Grafische Darstellung von Gebärmutter (Uterus) und Eileiter (Ovarien).
  1. Was ist das PCOS?
  2. PCOS: Symptome
  3. Ursache und Entstehung des PCO-Syndroms
  4. Diagnostische Kriterien für PCOS
  5. Wie wird PCOS diagnostiziert?
  6. Mögliche Folgen des PCOS
  7. Wie kann PCOS behandelt werden?
  8. Häufige Fragen zu PCOS
Grafische Darstellung von Gebärmutter (Uterus) und Eileiter (Ovarien).

Ungefähr 1 von 15 Frauen weltweit leidet unter dem sogenannten Polyzystisches Ovarialsyndrom, kurz PCOS.

Beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (englisch polycystic ovary syndrome, PCOS) handelt es sich nicht um eine fest definierte Krankheit, sondern um eine Kombination an Symptomen, deren Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist.

Auf einen Blick
  • PCOS ist ein komplexes Krankheitsbild bei Frauen im reproduktiven Alter.
  • Typische Symptome sind lange Menstruationszyklen und ein männliches Behaarungsmuster.
  • Oft müssen viele andere Diagnosen vorher ausgeschlossen werden.
  • Die Therapie von PCOS orientiert sich an den Symptomen.

Was ist das PCOS?

Der Name “Polyzystisches Ovarialsyndrom” kommt von dem häufig beobachteten Ultraschall-Befund der Eierstöcke (Ovarien). Dabei sind Eierstockzysten keine Seltenheit. In der Ultraschall-Untersuchung können auch ohne Krankheitswert durchschnittlich 1 bis 2 Zysten pro Ovar gesehen werden.

Beim PCOS können wesentlich mehr Zysten pro Ovar vorhanden sein. Weiterhin gibt es Symptome wie z. B. Zyklusstörungen und Virilisierung (“Vermännlichung”), welche nicht direkt aus dem Namen ableitbar sind.

1935 wurde das PCOS zum ersten Mal durch Irving Freiler Stein und Michael Leventhal beschrieben. Daher wird es mitunter auch als „Stein-Leventhal-Syndrom“ bezeichnet. Meist tritt das PCOS im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf.

Da das Polyzystisches Ovarialsyndrom in den verschiedensten Formen und Ausprägungen auftreten kann, handelt es sich oftmals um eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass man oft erst dann von einem PCOS sprechen kann, wenn andere mögliche Ursachen, beispielsweise für eine ausbleibende Menstruation, ausgeschlossen wurden.

PCOS: Symptome

Im Zentrum des PCO-Syndroms stehen die Störungen im Zyklus und in der Menstruation. Menstruationsblutungen sind weniger häufig (seltener als alle 6 Wochen) oder sind nicht vorhanden (Oligo- bzw. Amenorrhö). Auch der Eisprung passiert seltener (Oligo- bzw. Anovulation).

Weitere Symptome sind:

Etwa 50 Prozent aller PCOS-Patientinnen leiden an Übergewicht, Insulinresistenz und Hypercholesterinämie.

Bei Patientinnen mit einem Normalgewicht zeigt sich oft eine für das PCOS typische Verteilung des Körperfetts, bei der sich das Fett vermehrt am Körperstamm und weniger an Beinen, Armen und im Gesicht befindet.

Alle genannten Symptome müssen nicht gleichzeitig auftreten. Das PCOS variiert zwischen den betroffenen Frauen auch sehr stark in der Symptomstärke und der Zusammensetzung der Symptome.

Ursache und Entstehung des PCO-Syndroms

Die Ursache für das Auftreten des Syndroms ist bisher unbekannt. Vermutet wird ein Zusammenspiel zwischen genetischen, umweltbedingten und transgenerationalen Komponenten. Dies wirkt sich negativ auf die Hypothalamus-Hypophysen-Ovarien-Hormonachse aus, welche zuständig ist für die Produktion von Androgenen und Östrogenen. Infolgedessen kann es zu einem Ungleichgewicht zwischen Androgenen und Östrogenen kommen. Androgene sind für die Ausbildung von männlichen und Östrogene für die weiblichen äußeren Geschlechtsmerkmalen verantwortlich. Dieses Ungleichgewicht ist hauptverantwortlich für Symptome wie z. B. eine tiefere Stimme und ein männliches Behaarungsmuster.

Weiterhin konnte ein Zusammenhang mit einem gestörten Insulinstoffwechsel beobachtet werden. Genauer genommen handelt es sich um eine erhöhte Insulinresistenz bzw. herabgesetzte Insulinempfindlichkeit. Die erhöhte Insulinresistenz kann der Ursprung vieler Symptome des PCOS sein. Sie führt im Blut zu einer verminderten Aufnahme von Glukose in die Zellen, wodurch ein erhöhter Blutzucker (Hyperglykämie) entsteht.

Diagnostische Kriterien für PCOS

Aufgrund der variablen Symptomkonstellationen und Symptomstärke haben die „European Society of Human Reproduction and Embryology“ (ESHRE) und die „American Society for Reproductive Medicine” (ASRM) eine eindeutige Definition für PCOS festgelegt.

