Eine Frau wird per Ultraschall an der Schilddrüse untersucht.
  1. Schilddrüsenunterfunktion – Symptome
  2. Ursachen von Schilddrüsenunterfunktion
  3. Diagnostik einer Schilddrüsenunterfunktion
  4. Schilddrüsenunterfunktion – Behandlung
  5. Häufige Fragen zu Schilddrüsenunterfunktion
Eine Frau wird per Ultraschall an der Schilddrüse untersucht.

Frauen sind 4-mal häufiger von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen als Männer.

Die Schilddrüsenunterfunktion beruht auf einer eingeschränkten Fähigkeit zur Hormonproduktion in der Schilddrüse. Das Organ liegt im Hals vor dem Kehlkopf und produziert lebenswichtige Hormone. Ihre Hormone Trijodthyronin(T3) und Thyroxin (T4) haben einen stoffwechselanregenden Effekt und steigern den Energie- und Sauerstoffverbrauch von Herz, Muskeln sowie Lunge. Außerdem steigern sie die Wärmeproduktion und sind an der Thermoregulation beteiligt. Bei Kindern sind die Schilddrüsenhormone essentiell für das Wachstum. Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird über eine Hormonachse zwischen Hypothalamus, Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und Schilddrüse reguliert.

Auf einen Blick
  • Ungefähr 1 Prozent der Menschen in Deutschland leidet an einer Schilddrüsenunterfunktion.
  • Die latente Hypothyreose, bei der die Schilddrüsenfunktion eingeschränkt ist, aber die Hormonwerte noch im Normbereich liegen, kommt bei 3 bis 10 Prozent der Bevölkerung vor.
  • Die Häufigkeit von Schilddrüsenunterfunktionen nimmt mit höherem Alter zu.
  • Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache einer primären Hypothyreose.

Schilddrüsenunterfunktion – Symptome

Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 haben lebenswichtige Wirkungen auf verschiedene Organe. Sie steigern die Herzkraft und den Herzschlag, erhöhen die Durchblutung der Lunge, stimulieren das Atemzentrum im Gehirn, fördern den Muskelaufbau, führen zu erhöhter Stoffwechselaktivität mit Steigerung des Grundumsatzes und erhöhen die Körpertemperatur. Bei Heranwachsenden sind sie darüber hinaus wichtig für reguläres Wachstum. Bei einer Hypothyreose besteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen. Daraus lassen sich folgende Symptome ableiten:

Anders als bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bestehen bei einer Schilddrüsenunterfunktion keine Symptome der Augen. Bei Schilddrüsenunterfunktion ist auch Schwitzen untypisch, es kommt eher zum Kältegefühl durch verminderte Wärmeproduktion. Die Schilddrüsenunterfunktion-Symptome bei Mann und Frau unterscheiden sich abgesehen von den Zyklusveränderungen bei Frauen nicht. Jedoch machen Männer nur ungefähr 20 Prozent aller Neuerkrankungen aus.

Ursachen von Schilddrüsenunterfunktion

Prinzipiell sind eine primäre, sekundäre und tertiäre Schilddrüsenunterfunktion zu unterscheiden, wobei die primäre Form mit Abstand die häufigste ist. Die Produktion der Schilddrüsenhormone unterliegt einem Regelkreis mit Steuerungshormonen aus dem Hypothalamus und der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Ist eine dieser Steuerungsebenen oder die Schilddrüse selbst gestört, kommt es zur verminderten Hormonproduktion der Schilddrüse.

Primäre Hypothyreose

Der primären Hypothyreose liegt eine direkte Störung oder Schädigung der Schilddrüse zugrunde. Hypothalamus und Hypophyse arbeiten regulär, sodass ihre Steuerungshormone bei primärer Hypothyreose erhöht messbar sind. Das TSH als Steuerungshormon ist erhöht, weil die Hemmung durch die Schilddrüsenhormone entfällt. Die häufigste Ursache für eine primäre Schilddrüsenunterfunktion ist eine autoimmunbedingte Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis).

Bei Hashimoto-Thyreoiditis bildet der Körper Antikörper gegen ein Enzym von Schilddrüsenzellen, die Thyreoperoxidase (TPO-AK). Die Antikörper aktivieren nach Bindung an das Enzym die T-Zellen des Immunsystems. Diese greifen den Komplex an und zerstören das Gewebe der Schilddrüse. In 50 Prozent der Fälle besteht zusätzlich ein positiver Antikörpernachweis gegen das Protein Thyreoglobulin (Tg-AK). Die Folge ist eine autoimmunvermittelte Entzündung. Typischerweise kommt es zunächst zur Vergrößerung der Schilddrüse, um die Funktionseinschränkung zu kompensieren. Im Verlauf schrumpft die Schilddrüse und stellt ihre Funktion vollständig ein. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Erkrankung, die eine häufige Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion der Frau darstellt. Genaue Ursachen für den Ausbruch der Erkrankung ist noch unklar. Es wird eine Kombination aus genetischen Faktoren, Umweltfaktoren und zurückliegenden Infektionserkrankungen diskutiert.

