Ein gesunder Darm produziert zwischen 10 und 20 Darmwinde pro Tag.
Als Blähungen (Flatulenzen) werden die bei der Verdauung entstehenden Darmgase bezeichnet, die über den After entweichen. Der Darm ist von einer Vielzahl an Bakterienstämmen besiedelt, die je nach Zusammensetzung der Nahrung unterschiedlich viel Gas produzieren. Blähungen sind bis zu einem gewissen Maß natürlich und haben keinen Krankheitswert. Erst bei Begleitsymptomen wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Krämpfen sowie bei anhaltenden Blähungen sollte an eine zugrundeliegende Erkrankung oder Unverträglichkeit gedacht werden.
- In der Fachsprache heißen Blähungen Flatulenz oder Darmwinde.
- Ein damit einhergehender Blähbauch wird als Meteorismus bezeichnet.
- Blähungen treten bei Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und Ethnien gleichermaßen auf.
- Das charakteristische Geräusch entsteht durch Vibration des Schließmuskels beim Entweichen der Luft.
Blähungen – Ursachen
Blähungen haben zahlreiche Ursachen. Sie sind zwar meist unangenehm, oft aber natürlich und harmlos. Bei der Verdauung produzieren die Darmbakterien, je nach Nahrungszusammensetzung, eine bestimmte Menge an Gasen wie Kohlenstoffdioxid, Stickstoff und Methan. Diese Gase werden bis zu einer bestimmten Menge ins Blut aufgenommen und über die Lunge abgeatmet. Ist diese Kapazität erschöpft, sammeln sich die Gase im Darm und entweichen früher oder später über den After. Das passiert normalerweise zwischen 10- und 20-mal am Tag. Verschiedene Umstände führen zu einer vermehrten Gasproduktion. Diese müssen nicht unbedingt krankhaft sein. So gelten bestimmte Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kohl aufgrund des hohen Anteils an unverdaulichen Fasern als besonders blähend, ohne dass den Blähungen hier eine Erkrankung zugrunde liegt. Demgegenüber stehen Lebensmittelunverträglichkeiten, Magen- oder Darmentzündungen, Hormonschwankungen und Verdauungsstörungen als körperliche Ursachen für Blähungen. Auch die Psyche nimmt Einfluss auf den Verdauungstrakt: Stress, Angst und psychosomatische Erkrankungen wie Reizmagen oder Reizdarmsyndrom können Blähungen auslösen.
Lebensmittel mit hohem Anteil an unverdaulichen Pflanzenfasern gelten als blähend. Auch ein hoher Zuckeranteil sowie Süßstoffe verursachen Blähungen. Einen besonders hohen Anteil an unverdaulichen Zuckern hat die Schwarzwurzel. Blähungen nach dem Verzehr des Wurzelgemüses werden häufig berichtet. Zu den blähenden Lebensmitteln zählen:
- Vollkornprodukte
- Kohl, Schwarzwurzel
- Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen, etc.)
- Bestimmte Obstsorten (z.B. Pflaumen, Aprikosen)
- Süßstoff
- Milchprodukte
Blähungen: Ursachen im Magen-Darm-Trakt
Die naheliegendsten Ursachen für Blähungen sind im Magen-Darm-Trakt lokalisiert.
Besonders Laktoseintoleranz und Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) führen vermehrt zu Blähungen. Bei Laktoseintoleranz kann der Milchzucker Laktose durch einen Enzymmangel nicht verdaut werden. Die Laktose gelangt in den Dickdarm und wird durch Bakterien verstoffwechselt, dabei entsteht vermehrt Gas. Glutenunverträglichkeit führt zur Schädigung der Darmschleimhaut, sodass Bestandteile der Nahrung nicht vollständig aufgenommen werden können. Sie verbleiben im Darm und verursachen im Dickdarm, wie auch bei Laktoseintoleranz, vermehrte Gasbildung. Auch Histaminintoleranz kann sich unter Umständen mit Blähungen äußern.
Beim Ileus kommt es aufgrund mechanischer Hindernisse oder Störung der Darmbeweglichkeit zu einer Passagestörung des Darminhaltes. Der Stuhlgang kann nicht mehr zum Darmausgang transportiert werden. Luft kann jedoch einfacher eine mögliche Engstelle überwinden, sodass die Darmwinde weiterhin abgehen. Durch den Stau des Darminhaltes vor der Engstelle produzieren die Darmbakterien vermehrt Gase. Diese führen zum Blähbauch und zu Blähungen.
Anhaltende Blähungen können im schlimmsten Fall auch ein Hinweis auf Darmkrebs sein. In fortgeschrittenen Stadien kann der Krebs das Lumen des Darms einengen. Eine solche Einengung des Darms oder ein Darmverschluss führen zur verlängerten Passagezeit des Stuhlgangs durch den Darm. Die Bakterien haben mehr Zeit, Gase zu produzieren, es kommt zum Blähbauch. Gleichzeitig kann die Luft leichter die Engstelle passieren und durch den After entweichen.
