Eine Frau sitzt auf einem Sofa. Sie hat Hitzewallungen, deshalb lüftet sie ihre Bluse.
  1. Was ist Östrogen?
  2. Wie kommt es zu Östrogenmangel?
  3. Östrogenmangel: Symptome
  4. Ursachen für niedrigen Östrogenspiegel
  5. Wie wird Östrogenmangel diagnostiziert?
  6. Östrogenmangel: Behandlung bei Beschwerden
  7. Häufige Fragen zu Östrogenmangel
Eine Frau sitzt auf einem Sofa. Sie hat Hitzewallungen, deshalb lüftet sie ihre Bluse.
Auf einen Blick
  • Ein Östrogenmangel kann in den Wechseljahren auftreten.
  • Typische Symptome sind Herzrasen, Schweißausbrüche, Gewichtszunahme.
  • Betroffene Frauen haben oft einen hohen Leidensdruck.
  • Östrogen kann in Form von Pflaster, Tablette oder Gel ersetzt werden.

Was ist Östrogen?

Östrogen ist ein für den Körper sehr wichtiges Hormon. Es steuert unter anderem den Menstruationszyklus, den Knochenstoffwechsel und nimmt Einfluss auf das Fettdepot. Ein Mangel an Östrogen kann, abhängig vom Alter, zu verschiedenen Symptomen führen. Die Symptome der Wechseljahre werden oft als sehr unangenehm empfunden.

Wie kommt es zu Östrogenmangel?

In den Wechseljahren kommt es natürlicherweise zu einer langsamen Abnahme der ovariellen (Eierstöcke-betreffend) Funktion. Diese geht mit der sinkenden Produktion von Östrogen einher, da Östrogen hauptsächlich in den Eierstöcken produziert wird.

Östrogenmangel: Symptome

Psychisch
Sexuell
  • Libidoverlust
  • Entzündung der Vulva
  • Entzündung der Vagina
  • Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr)
Dermatologisch

Ursachen für niedrigen Östrogenspiegel

Physiologisch tritt ein Östrogenmangel ab dem Beginn des Klimakteriums (Wechseljahre) auf. Das Klimakterium ist der Zeitraum, in dem viele hormonelle Umstellungen stattfinden. Es beginnt mit der Prämenopause (Menstruationszyklen werden unregelmäßiger) und endet mit dem Beginn der Postmenopause (12 Monate nach der letzten Menstruation). Die Menopause an sich bezeichnet den Zeitpunkt der letzten Menstruation. Dies passiert in der Regel um das 50. Lebensjahr herum. Prinzipiell stellt sich im Klimakterium die reproduktive Funktion der Ovarien (Eierstöcke) ein. Sie produzieren immer weniger Östrogene und Progesteron, bis sie diese Produktion ganz einstellen.

Stress

Dauerstress geht mit einem dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel einher. Dies kann die Produktion der Geschlechtshormone negativ beeinflussen. Die unmittelbare Folge ist eine Reduktion bis Verlust der Libido. Auch unregelmäßige Menstruationszyklen können hierbei auftreten. In den meisten Fällen ist der durch Stress verursachte Östrogenmangel reversibel (umkehrbar).

Schilddrüsenunterfunktion

Ein Östrogenmangel bei jungen Frauen kann auf eine Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) hindeuten. Diese führt zunächst zu einem unregelmäßigen Zyklus bis hin zu einer Amenorrhö (Ausbleiben der Menstruation).

Seltenere Ursachen

  • Beginnt das Klimakterium vor dem 40. Lebensjahr, wird dies Klimakterium praecox genannt. Häufige Gründe hierfür sind Chemotherapien und Strahlentherapien bei Krebserkrankungen.

  • Auch eine operative Entfernung der Ovarien (Eierstöcke) kann einen Östrogenmangel verursachen, da Östrogen hauptsächlich in den Ovarien produziert wird.

