Apotheker oder Apothekerin nimmt Tabletten in Schachtel aus einem Regal.
  1. Wofür braucht der Körper Jod?
  2. Jodtabletten Schilddrüsenunterfunktion
  3. Jodtabletten bei Jodmangel
  4. Jodtabletten gegen Strahlung
  5. Was für Nebenwirkung haben Jodtabletten?
  6. Häufige Fragen zu Jodtabletten
Apotheker oder Apothekerin nimmt Tabletten in Schachtel aus einem Regal.

Aktuell häufen sich die Meldungen, dass Jodtabletten in den Apotheken ausverkauft sind. Nach eigenen Recherchen haben auch viele Online-Apotheken Lieferengpässe hinsichtlich dieser Medikamente. Doch warum ist das so? Die Angst vor einem nuklearen Zwischenfall treibt momentan viele Menschen um. Irgendwo hat man mal gehört, dass Jodtabletten schützen sollen. Aber was genau machen die Jodtabletten eigentlich? Und ist es sinnvoll, Jodtabletten vorsorglich einzunehmen? Fernarzt informiert über die verschiedenen Arten von Jodtabletten, Nebenwirkungen und wann eine Einnahme von Jodtabletten überhaupt sinnvoll ist.

Wofür braucht der Körper Jod?

Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das bedeutet, es wird nicht vom Körper selbst produziert, sondern muss von außen zugeführt werden. Jod ist Hauptbestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Tetrajodthyronin.

Jod ist wichtig für viele Funktionen im Körper, z. B:

  • Energiestoffwechsel
  • Herzrhythmus
  • Blutdruck
  • Knochenbildung
  • Wachstum
  • Entwicklung des Gehirns

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind etwa 30 Prozent der Deutschen in Bezug auf Jod unterversorgt. Die DGE empfiehlt Erwachsenen in Deutschland täglich zwischen 180 und 200 Mikrogramm Jod aufzunehmen. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf.

Wichtige Quellen für Jod sind:

  • Jodiertes Speisesalz
  • Fisch (Seelachs, Kabeljau, Scholle)
  • Milch
  • Eier
  • Spinat

Jodtabletten Schilddrüsenunterfunktion

Medizinisch wird eine Unterfunktion der Schilddrüse als Hypothyreose bezeichnet. Sie kann als angeborene Krankheit oder als Folge von extremem Jodmangel entstehen. Jodmangel in der Schwangerschaft ist der häufigste Grund für eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion. Ohne Behandlung kommt es bei betroffenen Kindern zu Defiziten der körperlichen und geistigen Entwicklung.

In Deutschland werden Neugeborene am dritten Lebenstag hinsichtlich der TSH-Werte (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) untersucht. Dadurch kann eine Hypothyreose frühzeitig festgestellt und behandelt werden. Die Therapie besteht aus einer lebenslangen Einnahme von L-Thyroxin. Dieses künstlich hergestellte Schilddrüsenhormon kann unkompliziert in Form von Tabletten eingenommen werden. Genauer gesagt nimmt man also keine Jodtabletten, sondern Hormontabletten.

Jodtabletten bei Jodmangel

Bei einer ausgewogenen Ernährung und der Verwendung von jodiertem Speisesalz benötigt der Körper keine zusätzliche Jodzufuhr in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf am Spurenelement Jod. Können sie ihren Bedarf nicht mit der Nahrung decken, so ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit 100 bis 150 Mikrogramm Jod täglich empfohlen. Da Jod vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten ist, sollten Vegetarier und Veganer ihre tägliche Jodzufuhr durch Nahrungsergänzungsmittel abdecken, oder zu alternativen Quellen wie Algen greifen.

In der EU sind diese Jodverbindungen als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen:

  • Natriumiodid (bzw. Natriumjodid)
  • Natriumiodat (bzw. Natriumjodat)
  • Kaliumiodid (bzw. Kaliumjodid)
  • Kaliumiodat (bzw. Kaliumjodat)

In Deutschland wird eine maximale tägliche Aufnahme von 500 Mikrogramm Jod empfohlen. In jedem Fall sollte eine Einnahme von Jodpräparaten mit ÄrztInnen abgestimmt werden, da auch eine Überversorgung mit Jod gesundheitliche Folgen haben kann. Holen Sie sich über Jodtabletten während Stillzeit und Jodtabletten während Schwangerschaft unbedingt ärztlichen Rat ein.

Jodtabletten gegen Strahlung

Radioaktives Jod entsteht bei der Kernspaltung in Atomreaktoren. Es wird auch Jod-131 genannt. Der Körper speichert aufgenommenes Jod in der Schilddrüse. Handelt es sich dabei um radioaktives Jod, so erhöht sich, die Wahrscheinlichkeit für Schilddrüsenkrebs. Insbesondere Kindern und Jugendliche sind gefährdet.