Blähungen bei Frauen
Neben den allgemeinen Ursachen für Blähungen kommen bei Frauen hormonelle Schwankungen hinzu, die verantwortlich sein können für ständige Blähungen. Frauen leiden besonders unter Blähungen bei Schwangerschaft sowie im Rahmen des Menstruationszyklus.
Das Prämenstruelle Syndrom ist ein Symptomkomplex verschiedenster Beschwerden rund um den Zeitraum der Periode. Zu den 5 häufigsten PMS-Symptomen gehören auch Verdauungsbeschwerden mit Blähungen. Durch die Nähe von Uterus und Darm kommt es bei Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur zur Beeinträchtigung der Darmbewegung. Außerdem haben die hormonellen Veränderungen während der Periode Auswirkungen auf die Verdauung und verursachen unter anderem Blähungen. Die Periode ist damit ein sehr häufiger, aber harmloser Grund für Blähungen.
Viele Frauen berichten von vermehrten Blähungen in der Schwangerschaft. Grund dafür sind einerseits hormonelle Veränderungen, die Einfluss auf Verdauung und Darmbeweglichkeit nehmen. Andererseits liegt die Gebärmutter sehr nah am Darm, sodass mit zunehmender Größe des Uterus die Kapazität des Darms eingeschränkt wird. Hinzu kommen ab einem bestimmten Zeitpunkt die Kindsbewegungen, die den Darm anregen.
Blähungen beim Baby
Blähungen werden oft mit Babys in Verbindung gesetzt. Tatsächlich tritt beiden meisten Babys am Beginn ihres Lebens Flatulenz auf, jedoch ist das nicht für alle Neugeborenen gleichermaßen unangenehm. Die Schmerzen bei der Flatulenz sind auch abhängig von deren Ursache.
Säuglinge leiden häufig unter Blähungen und damit verbundenen Bauchschmerzen. Grund hierfür ist das noch unvollständig ausgeprägte Darmmikrobiom. Die Darmbakterien sind verantwortlich für die Verdauung der Nahrung. Besteht ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Bakterienarten oder ist es nicht vollständig ausgeprägt, kann dies der Grund für Blähungen sein. Babys bekommen einen Großteil ihrer Darmflora im Rahmen der Geburt aus der Vagina der Mutter und über die Muttermilch. Bis der Darm vollständig besiedelt ist, braucht es entsprechend Zeit.
Blähungen beim Baby treten häufig als Dreimonats-Koliken auf. Diese werden begleitet von Bauchschmerzen, Schreiattacken und Krämpfen. Die Ursachen für diese Koliken sind unklar. ExpertInnen gehen von vermehrtem Luftschlucken beim Schreien und bei Sprechversuchen aus, zusammen mit gesteigerter Gasbildung und schmerzhafter Darmbewegung.
Unverträglichkeiten können schon ab der Geburt bestehen. Leidet das Baby beispielsweise unter Laktoseintoleranz, muss auf laktosefreie Babynahrung umgestiegen werden.
Blähungen nach Medikamenteneinnahme
Verschiedene Medikamente verursachen Blähungen als Nebenwirkung. Ein Bekanntestes Beispiel sind Antibiotika. Diese werden bei bakteriellen Infektionen eingesetzt. Dabei werden nicht nur die krankheitsauslösenden Erreger bekämpft, sondern auch alle anderen Bakterien im Körper. Unter anderem kann das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten, es kommt zu Blähungen und Durchfall.
Psychische Ursachen für Blähungen
Psychische Erkrankungen und Ausnahmesituationen können zu Verdauungsbeschwerden mit Blähungen führen. Verdauungsprobleme wie Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen sind eine der häufigsten körperlichen Manifestationen psychischer Belastung.
Ein Krankheitsbild aus dem Kreis der psychosomatischen Erkrankungen ist die somatoforme psychogene Funktionsstörung. Bei dieser Erkrankung werden auf der einen Seite Symptome wie Herzrasen, Schwitzen oder Hitzewallungen durch Angst vor körperlichen Symptomen oder Krankheiten verursacht. Auf der anderen Seite kommt es durch bestimmte Verhaltensweisen und im subjektiven Empfinden der PatientInnen tatsächlich zu körperlichen Beschwerden wie Schmerzen, Blähungen, Durchfall oder Luftnot. Ein Beispiel hierfür ist das psychogene Luftschlucken (Aerophagie), was zu vermehrtem Aufstoßen und Blähungen führt.