  • Auch Autoimmunerkrankungen können ein frühes Einsetzen des Klimakteriums hervorrufen.

  • Seltene Erkrankungen, die genetisch bedingt sind, wie z. B. das Turner-Syndrom, sind ebenfalls geprägt von einem Östrogenmangel. Dies besteht im Beispiel des Turner-Syndroms allerdings von Geburt an.

  • Auch eine Fehlbildung der Ovarien (Eierstöcke) oder eine Unterfunktion der Nebennieren (Nebenniereninsuffizienz) kann einen Östrogenmangel mit sich bringen.

Wie wird Östrogenmangel diagnostiziert?

Östrogenmangel testen

Mit Hilfe von Östrogen-Selbsttests kann der aktuelle Östrogenspiegel im Speichel gemessen werden. Diese lassen sich gut zu Hause durchführen. Es ist noch umstritten, inwiefern vom Östrogenspiegel im Speichel auf das tatsächliche Östrogen im Blut Rückschluss gezogen werden kann. Die Ergebnisse im Selbsttest stellen eine erste Orientierung dar und sollten im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs besprochen werden.

Bluttest

Ein Östrogenmangel kann ebenfalls mit Hilfe eines Bluttests diagnostiziert werden. Hierfür werden die Hormone Östrogen und Progesteron und die Steuerungshormone aus dem Gehirn FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) gemessen.

Ein Bluttest ist bei Frauen über 50 Jahren jedoch nicht immer notwendig, da in dieser Phase mit einer Absenkung der weiblichen Sexualhormone, insbesondere Östrogen, gerechnet werden kann. Zudem ziehen die Ergebnisse des Bluttests häufig keine therapeutischen Konsequenzen nach sich. Die Therapieentscheidung hängt mehr von der Symptomstärke und dem individuellen Leidensdruck ab.

Als klimakterische Jahre wurde ursprünglich nicht nur das 50., sondern auch das 7., 14. und 21. Lebensjahr bezeichnet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie mit signifikanten Änderungen im ganzen Körper einhergehen.

Beim Vorliegen anderer Ursachen wie z. B. der frühere Eintritt der Wechseljahre (Klimakterium praecox) oder der Hypothyreose ist ein Bluttest eher indiziert. Hierbei können auch Hormone (z. B. Schilddrüsenhormon und Prolaktin) mitbestimmt werden, welche auf den Östrogenspiegel Einfluss haben.

Östrogenmangel: Behandlung bei Beschwerden

Ein Östrogenmangel muss, bei Ausbleiben typischer Symptome, nicht therapiert werden. Eine Behandlung kann in Betracht gezogen werden, wenn Symptome der Wechseljahre wie z. B. Hitzewallungen und Herzrasen auftreten. Führen die Symptome zu einer Einschränkung der Lebensqualität, so ist eine Hormonersatztherapie indiziert.

Die Therapie beinhaltet eine Substitution des Hormons Östrogens in Kombination mit Gestagen (Hormonersatztherapie). Hierbei ist zu beachten, dass eine Hormonersatztherapie Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Eine ärztliche Konsultation ist empfehlenswert. Im Rahmen einer Konsultation können Vor- und Nachteile besprochen werden und evtl. eine gemeinsame Entscheidung hinsichtlich des Präparats und der Darreichungsform (Tabletten, Pflaster, Gele) getroffen werden.

Östrogenmangel beheben mit Phytoöstrogenen

Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene) haben eine ähnliche chemische Struktur wie das Östrogen im menschlichen Körper. Sie kommen in Soja und Soja-Produkten sowie Spalterbsen, Pintobohnen, Limabohnen, Kleesprossen, Luzernesprossen, Hopfen und Bier vor.

