Priapismus
  1. Was ist Priapismus?
  2. Wie entsteht eine Dauererektion?
  3. Priapismus: Ursachen
  4. Dauererektion als Symptom innerer Erkrankungen
  5. Die Behandlung von Priapismus
  6. Mögliche Komplikationen bei ausbleibender Behandlung
Priapismus

Was ist Priapismus?

Priapismus ist der medizinische Fachbegriff für eine Dauererektion des Penis, die länger als 2 Stunden andauert. Mit Lustgefühlen hat dies wenig zu tun – stattdessen klagen die Betroffenen typischerweise über starke Schmerzen, die durch das Anschwellen der Schwellkörper des Penis verursacht werden.

Diese eher seltene Erektionsstörung kann grundsätzlich alle Altersgruppen betreffen. Auslöser können bestimmte Medikamente, Drogen, aber auch Erkrankungen des Bluts sein. Da ein Priapismus unbehandelt zu Erektionsproblemen führen kann, sollte unverzüglich ein Arzt bzw. eine Ärztin aufgesucht und eine Behandlung eingeleitet werden.

Wie entsteht eine Dauererektion?

Während der Erektion entspannt sich die Muskulatur der Penisarterien, wodurch mehr Blut in die Schwellkörper gelangen kann. Gleichzeitig wird verhindert, dass das Blut durch die Venen in den Körperkreislauf zurückfließt. Nach dem Orgasmus bzw. bei nachlassender sexueller Stimulation zieht sich das Blut langsam wieder aus den Schwellkörpern zurück, der Penis erschlafft.

Im Gegensatz dazu bleiben die Penisschwellkörper bei einer Dauererektion mit Blut gefüllt, ohne dass dabei jedoch Lustgefühle auftreten. Grund für die Schwellung ist entweder ein gestörter Blutabfluss aus den Schwellkörpern (auch Low-Flow-Priapismus genannt) oder ein gesteigerter Blutzustrom (High-Flow-Priapismus).

90 Prozent der Betroffenen leiden an einem Priapismus vom Low-Flow-Typ. Besonders bei Dauererektionen vom Low-Flow-Typ führte der steigende Druck in den Schwellkörpern zu einer Blockade des Blutflusses und einer Minderversorgung des Penisgewebes. Dies kann dauerhafte Folgeschäden nach sich ziehen.

Priapismus: Ursachen

Oft steckt die Einnahme bestimmter Medikamente oder Drogenkonsum hinter einem Priapismus. Die schmerzhafte Dauererektion kann z. B. als Nebenwirkung von Potenzmitteln wie Viagra oder Cialis oder bei Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva, Blutdruckmittel, Blutverdünner oder Ritalin auftreten. Auch der Kontakt mit bestimmten Giftstoffen kann eine Dauererektion zur Folge haben. Tragische Berühmtheit haben z. B. die Bisse der Echten Witwe sowie der Brasilianischen Wanderspinne erlangt. Schwellkörper-Autoinjektionen zur Behandlung von Erektionsstörungen kommen ebenfalls als Auslöser infrage.

Der Priapismus vom High-Flow-Typ kann auftreten, wenn die Gefäße des Penis bei einem Unfall verletzt werden. Generell ist der High-Flow-Priapismus als weniger kritisch zu werten, da sich die Erektion durch die gute Sauerstoffsättigung des Blutes meist wieder von selbst auflöst. In einem Drittel der Fälle kann keine Ursache für die Entstehung des Priapismus ausfindig gemacht werden.

Dauererektion als Symptom innerer Erkrankungen

Erkrankungen des Bluts wie Leukämien und Sichelzellanämien können schon bei Kindern eine Dauererektion auslösen. Es wird angenommen, dass die vermehrte Anzahl normaler oder verformter der Blutzellen zu einer Verstopfung der betroffenen Gefäße führen. Dadurch wird der Abfluss des Blutes verhindert und eine Dauererektion verursacht.

Ebenso können andere Erkrankungen, die den Blutfluss blockieren, zu einem Priapismus führen. Dazu zählen unter anderem Gerinnungsstörungen, Thrombosen und Tumore. Die Krankheit Amyloidose, die zu Eiweißablagerungen im Gewebe führt, kann eine Dauererektion ebenso begünstigen wie neurologische Störungen im Rahmen von Rückenmarksverletzungen, Multiple Sklerose und Diabetes. In einigen Fällen wurde von Dauererektionen als Folge von Malariaerkrankungen berichtet.

Die Behandlung von Priapismus

Der erste Schritt zur Behandlung einer Dauererektion ist die zügige Einleitung einer Schmerztherapie. Um den Druck in den Schwellkörpern zu reduzieren und den Blutfluss wiederherzustellen, wird der Penis mit einer Kanüle angestochen und überschüssiges Blut abgezogen.

Daneben hat sich die Injektion von Adrenalin-ähnlichen Substanzen (sogenannte Alpharezeptor-Agonisten) bewährt, die der Erschlaffung der Gefäßmuskulatur entgegenwirken, die Gefäße auf diese Weise verengen und den Blutfluss in die Schwellkörper vermindern.

In seltenen Fällen wird ein operatives Vorgehen notwendig. Tritt der Priapismus als Begleitbeschwerde einer systemischen Erkrankung wie Leukämie auf, wird entsprechend der Leitlinien für die jeweilige Krankheit therapiert. Dauererektionen vom High-Flow-Typ bedürfen häufig keiner Therapie, sondern entwickeln sich von selbst zurück.

Mögliche Komplikationen bei ausbleibender Behandlung

Bei verspäteter oder ausbleibender Therapie ist mit einer unumkehrbaren Fibrosierung der Schwellkörper und dauerhafter Impotenz zu rechnen. Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Behandlung wird häufig mit 12 Stunden angegeben.

Quellen

  • Schmelz et al.: Facharztwissen Urologie: Differenzierte Diagnostik und Therapie. 3. Auflage. Springer, September 2014.

  • Salonia et al.: European Association of Urology guidelines on priapism. Eur Urol. 2014 Feb;65(2):480-9.

  • Powars et al.: Priapism. Hematol Oncol Clin North Am. 1996 Dec;10(6):1363-72.

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