Blähungen – Behandlung
Blähungen sind nicht immer krankhaft. Wer jedoch ständig Blähungen hat, empfindet oft Leidensdruck und Scham. Doch was tun gegen Blähungen? Die Behandlung dieses häufigen Symptoms richtet sich ganz nach der Ursache. Mit der richtigen Ernährung kann Flatulenz und Blähbauch gut vorgebeugt werden. Regelmäßige Mahlzeiten mit ausreichend Pausen zur Verdauung sollten eingehalten werden. Auch regelmäßige Bewegung ist wichtig für eine gesunde Verdauung. Spaziergänge regen die Tätigkeit des Magen-Darm-Traktes an und fördern dessen Durchblutung.
Besteht der Verdacht auf eine Lebensmittelunverträglichkeit, sollte das auslösende Lebensmittel oder der Inhaltsstoff strikt gemieden werden. Im Falle einer Laktoseintoleranz kann vor Aufnahme von Milchprodukten auch das Enzym Laktase in Tablettenform eingenommen werden.
Anhaltende und ständige Blähungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Meist geben Anamnese und körperliche Untersuchung schon einen Hinweis auf die Ursache der Symptome. Weitere Untersuchungen wie die Kontrolle der Laborwerte oder Bildgebung des Bauches mittels Ultraschall, Röntgen, CT und MRT können bei entsprechendem Verdacht angeschlossen werden.
Treten die Blähungen im Anschluss an eine Therapie mit Antibiotika auf, nimmt die Regeneration des Darmmikrobioms etwas Zeit in Anspruch. Unterstützend beim Aufbau der Darmflora wirken in dieser Zeit probiotische Lebensmittel wie Joghurt oder fermentiertes Gemüse.
Da Blähungen meist von selbst verschwinden und in engem Zusammenhang mit der Ernährung stehen, gibt es kaum Medikamente dagegen. Bei starken Blähungen können entschäumende Wirkstoffe wie Simeticon eingesetzt werden. Diese verändern die Oberflächenspannung der Gasblasen im Darm und wirken darüber entblähend. In der Regel werden solche Wirkstoffe als Vorbereitung auf bildgebende Untersuchungen oder bei Vergiftung mit schäumenden Chemikalien eingesetzt.
Symptomatisch können bei Blähungen, die mit Krämpfen einhergehen, krampflösende Wirkstoffe wie Butylscopalamin zur Anwendung kommen.
Blähungen – Hausmittel
Oft wirksamer als Medikamente sind verschiedenste Hausmittel gegen Blähungen. Wärme, Flüssigkeit und ausreichend Bewegung fördern die Darmaktivität und wirken entkrampfend. Darüber hinaus existieren zahlreiche pflanzliche Wirkstoffe, die beruhigend auf den Darm wirken und entblähen. Diese werden in der Fachsprache als Karminativa bezeichnet. Sie können als Tee, Gewürz, Öl oder per Inhalation aufgenommen werden.
Zu den Karminativa zählen:
Pfefferminze
Kümmel
Anis
Kamille
Häufige Fragen zu Blähungen
Die Ursachen für Blähungen sind vielfältig. Die häufigsten Gründe sind Zufuhr blähender Lebensmittel wie Kohl, Hülsenfrüchten, und Vollkornprodukten sowie Lebensmittelunverträglichkeiten.
Pflanzliche Wirkstoffe gegen Blähungen sind Kamille, Anis, Pfefferminze und Kümmel. Außerdem wirken Wärme, Bewegung und regelmäßige Toilettengänge Blähungen entgegen.
Vorbeugend gegen Blähungen wirken Wärme, Bewegung und regelmäßige Mahlzeiten. Pflanzliche Wirkstoffe wie Kamille, Anis, Kümmel und Pfefferminze wirken bei akuten Blähungen lindernd auf die Beschwerden.
Unter Umständen können Blähungen bei Darmkrebs auftreten, wenn der Krebs den Darm einengt und einen Darmverschluss verursacht. Blähungen haben aber noch viele andere, harmlosere Ursachen. Zur Ursachenfindung sollten die Blähungen im Zusammenhang mit anderen Symptomen betrachtet werden.
Zwischen 10 und 20 Abgänge von Darmwinden entsprechen einem Normalzustand. Je nach Nahrungszusammensetzung kann diese Zahl auch nach oben oder unten variieren. Bei starken Schmerzen, anhaltenden Blähungen sowie Begleitsymptomen wie Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Bauchkrämpfen sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Quellen
Anguita-Ruiz A, Aguilera CM, Gil Á: Genetics of Lactose Intolerance: An Updated Review and Online Interactive World Maps of Phenotype and Genotype Frequencies. Nutrients 2020; 12: E2689.
Herold G: Laktosemalabsorption/Laktoseintoleranz. In: Herold G (Ed), Innere Medizin 2021. 471–2.
Zhang L, Sizar O, Higginbotham K: Meteorism. StatPearls Publishing 2022.