Es wird derzeit diskutiert, inwiefern Phytoöstrogene im menschlichen Körper die Wirkung von Östrogen nachahmen können. Bei Frauen in der Perimenopause (Zeit um die Menopause herum) scheinen Phytoöstrogene eine positive Wirkung zu entfalten und typische Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche zu reduzieren. Allerdings scheint die Wirkung von Phytoöstrogenen von Alter, Gesundheitszustand und dem individuellen Mikrobiom (Gesamtheit aller Mikroorganismen eines Menschen) eines jeden Menschen abhängig zu sein.

Häufige Fragen zu Östrogenmangel

Östrogen spielt eine wichtige Rolle in den Stoffwechselvorgängen im Körper. Ein Mangel an Östrogen bewirkt eine Umverteilung der Fettmasse. Das subkutane Fettgewebe (Unterhautfett) nimmt ab und das intraabdominelle Fettgewebe (Bauchfett) nimmt zu. Bauch und Hüftumfang werden größer und kann ein starkes Übergewicht begünstigen. Dies verursacht bei betroffenen Frauen einen hohen Leidensdruck.

Typische Symptome bei einem Östrogenmangel in den Wechseljahren sind Hitzewallungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, vermehrtes Schwitzen und Stimmungsschwankungen.

Es ist sinnvoll, einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren. Der Östrogenspiegel in den Wechseljahren ist bei Frauen um das 50. Lebensjahr typischerweise niedriger. Bei jüngeren Frauen gibt es häufig andere Gründe für einen Östrogenmangel. Gynäkologen und Gynäkologinnen können weiterhelfen.

Östrogen kann als Gel, Pflaster oder in Tablettenform eingenommen werden. Hierbei ist ein Besuch bei einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin sinnvoll, um die Indikation einer Östrogensubstitution zu evaluieren. Soja und Soja-Produkte enthalten Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene). Diese scheinen die Beschwerden der Wechseljahre lindern zu können.

Ein Östrogenmangel in den Wechseljahren kann, beim Vorliegen typischer Symptome, durch Kombinationspräparate aus Östrogen und Progesteron behandelt werden. Dies wird auch Hormonersatztherapie genannt. Es ist notwendig, hierbei Vor- und Nachteile abzuwägen. Besprechen Sie vor einer Medikamenteneinnahme ihre Symptome mit einem Arzt oder einer Ärztin.

Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene) sind in Soja und Soja-basierten Produkten enthalten. Auch Bohnen wie Lima- und Spaltbohnen sowie Kleesprossen enthalten Phytoöstrogene. Sie können verschiedene Wirkungen im Körper entfalten. Dies ist abhängig von der Lebensphase, dem Alter, dem individuellen Gesundheitszustand und der Darmflora. Nach der Menopause scheinen Phytoöstrogene typische Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche lindern zu können.

Ein Östrogenmangel kann in den Wechseljahren zu unangenehmen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und Herzrasen führen. Bei jungen Frauen kann ein Mangel an Östrogen zu einem unregelmäßigen Zyklus bis hin zu Amenorrhö (Ausbleiben der Menstruation) führen.

Östrogen im Speichel kann mit Hilfe eines Selbsttests zu Hause gemessen werden. Auch im Blut und im Urin kann die Konzentration an Östrogen gemessen werden.

Quellen

  • Domínguez-López I, Yago-Aragón M, Salas-Huetos A, et. al.: Effects of Dietary Phytoestrogens on Hormones throughout a Human Lifespan: A Review. Nutrients 2020; 12: 2456.

  • Hypothyreose. AMBOSS. 2021. https://www.amboss.com/de/wissen/hypothyreose/ (zugegriffen 27. September 2021)

  • Klimakterium. AMBOSS. 2021. https://www.amboss.com/de/wissen/klimakterium/ (zugegriffen 27. September 2021)

  • Lizcano F, Guzmán G: Estrogen Deficiency and the Origin of Obesity during Menopause. Biomed Res Int 2014; 2014: 757461.

  • Rietjens IMCM, Louisse J, Beekmann K: The potential health effects of dietary phytoestrogens. Br J Pharmacol 2017; 174: 1263–80.

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