Welche Verhütungsmittel und Verhütungsmethoden gibt es? Eine Frau hält die Antibabypille und ein Kondom in ihren Händen.
  1. Hormonelle Verhütungsmethoden
  2. Natürliche Familienplanung (NFP)
  3. Operative Verhütungsmethoden
  4. Chemische Verhütung
  5. Mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden
  6. Fazit: Verhüten – aber sicher!
Welche Verhütungsmittel und Verhütungsmethoden gibt es? Eine Frau hält die Antibabypille und ein Kondom in ihren Händen.

Deutschlandweit verhüten 47 Prozent der Frauen mit der Antibabypille. Die Verwendung von Kondomen liegt mit 46 Prozent knapp dahinter.

Es gibt viele verschiedene Verhütungsmethoden und Verhütungsmittel. Nicht alle sind für jedermann gleichgut geeignet. Das beste Verhütungsmittel lässt sich also nicht pauschal bestimmen, sondern muss individuell gefunden werden.

Auf einen Blick
  • Hormonelle Verhütungsmethoden sind in Deutschland am weitesten verbreitet.
  • Die Sicherheit von Verhütungsmitteln und -methoden wird durch den Pearl-Index angegeben.
  • Die Kombination mehrerer Verhütungsmethoden erhöht die Sicherheit.
  • Kondome sind das einzige Verhütungsmittel, das auch gegen die meisten Geschlechtskrankheiten schützt.

Welche Verhütungsmethode für die betreffende Person die richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu können neben der Sicherheit auch Alter, Familienplanung, gesundheitliche Aspekte aber auch andere Gründe wie die Religion zählen.

Die verschiedenen Verhütungsmittel lassen sich in 5 Kategorien einordnen:

  • Hormonelle Verhütungsmethoden

  • Natürliche Familienplanung (NFP)

  • Operative Verhütungsmethoden

  • Chemische Verhütung

  • Mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden

Die Sicherheit der verschiedenen Verhütungsmethoden wird durch den Pearl-Index angegeben. Er zeigt an, wie viele Frauen trotz Nutzung einer Verhütungsmethode schwanger werden. Je niedriger der Index also ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden.

Verhütungsmittel wählen:

Eine rechnerische Darstellung des Pearl-Index unterliegt Grenzen. Die Daten des Rechners entsprechen dem Gebrauchsindex, der die Versagensquote der Methode und die Anwendung unter realistischen Bedingungen darstellen soll. Der Index spiegelt deshalb nur einen Näherungswert an die tatsächliche Sicherheit des Verhütungsmittels wider und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit.

Es bietet sich mitunter auch an, verschiedene Verhütungsmethoden miteinander zu kombinieren. Das ist vor allem sinnvoll, wenn ein erhöhtes Risiko zur Übertragung von Geschlechtskrankheiten besteht.

Hormonelle Verhütungsmethoden

Hormonelle Verhütungsmittel sind in Deutschland die meistgenutzte Verhütungsmethode. Abhängig von ihrer Art wirken sie unterschiedlich, haben aber gemeinsam, dass sie durch den Einsatz von Hormonen eine Schwangerschaft verhindern.

Neben der Antibabypille zählen Hormonspiralen, Hormonimplantate, Spritzen, Verhütungspflaster und der Vaginalring zu dieser Kategorie. Auch wenn hormonelle Verhütungsmethoden aufgrund ihrer Nebenwirkungen immer wieder in der Kritik stehen, gehören sie dennoch zu den sichersten und am besten erforschten Verhütungsmethoden.

Die Antibabypille

Die Antibabypille ist das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel in Deutschland – und zugleich eines der sichersten. Bei richtiger Einnahme der Pille werden pro Jahr im Schnitt nur 1 bis 9 von 1.000 Frauen ungewollt schwanger (Pearl-Indes 0,1 bis 0,9).

