Hormonersatztherapie (HET). Frau mit Hitzewallungen hält Ventilator.
  1. Was ist eine Hormonersatztherapie?
  2. Was sind die Wechseljahre?
  3. Beschwerden während der Wechseljahre
  4. Beginn einer Hormontherapie
  5. Alternativen zur Hormonersatztherapie
  6. Häufige Fragen zu Hormonersatztherapie
Hormonersatztherapie (HET). Frau mit Hitzewallungen hält Ventilator.

Menopause bezeichnet die letzte Menstruation, die von den Hormonen der Eierstöcke gesteuert ist. Klimakterium bezeichnet den gesamten Prozess der Wechseljahre, inklusive Menopause.

Eine Hormonersatztherapie wird bei starken Wechseljahresbeschwerden oder frühem Beginn der Wechseljahre eingesetzt. Ziel ist die Linderung der Symptome durch Zufuhr der Hormone Östrogen und Progesteron.

Auf einen Blick
  • In den Wechseljahren verändert sich die Hormonkonzentration im weiblichen Körper.
  • Hormonersatztherapie beschreibt die Einnahme von Östrogen und Progesteron zur Behandlung von klimakterischen Beschwerden oder zu früher Menopause.
  • Das Einsetzen der Wechseljahre vor dem 40. Lebensjahr wird als Klimakterium praecox bezeichnet.
  • Durchschnittlich tritt die Menopause im 52. Lebensjahr auf.

Was ist eine Hormonersatztherapie?

In den Wechseljahren kommt es durch fortschreitende Verminderung der Funktion der Eierstöcke (Ovarien) zu Hormonumstellungen, welche die typischen Wechseljahresbeschwerden verursachen. Eine medikamentöse Gabe von Östrogen und Progesteron kann diese Beschwerden lindern. Die Therapie wird auch als HET (Hormonersatztherapie) oder HRT (hormone replacement therapy) bezeichnet.

Früher wurde Frauen in den Wechseljahren selbst bei geringen “Umstellungssymptomen” häufig zur Hormonersatztherapie geraten. Es hieß, dass Herzinfarkte und Thrombosen verhindert werden könnten. Die positiven Ergebnisse stammten jedoch aus tierexperimentellen Studien und ließen sich nicht auf den menschlichen Körper übertragen.

Vor einigen Jahren kam es zu einem recht abrupten Stopp der breiten Medikamentenverordnung, weil einige Risiken der Behandlung bekannt wurden. Beispielsweise führen die Medikamente bei langjährigem Gebrauch zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brust- und Eierstockkrebs. Außerdem wird durch die alleinige Substitution von Östrogenen das Risiko für Endometriumkarzinome (Krebs der Gebärmutterschleimhaut) stark gesteigert.

Auch heute wird die Hormonersatztherapie noch eingesetzt, wenn Frauen unter starken Beschwerden leiden oder die Wechseljahre zu früh einsetzen. Jedoch werden Medikamente nur noch sehr gezielt und bei tatsächlichem Bedarf verschrieben. Die Risiken, vor allem für Herzerkrankungen und Brustkrebs, sind bei gesunden Frauen zwischen 50 und 60 Jahren nur gering erhöht. Indikation und Nutzen einer Hormonersatztherapie werden gewissenhaft gegen mögliche Risiken abgewogen.

Die Hormonersatztherapie verfolgt zwei Ziele:

  • Linderung der Beschwerden wie Hitzewallungen, Verstimmung, vaginale Trockenheit etc.
  • Vorbeugen von Erkrankungen wie Osteoporose und Depression

In bestimmten Fällen lassen sich die Beschwerden besser durch einen Ersatz der Hormone behandeln, als durch andere Medikamente. Wenn eine Frau beispielsweise aufgrund von Schweißausbrüchen nachts nicht mehr gut schlafen kann, ist ein Hormonersatz in vielen Fällen einem Schlafmittel vorzuziehen.

Was sind die Wechseljahre?

Bei den Wechseljahren handelt sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern um eine normale Veränderung der Hormonkonzentrationen im weiblichen Körper, wie sie beispielsweise auch in der Pubertät geschieht. Die Funktion der Eierstöcke nimmt ab einem bestimmten Alter fortschreitend ab und mit ihr sinkt die Konzentration der Hormone Östrogen und Progesteron. Dieses bewirkt einen Anstieg der ovarienstimulierenden Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) an. Es kommt zunächst zu sogenannten anovulatorischen Zyklen (Zyklus ohne Eisprung), bevor die Funktion der Eierstöcke endgültig eingestellt wird.

