Eine Rolle Toilettenpapier hängt im Badezimmer. Im Hintergrund ist eine Toilette zu sehen.
  1. Wer kann Stuhl spenden?
  2. Wie läuft eine Stuhlspende ab?
  3. Wird eine Stuhlspende vergütet?
  4. Wo kann man Stuhl spenden?
  5. Häufige Fragen zu Stuhlspenden
Eine Rolle Toilettenpapier hängt im Badezimmer. Im Hintergrund ist eine Toilette zu sehen.

Die Stuhlspende klingt nach einer ungewöhnlichen Therapiemethode, kann jedoch in einigen Fällen erfolgversprechend sein – besonders dann, wenn Medikamente versagen oder es sich um wiederkehrende Krankheiten handelt.

Stuhlspenden werden für Stuhltransplantationen benötigt. Der Vorgang wird fachsprachlich auch als fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) oder Mikrobiota-/ Mikrobiom-Transfer bezeichnet.

Bei der Stuhltransplantation werden Darmbakterien von SpenderInnen in den Magen-Darm-Trakt der EmpfängerInnen übertragen. Diese Art der Transplantation findet insbesondere zur Behandlung von Clostridioides-difficile-Infektion statt. Mehrere deutsche Institute forschen derzeit daran, Stuhltransplantationen auch für andere (Darm-)Krankheiten einzusetzen, wie etwa bei Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn.

Die Clostridioides-difficile-Infektion ist eine Infektion mit dem Bakterium Clostridioides difficile, die häufig nach der Einnahme von Antibiotika zur Behandlung einer anderen Erkrankung eintritt. Die Antibiotikatherapie kann die physiologische Darmflora zerstören und es dem Bakterium auf diese Weise ermöglichen, sich ungehindert auszubreiten. Die Überwucherung des Darms mit Clostridioides difficile kann zu starkem Durchfall und Fieber führen. Besonders häufig tritt die Erkrankung im Krankenhaus auf.

Bis 2016 wurde das Bakterium als Clostridium difficile bezeichnet und die Krankheit hieß dementsprechend Clostridium-difficile-Infektion.

Die Stuhltransplantation ist bisher kein zugelassenes Therapieverfahren, sondern ein sogenannter individueller Heilversuch. Das bedeutet, dass sie nur dann zum Einsatz kommt, wenn andere Therapieversuche keinen Erfolg zeigten oder Infektionen wiederholt auftreten. Die Langzeitfolgen und Nebenwirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht.

“Bei meiner Tätigkeit auf der Intensivstation habe ich sehr häufig Patienten mit einer Clostridioides-difficile-Infektion gesehen. Meist sind dies Patienten, die wegen eines schweren Infektes mit Antibiotika behandelt werden müssen und dann in Folge dieser Therapie eine CDI bekommen. Das ist für uns Ärzte dann natürlich besonders bitter, da letztlich unsere Therapie diese Folgeerkrankung verursacht hat. Die Stuhltransplantation scheint sich hier zu einer möglichen, guten Therapieoption zu entwickeln. Da noch viele Fragen bei dieser relativ neuen Therapie offen sind, empfehle ich immer die Kontaktaufnahme mit Zentren, in denen bereits Erfahrungen bestehen.”

Dr. med. Manfred Wagner
Dr. med. Manfred Wagner
- Mitglied des medizinischen Beirats von Fernarzt

Wer kann Stuhl spenden?

Ähnlich wie bei der Blutspende gibt es auch für Stuhlspenden bestimmte Kriterien, die Spendewillige erfüllen müssen:

  • Volljährigkeit

  • Keine chronischen oder ansteckenden Erkrankungen

  • Normalgewicht (BMI 18 bis 25)

  • Regelmäßiger, normalgeformter Stuhlgang

SpenderInnen durchlaufen ein ausführliches Screening. Zunächst muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, welcher nach bestimmten Kriterien ausgewertet wird. Diese Kriterien sind bislang nicht vereinheitlicht, unterscheiden sich also zwischen den Einrichtungen. Geeignete Personen geben anschließend Blut- und Stuhlproben ab. Diese werden in einem Labor analysiert und hinsichtlich potentiell ansteckender Erreger untersucht. Werden keine entsprechenden Infektionserreger gefunden, so kann Stuhl gespendet werden.

Wichtig ist, dass sich Lebensstil von SpenderIn und EmpfängerIn ähneln. Deswegen kommen Kotspenden häufig aus dem familiären Umfeld der PatientInnen. Weiterhin wird dadurch die Akzeptanz von Spende und Empfang eines Stuhltransplantates erhöht.

Nachdem es in den USA einen Todesfall bei der Transplantation von Stuhl durch die Übertragung multiresistenter Keime auf den Empfänger gab, wurden die Richtlinien zur Genehmigung von Stuhltransplantationen durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verschärft.

