In Deutschland leiden bis zu 15 Prozent der Bevölkerung unter Verstopfung.
Verstopfung tritt ein wenn die Darmentleerung ausbleibt. Die sogenannte Obstipation ist ein sehr komplexes Krankheitsbild, dessen Ursache nicht immer zu erklären ist.
- Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Verstopfungen.
- Verstopfungen können gefährlich werden, wenn sie den Darm verschließen.
- Bei Begleitsymptomen wie Fieber oder Übelkeit sollte umgehend die Notaufnahme aufgesucht werden.
Wie entstehen Verstopfungen?
Wenn wir etwas essen, beginnt die Verdauung dessen bereits im Mund. Durch den Speichel und die Zähne wird das Essen zerkleinert und breiartig, um besser weitertransportiert zu werden. Auch werden hier schon Enzyme von den Speicheldrüsen ausgeschüttet, die ebenfalls zur Spaltung beitragen. Im Magen angekommen wird das Essen vom Magensaft aufgespalten und in einen Speisebrei umgewandelt.
Die Nahrung passiert danach den Darmtrakt und wird dazu zunächst in den Dünndarm transportiert. Dort findet die enzymatische Spaltung und Resorption (Stoffaufnahme) der Nahrung statt. Das bedeutet, dass dem Speisebrei sämtliche Nährstoffe entzogen und ins Blut befördert werden, die der Körper benötigt.
Ist dieser Schritt abgeschlossen, muss der verflüssigte Speisebrei wieder verfestigt werden und wird dazu in den Dickdarm transportiert. Dort findet die sogenannte Rückresorption statt. Das heißt, dass dem Speisebrei alles an Flüssigkeit, was ihm zuvor zur vereinfachten Verdauung zugeführt wurde, entzogen wird.
Die Reste, die der Körper nicht verwerten kann, werden über das Rektum (Mastdarm) zum Analkanal weitergeleitet und über den Stuhlgang ausgeschieden.
Die eigentliche Entleerung ist ein sehr kompliziertes Zusammenspiel zwischen Nerven am Darmende, aus dem Rückenmark, Gehirn und der Psyche. Wird dieses Zusammenspiel verändert oder unterbrochen, kann das zu Verstopfungen führen.
Weiterhin spielen Funktionsstörungen und Krankheiten auch eine entscheidende Rolle dabei, sodass die Stuhlausscheidung beispielsweise durch eine muskuläre Funktionsstörung im Darmbereich oder infolge einer Darmerkrankung ebenfalls beeinträchtigt werden kann.
Symptome bei Verstopfung
Wann genau spricht man von einer Verstopfung? Es wird allgemein zwischen einer akuten und einer chronischen Verstopfung unterschieden.
Chronische Obstipation
Unter chronischer Obstipation wird laut Definition verstanden:
Weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche
Harter Stuhlgang
Gefühl der unvollständigen Entleerung
Gefühl einer Blockade
Starkes Pressen beim Stuhl lassen
Manuelle (bspw. durch die Reibung des Darms mit den Händen) Unterstützung bei der Darmentleerung bei über 25 Prozent der Stuhlgänge
Treffen mindestens zwei dieser Symptome über einen Zeitraum von mindestens 12 Wochen innerhalb der letzten 6 Monate zu, spricht man von einer Verstopfung.
Akute Obstipation
Die sogenannte akute Obstipation ist nicht an so strenge Kriterien geknüpft wie die chronische Verlaufsform. Oftmals tritt eine akute Verstopfung situationsabhängig auf. Beispielsweise durch eine Reise oder eine Ernährungsumstellung.
Achtung: Wichtig bei einer Verstopfung ist, dass eine harmlose akute Obstipation eindeutig von einem Notfall, dem sogenannten Ileus, unterschieden wird.
Notfallsituation: Darmverschluss
Nicht jede Verstopfung ist harmlos. Es gibt einige Warnsignale, die auf einen akuten Notfall hinweisen.
- Fieber
- Übelkeit
- Erbrechen
- Aufgeblähter Bauch
- Kein Stuhlgang über 4 bis 5 Tage
- Extreme Bauchschmerzen, insbesondere im Darmbereich
- Abwehrspannung der Bauchdecke
Diese Anzeichen können auf einen Darmverschluss (Ileus) hindeuten. Dabei handelt es sich um einen ernst zu nehmenden Notfall, der umgehend ärztlich behandelt werden muss.
