Eine Frau lässt sich mittels Lasertherapie den Damenbart entfernen.
  1. Hirsutismus durch Gene, Testosteron und PCOS
  2. Hirsutismus diagnostizieren
  3. Wie wird Hirsutismus behandelt?
Eine Frau lässt sich mittels Lasertherapie den Damenbart entfernen.

Rund 10 bis 15 Prozent aller Frauen leiden an übermäßigem Haarwuchs an untypischen Stellen wie der Oberlippe, der Brust und an den Oberschenkeln. Diese verstärkte, untypische Körperbehaarung wird als Hirsutismus bezeichnet.

Betroffene Frauen berichten oft von psychischen Belastungen und einem niedrigen Selbstbewusstsein, das mit diesem klassisch-männlichen Behaarungsmuster einhergeht. Bei Hirsutismus treten anstelle der weichen, hellen Vellushaare an Kinn, Wangen, Oberarmen, Oberlippe, Rücken, Bauch und Oberschenkel sowie auf den Brüsten, dicke, dunkle Haare (Terminalhaare) auf.

Hirsutismus durch Gene, Testosteron und PCOS

Für die Krankheit gibt es verschiedene Ursachen. Hirsutismus kann erblich bedingt oder Resultat eines erhöhten Testosteronspiegels sein. Die meisten Frauen entwickeln dieses Krankheitsbild in Zeiten, in denen das Hormonsystem gravierenden Änderungen unterworfen ist, wie in der Pubertät, der Schwangerschaft und den Wechseljahren.

Frauen, die an dem sogenannten Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) leiden, zeigen ebenfalls häufig ein männliches Behaarungsmuster. In seltenen Fällen ist die übermäßige Körperbehaarung Symptom eines Tumors. Im Rahmen der Krankheit können weitere Merkmale einer Virilisierung (Vermännlichung) auftreten, zum Beispiel eine Zunahme der Muskelmasse, eine tiefer werdende Stimme, Zyklusstörungen, Haarausfall und Glatzenbildung sowie ein Abschlaffen der Brust.

Ursachen für Hirsutismus
  • Idiopathisch
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
  • Störungen der Nebennieren
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Cushing-Syndrom (ein Überangebot an Cortison im Körper, entweder durch die Einnahme oder durch verkehrte Stoffwechselprozesse)
  • Akromegalie (durch Hormone verursachtes Überwachstum)
  • Porphyrien (Stoffwechselerkrankungen)

Idiopathischer Hirsutismus

Wenn sich hinter dem männlichen Behaarungsmuster keine Grunderkrankung ausmachen lässt, sprechen Mediziner von "idiopathisch". Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um Frauen mit eher dunklem Teint und Haaren. Hellhäutige Frauen leiden seltener an einer übermäßigen Körperbehaarung. Fehlen der charakteristische Damenbart und erhöhte männliche Hormone, ist eine ungewöhnlich starke Körperbehaarung vom Hirsutismus als Hypertrichose abzugrenzen.

Hirsutismus durch Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)

Das männliche Sexualhormon wird bei Frauen in geringen Mengen in den Eierstöcken produziert. Bei dem Zusammentreffen von übermäßiger Behaarung und einem erhöhten Testosteronspiegel ist daher von dem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) als Ursache für den Haarwuchs auszugehen, wenn noch weitere Symptome hinzutreten. Dieses Krankheitsbild ist sehr komplex. Betroffene Frauen klagen neben der vermehrten Behaarung auch über Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit und Übergewicht. In sehr seltenen Fällen steckt ein androgen produzierender Tumor in den Eierstöcken hinter dem männlichen Behaarungsmuster.

Störungen der Nebennieren als Auslöser für Hirsutismus

Bei einem erhöhten Testosteronspiegel ist das Adrenogenitale Syndrom (AGS) von PCOS abzugrenzen. In diesem Fall liegt eine Stoffwechselerkrankung der Nebennieren vor, die sich für die übermäßige Produktion männlicher Geschlechtshormone verantwortlich zeichnet. Hinter der übermäßigen Körperbehaarung kann in sehr seltenen Fällen auch ein Tumor der Nebenniere stecken.

Nebenwirkung von Medikamenten

Es gibt rezeptpflichtige Medikamente, die bei dauerhafter Einnahme einen übermäßigen Haarwuchs begünstigen können. Dazu zählen die folgenden Wirkstoffe:

  • Androgene

  • Anabolika

  • Adrenocorticotropic hormone (ACTH) als Nebennierenstimulans

  • Ciclosporin

  • Diazoxid

  • Gestagene

  • Kortison

Cushing-Syndrom

Bei dem Cushing-Syndrom handelt es sich um eine Ausprägung von Symptomen, die durch eine übermäßig hohe Konzentration von Kortison im Körper entstehen. Dies kann entweder medikamentös bedingt sein, oder in seltenen Fällen durch einen Tumor der Hirnanhangdrüse hervorgerufen werden. Dieser produziert vermehrt ein Hormon, welches wiederum die Produktion von Kortison in der Nebennierenrinde anregt. Auch ein Tumor in der Nebennierenrinde oder der Lunge können in seltenen Fällen die Kortisonproduktion anregen.