Die iatrogene Hypothyreose ist durch ärztliche bzw. therapeutische Maßnahmen induziert und entspricht demnach einer therapieassoziierten Nebenwirkung. Als Beispiele sind hier die Entfernung der Schilddrüse oder eine Radiojodtherapie zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion zu nennen. Medikamente mit Hypothyreose als Nebenwirkung sind zum Beispiel Amiodaron, Lithium und Sunitinib.

Sowohl Jod als auch Selen werden für die Synthese von Schilddrüsenhormonen benötigt. Besteht ein extremer Mangel einer der beiden Stoffe, kann dies eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen.

Jodmangel in der Schwangerschaft

Ein Jodmangel in der Schwangerschaft kann beim ungeborenen Kind eine Entwicklungsstörung der Schilddrüse zur Folge haben. Nach der Geburt besteht dann eine primäre, kongenitale Hypothyreose. In Deutschland wird im Rahmen des Neugeborenen-Screenings auf eine Schilddrüsenunterfunktion getestet, da eine unbehandelte Hypothyreose des Säuglings zu schwerer geistiger und körperlicher Behinderung führen kann.

Sekundäre Hypothyreose

Die sekundäre Form der Schilddrüsenunterfunktion beruht auf einer Insuffizienz des Vorderlappens der Hirnanhangsdrüse (Hypophysenvorderlappen). Die Produktion des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) ist unzureichend und die Schilddrüse wird nicht in ausreichendem Maß zur Hormonproduktion angeregt. Ursachen für eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (Hypopituitarismus) sind in der Regel gutartige Tumore der Hirnanhangsdrüse (Hypophysenadenome). Auch Entzündungen, Blutungen oder Schädel-Hirn-Traumata können ein möglicher Auslöser sein.

Tertiäre Hypothyreose

Bei der tertiären Form der Hypothyreose liegt die Ursache noch eine Steuerungsebene höher, im Hypothalamus. Durch verminderte Produktion des TSH-releasing Hormons (TRH) wird kein TSH freigesetzt. Infolgedessen findet keine oder nur unzureichende Schilddrüsenhormonproduktion statt. Auch bei tertiärer Schilddrüsenunterfunktion sind mögliche Ursachen Tumore, Entzündungen, Blutungen oder Traumata des Gehirns.

Diagnostik einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird oft in einer Routinekontrolle der Blutwerte festgestellt. Bei vielen Menschen besteht eine latente Hypothyreose. Das bedeutet, dass die verminderte Schilddrüsenfunktion noch ausreichend kompensiert ist durch eine Erhöhung des Steuerungshormons TSH. Das einzige mögliche Symptom bei latenter Hypothyreose ist die Vergrößerung der Schilddrüse (Struma, Kropf). Diese entsteht durch einen Wachstumsreiz ausgelöst durch hohe TSH-Spiegel. Die Gewebsvermehrung gleicht die verminderte Gewebefunktion aus. In der Laborkontrolle zeigen sich erhöhte TSH-Spiegel bei normalen Schilddrüsenhormonen.

Besteht hingegen eine manifeste Hypothyreose, sind die neu auftretenden Symptome meist der Anlass für einen Besuch in der Arztpraxis. Erste Hinweise sind Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung, Gewichtszunahme trotz unverändertem Essverhalten und vermehrtes Frieren. Der Arzt oder die Ärztin wird nach ausführlicher Anamnese und körperlicher Untersuchung inklusive Tastuntersuchung der Schilddrüse eine Blutentnahme durchführen. Im Blut wird zunächst TSH untersucht. Ist dieses erhöht, ist eine Schilddrüsenunterfunktion wahrscheinlich. Liegt der TSH-Wert über 4 Milliunits pro Liter, besteht eine manifeste Hypothyreose. Zwischen 2 und 4 Milliunits pro Liter kann der Verdacht auf eine latente Hypothyreose gestellt werden. In einem zweiten Schritt sollten freies Thyroxin (fT4) sowie Antikörper im Blut bestimmt werden, um die Ursache der Unterfunktion einzugrenzen. Die Bestimmung von freiem Trijodthyronin(fT3) ist nachrangig, da es aus fT4 entsteht und der Wert im Blut durch vermehrte Umwandlung in fT3 nicht aussagekräftig ist.

Schilddrüsenunterfunktion – Werte

TSH: > 4,0 mU/l (Normwert 0,2 bis 4,0 mU/l)

fT4: <10 pmol/l (Normwert 10 bis 23 pmol/l)

TPO-AK: positiv (Normwert nicht nachweisbar)

Tg-AK: ggf. positiv (Normwert nicht nachweisbar)

Besteht der Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung oder ein auffälliger Tastbefund der Schilddrüse, kann eine Ultraschalluntersuchung angeschlossen werden. Die Sonografie der Schilddrüse gibt Aufschluss über die Größe und Struktur des Organs sowie Durchblutung und Entzündungsaktivität.

