Ein Mann hat ein medizinisches Aufklärungsgespräch oder eine Anamnese.
  1. Impotenz durch Diabetes – Warum?
  2. Symptome bei erektiler Dysfunktion durch Diabetes
  3. Impotenz bei Diabetes: Behandlung und Prävention
  4. Häufige Fragen zu Impotenz bei Diabetes
Ein Mann hat ein medizinisches Aufklärungsgespräch oder eine Anamnese.

Etwa die Hälfte aller Männer mit Diabetes mellitus sind von erektiler Dysfunktion betroffen.

Wird im Alltag von Impotenz gesprochen, ist meist die erektile Dysfunktion gemeint. Impotenz ist ein Überbegriff für alle Erektionsstörungen, Störungen der Fortpflanzung oder des Geschlechtsverkehrs. Erektile Dysfunktion hingegen beschreibt die Unfähigkeit, eine ausreichende Erektion zu erlangen und aufrechtzuerhalten. Diabetes mellitus gilt als Risikofaktor für die Entstehung einer erektilen Dysfunktion, insbesondere wenn die Blutzuckerwerte über einen langen Zeitraum nicht therapeutisch gesenkt werden. Hohe Glukosespiegel im Blut schädigen Nerven sowie Gefäßwände und führen zur sogenannten diabetischen Neuropathie.

Auf einen Blick
  • Für die Diagnose erektile Dysfunktion müssen die Beschwerden 6 Monate oder länger bestehen und in 70 Prozent der Fälle den penetrativen Geschlechtsverkehr verhindern.
  • Erektionsstörungen durch Diabetes sind Teil der diabetischen Neuropathie.
  • Bei PatientInnen mit Diabetes mellitus sollte der Langzeit-Blutzucker therapeutisch auf einen Wert unter 7,5 Prozent gesenkt werden.

Impotenz durch Diabetes – Warum?

Um den Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und Impotenz bzw. erektiler Dysfunktion zu verstehen, muss der Entstehungsmechanismus beider Erkrankungen genauer betrachtet werden.

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit hohen Blutzuckerspiegeln einhergeht. Es gibt verschiedene Formen der Erkrankung. PatientInnen mit Typ-1-Diabetes mellitus erkranken meist bereits im Kindesalter und leiden unter absolutem Insulinmangel, der immer mit Insulin behandelt werden muss. Betroffene erhalten in der Regel sehr früh ihre Diagnose. Typ-2-Diabetes mellitus entwickelt sich oft erst im Erwachsenenalter, beeinflusst durch Risikofaktoren wie Lebensstil und genetische Einflüsse. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend und führt zu einer mit der Zeit zunehmenden Insulinresistenz, sodass eine Behandlung mit Lebensstiländerung und Tabletten in der frühen Phase ausreichend sein kann. Eine späte Diagnose der Erkrankung kann mit unentdeckt hohen Blutzuckerwerten über einen langen Zeitraum und verschiedensten Folgeerkrankungen einhergehen.

Impotenz und erektile Dysfunktion (ED)

Impotenz wird in vielen Fällen synonym für erektile Dysfunktion (ED) verwendet. Impotenz ist jedoch ein Überbegriff für sämtliche Störungen des Geschlechtsverkehrs und der Fortpflanzung, während die ED eine spezifische Erkrankung mit der Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung einer Erektion ist. Für die Entstehung einer Erektion sind Nerven verantwortlich, die einerseits sensible Reize der Haut zum Rückenmark weiterleiten und andererseits das Signal zur Erektion vom Rückenmark in die Zielstrukturen, insbesondere die Blutgefäße, transportieren. Es kommt zum Bluteinstrom in den Penis mit Unterbindung des venösen Rückflusses, was als Erektion bezeichnet wird. Die erektile Dysfunktion kann zahlreiche Ursachen haben, unter anderem eine Störung der Nervenleitung sowie Erkrankungen oder Schäden der Blutgefäße, die für die Erektion verantwortlich sind.

bildliche Darstellung

Diabetes und Impotenz

Impotenz bzw. erektile Dysfunktion (ED) kann im Rahmen eines Diabetes mellitus als Spätfolge auftreten. Häufiger betroffen sind Personen mit Diabetes mellitus Typ 2, da die Diagnosestellung aufgrund der schleichend einsetzenden Symptomatik später erfolgt. Die ED durch Diabetes mellitus lässt sich der Gruppe der diabetischen Neuropathien unterordnen. Diese entstehen durch hohe Blutzuckerspiegel über einen langen Zeitraum. Es kommt unter anderem zu Schäden der Nerven, die ohne willentliche Kontrolle Körperfunktionen wie die Erektion steuern. Im Rahmen dieser Nervenschäden kann die Fähigkeit zur Wahrnehmung sexueller Stimulation sowie die Weiterleitung der Signale für die Erektion eingeschränkt sein. Außerdem führen hohe Blutzuckerspiegel zu Veränderungen der Gefäßwände, sodass der Bluteinstrom in den Penis und die Blockade des venösen Abflusses behindert sein kann. Beides in Kombination kann bei Diabetikern zur erektilen Dysfunktion führen.

