
Das Thema Verhütung sorgt in vielen Beziehungen für Diskussionsstoff. Erst einmal will geklärt werden, wer verhüten soll (die Frau, der Mann, beide?), dann muss noch das geeignete Verhütungsmittel gefunden werden. Und nicht jedermann verträgt ein Mittel gleich gut.
Im Folgenden geben wir Ihnen daher einen Überblick über weitverbreitete Verhütungsmittel sowie deren Vor- und Nachteile.
Die verschiedenen Verhütungsmittel lassen sich in 4 Kategorien einordnen:
- Hormonelle Verhütungsmethoden
- Natürliche Familienplanung (NFP)
- Mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden
- Operative & chemische Verhütungsmethoden
Welche Verhütungsmethode die richtige für einen ist wird dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu können neben der Sicherheit auch Alter, Familienplanung, gesundheitliche Aspekte aber auch andere Gründe wie die Religion zählen.
Die Sicherheit der verschiedenen Verhütungsmethoden wird in der Regel durch den sogenannten Pearl-Index angegeben. Er zeigt an, wie viele Frauen trotz Nutzung einer Verhütungsmethode schwanger werden. Je niedriger der Index also ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden.
Es bietet sich mitunter auch an, verschiedene Verhütungsmethoden miteinander zu kombinieren. Das ist vor allem sinnvoll, wenn ein erhöhtes Risiko zur Übertragung von Geschlechtskrankheiten besteht.
Hormonelle Verhütungsmethoden
Hormonelle Verhütungsmittel sind in Deutschland die meist genutzte Verhütungsmethode. Abhängig von ihrer Art wirken sie unterschiedlich, haben aber gemeinsam, dass sie durch den Einsatz von Hormonen eine Schwangerschaft verhindern.
Neben der Antibabypille zählen Hormonspiralen, Hormonimplantate, Spritzen, Verhütungspflaster und der Vaginalring zu dieser Kategorie. Auch wenn hormonelle Verhütungsmethoden aufgrund ihrer Nebenwirkungen immer wieder in der Kritik stehen, gehören sie dennoch zu den sichersten und best erforschten Verhütungsmethoden.
Der Klassiker der hormonellen Verhütung: die Pille
Die Antibabypille ist das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel in Deutschland – und zugleich eines der sichersten. Bei richtiger Einnahme der Pille werden pro Jahr im Schnitt nur drei bis neun von 1.000 Frauen schwanger.
Die Pille hat verschiedene Wirkungen auf den Körper:
Sie verhindert den Eisprung das Eindringen von Samenzellen in die Gebärmutter und die Einnistung der Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut Die klassische “Kombinationspille” enthält eine Wirkstoffzusammensetzung aus den Hormonen Östrogen und Gestagen. Je nach Pillenart unterscheidet sich der Anteil und die Dosierung dieser Hormone. Außerdem gibt es sogenannten “Minipillen” die nur das Geschlechtshormon Gestagen beinhalten und daher auch als östrogenfreie Pillen bezeichnet werden.
Die Kosten betragen je nach Präparat fünf bis 20 Euro pro Monat und werden in Deutschland bis zum 20. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ab dann müssen Frauen die Antibabypille selbst bezahlen.
Die Pille bietet nicht nur einen hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch vor Gebärmutter- und Eierstockkrebs. Zudem kann sie auch bei Menstruationsbeschwerden und bei Akne helfen.
Um das richtige Präparat für sich zu finden, sollten Frauen zur Erstverschreibung mit ihrem behandelnden Gynäkologen sprechen. Dieser kann sie mit entsprechenden Test und Untersuchungen auf die richtige Pille einstellen.
Die Pille ist zwar sehr sicher, sie hat jedoch auch Nachteile. Abgesehen davon, dass die Einnahme schnell einmal vergessen wird, kommt es bei Durchfall und Erbrechen zu einer verminderten Wirkung. Außerdem haben Frauen, die die Pille einnehmen, nachweislich ein erhöhtes Thromboserisiko. Mögliche Nebenwirkungen sind u. a. ein Anstieg des Gewichts, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen sowie eine Abnahme des Geschlechtstriebs.
Nachträgliche Verhütung: Die Pille danach
Bei der Pille danach wird im Gegensatz zur normalen Antibabypille nicht die Befruchtung der Eizelle verhindert, sondern die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut.
Die Pille danach sollte möglichst schnell, spätestens aber ein bis zwei Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsakt eingenommen werden. Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 2,6 ist die Pille danach eine relativ sichere Verhütungsmethode, sollte jedoch aufgrund ihrer starken Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen) nur im Notfall eingenommen werden.
Seit 2015 in die die Notfallverhütung rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Sie kann aber auch weiterhin vom Frauenarzt verschrieben werden. In diesem Fall werden die Kosten von der Krankenkasse erstattet.
Die Pille danach kostet je nach Präparat zwischen 18 - 36 €.
