Juckreiz wird unter anderem durch Botenstoffe wie Histamin, Serotonin, Prostaglandine und Kinine ausgelöst. Diese aktivieren Nervenfasern in der Haut.
Juckreiz am After ist ein häufiges Symptom, welches bei Betroffenen oft Scham hervorruft. Es ist gekennzeichnet durch starken Juckreiz in der Analregion. Dazu gehört der Darmausgang (After, Anus) und die umgebende Haut (Perianalhaut). Afterjucken kann Ausdruck verschiedener Erkrankungen sein, von denen sich die meisten gut behandeln lassen. Der Juckreiz kann je nach Auslöser in bestimmten Situationen auftreten oder kontinuierlich vorhanden sein. Ein Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin kann Aufschluss über die Ursache der Beschwerden geben.
- Afterjucken wird auch als Pruritus ani bezeichnet.
- Der Juckreiz kann die Analschleimhaut und die umgebende Haut (Perianalhaut) betreffen.
- Die häufigste Ursache für Juckreiz am After und Intimbereich ist unzureichende Intimhygiene.
Juckreiz am After – Ursachen
Die Ursachen für Juckreiz am After sind sehr vielfältig. Die meisten von ihnen sind gut zu beheben oder zu behandeln. Die Diagnosestellung ist jedoch meist langwierig, da PatientInnen aufgrund von Scham oft erst spät ärztlichen Rat suchen. Aufgrund der sensiblen Haut im Anal- und Intimbereich ist Juckreiz an diesen Stellen kein seltenes Beschwerdebild. AnsprechpartnerInnen bei Juckreiz am After sind in der Regel HausärztInnen, GynäkologInnen, UrologInnen oder SpezialistInnen für Enddarmerkrankungen (ProktologInnen).
Afterjucken durch fehlerhafte Pflege
Die Haut am After und im Intimbereich ist sehr empfindlich. Insbesondere der Übergang zwischen Analschleimhaut und perianaler Haut ist anfällig für Verletzungen und Trockenheit. Hinzu kommt eine ständig feuchte Umgebung durch Schwitzen und bedeckende Kleidung, die einen Nährboden für Pilze und Bakterien bietet. Mechanische Reizung durch Reinigen des Darmausganges nach dem Toilettengang kann trockene Haut und kleine Risse hinterlassen, die Ursache für Juckreiz und Infektionen sein können.
Nicht nur zu wenig Intimhygiene, auch zu viel kann der sensiblen Analhaut schaden. Waschlotionen oder Cremes mit vielen Duftstoffen können die Haut irritieren und Ekzeme mit Juckreiz verursachen. Generell sollte die Haut im Intimbereich nur mit lauwarmem Wasser oder dafür ausgelegten Intimwaschgels gereinigt werden. Zu viel Seife trocknet die Haut aus und kann ebenfalls zu Juckreiz führen. Ein weiterer Grund für Afterjucken kann Waschmittel sein. Es besteht direkter Kontakt zwischen Kleidung und perianaler Haut, sodass Waschmittel zu Allergien und Hautirritationen mit Juckreiz am After und im Intimbereich führen kann.
Jucken am After durch Infektion
Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten können die Ursache für Afterjucken sein. Einige dieser Infektionskrankheiten zählen zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen. Dazu gehören zum Beispiel Feigwarzen, auch Genitalwarzen genannt. Andere werden durch mangelnde Hygiene oder Feuchtigkeit begünstigt.
Insbesondere feuchte Hautareale sind anfällig für Pilzbefall. Auslöser kann zum Beispiel der Hefepilz Candida albicans sein. Der gleiche Pilz verursacht auch vaginale Pilzinfektionen sowie Pilzinfektionen an Penis und Hoden, die sich auf den After ausweiten können. Risikofaktoren für einen Pilz am After sind mangelnde Hygiene und gestaute Feuchtigkeit beim Tragen von Windeln. Der Pilz verursacht typische Rötungen und unangenehmen Juckreiz. Der gleichzeitige Befall des Intimbereiches geht mit Juckreiz am Hoden und After bzw. der Vagina sowie Vulva und dem After einher.
Krätze ist eine Hautinfektion durch Milben. Weibliche Milben formen Tunnel in der Hornhautschicht, legen dort ihre Eier ab und sterben nach circa 6 Wochen. Eier und Kot der Milben sowie Milbenreste provozieren eine Immunreaktion mit starkem Juckreiz nach 4 bis 5 Wochen. Typischerweise befallene Hautareale liegen zwischen Fingern und Zehen, in Hautfalten, um die Brustwarzen herum sowie im Intim- und Analbereich, bei Männern vor allem am Penisschaft. Nächtlicher Juckreiz tritt bei Scabies häufig auf. Im Falle eines Krätzebefalls am Anus kommt es zu Juckreiz am After nachts.