Akromegalie

Bei diesem sehr seltenen Krankheitsbild geht ein Überschuss an Wachstumshormonen mit dem Auftreten übermäßiger Körperbehaarung einher.

Porphyrien

Übermäßiger Haarwuchs im Gesicht kann aufgrund einer angeborenen Stoffwechselstörung aus der Gruppe der Porphyrien entstehen. Hierbei handelt es sich um einen bestimmten Stoffwechselkreis, der gewisse Produkte zur Ausscheidung vorbereiten soll. Wenn dieser gestört ist, werden Zwischenprodukte auf unterschiedliche Weise eingelagert und kann unter anderem zu hormonellen Veränderungen führen. Daneben gibt es auch weitere, neurologische Erkrankungen, die eine übermäßige Körperbehaarung begünstigen.

Hirsutismus diagnostizieren

Frauen, die plötzlich einen Damenbart oder übermäßigen Haarwuchs an untypischen Stellen beobachten, sollten dies unbedingt medizinisch abklären lassen. GynäkologInnen beginnen zunächst eine allgemeine Anamnese der Patientin. Von Interesse ist es, ob eine übermäßige Körper- und Gesichtsbehaarung bereits bei anderen Frauen in der Familie der Patientin aufgetreten ist. Denn das würde auf eine genetisch bedingte Ursache der Krankheit schließen lassen.

Weiterhin wird der Arzt bzw. die Ärztin nach der Regelmäßigkeit der Menstruation fragen und abklären, ob es weitere Merkmale einer Virilisierung gibt, wie zum Beispiel eine Vergrößerung des Kehlkopfes in Verbindung mit einer tiefen Stimme. In einer Blutuntersuchung werden die Hormone bestimmt. Liegt hier alles im Normbereich, ist die Körperbehaarung vermutlich genetisch bedingt.

Sofern die Patientin nicht Medikamente einnimmt, die einen übermäßigen Haarwuchs begünstigen, folgen weitere Untersuchungen, um Tumore der Nebennierenrinde, der Hirnanhangdrüse und der Eierstöcke auszuschließen. In der gynäkologischen Untersuchung wird zudem abgeklärt, ob weitere Symptome, die für ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) sprechen, vorliegen. Dazu zählen zum Beispiel viele Zysten, die MedizinerInnen im Ultraschall in den Eierstöcken ausmachen können.

Wie wird Hirsutismus behandelt?

Die Therapie der Gesichtsbehaarung richtet sich zum einen nach der Ursache der Krankheit sowie der Stärke des Haarwachstums. In der Regel wird der Auslöser durch Verschreiben von Medikamenten oder der Umstellung auf andere Arzneimittel behandelt.

Medikamentöse Therapie bei Hirsutismus

Besteht bei einer Patientin kein Kinderwunsch, kann das übermäßige Haarwachstum recht zuverlässig mit der Kombinationspille therapiert werden. Denn darin ist das den Eisprung hemmende Ethinylestradiol enthalten, das auch die Ausschüttung von Testosteron in den Eierstöcken reduziert. Neben der Pille werden oft auch Antiandrogene verschreiben. Die sorgen dafür, dass das Wachstum der Haare direkt an den Follikeln gehemmt wird. Zudem wird die Wirkung der männlichen Sexualhormone abgemildert.

Daneben stehen weitere rezeptpflichtige Medikamente zur Verfügung, um Hirsutismus und dafür verantwortliche Grunderkrankungen zu therapieren. Ist die übermäßige Körper- und Gesichtsbehaarung die Nebenwirkung einer Arznei, kann auf ein anderes Präparat gewechselt werden. Um Gesichtsbehaarung direkt zu behandeln, kann eine Creme mit dem Wirkstoff Eflornithin verschreiben werden, die zweimal täglich aufgetragen wird.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung von Hirsutismus

Betroffenen Frauen stehen darüber hinaus verschiedene mechanische Mittel zur Verfügung, um den übermäßigen Haarwuchs einzudämmen. Eine regelmäßige Rasur entfernt zwar die Haare zuverlässig, kann jedoch zu unschönen Stoppeln im Gesicht und am Körper führen. Bei einer Epilation verhält es sich ähnlich. Durch eingewachsene Haare kommt es zusätzlich zu Hautreizungen und Entzündungen.

Die bessere Alternative sind Kalt- oder Warmwachsstreifen. Zudem kann bei einer Kosmetikerin eine Wachsbehandlung oder eine Haarentfernung mit Laser durchgeführt werden. Bei dieser Methode werden die Haarwurzeln verödet. Andere Frauen bleichen ihre Haare mit Wasserstoffperoxid, was ebenfalls Hautreizungen hervorrufen kann.

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