So kann man von einem Polyzystischen Ovarialsyndrom sprechen, sobald mindestens 2 dieser 3 Kriterien erfüllt sind:

  1. Oligo- oder Anovulation: Der Eisprung findet seltener (alle 6 bis 12 Wochen) statt oder fehlt ganz.

  2. Hyperandrogenismus: Vermännlichung der äußeren Erscheinung durch einen Überschuss an männlichen Sexualhormonen.

  3. Polyzystische Ovarien: Viele Zysten in den Eierstöcken.

bildliche Darstellung

Ein Polyzystisches Ovarialsyndrom kann also auch bestehen, wenn keine Zysten in den Ovarien vorhanden sind!

Weitere Differenzialdiagnosen

Für die Symptome des PCOS, also Zyklusstörungen und Vermännlichung, kann es auch andere Ursachen geben, an die man denken sollte. Dazu gehören:

  • Tumore, die männliche Sexualhormone produzieren

  • Zufuhr der männlichen Sexualhormone von außen (z. B. Anabolika, Steroide)

  • Störungen der Cortisolsynthese (z. B. bei Morbus Cushing)

Wie wird PCOS diagnostiziert?

Der Gynäkologe bzw. die Gynäkologin wird zunächst eine allgemeine Anamnese der Patientin vornehmen.

Interessant für ÄrztInnen ist es, ob entsprechende Symptome bereits bei anderen weiblichen Mitgliedern der Familie der Patientin aufgetreten sind. Denn das würde auf eine genetisch bedingte Ursache der Krankheit schließen lassen.

Die Regelmäßigkeit der Menstruation ist ausschlaggebend für die Einschätzung des PCOS. Auch weitere Merkmale einer Virilisierung sind wichtig für die Einschätzung wie zum Beispiel eine Vergrößerung des Kehlkopfes in Verbindung mit einer tiefen Stimme.

In einer Blutuntersuchung werden die Hormone bestimmt. Beobachtet häufig kann ein Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) beobachtet werden. Auch Testosteron und Östrogen können erhöht sein. Allerdings müssen die Hormone in der Zusammenschau mit FSH (Follikel stimulierendes Hormon) und anderen Blutwerten bewertet werden. Eine alleinige Messung des LH-Wertes im Blut hat keine ausreichende Aussagekraft bezüglich eines PCOS.

Liegen die Hormonspiegel im Blut im Normbereich, überwiegt vermutlich die genetische Komponente in der Krankheitsentstehung. Auch die Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index) und Überprüfung eines möglichen Diabetes ist wichtig. Tumore der Nebennierenrinde, der Hirnanhangdrüse und der Eierstöcke müssen ebenfalls als Ursache der Symptome ausgeschlossen werden.

In der gynäkologischen Untersuchung wird zudem abgeklärt, ob weitere Symptome, die für ein Polyzystisches Ovarialsyndrom sprechen, vorliegen. Dazu zählen zum Beispiel viele Zysten, die im Ultraschall in den Eierstöcken gesehen werden könnten.

Mögliche Folgen des PCOS

Frauen, die vom Polyzystischen Ovarialsyndrom betroffen sind, leiden häufig psychisch unter den Symptomen oder auch der Sorge vor den Folgen. Zum Beispiel kann im fortgeschrittenen Stadium das PCOS Unfruchtbarkeit begünstigen. Eine ärztliche Beratung ist empfehlenswert, da andere Ursachen für die Anovulation eventuell schnell behoben werden können.

Auch ein Hirsutismus (männliches Körperbehaarungsmuster) kann psychisch sehr belastend sein. Sprechen Sie mit einer Ärztin oder einem Arzt, um gemeinsam eine geeignete Therapie zu finden.

In einer Studie aus dem Jahre 2011 wurde außerdem ein Zusammenhang zwischen PCOS und Blutgerinnungsstörungen festgestellt, sodass Betroffene wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für Thrombose haben. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen sollten mitbedacht und eventuell häufiger kontrolliert werden.

Eine schwedische Studie zeigte 2015, dass bei Kindern von betroffenen Frauen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Autismus besteht. Dieses Risiko erhöht sich zusätzlich bei einem vorhandenen Übergewicht der Frau.

Töchter von Müttern, bei denen PCOS diagnostiziert wurde, haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, auch PCOS zu bekommen. Weiterhin konnte in der genomweiten Assoziationsstudie gezeigt werden, dass das Auftreten eines PCOS auch eine genetische Ursache haben kann. Da das PCOS noch nicht in seiner Entstehung gut verstanden ist, bedarf es mehr Untersuchungen und Forschungsbemühungen.

Wie kann PCOS behandelt werden?

Aufgrund der Vielfältigkeit der Ursachen existieren auch verschiedene Möglichkeiten, mit PCOS umzugehen und es zu therapieren.

Medikamentenfreie Behandlungsmöglichkeiten

Wie oben beschrieben, ist Übergewicht ein möglicher Auslöser des Syndroms. Daraus folgt, dass in manchen Fällen eine Gewichtsreduktion bzw. eine Lebensstil- und Ernährungsumstellung bereits einen großen Beitrag zur Verbesserung der Symptome beitragen können. Auch präventiv kann und sollte bei bestehendem Übergewicht daran gedacht werden.