Feigwarzen (Condyloma accuminata) sind durch das Humane Papillomvirus (HPV) ausgelöste Hauterscheinungen. Diese Viren sind auch Ursache für Krebserkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs, Peniskarzinom oder Krebs im Mund- oder Rachenbereich. Verschiedene Virustypen sind verantwortlich für verschiedene Erkrankungen. Die Übertragung findet bei Sexualkontakt statt. Die Kondylome treten häufig im Bereich der Geschlechtsorgane oder um den Anus herum auf und verursachen unter anderem Juckreiz.
Madenwürmer zählen zu den Parasiten, genauer zu den Helminthen, und sind der häufigste parasitäre Erreger beim Menschen in Europa. Eine Infektion erfolgt über Aufnahme der Eier durch den Mund. Während der Darmpassage entwickeln sich reife Würmer, die wiederum ihre Eier in der Analschleimhaut und der perianalen Haut ablegen. Die Eier verursachen enormen Juckreiz am After. Betroffen sind häufig Kinder. Durch Kratzen und Kontakt der kontaminierten Finger mit den Eiern kommt es zu einer erneuten Aufnahme und Infektion.
Dermatologische Erkrankungen mit Afterjucken
Erkrankungen der Haut gehen in vielen Fällen mit Juckreiz einher. Dieser ist meist nicht nur auf die Afterregion beschränkt, sondern tritt am ganzen Körper oder an erkrankungsspezifischen Stellen auf. Trotzdem kann im Rahmen dermatologischer Erkrankungen Juckreiz am After ein Symptom sein.
Die Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) ist eine Erkrankung, die durch entzündlich veränderte Haut mit Rötung und Schuppung charakterisiert ist. Auch Hautanhangsgebilde wie Nägel und Haare können betroffen sein. Die Hautveränderungen werden begleitet von starkem Juckreiz. Typischerweise sind eher die Streckseite von Armen und Beinen sowie Kopfhaut und Rumpf betroffen. In seltenen oder schweren Fällen kommt es auch zum Befall der perianalen Haut.
Lichen sclerosus ist eine Hauterkrankung, deren Ursache weitgehend ungeklärt ist. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Krankheit führt zu hellen, erhabenen Veränderungen der Haut, insbesondere in der Intim- und Perianalregion. Die Läsionen gehen mit Juckreiz, Schmerzen und Vernarbung einher und stellen ein Risiko für Krebs (Vulvakarzinom, Peniskarzinom) dar.
Das Kutane T-Zell-Lymphom ist eine Form von Lymphdrüsenkrebs, welche die Haut befällt. Aufgrund seines Aussehens kann es mit einem Pilzbefall verwechselt werden, weshalb es auch unter dem Namen Mycosis fungoides bekannt ist. Klassischerweise tritt starker, anhaltender und therapieresistenter Juckreiz am ganzen Körper inklusive des Analbereiches auf. Ursache ist eine Infiltration der Haut mit T-Lymphozyten.
Afterjucken durch Darmerkrankung
Erkrankungen des Darms, die mit Durchfall und/oder Schleimhautveränderungen einhergehen, sind eine naheliegende Ursache für Juckreiz am Anus. Dazu zählen Durchfallerkrankungen wie Lebensmittelvergiftung oder Infekt sowie entzündliche und Krebserkrankungen.
Als Hämorrhoidengewebe wird ein Gefäßpolster im Bereich des Darmausganges bezeichnet. Dieses Gewebe ist bei jedem Menschen vorhanden. Es dient der Abdichtung des Schließmuskels und damit der Kontinenz. Beschwerden durch Hämorrhoiden entstehen bei deren Vergrößerung. Je nach Stadium kann das Hämorrhoidenpolster anschwellen und beim Pressen oder von allein aus dem After herausragen. Insbesondere in frühen Stadien gehen vergrößerte Hämorrhoiden mit Juckreiz am After einher.
Durchfall kann verschiedenste Ursachen haben, oft sind Infekte oder Lebensmittelvergiftungen auslösend. Häufige Toilettengänge, der flüssige Stuhlgang und das Reinigen des Afters mit Papier reizen die Haut und trocknen sie aus. Dadurch kommt es leicht zu Juckreiz.
Darmentzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können auch den Darmausgang und damit den Anus betreffen. Schleimhautveränderungen in diesem Bereich sowie Perioden von Durchfall können die Ursache für Juckreiz sein.
Das Analkarzinom ist eine seltene Krebsart, die in über 80 Prozent der Fälle durch Humane Papillomviren (HPV) bedingt ist. Neben Blut im Stuhl und Druckgefühl am After verursacht das Analkarzinom starken Juckreiz. Darmkrebs, welcher oberhalb des Anus lokalisiert ist, verursacht in der Regel kein Afterjucken.
Jucken als Nebenwirkung
Einige Medikamente haben Juckreiz als Nebenwirkung. Zu diesen Medikamenten zählen starke Schmerzmittel (Opioide), ACE-Hemmer, ASS (Acetylsalicylsäure), bestimmte Antibiotika sowie Chemotherapeutika (Zytostatika). Der Juckreiz tritt in der Regel nicht isoliert am Anus, sondern am ganzen Körper auf.