Verstopfung: Ursachen
Bei den Ursachen wird zwischen einer primären, funktionellen Obstipation und einer sekundären Obstipation unterschieden.
Primäre, funktionelle Obstipation:
Normal-transit constipation (NTC): Verstopfung unklarer Ursache bei normaler Darmpassagezeit
Slow-transit constipation (STC): Verstopfung infolge eines nervlichen Leidens im enterischen Nervensystem (Magen-Darm-Trakt)
Beckenbodendyssynergie: Blockade durch Anspannen der Schließmuskeln beim Stuhlgang
Sekundäre Obstipation:
Durch äußere Faktoren verursacht, wie eine Reise, Ernährungsumstellung, Medikamente, psychischen Stress aber auch infolge von Erkrankungen, wie z. B. Anorexia nervosa, Demenz und Multiple Sklerose
Therapie bei Verstopfung
Die Therapie der primären Obstipation gliedert sich in unterschiedliche Stufen, die immer invasiver werden. Bei einer funktionellen Obstipation sollte zunächst durch konservative Methoden (Stufe I) versucht werden, die Darmtätigkeit zu regulieren. Dazu zählen beispielsweise
eine Ernährungsumstellung auf ballaststoffreiche Kost,
ausreichend Flüssigkeitsaufnahme sowie
vor allem körperliche Aktivität und Bewegung.
Sollten diese Maßnahmen zu keiner Besserung führen, können die Verstopfungen auch medikamentös (Stufe II-IV) behandelt werden, beispielsweise mit sogenannten Laxantien. Aber Achtung: Eine dauerhafte Einnahme bei chronischen Obstipationen kann zu Laxantienabhängigkeit führen.
Wenn keinerlei Maßnahmen wirken, kann zur Therapie ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Allerdings sollte dafür eine eindeutige Indikation vorliegen, da es sich dabei um eine sehr extreme Maßnahme handelt.
Generell sollte zunächst probiert werden, so viele Ansätze wie möglich in die Therapie mit einzubeziehen. Dazu gehören u. a.:
Probiotika (mit speziellen Mikroorganismen angereicherte Lebensmittel zur Verbesserung der Magen-Darm-Flora)
Dickdarm-Massagen
Ernährungsumstellung
Diäten
Bei einer sekundären Obstipation, also einer Verstopfung infolge einer primären Erkrankung, gilt es diese Erkrankung zu therapieren, um dauerhaft eine Verbesserung zu bewirken. Weiterhin kann auch ein sogenanntes Biofeedback-Training hilfreich sein. Dabei wird versucht, unbewusst ablaufende Vorgänge im Körper unter Kontrolle zu bringen, um so Verstopfungen vorzubeugen.
Was kann man selbst tun bei Verstopfung?
Auch von zu Hause aus kann präventiv sehr viel gemacht werden, um die Darmtätigkeit gesund zu halten.
Angefangen mit einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse und ausreichend Ballaststoffen. Dazu zählen Nahrungsmittel aus Vollkorngetreide oder Hülsenfrüchten. Aber Achtung: Gewöhnen Sie Ihren Magen langsam an neue Nahrungsmittel, um ihn nicht zu überfordern.
Auf verstopfende Lebensmittel Weißbrot sollte bei vermehrt auftretender Verstopfung verzichtet werden.
Weiterhin ist viel Bewegung eine wunderbare Möglichkeit, die Darmbewegung zu aktivieren und nachhaltig zu fördern. Bewegung regt die Darmmuskulatur und Durchblutung an und fördert somit die Passage des Darminhalts und verhindert Stillstand und somit Verstopfungen.
Hilft Apfel bei Verstopfung?
Insbesondere im Bezug auf eine Verstopfung wird dem Apfel eine positive Wirkung zugeschrieben. Empfohlen wird, den Apfel gerieben auf nüchternen Magen zu essen. Auf diese Art und Weise können die Inhaltsstoffe ihre volle Wirkung entfalten
Quellen
Übersicht des Verdauungssystems. Amboss. 2023. https://www.amboss.com/de/wissen/ubersicht-des-verdauungssystems/ (zugegriffen 05. Januar 2024)
Obstipation. Amboss. 2023. https://www.amboss.com/de/wissen/obstipation/ (zugegriffen 05. Januar 2024)