körperflüssigkeiten wie Blutserum, Blutplasma, Speichel oder Urin bestimmt werden. Üblicherweise werden Gesamttestosteron und freies Testosteron aus Serum bestimmt.

Da die Messung von freiem Testosteron sehr stark von Methode, Durchführung und durchführendem Labor abhängt, variieren diese Werte erheblich. Ein moderner Ansatz ist die Berechnung des freien Androgenindexes (FAI) aus Gesamttestosteron und SHBG, einem der Transportproteine des gebundenen Testosterons.

Testosteronspiegel messen

Die Blutentnahme sollte auf nüchternen Magen und morgens erfolgen. Der Testosteronspiegel unterliegt einem zirkadianen Rhythmus und hat damit tageszeitliche Schwankungen. Gegen 8 Uhr am Morgen erreicht der Wert sein Maximum, am Abend ist der Testosteron-Wert am niedrigsten.

Der Testosteron-Wert der Frau ist zudem stark vom Zyklus abhängig. Wenn möglich sollte eine Blutabnahme zur Testosteron-Bestimmung bei Frauen etwa am 3. bis 5. Zyklustag stattfinden.

Tabelle Normalwerte Testosteron

Sowohl für Gesamttestosteron als auch für freies Testosteron gibt es Referenzwerte. Diese sind abhängig von Alter und Geschlecht der PatientInnen. Diese Werte sind in den folgenden zwei Testosteron-Tabellen aufgelistet. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass diese Werte nur eine Orientierung bieten können. Die Werte schwanken von Labor zu Labor, deshalb gibt jedes Speziallabor seine eigenen Referenzwerte an.

Weiterhin gilt es, die verschiedenen Maßeinheiten zu beachten. Auch da gibt es große Unterschiede. Bei Bedarf können online Maßeinheiten-Rechner zur Konvertierung der Einheiten verwendet werden.

Freier Androgenindex (FAI)

Der freie Androgenindex ist eine moderne Methode zur Berechnung des freien Testosterons. Bei der Ursprünglichen Methode, also der Messung des freien Testosterons, gibt es große Ungenauigkeiten. Deshalb wird in immer mehr Laboren der FAI aus dem Verhältnis von Testosteron zu SHBG berechnet:

  • FAI = Gesamttestosteron [nmol/l] × 100 / SHBG [nmol/l]
  • Normalwert FAI Frauen: < 3,5
  • Normalwert FAI Männer: 15 – 95 (stark altersabhängig)

Ursachen für niedrige Testosteron-Werte

Ursachen niedriger Testosteron-Wert Frau:

  • Mädchen vor der Pubertät
  • Frauen nach der Menopause
  • Anabolika
  • Leberzirrhose
  • Medikamente (Östrogene, Antiandrogene)
  • Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison)
  • Ovarialinsuffizienz
  • Unterernährung

Ursachen niedriger Testosteron-Wert Mann:

  • Hypogonadismus (z. B. Klinefelter-Syndrom)
  • Anabolika
  • Leberzirrhose
  • Medikamente (Androgene, Glukokortikoide, Opioide)
  • Unterernährung

Ursachen für hohe Testosteron-Werte

Ursachen hoher Testosteron-Wert Frau:

  • Adrenogenitales Syndrom (AGS)
  • Tumore (z. B. in Eierstöcken oder Nebennierenrinde)
  • Morbus Cushing
  • Verfrühte Pubertät (Pubertas praecox)
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Leberzirrhose
  • Wechseljahre (Menopause)
  • Schwangerschaft

Ursachen hoher Testosteron-Wert Mann:

  • Androgenresistenz
  • Tumore (z. B. in Hoden oder Nebennieren)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Leberzirrhose
  • Künstliche Zufuhr von Testosteron

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Testosteronspiegel

Bei Frauen äußern sich zu hohe Testosteronspiegel sehr stark in ihrem äußeren Erscheinungsbild, es kommt zur Vermännlichung. Sowohl die Symptome als auch die ursächliche Erkrankung sollten unbedingt ärztlich begutachtet und medikamentös behandelt werden.

Der Testosteronspiegel nimmt bei Männern mit dem Alter stetig ab. Ab dem 30. bis 40. Lebensjahr sinkt der Testosteron-Wert stetig um etwa 1 % pro Jahr. Dieses leitet die Wechseljahre beim Mann (Andropause) ein. Niedrige Testosteronspiegel können bei Männern zu einer Abnahme des Sexualtriebes oder sogar zu erektiler Dysfunktion führen. Diese Probleme sollten unbedingt mit einem Arzt bzw. einer Ärztin besprochen und medizinisch abgeklärt werden. Eine möglicherweise folgende Therapie trägt zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität bei.

Es gibt natürliche Wege, um dem Testosteronabbau entgegenzuwirken:

  • Ausreichend schlafen
  • Ausgewogen ernähren
  • Übergewicht abbauen
  • Regelmäßig bewegen
  • Stress reduzieren
  • Alkohol, Zigaretten und Drogen meiden

Testosteron und Muskelaufbau

Androgene wie Testosteron fördern die Proteinsynthese und damit auch das Muskelwachstum. Testosteron hat androgene und anabole Wirkungen. Zu den androgenen Funktionen von Testosteron gehören Reifung der Geschlechtsorgane und Förderung des männlichen Behaarungsmusters; als anabolen Wirkung zählt u. a. die Zunahme von Muskelmasse und -kraft. Folglich hilft ein hoher Testosteronspiegel beim Muskelaufbau.

Anabole Steroide bzw. Anabolika sind Medikamente, deren Wirkstoffe dem Testosteron sehr ähnlich sind und damit auch ähnliche Auswirkungen auf den Körper haben – u. a. beim Muskelaufbau. Diese Medikamente werden oft durch Kraftsportler missbraucht, um einen schnelleren Muskelaufbau zu bewirken. Dabei haben die Medikamente erhebliche Nebenwirkungen wie:

  • Akne

  • Wassereinlagerungen

  • Koronare Herzkrankheiten

  • Irreversible Leberschäden

  • Virilisierung (äußerliche Vermännlichung) bei Frauen

  • Gynäkomastie (Brustwachstum) beim Mann

  • Hodenatrophie (“Schrumpfhoden”) beim Mann

  • Psychotrope Wirkungen, z. B.:

    • Gefühlsschwankungen

    • Gewaltbereitschaft

    • Gereiztheit

    • Euphorie

    • Sexuelle Übererregbarkeit

    • Gedächtnisstörungen

    • Konzentrationsstörungen

Fakten zum Sexualhormon Testosteron

  1. Testosteron wird aus Cholesterin synthetisiert und kann weiter zu Östrogenen umgebaut werden.
  2. Hohe Testosteronspiegel bei Frauen führen zu Virilisierung (äußerliche Vermännlichung).
  3. Testosteronspiegel schwanken im Laufe des Tages; morgens sind sie am höchsten.
  4. Hohe Testosteronspiegel sind förderlich für den Muskelaufbau.
  5. Testosteron hat Auswirkungen auf den Sexualtrieb und die Potenz.

Quellen

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