Behandlung von Juckreiz am After
Die Behandlung des Juckreizes richtet sich in erster Linie nach dessen Ursache. Tritt das Afterjucken in bestimmten Situationen wie nach der Intimhygiene oder nach Einsatz neuer Pflegeprodukte auf, kann eine Allergie auf die Inhaltsstoffe der Auslöser sein. Der Verzicht auf Seife im Intimbereich oder alternativ ein Wechsel auf spezielle Intimseifen und schonendes Waschmittel kann in diesem Fall Abhilfe schaffen.
Besonders unangenehm ist Juckreiz am After nachts. Hausmittel gegen Afterjucken im engeren Sinne gibt es nicht. Empfehlenswert sind das Meiden von Duftstoffen und Allergenen in Pflegeprodukten und Waschmitteln sowie von synthetischer Kleidung. Stuhlregulierende Maßnahmen wie ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung können Juckreiz vorbeugen. Nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin können Sitzbäder und Salben Linderung verschaffen.
Viele Ursachen führen zu unangenehmem Afterjucken. Hausmittel im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Folgende Tipps können helfen, Juckreiz am After vorzubeugen:
Duftstoffe, Allergene und synthetische Stoffe im Intimbereich meiden
Intimpflege nur mit lauwarmem Wasser
Stuhlregulation: ausreichend trinken, ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung
Nach ärztlicher Rücksprache: Sitzbäder mit hautberuhigenden Zusätzen, beruhigende Salben
Bei anhaltendem Juckreiz, gegebenenfalls einhergehend mit Hautveränderungen, sollte ein ärztlicher Rat eingeholt werden. Anhand der Anamnese und des Befundes am After kann weitere Diagnostik und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Insbesondere bei pilzbedingtem Afterjucken kann Zinksalbe mit antimykotischen Wirkstoffen zu Linderung führen. Zink unterstützt die Heilung der Haut und versiegelt sie durch ihre wasserabweisenden Eigenschaften gegen Feuchtigkeit. Auch bei anderen Erkrankungen mit Juckreiz am After ist Salbe das Mittel der Wahl. In frühen Stadien können Hämorrhoiden gut mit lokal betäubenden und cortisonhaltigen Salben behandelt werden. Diese lindern den Juckreiz und wirken entzündungshemmend. Ist die perianale Haut aufgrund von wiederholten Durchfällen gereizt, helfen oft Pflegecremes ohne Duftstoffe.
Infektiöse Erkrankungen wie Krätze und Madenwürmer können nur antiparasitär mit Medikamenten behandelt werden. Kondylome durch HP-Viren werden bei leichter Ausprägung mit Imiquimod- und Podophyllotoxinsalbe behandelt. Häufig ist die einzige endgültige Behandlung jedoch die Entfernung der Läsionen mittels Laser oder chirurgischem Eingriff.
Die Therapie der Grunderkrankung ist essenziell, um Symptome wie Juckreiz am After zu beheben.
Häufige Fragen zu Afterjucken
Die häufigste Ursache für Juckreiz im Analbereich ist eine allergische Reaktion oder fehlerhafte Intimhygiene. Im Idealfall sollte auf Seifen und Duftstoffe verzichtet werden. Anhaltender Juckreiz bedarf ärztlicher Abklärung.
Pilzbefall geht mit Juckreiz und Rötung der Haut einher. In den betroffenen Arealen neigt die Haut zu Schuppung.
Abendliches Afterjucken kann auf trockene oder gereizte Haut zurückzuführen sein. Auch Erkrankungen des Afters wie Hämorrhoiden oder Infektionen können zu Afterjucken am Abend führen. Wiederkehrendes oder anhaltendes Afterjucken sollte ärztlich abgeklärt werden.
Hausmittel gegen Juckreiz am After im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Auch Therapien wie Sitzbäder oder Salben gegen Juckreiz sollten ärztlich besprochen werden. Vorbeugend helfen milde Intimpflege und das Meiden synthetischer Kleidung.
Nach ärztlicher Rücksprache und je nach Ursache der Beschwerden können bei Afterjucken verschiedene Salben eingesetzt werden. Bei Hämorrhoiden kommen lokal betäubende und entzündungshemmende Wirkstoffe zum Einsatz. Pilzbefall wird mit antimykotischen Inhaltsstoffen und Zinksalbe behandelt. Auch Hautirritationen durch das Tragen von Windeln können mit Zinksalbe behandelt werden.
Alle Lebensmittel, die die Schleimhaut reizen, können zu Afterjucken führen. Dazu zählen scharfe Lebensmittel sowie Lebensmittel mit Allergiepotential (Milchprodukte, Zitrusfrüchte, Nüsse).
Pilze werden durch feuchte Umgebung und Wärme begünstigt. Feuchte Windeln und synthetische Kleidung in Kombination mit Schweiß erzeugen dieses Milieu. Auch Pilzinfektionen aus dem Intimbereich können sich auf den Anus ausbreiten.
Quellen
Ansari P: Pruritus Ani. Clin Colon Rectal Surg 2016; 29: 38–42.
Markell KW, Billingham RP: Pruritus ani: etiology and management. Surg Clin North Am 2010; 90: 125–35.