Die Pille hat verschiedene Wirkungen auf den Körper. Sie verhindert

  • den Eisprung und die Eireifung (gilt für Kombinationspräparate),

  • das Eindringen von Samenzellen in die Gebärmutter und

  • die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut.

Die klassische “Kombinationspille” enthält eine Wirkstoffzusammensetzung aus den Hormonen Östrogen und Gestagen. Je nach Pillenart unterscheidet sich der Anteil und die Dosierung dieser Hormone. Außerdem gibt es sogenannten “Minipillen” die nur das Geschlechtshormon Gestagen beinhalten und daher auch als östrogenfreie Pillen bezeichnet werden.

Die Pille bietet nicht nur einen hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch vor Tumorentstehung in der Gebärmutter und den Eierstöcken. Zudem kann sie bei Menstruationsbeschwerden und Akne helfen.

Die Antibabypille ist zwar sehr sicher, sie hat jedoch Nachteile. Abgesehen davon, dass die Einnahme schnell einmal vergessen wird, kommt es bei Durchfall und Erbrechen zu einer verminderten Wirkung. Außerdem haben Frauen, die die Pille einnehmen, nachweislich ein erhöhtes Thromboserisiko. Weitere mögliche Nebenwirkungen der Pille:

Die Pille danach

Die Pille danach ist kein Verhütungsmittel im eigentlichen Sinne. Es handelt sich dabei um eine Notfallverhütung, die wirklich nur bei Notfällen verwendet werden sollte. Die Pille danach kann aufgrund der hochdosierten Hormone starke Nebenwirkungen hervorrufen.

Bei der Pille danach wird im Gegensatz zur normalen Antibabypille nicht die Befruchtung der Eizelle verhindert, sondern die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut.

Die Pille danach sollte möglichst schnell, spätestens aber ein bis zwei Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsakt eingenommen werden. Seit 2015 in die die Notfallverhütung rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Sie kann aber auch weiterhin von ÄrztInnen verschrieben werden. In diesem Fall werden die Kosten von der Krankenkasse erstattet.

Der Verhütungsring

Der Verhütungsring wird auch Monatsring oder Vaginalring genannt. Ähnlich wie die Antibabypille gibt der Ring kontinuierlich Hormone an den Körper ab, die den Eisprung verhindern.

Er ist zudem fast genauso sicher wie die Antibabypille, denn er verändert die Gebärmutterschleimhaut derart, dass sich die befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Der Kunststoffring wird wie ein Tampon in die Vagina eingeführt und nach exakt 3 Wochen – das heißt am gleichen Wochentag und zur gleichen Uhrzeit – wieder herausgenommen.

Sollte der Ring beim Geschlechtsverkehr als störend empfunden werden, kann er jedoch für bis zu 3 Stunden entfernt werden, ohne dass es zu einer Wirkungsverminderung kommt. Auch Magen-Darm-Infekte haben keinerlei Einfluss auf die Wirkung des Vaginalrings. Der Verhütungsring eignet sich besonders gut für Frauen, die die Pille nicht vertragen oder die Einnahme häufig vergessen.

Hormonpflaster

Hormonpflaster sind Verhütungspflaster, die dreimal hintereinander für sieben Tage auf die Haut geklebt werden. Darauf folgt eine einwöchige Pause. Die Pflaster geben Hormone ab, welche über die Haut aufgenommen und gleichmäßig im Körper verteilt werden.

Da der Abbau der Hormone nicht wie bei der Antibabypille im Verdauungstrakt erfolgt, kommen Verhütungspflaster mit einer geringeren Hormondosis aus. Auch die Belastung der Leber fällt dadurch weitaus geringer aus. Die Sicherheit beim Verhüten ist hingegen genauso hoch wie bei der Pille.

Leider kann es auch zu ähnlichen Nebenwirkungen kommen, beispielsweise zu Hautirritationen und stärker ausgeprägten Schmerzen während der Periode. Um das Risiko für Hautreizungen zu minimieren, sollte die Klebestelle für das Hormonpflaster variiert werden.