Jede Frau durchläuft ihre Wechseljahre individuell. Einige Frauen empfinden die Veränderungen als eher störend, andere nehmen sie kaum wahr. Wenn es aber Beschwerden gibt, die unangenehm sind und die einen Leidensdruck erzeugen, kann unter Umständen medikamentös geholfen werden.

Das Ziel einer Hormonersatztherapie ist nicht der vollständige Ersatz der Hormone, sondern die Linderung der Beschwerden.

Frau mit Tablette in der Hand am Tisch sitzend

Beschwerden während der Wechseljahre

Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, sind eine Übergangsphase. Die Menopause beschreibt die letzte ovariell gesteuerte Periode, sie kann also nur rückblickend festgelegt werden.

Durch die Hormonveränderungen kommt es zu folgenden Symptomen in individuell unterschiedlicher Ausprägung:

Die Symptome sind bei jeder Frau anders und unterschiedlich stark ausgeprägt. Etwa ein Drittel gibt an, sich nicht beeinträchtigt zu fühlen, ein weiteres Drittel fühlt sich leicht beeinträchtigt und das letzte Drittel empfindet die Beeinträchtigung als stark.

Außerdem kommt es bei vielen Frauen zu Veränderungen der Vaginalschleimhaut. Die Wände der Scheide werden dünner und trockener, was den Geschlechtsverkehr beeinträchtigen kann. Diese Beschwerden können bis hin zur Scheidenentzündung reichen. Durch die Behandlung mit Hormonen, insbesondere Östrogen, kann der Zustand wieder verbessert werden. Ist die Scheidentrockenheit das einzige oder vorherrschende Symptom, sollte eine Östrogencreme bevorzugt eingesetzt werden. Alternativ können auch Gleitgele helfen.

Beginn einer Hormontherapie

Vor Beginn einer Therapie der Wechseljahresbeschwerden sollte zunächst eine Untersuchung der Hormone im Blut stattfinden. Dies soll dabei helfen festzustellen, ob tatsächlich die Wechseljahre Ursache für die Beschwerden sind.

Diese Hormonspiegel sind Anzeichen für Wechseljahre:

  • Vermindertes Östrogen und Progesteron
  • Erhöhtes FSH und LH
  • Keine Veränderung des Testosterons

Diese hormonellen Veränderungen können zu den genannten Symptomen führen. Eine Behandlung mit Hormonen kommt dann in Frage, wenn der Leidensdruck für die Patientin zu groß wird.

Die Hormontherapie sollte immer die letzte Option sein, da diese mit Nebenwirkungen verbunden ist. Indiziert ist die Substitution von Hormonen bei starken Beschwerden, die auf die Wechseljahre zurückzuführen sind und nicht anders behandelt werden konnten. Außerdem wird eine Hormonersatztherapie bei Klimakterium praecox eingesetzt.

Therapieoptionen der HET

Die Anwendung der Hormone ist abhängig von der Symptomkonstellation. Hormone sollten möglichst gering dosiert und so lokal wie möglich angewendet werden, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Eine lokale Anwendung von Östrogen eignet sich in Form von Creme oder Vaginalring bei Beschwerden der Vaginalschleimhaut.

Kombinationspräparate aus Östrogen und Progesteron können als Tablette oder über die Haut (transdermal als Pflaster, Spray, Gel) angewendet werden und wirken dann im ganzen Körper. Die Nebenwirkungen sind bei transdermaler Gabe jedoch geringer als bei Tabletteneinnahme.