Modernes Verhütungsmittel: der Ring
Der Verhütungsring, auch Monatsring oder Vaginalring genannt, ist ein noch sehr junges Verhütungsmittel. Ähnlich wie die Antibabypille gibt der Ring kontinuierlich Hormone an den Körper ab, die den Eisprung verhindern.
Er ist zudem fast genauso sicher wie die Antibabypille, denn er verändert die Gebärmutterschleimhaut derart, dass sich die befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Der Kunststoffring wird wie ein Tampon in die Vagina eingeführt und nach exakt drei Wochen – das heißt am gleichen Wochentag und zur gleichen Uhrzeit – wieder herausgenommen.

Sollte der Ring beim Geschlechtsverkehr als störend empfunden werden, kann er jedoch für bis zu drei Stunden entfernt werden, ohne dass es zu einer Wirkungsverminderung kommt. Auch Magen-Darm-Infekte haben keinerlei Einfluss auf die Wirkung des Vaginalrings.
Der Verhütungsring eignet sich zudem besonders gut für Frauen, die die Pille nicht vertragen oder die Einnahme häufig vergessen. In Deutschland sind zwei verschiedene Verhütungsringe erhältlich: der NuvaRing von MSD und der Circlet von Pfizer.
Unkompliziert und sicher: Hormonpflaster
Hormonpflaster sind Verhütungspflaster, die dreimal hintereinander für sieben Tage auf die Haut geklebt werden. Darauf folgt eine einwöchige Pause. Die Pflaster geben Hormone ab, die über die Haut aufgenommen und gleichmäßig im Körper verteilt werden.
Da der Abbau der Hormone nicht wie bei der Antibabypille im Verdauungstrakt erfolgt, kommen Verhütungspflaster mit einer geringeren Hormondosis aus. Auch die Belastung der Leber fällt dadurch weitaus geringer aus. Die Sicherheit beim Verhüten ist hingegen genauso hoch wie bei der Pille.
Leider kann es auch zu ähnlichen Nebenwirkungen kommen, beispielsweise zu Hautirritationen und stärker ausgeprägten Schmerzen während der Periode. Um das Risiko für Hautreizungen zu minimieren, raten Ärzte dazu, die Klebestellen für das Hormonpflaster immer wieder zu wechseln.
Natürliche Familienplanung (NFP)
Wer auf Hormone und Chemie verzichten möchte, der kann auf verschiedene natürliche Verhütungsmethoden zurückgreifen. Diese haben keine Nebenwirkungen, jedoch ist die Verhütungssicherheit überwiegend als eher gering anzusehen, da der Eisprung schwanken kann und dies somit die Messung beeinflusst.
Eine natürliche Verhütung erfolgt meistens über Temperaturmessungen, Selbstbeobachtung und durch Zählen der Zyklustage.
Temperatur-Methoden
Bei der Basaltemperaturmessung misst die Frau morgens nach dem Aufwachen ihre Temperatur, um die Zeit des Eisprungs zu ermitteln. Nach dem Eisprung erhöht sich die Körpertemperatur nämlich um 0,3 bis 0,5 Grad. Eine Befruchtung der Eizelle ist dann nicht mehr möglich.
Eine ähnliche Sicherheit mit einem Pearl-Index von 1,0 kann durch die Messung der Basaltemperatur in Kombination mit einer Beobachtung des Zervixschleims erreicht werden. Verschwindet der dünnflüssige Zervixschleim an drei aufeinanderfolgenden Tagen und misst die Frau anschließend eine erhöhte Basaltemperatur, dann befindet sie sich höchstwahrscheinlich in einer unfruchtbaren Phase ihres Zykluses.
Andere Verhütungsmethoden
Weniger sicher sind die Billings-Methode, bei der der Zervixschleim, der aus der Scheide austritt, beobachtet wird. Ist dieser dünnflüssig und spinnbar, kündigt sich der Eisprung an.
Der Coitus interruptus, also der vorzeitige Abbruch des Geschlechtsakts, ist weit verbreitet, weist aber einen vergleichsweise hohen Pearl-Index von 10 bis 38 auf.
Kondome für Männer & Frauen
Kondome sind eines der beliebtesten Verhütungsmittel, die im Gegensatz zu den anderen Methoden vom Mann angewandt werden. Die Vorteile von Kondomen sind, dass sie einfach zu handhaben und preiswert sind und bei Bedarf genutzt werden können. Zudem verhindern sie die Übertragung der meisten Geschlechtskrankheiten.
Personen mit einer Latexallergie sollten darauf achten, dass sie Kondome ohne Latex wählen. Zudem haben Kondome einen Nachteil: sie verringern die Empfindsamkeit beim Sex, was sich negativ auf die sexuelle Befriedigung auswirken kann.
Ein Femidom ist das sogenannte “Kondom für die Frau”, welches in die Scheide eingelegt wird. Das richtige Einlegen erfordert jedoch Übung und ist ausschlaggebend für die Sicherheit des Verhütungsmittels ist.