Natürliche Familienplanung (NFP)

Wer auf Hormone und Chemie verzichten möchte, der kann auf verschiedene natürliche Verhütungsmethoden zurückgreifen. Diese haben keine Nebenwirkungen, jedoch ist die Verhütungssicherheit überwiegend als eher gering anzusehen, da der Eisprung schwanken kann und dies somit die Messung beeinflusst.

Eine natürliche Verhütung erfolgt meistens über Temperaturmessungen, Selbstbeobachtung und durch Zählen der Zyklustage.

Temperatur-Methoden

Bei der Basaltemperaturmessung misst die Frau morgens nach dem Aufwachen ihre Temperatur, um die Zeit des Eisprungs zu ermitteln. Nach dem Eisprung erhöht sich die Körpertemperatur nämlich um 0,3 bis 0,5 Grad. Eine Befruchtung der Eizelle ist dann nicht mehr möglich.

Eine ähnliche Sicherheit mit einem Pearl-Index von 1,0 kann durch die Messung der Basaltemperatur in Kombination mit einer Beobachtung des Zervixschleims erreicht werden. Verschwindet der dünnflüssige Zervixschleim an drei aufeinanderfolgenden Tagen und misst die Frau anschließend eine erhöhte Basaltemperatur, dann befindet sie sich höchstwahrscheinlich in einer unfruchtbaren Phase ihres Zyklus.

Andere natürliche Verhütungsmethoden

Weniger sicher ist die Billings-Methode, bei der der Zervixschleim, der aus der Scheide austritt, beobachtet wird. Ist dieser dünnflüssig und spinnbar, kündigt sich der Eisprung an.

Der Coitus interruptus, also der vorzeitige Abbruch des Geschlechtsakts, ist nicht geeignet, um zuverlässig eine Schwangerschaft zu verhindern. Der Pearl-Index ist mit 10 bis 38 sehr hoch.

Weiterhin gibt es verschiedene Zykluscomputer, die bei der Bestimmung des Eisprungs und somit der fruchtbaren Tage hilfreich sind. Mit einem Hormoncomputer werden die Konzentrationen von Östrogen und LH (Luteinisierendes Hormon) im Morgenurin gemessen. Ein Temperaturcomputer unterstützt die oben genannte Temperaturmethode zur Empfängnisverhütung.

Operative Verhütungsmethoden

Ist die Familienplanung abgeschlossen oder besteht einfach kein Kinderwunsch, so können operative Eingriffe sehr zuverlässig vor Schwangerschaften schützen. Da sich diese Eingriffe nicht oder nur kaum rückgängig machen lassen sollte diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden. Weiterhin sind operative Eingriffe immer mit gesundheitlichen Risiken verbunden.

Bei einer Sterilisation der Frau werden die Eileiter verschlossen oder durchtrennt. Somit ist ein Aufeinandertreffen von Spermien und Eizellen und damit auch eine Befruchtung nahezu unmöglich (Pearl-Index 0,1 bis 0,4).

Die operative Sterilisation des Mannes wird als Vasektomie bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Durchtrennung der Samenleiter. Somit enthält das Sperma keine Spermien mehr. Der Pearl-Index liegt bei 0,1 bis 0,2.

Chemische Verhütung

Spermizide zählen zu den chemischen Verhütungsmethoden. Es handelt sich um Wirkstoffe, die mindestens zehn Minuten vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt werden und die Spermien abtöten sollen. Sie sind in Form von Tabletten, Zäpfchen, Schaumovula, Salben, Gelees oder Sprays erhältlich. Mit einem Pearl-Index von 3 bis 25 sind Spermizide jedoch nicht sehr verlässlich und sollten eher zusammen mit anderen Methoden angewandt werden.

Spermizide haben den Vorteil, dass sie wie Kondome bei Bedarf genutzt werden können und bestimmte Krankheitserreger abtöten. Auf der anderen Seite reizen sie jedoch auch die Scheidenschleimhaut und die Schaumbildung kann als störend empfunden werden.

Mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden

Barrieremethoden sollen das Aufeinandertreffen zwischen den Spermien und der Eizelle verhindern. Zu ihnen gehören das Kondom (für Männer und Frauen), Spiralen und beispielsweise das Diaphragma. Auch die Portiokappe (Okklusivpessar) und der Vaginalschwamm zählen dazu. Bei vielen dieser mechanischen Verhütungsmittel ist die richtige Handhabung sowie die genaue Anpassung ausschlaggebend für deren Sicherheit.

Kondome für Männer & Frauen

Kondome sind eines der beliebtesten Verhütungsmittel, die im Gegensatz zu den anderen Methoden vom Mann angewandt werden. Die Vorteile von Kondomen sind, dass sie einfach zu handhaben und preiswert sind und bei Bedarf genutzt werden können. Zudem verhindern sie die Übertragung der meisten Geschlechtskrankheiten.

Personen mit einer Latexallergie sollten darauf achten, dass sie Kondome ohne Latex wählen. Zudem haben Kondome einen Nachteil: sie verringern die Empfindsamkeit beim Sex, was sich negativ auf die sexuelle Befriedigung auswirken kann.

Ein Femidom ist das sogenannte “Kondom für die Frau”, welches in die Scheide eingelegt wird. Das richtige Einlegen erfordert jedoch Übung und ist ausschlaggebend für die Sicherheit des Verhütungsmittels ist.

Ähnlich funktioniert ein Scheidendiaphragma – die individuell angepasste Gummihalbschale wird in die Scheide eingeführt und deckt so den Muttermund ab. Bei der Nutzung eines Diaphragmas sollte beachtet werden, dass dieses sechs bis acht Stunden nach dem Geschlechtsakt in der Scheide bleiben muss.

Intrauterinpessar

Eine Kupferspirale (auch Intrauterinpessar, IUP genannt) ist eine weitere Verhütungsmethode, die verhindert, dass sich ein befruchtetes Ei in der Gebärmutterschleimhaut einnistet. Pessare bestehen aus Kunststoff und existieren in verschiedenen Formen (z. B. einer Spirale). Sie werden meistens mit Kupferdraht umwickelt, was den Fremdkörperreiz in der Gebärmutter verstärkt und wichtig für die verhütende Wirkung ist. Ähnlich wirkt auch der Kupferperlenball.

Die Wirksamkeit eines Pessars hält etwa drei bis fünf Jahre an. Mit einem Pearl-Index von 0,5 bis 2,7 ist die Sicherheit dieses mechanischen Verhütungsmittels relativ hoch. Allerdings bringt ein Pessar auch Nachteile mit sich: Nutzerinnen können verstärkte und verlängerte Blutungen sowie Zwischenblutungen bekommen, eine Infektionsgefahr ist gegeben und die Nutzerinnen können während des Einsetzens sowie in der Anfangsphase leichte Schmerzen haben.

Fazit: Verhüten – aber sicher!

Die Auswahl an modernen und sicheren Verhütungsmitteln ist groß, sodass niemand ungeschützten Geschlechtsverkehr haben muss.

Am weitesten verbreitet ist der Einsatz hormoneller Verhütungsmittel, besonders der Pille. In den letzten Jahren hat allerdings die Nutzung der Pille abgenommen und die Verwendung von Kondomen zugenommen, sodass sie fast gleichauf sind hinsichtlich der Beliebtheit in Deutschland. Beim “ersten Mal” verhüten übrigens die meisten Paare mit Kondomen. Doch auch andere Methoden können einen guten Schutz bieten. Entscheidend ist häufig die richtige Anwendung.

Wichtig ist zu beachten, dass nur Kondome auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. Wer also regelmäßig wechselnde SexualpartnerInnen hat, sollte auf jeden Fall ein Kondom zum Schutz vor Schwangerschaft und Krankheiten benutzten.

Quellen

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