Die Einnahme der Tabletten kann auf zwei Weisen erfolgen:

  • Zyklische Gabe

    • Einnahme der Hormone über 25 Tage

    • In den ersten Tagen Östrogen

    • In den letzten 13 bis 15 Tagen zusätzlich Progesteron

    • Anschließend 5 bis 7 Tage Pause

  • Kontinuierliche Gabe

    • Dauerhafte Einnahme von Östrogen

    • Zusätzlich Progesteron in den ersten 13 bis 15 Tagen

Vorteile einer Hormonersatztherapie

Hormonersatztherapie kann die beschriebenen Wechseljahressymptome lindern und bei vorzeitigem Klimakterium helfen. Außerdem wirkt die Substitution der Hormone vorbeugend auf Erkrankungen wie Osteoporose und Depression, die durch postmenopausalen Hormonmangel entstehen können. Weiterhin konnte in Studien ein leichter Rückgang von Darmkrebserkrankungen unter Hormonersatztherapie beobachtet werden.

Nebenwirkungen einer Hormonersatztherapie

Aufgrund der relevanten Nebenwirkungen muss die Indikation für eine Hormonersatztherapie immer sehr genau geprüft werden. Es besteht ein gesteigertes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Gallenblasenentzündungen ist ebenfalls erhöht. Bei alleiniger Anwendung von Östrogen ist das Risiko für Endometriumkarzinome (Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut) massiv gesteigert. Aus diesem Grund wird in der Regel eine Kombinationstherapie aus Östrogen und Progesteron gegeben. Die einzige Ausnahme bilden Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben.

Alternativen zur Hormonersatztherapie

Bei leichten bis mittleren Beschwerden durch die Wechseljahre kann in der Regel auf die nebenwirkungsreiche Hormontherapie verzichtet werden. Maßnahmen zum Vorbeugen von Beschwerden schließen Bewegung und ausgewogene Ernährung ein. Darüber hinaus kann auf pflanzliche Präparate zurückgegriffen werden. Cimicifugawurzelstock ist ein pflanzliches Heilmittel und hat eine ähnliche Wirkung wie Östrogen. Es kann in Tablettenform eingenommen werden und kann Beschwerden der Wechseljahre lindern.

Lokale Beschwerden der Vaginalschleimhaut können mit Moorsitzbädern behandelt werden. Auch Neuraltherapie und Schröpfen sind naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten klimakterischer Beschwerden.

Häufige Fragen zu Hormonersatztherapie

Eine Hormonersatztherapie ist eine Behandlungsmöglichkeit bei starken Beschwerden der Wechseljahre oder verfrühtem Beginn der Wechseljahre. Durch Minderung der Funktion der Eierstöcke sinkt der Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron ab, während die Steuerungshormone LH und FSH aus dem Gehirn ansteigen. Eine Hormonersatztherapie substituiert Östrogen und Progesteron und kann dadurch die Symptome lindern.

Durch Absetzen der Hormonersatztherapie ist mit Wiederauftreten der ursprünglichen Symptome zu rechnen. Die Symptome treten möglicherweise erst nach einigen Wochen auf, da sich durch regelmäßige Hormoneinnahme ein Depot im Körper aufbaut.

Der Beginn einer Hormonersatztherapie sollte immer unter ärztlicher Aufsicht passieren. Vorteile und Risiken sollten stets sorgfältig abgewogen werden. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Gallenblasenentzündungen. Bei alleiniger Anwendung von Östrogen ist das Risiko für Endometriumkarzinome (Krebs der Gebärmutterschleimhaut) stark erhöht, daher werden in der Regel nur Kombinationspräparate aus Östrogen und Progesteron genutzt.

Die Wirkung der Hormonersatztherapie beginnt in der Regel kurz nach Anwendung des Präparats. Bei Einnahme von Tabletten oder Anwendung auf der Haut baut sich innerhalb einiger Tage ein Spiegel im Körper auf. Die maximale Wirkkraft tritt also erst dann ein. Lokale Anwendung, zum Beispiel als Vaginalcreme, wirkt sofort. Beschwerden wie Juckreiz und Trockenheit sollten innerhalb weniger Anwendungen gelindert sein.

Die Einnahme der Hormonpräparate ist abhängig von der Darreichungsform. Cremes, Gele oder Sprays werden auf die dafür vorgesehene Stelle aufgetragen. Hormonpflaster werden auf die Haut geklebt und geben die Hormone an das Unterhautfettgewebe ab. Die Einnahme in Tablettenform kann zyklisch (mit Pause für Abbruchblutung) oder kontinuierlich erfolgen. Dabei wird jeweils 10 bis 12 Tage allein Östrogen und weitere 13 bis 15 Tage Östrogen und Progesteron eingenommen.

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