Symptome bei erektiler Dysfunktion durch Diabetes

Die erektile Dysfunktion beschreibt eine Schwäche der Erektion, die in 70 Prozent aller Fälle den penetrativen Geschlechtsverkehr verhindert. Typischerweise leiden Betroffene nicht an mangelndem sexuellem Verlangen, sondern ausschließlich unter der physisch nicht entstehenden oder nicht aufrechterhaltbaren Erektion. Infolgedessen kann die psychische Belastung zur Verschlimmerung der erektilen Dysfunktion beitragen.

Impotenz bei Diabetes gehört zur Gruppe der diabetischen Neuropathien. Nervenschäden an verschiedenen Organsystemen werden unter diesem Begriff zusammengefasst und treten nicht selten parallel auf. Im Falle der erektilen Dysfunktion ist das autonome, also nicht willentlich steuerbare Nervensystem betroffen. Dieses reguliert unter anderem auch den Herzschlag, die Magen-Darm-Aktivität sowie die Blasenentleerung. Neben dem autonomen Nervensystem können die sensomotorischen, also sensibilitäts- und bewegungssteuernden Nervenfasern betroffen sein. Bei Diabetes mellitus kommt es in diesem Fall zur symmetrischen Polyneuropathie der Füße und Unterschenkel mit vermindertem Schmerzempfinden, Kribbeln und Brennen der Füße.

Folgende Symptome können hinweisend auf eine diabetische Neuropathie sein und vor oder zeitgleich mit einer ED auftreten:

Impotenz bei Diabetes: Behandlung und Prävention

Die durch hohe Blutzuckerkonzentrationen verursachten Nerven- und Gefäßschäden sind nicht rückgängig zu machen. Essenziell ist daher die Früherkennung eines Diabetes mellitus und die sofortige, strenge Einstellung der Blutzuckerwerte. Ab einem Alter von 35 Jahren ist das vorsorgliche Blutzuckerscreening alle drei Jahre durch den Hausarzt oder der Hausärztin empfohlen. Das Einhalten des Normalgewichts sowie eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen, einem Diabetes mellitus vorzubeugen. In der Regel sind PatientInnen mit Typ-2-Diabetes mellitus am ehesten von Folgeerscheinungen betroffen. Ab der Erstdiagnose sollte daher eine Lebensstiländerung erfolgen und, wenn nötig, die Blutzuckersenkung mit oralen Antidiabetika oder Insulin eingeleitet werden.

Ist Impotenz durch Diabetes heilbar?

Eine bereits bestehende Impotenz bzw. erektile Dysfunktion durch Diabetes ist nicht heilbar. Wichtig ist daher die Prävention durch Früherkennung eines Diabetes mellitus und strenge Einstellung der Blutzuckerwerte.

Um eine Diabetes-bedingte Impotenz zu behandeln, stehen symptomatische Therapien oder Hilfsmittel zur Verfügung.

Medikamentös besteht die Möglichkeit zur Behandlung mit Phosphodiesterase-5-Hemmern (PDE-5-Hemmer). Zu dieser Gruppe zählt unter anderem Sildenafil, auch unter dem Handelsnamen Viagra bekannt. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen gehört diese Medikamentengruppe zu den verschreibungspflichtigen Arzneien. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur medikamentösen Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT), bei dem der Wirkstoff Papaverin oder Alprostadil in den Penis injiziert wird.

Bekannte natürliche Potenzmittel sind Ginseng, Horny Goat Weed, Safran, Maca und Yohimbin. Diese sollen positive Wirkungen auf die Erektionsfähigkeit haben und aphrodisierend wirken. Als mechanische Hilfsmittel kommen Penisringe, Penispumpen und als letzte Option eine Penisprothese in Frage. Die Auswahl eines geeigneten Potenzmittels oder einer Erektionshilfe sollte stets in Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen, um mögliche Neben- oder Wechselwirkungen verschiedener Präparate untereinander auszuschließen.

Häufige Fragen zu Impotenz bei Diabetes

Durch Diabetes mellitus kann es zur erektilen Dysfunktion kommen. Ursache sind Nervenschädigungen durch zu hohe Blutzuckerwerte über einen langen Zeitraum.

Erektionsstörungen bei Diabetes können nicht geheilt werden. Es besteht die Möglichkeit zur symptomatischen Therapie mit PDE-5-Hemmern, natürlichen Potenzmitteln oder mechanischen Erektionshilfen.

Erhöhte Blutzuckerwerte über einen langen Zeitraum schädigen Nerven und Blutgefäße, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Erektion verantwortlich sind. Auf diesem Weg kann Diabetes mellitus zu Erektionsstörungen führen.

Die Auswahl eines geeigneten Potenzmittels muss immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin getroffen werden. Zur Auswahl stehen PDE-5-Hemmer, Autoinjektionstherapie, natürliche Potenzmittel, mechanische Erektionshilfen sowie operative Eingriffe.

Diabetes kann sich in vielen verschiedenen Beschwerden äußern und lange symptomarm bleiben. Typisch sind vermehrter Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, Sehstörungen, Juckreiz und Krämpfe.

Die Verordnung von Sildenafil obliegt immer einem Arzt oder einer Ärztin, da dieses Medikament viele Wechsel- und Nebenwirkungen mit sich bringt. Grundsätzlich kann es bei Diabetikern angewendet werden. Weitere Erkrankungen und Medikamente müssen jedoch unbedingt berücksichtigt werden.

Quellen

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