Jodblockade

Die sogenannte “Jodblockade” soll uns davor schützen, Jod-131 aufzunehmen und in der Schilddrüse zu speichern. Dafür wird im Falle einer akuten Bedrohung mit radioaktivem Jod eine sehr hohe Menge normales Jod eingenommen. Etwa das 100- bis 1.000-Fache einer Tagesdosis wird mit einer Tablette eingenommen – die Mengen in Nahrungsergänzungsmitteln reichen dafür nicht aus! Dieses normale Jod füllt vorerst alle Speicher in der Schilddrüse, sodass kein weiteres Jod mehr eingelagert werden kann. Sehr wichtig sind dabei die Dosierung und der Zeitpunkt der Aufnahme.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz warnt davor, hochdosierte Jodtabletten eigenständig einzunehmen. Der Staat hat einen Vorrat von knapp 200 Millionen Jodtabletten, genauer Kaliumiodidtabletten. Kommt es zu einem Zwischenfall mit radioaktivem Jod, so können diese umgehend an die Bevölkerung verteilt werden.

Eine Einnahme von hochdosierten Jodtabletten zur Jodblockade (Abwehr von radioaktivem Jod) sollte nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die zuständigen Behörden erfolgen.

Im Ernstfall werden diese Tabletten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis 45 Jahre eingenommen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfiehlt diese Jodtabletten auch bei Schwangerschaft. Bei Personen über 45 Jahre ist das Risiko durch radioaktives Jod an Schilddrüsenkrebs zu erkranken deutlich verringert. Hier überwiegen die Nebenwirkungen über den möglichen Nutzen.

Was für Nebenwirkung haben Jodtabletten?

Eine erhöhte Jodzufuhr, etwa in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder dem exzessiven Verzehr jodhaltiger Lebensmittel, kann zu einer kurzfristigen Schilddrüsenüberfunktion führen.

Diese äußert sich in

  • Herzrasen,

  • Ruhelosigkeit,

  • Schweißausbrüchen und

  • Magen-Darm-Beschwerden.

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Jod sollte auf die künstliche Zufuhr des Spurenelementes in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verzichtet werden.

Die hochdosierten Jodtabletten gegen Strahlung können bei älteren Personen zu lebensbedrohlichen Entgleisungen des Stoffwechsels führen. Deshalb sollten sie nicht von Personen über 45 Jahre eingenommen werden.

Häufige Fragen zu Jodtabletten

Für PatientInnen mit Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist es lebensnotwendig, Tabletten mit L-Thyroxin einzunehmen. Personen mit erhöhtem Jodbedarf (Schwangere, Stillende) oder geringer Zufuhr (VeganerInnen) können mithilfe jodhaltiger Nahrungsergänzungsmittel ihren täglichen Bedarf an Jod decken. Hochdosierte Jodtabletten zur Abwehr von radioaktivem Jod sollten nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden, da sie ansonsten mehr schaden als nutzen können.

Ob und wann Jodtabletten eingenommen werden sollen, hängt von der Art der Jodtabletten und den persönlichen medizinischen Umständen ab. Ohne vorherige ärztliche Abklärung sollten nicht einmal freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel mit Jod eingenommen werden. Denn auch eine Überversorgung mit Jod kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.

Kinder und Jugendliche haben ein besonders hohes Risiko durch radioaktives Jod, welches in der Schilddrüse eingelagert wird, an Krebs zu erkranken. Dieses Risiko nimmt mit dem Alter ab. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit für lebensbedrohliche Entgleisungen des Stoffwechsels durch die exzessive Jodzufuhr. Etwa ab einem Alter von 45 Jahren überwiegt das Risiko für mögliche gesundheitliche Schäden dem Nutzen der Jodtabletten.

Jod ist als Jodid oder Jodat in verschiedenen Tabletten und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Jodmangel hat, vor allem auf ungeborene und junge Kinder, verheerende gesundheitliche Auswirkungen. Das Spurenelement Jod ist wichtig z. B. für den Energiestoffwechsel, ein funktionierendes Gehirn, Wachstum, Knochenwachstum sowie für Herzrhythmus und Blutdruck.

Bei Kindern kann es durch Jodmangel zu schweren Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen. Erwachsene fühlen sich anfangs schlapp, leiden unter Antriebsschwäche, extremer Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Bei einem Verdacht auf Jodmangel sollte man sich in ärztliche Behandlung begeben, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Denn auch ein Jodüberschuss kann sich negativ auswirken.

Quellen

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