Ausgeschlossen werden für Stuhlspenden u. a. Personen

  • mit bestimmten Erkrankungen, z. B. Tuberkulose oder Autoimmunerkrankungen,

  • die sich in den letzten 6 Monaten im Krankenhaus aufgehalten haben,

  • die mit bestimmen Medikamenten behandelt werden,

  • die in den letzten 3 Monaten eine Antibiotikabehandlung hatten,

  • die jünger als 18 Jahre oder älter als 65 Jahre sind,

  • die in den letzte 6 Monaten tätowiert oder gepierct wurden,

  • die Lebensmittelallergien haben,

  • die im Krankenhaus, Altenheim oder der Landwirtschaft arbeiten,

  • die in den letzten 5 Jahren eine Bluttransfusion erhalten haben.

Die vollständige Liste aller Ausschlusskriterien für Stuhlspenden ist auf der Webseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu finden.

Wie läuft eine Stuhlspende ab?

Nach einer ausführlichen Untersuchung des Spendenden sammelt dieser möglichst am Morgen der geplanten Transplantation seinen Stuhl in einem sterilen Gefäß. Ein geeignetes Gefäß wird durch die Einrichtung zur Verfügung gestellt. Der Spenderstuhl wird dann an ein Labor gesendet und dort aufbereitet. Der Stuhl wird verdünnt und filtriert, um Faserreste zu entfernen. Es bleiben ca. 200 ml einer dünnflüssigen Suspension übrig. Eine Suspension ist eine Mischung aus verschiedenen flüssigen und festen Stoffen.

Die Suspension wird dem Empfänger dann entweder über eine Nasensonde, als rektaler Einlauf oder über eine Koloskopie verabreicht. Eine weitere Möglichkeit ist die orale Aufnahme in Kapselform.

bildliche Darstellung

Wird eine Stuhlspende vergütet?

In Deutschland erhält man derzeit keine Vergütung für eine Stuhlspende.

In anderen Ländern kann man mit Kotspenden viel Geld verdienen. In den USA hat 2013 eine bundesweite Stuhlbank ihren Betrieb aufgenommen. Dort erhalten geeignete SpenderInnen 40 Dollar pro Stuhlspende und einen Bonus von 50 Dollar, wenn sie 5 Tage in Folge spenden. So kommen pro Woche 250 Dollar zusammen, was im Jahr bis zu 13.000 Dollar bedeutet (12.454 Euro, Wechselkurs 12.05.2022).

Wo kann man Stuhl spenden?

In Deutschland gibt es aktuell 54 Kliniken, die Stuhltransplantationen durchführen (Stand Mai 2022). Vergleichsweise viel Erfahrung auf dem Gebiet der Stuhltransplantation haben diese Kliniken:

  • Thüringen-Kliniken „Georgius Agricola“ (Saalfeld): 26 Fälle im Jahr 2019

  • Universitätsklinikum Jena: 16 Fälle im Jahr 2019

  • Klinikum Starnberg: 15 Fälle im Jahr 2019

  • Israelitisches Krankenhaus in Hamburg: 11 Fälle im Jahr 2019

  • DRK Kliniken Berlin Westend: 11 Fälle im Jahr 2019

Die Uniklinik Köln sucht derzeit nach Stuhlspenderinnen und Stuhlspendern. Diese Spenden werden einerseits zur Behandlung von Durchfallerkrankungen (verursacht durch den Erreger Clostridioides difficile) verwendet und sollen künftig auch für die Durchführung von Studien genutzt werden. Interessierte können online ein Kontaktformular ausfüllen.

Eine richtige Stuhlbank, bei der regelmäßig Stuhl gespendet werden kann, gibt es in Deutschland derzeit nicht. Ein erster Schritt, um einen gemeinsamen Standard und eine bessere Vernetzung zu erreichen, war die Einführung des MikroTrans Registers für Stuhltransplantationen 2016 durch die Unikliniken Köln und Jena.

Häufige Fragen zu Stuhlspenden

Die Liste der Kliniken, die in Deutschland Stuhltransplantationen durchführen, umfasste im Mai 2022 54 Einträge. Am häufigsten werden Stuhltransplantationen in der Klinik für Innere Medizin II der Thüringen-Kliniken “Georgius Agricola” in Saalfeld durchgeführt.

In Deutschland gibt es aktuell keine Stuhlbank, also eine Einrichtung, in der regalmäßige Stuhlspenden abgegeben werden können. Bei Bedarf einer Stuhltransplantation kommen die Spenden in den allermeisten Fällen von Verwandten oder Freunden.

Wie bei allen Transplantationen können auch durch eine Stuhltransplantation Erreger von SpenderIn auf EmpfängerIn übertragen werden. In den USA kam es zu einem Todesfall durch im Rahmen einer Stuhltransplantation übertragene multiresistente Keime. Deshalb gibt es in Deutschland heutzutage sehr strenge Vorgaben für die Zulassung von Stuhlspenden und ausführliche Untersuchungen des gespendeten Stuhls, bevor dieser für Transplantationen verwendet wird.

Stuhlspenden werden vorwiegend zur Behandlung einer CDI (Clostridioides-difficile-Infektion) verwendet. Diese schwere Durchfallerkrankung tritt auf, wenn die Darmflora gestört ist, z. B. durch die Einnahme von Antibiotika. Weitere Anwendungsgebiete, wie Erkrankungen mit Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa oder Diabetes, sind Gegenstand aktueller Forschungen.

Quellen

Zum Anfang