Ähnlich funktioniert ein Scheidendiaphragma – die individuell angepasste Gummihalbschale wird in die Scheide eingeführt und deckt so den Muttermund ab. Bei der Nutzung eines Diaphragmas sollte beachtet werden, dass dieses sechs bis acht Stunden nach dem Geschlechtsakt in der Scheide bleiben muss.
Spiralen & Pessare
Eine Kupferspirale (auch Intrauterinpessar, IUP genannt) ist eine weitere Verhütungsmethode, die verhindert, dass sich ein befruchtetes Ei in der Gebärmutterschleimhaut einnistet. Pessare bestehen aus Kunststoff und existieren in verschiedenen Formen (z. B. einer Spirale). Sie werden meistens mit Kupferdraht umwickelt, was den Fremdkörperreiz in der Gebärmutter verstärkt und wichtig für die verhütende Wirkung ist.
Die Wirksamkeit eines Pessars hält etwa drei bis fünf Jahre an. Mit einem Pearl-Index von 0,5 bis 2,7 ist die Sicherheit dieses mechanischen Verhütungsmittels relativ hoch. Allerdings bringt ein Pessar auch Nachteile mit sich: Nutzerinnen können verstärkte und verlängerte Blutungen sowie Zwischenblutungen bekommen, eine Infektionsgefahr ist gegeben und die Nutzerinnen können während des Einsetzens sowie in der Anfangsphase leichte Schmerzen haben.
Operative & chemische Verhütungsmethoden
Spermizide zählen zu den chemischen Verhütungsmethoden und sind Wirkstoffe, die mindestens zehn Minuten vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt werden und die Spermien abtöten sollen. Sie sind in Form von Tabletten, Zäpfchen, Schaumovula, Salben, Gelees oder Sprays erhältlich. Mit einem Pearl-Index von 3 bis 25 sind Spermizide jedoch nicht sehr verlässlich und sollten eher zusammen mit anderen Methoden angewandt werden.
Spermizide haben den Vorteil, dass sie wie Kondome bei Bedarf genutzt werden können und bestimmte Krankheitserreger abtöten. Auf der anderen Seite reizen sie jedoch auch die Scheidenschleimhaut und die Schaumbildung kann als störend empfunden werden.
Wer bereits Kinder bekommen hat oder sich sicher ist, nie welche zu wollen, kann auch auf eine Sterilisation bei Mann (Vasektomie) oder Frau zurückgreifen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass diese operative Verhütungsmethode in der Regel irreversibel ist, also nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden
Barrieremethoden sollen das Aufeinandertreffen zwischen den Spermien und der Eizelle verhindern. Zu ihnen gehören das Kondom (für Männer und Frauen), Spiralen und beispielsweise das Diaphragma. Bei vielen dieser mechanischen Verhütungsmittel ist die richtige Handhabung sowie die genaue Anpassung ausschlaggebend für deren Sicherheit.
Fazit: Verhüten - aber sicher!
Die Auswahl an modernen und sicheren Verhütungsmitteln ist groß, sodass niemand ungeschützten Geschlechtsverkehr haben muss.
Am weitesten verbreitet ist der Einsatz hormoneller Verhütungsmittel, besonders der Pille. Doch auch andere Methoden können einen guten Schutz bieten. Entscheidend ist häufig die richtige Anwendung.
Wichtig ist zu beachten, dass nur Kondome auch vor Sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Wer also regelmäßig wechselnde Sexualpartner hat, sollte auf jeden Fall auch ein Kondom benutzten.

Pille rezeptfrei kaufen?
Die Pille gibt es nur mit Rezept vom Arzt. Eine Ausnahme ist die Pille danach. Seit 2018 ist es möglich die Pille per Fernrezept (Fragebogen) online zu kaufen.
Die Pille gibt es nur mit Rezept vom Arzt. Eine Ausnahme ist die Pille danach. Seit 2018 ist es möglich die Pille per Fernrezept (Fragebogen) online zu kaufen.
Quellen
- Amboss (08.07.2020). Hormonelle Kontrazeption. Unter https://www.amboss.com/de/library#xid=Em08hg&term=verh%C3%BCtung [abgerufen am 09.07.2020]
- Amboss (09.07.2020). Formen der Kontrazeption. Unter https://www.amboss.com/de/library#xid=Ck0qJT&anker=Z4463548a7d133e978417313de78180fd [abgerufen am 09.07.2020]
- Apotheken Umschau (12.02.2019). Verhütung: Pille, Kondom oder Spirale?. Unter https://www.apotheken-umschau.de/Verhuetung [abgerufen am 09.07.2020]
- Apotheken Umschau (12.02.2019). Verhütung: Die Pille. Unter https://www.apotheken-umschau.de/Verhuetung/Verhuetung-Die-Pille-52260.html [abgerufen am 09.07.2020]
- MSD Gesundheit (o. D.). Spermizide (Chemische Verhütung). Unter https://www.msd-gesundheit.de/verhuetung/methoden/spermizide [abgerufen am 09.07.2020]
- Gynecology Guide (o. D.). Verhütung. Unter https://www.gynecology-guide.com/gynaekologie/verhuetung/ [abgerufen am 09.07.2020]