Die gute Nachricht ist: Bei 10 Prozent aller von PCOS betroffenen, übergewichtigen Frauen führt vermehrte Bewegung und Gewichtsreduktion bereits zu einer Normalisierung des Zyklus und des Hormonspiegels.

Medikamentöse Behandlung

Bei Patientinnen mit normalem BMI und nicht vorhandener Insulinresistenz – oder auch wenn die Gewichtsreduktion nicht zu einer Verbesserung geführt hat – versucht man, das PCOS medikamentös zu behandeln. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze, je nachdem, ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht.

PCOS: Kinderwunsch oder nicht?

Wenn kein Kinderwunsch besteht oder die Familienplanung bereits abgeschlossen ist, kann das PCOS mit Antiandrogenen wie zum Beispiel Cyproteronacetat behandelt werden. Symptome wie unregelmäßiger Zyklus, Akne und Haarausfall könnten sich unter der Therapie mit Antiandrogenen verbessern.

Besteht ein Kinderwunsch, wird zunächst versucht, die Symptome des PCOS zu lindern. Dies kann zum Beispiel durch eine Antibabypille (zur hormonellen Empfängnisverhütung) mit dem Inhaltsstoff Dienogest erfolgen, welches ein Progesteron ist und eine gute antiandrogene Wirkung zeigt. Um schließlich schwanger zu werden, muss die Pille abgesetzt werden. Anschließend wird versucht, die Funktion der Eierstöcke und die Eireifung durch Clomifen zu normalisieren.

Ein relativ neuer Ansatz ist die Kombination dieser Therapie mit Metformin. Die Erfolgsrate dieser Behandlung ist recht hoch, sodass auch Frauen, die vom Polyzystischen Ovarialsyndrom betroffen sind, ihren Wunsch nach Kindern nicht unbedingt aufgeben müssen. Der Zeitraum von Absetzen der Pille bis zur Schwangerschaft ist sehr individuell.

Es ist empfehlenswert, eine medikamentöse Behandlung mit einer Ärztin oder einem Arzt abzusprechen. Die Therapiekonzepte sind nicht auf jede Person anwendbar und bedürfen einer ausführlichen Abwägung der Vor- und Nachteile.

Häufige Fragen zu PCOS

Das PCOS ist eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, bevor die Diagnose PCOS gestellt wird, müssen andere Erkrankungen und Ursachen überprüft und ausgeschlossen werden. Des Weiteren müssen zwei von drei der folgenden Kriterien vorliegen: - Anovulation/ Oligovulation (seltener oder fehlender Eisprung) - Polyzystische Ovarien (viele Eierstockzysten) - Hyperandrogenismus (Ungleichgewicht der Geschlechtshormone zugunsten der männlichen Geschlechtshormone)

Es ist möglich, mit PCOS schwanger zu werden. Bei PCOS gibt es ein Ungleichgewicht zwischen Androgenen (männliche Geschlechtshormone) und Östrogenen (weibliche Geschlechtshormone). Die Funktion der Eizellen, der Follikel und der Gebärmutter mit samt beider Eileiter sind prinzipiell nicht eingeschränkt.

Testosteron und das luteinisierendes Hormon (LH) können erhöht sein. Sinnvoll ist eine Zusammenschau dieser Werte mit dem follikel-stimulierendes Hormon (FSH) und Östrogen. Eventuell muss auch ein Glukosetoleranztest durchgeführt und der Blutzucker gemessen werden.

Das PCOS tritt insbesondere bei Frauen im reproduktiven Alter (etwa 15 bis 45 Jahre) auf. Bei einem Großteil der betroffenen Frauen bessern sich die Symptome in der Menopause. Die Anzahl der Symptome sowie die Symptomstärke können im Alter abnehmen.

Quellen

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  • Diedrich K: Gynäkologie und Geburtshilfe. 2. Aufl. Holzgreve W, et al. (Hrsg.) Berlin Heidelberg: Springer-Verlag 2007. (Springer-Lehrbuch). S. 108

  • Hoeger KM, Dokras A, Piltonen T: Update on PCOS: Consequences, Challenges, and Guiding Treatment. J Clin Endocrinol Metab 2021; 106: e1071–83.

  • Kosidou K, Dalman C, Widman L, et al.: Maternal polycystic ovary syndrome and the risk of autism spectrum disorders in the offspring: A population-based nationwide study in Sweden. Mol Psychiatry 2016; 21: 1441–8.

  • Mannerås-Holm L, Baghaei F, Holm G, et al.: Coagulation and Fibrinolytic Disturbances in Women with Polycystic Ovary Syndrome. J Clin Endocrinol Metab 2011; 96: 1068–76.

  • Norman RJ, Dewailly D, Legro RS, et al.: Polycystic ovary syndrome. Lancet 2007; 370: 685–97.

  • Polyzystisches Ovarialsyndrom. AMBOSS. 2021 https://www.amboss.com/de/wissen/polyzystisches-ovarialsyndrom/ (zugegriffen 27. September 2021)

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