Schilddrüsenunterfunktion – Behandlung

Eine latente Hypothyreose muss, solange sie asymptomatisch ist, nicht behandelt werden. Es genügt, in regelmäßigen Abständen von 6 Monaten bis einem Jahr TSH-Kontrollen durchzuführen. PatientInnen sollten außerdem für mögliche Symptome sensibilisiert werden, um einen Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ausnahmen sind eine latente Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch. In diesem Fall sollten Schilddrüsenhormone wie bei manifester Hypothyreose substituiert werden.

Besteht eine manifeste Schilddrüsenunterfunktion, sollte eine Therapie eingeleitet werden, um möglichen Komplikationen durch einen Hormonmangel vorzubeugen. Schilddrüsenhormone können in Tablettenform zugeführt werden und ersetzen so die Funktion der Schilddrüse. Zum Einsatz kommt das Medikament L-Thyroxin. Zu Beginn empfiehlt sich eine kleine Dosis von 25 bis 50 Mikrogramm täglich. Die Dosis kann so weit gesteigert werden, bis sich der TSH-Wert wieder im Normbereich befindet. Diese Normalisierung kann bis zu 2 Monate dauern. Hat sich der TSH-Wert durch die Therapie normalisiert, besteht eine substituierte Hypothyreose.

Wichtig ist die Einnahme des Medikaments am Morgen, ungefähr eine halbe Stunde vor der ersten Nahrungsaufnahme. In Kombination mit Nahrung oder Getränken, insbesondere Kaffee und Milch, kann L-Thyroxin im Magen-Darm-Trakt nicht aufgenommen werden und seine Wirkung nicht entfalten. Es sind auch nach der Dosisfindung regelmäßige Laborkontrollen im Abstand von 6 bis 12 Monaten empfohlen.

Eine Beeinflussung der Schilddrüsenunterfunktion durch Ernährung ist in den meisten Fällen nicht möglich. Die einzige Ausnahme ist die Hypothyreose bei Jod- oder Selenmangel. Aufgrund des Jodzusatzes im Speisesalz und dem ausgewogenen Nahrungsangebot ist dieser Mangel jedoch selten geworden. Bei ausgeprägtem Jodmangel können nach ärztlicher Rücksprache Jodtabletten eingenommen werden. In Entwicklungs- und Schwellenländern ist ein Nährstoffmangel jedoch nach wie vor ein Problem. Insbesondere Jodmangel und Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft führen beim ungeborenen Kind zu schweren Entwicklungsstörungen.

Häufige Fragen zu Schilddrüsenunterfunktion

Die Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche, Kältegefühl, Gewichtszunahme, langsamer Herzschlag, Depression sowie trockene Haut, brüchige Nägel und Haarausfall.

Bei Schilddrüsenunterfunktion sind Stoffwechselprozesse, Energiebereitstellung und Wärmeproduktion verlangsamt. Unbehandelt kann eine Hypothyreose zu schwerwiegenden Komplikationen sowie bei Kindern zur Entwicklungs- und Wachstumsverzögerung führen.

Es gibt keine Ernährungsvorschriften bei Schilddrüsenunterfunktion. Generell empfiehlt sich eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung mit ausreichendem Anteil an Ballaststoffen.

Der Therapieerfolg der Hypothyreose ist abhängig von der Ursache. Besteht die Unterfunktion aufgrund von Jod- oder Selenmangel, kann eine Substitution die Schilddrüsenfunktion wiederherstellen. Besteht die Unterfunktion aufgrund anderer Erkrankungen, muss lebenslang eine Substitution mit L-Thyroxin erfolgen.

Unbehandelt kann eine Schilddrüsenunterfunktion schwerwiegende Auswirkungen auf Stoffwechsel, Herz-Kreislauf-System und Psyche haben. Mögliche Folgen sind Diabetes mellitus, Erhöhung der Blutfettwerte, Herzinsuffizienz und Depression. In seltenen Fällen kommt es zum sogenannten Myxödem, einer schweren Entgleisung der Schilddrüsenhormone mit Unterkühlung, Hemmung des Atemantriebs und Herzversagen.

Eine symptomatische Schilddrüsenunterfunktion führt in der Regel zu Abgeschlagenheit und schneller Ermüdbarkeit. Viele PatientInnen fühlen sich nicht mehr in der Lage, sportlicher Betätigung nachzugehen. Eine substituierte Hypothyreose stellt jedoch keine Einschränkung sportlicher Aktivität dar.

Quellen

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  • Erkrankungen von Hypothalamus und Hypophyse. Uniklinikum Würzburg. https://www.ukw.de/medizinische-klinik-i/endokrinologie/schwerpunkte/erkrankungen-von-hypophyse-und-hypothalamus/ (zugegriffen 19. September 2022)

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  • Hypothyreose. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Hypothyreose (zugegriffen 19. September 2022)

  • Ralli M, Angeletti D, Fiore M, et al.: Hashimoto's thyroiditis: An update on pathogenic mechanisms, diagnostic protocols, therapeutic strategies, and potential malignant transformation. Autoimmun Rev 2020; 19: 102649.

  • Udovcic M, Pena RH, Patham B, et al.: Hypothyroidism and the Heart. Methodist Debakey Cardiovasc J 2017; 13: 55–9.

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