Ritalin enthält den Wirkstoff Methylphenidat, der stimulierend wirkt. Methylphenidat ist ein Amphetaminderivat und findet in der medikamentösen Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) und der Narkolepsie Anwendung.
Ritalin im Überblick
- Wirkt als Stimulant überwiegend erregend auf die Psyche
- Steigert vorübergehend die Leistungsfähigkeit und Antriebt, fördert Wachheit
- Zugelassen zur Behandlung von ADHS und Narkolepsie
- ADHS ist gekennzeichnet durch Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsdefizit und Impulsivität; Narkolepsie durch eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
- Methylphenidat wird als Amphetaminderivat auch missbräuchlich konsumiert

Was ist Ritalin?
Ritalin ist ein Medikament, das den Wirkstoff Methylphenidat enthält. Es zählt zu den Stimulantien, welche eine größtenteils erregende Wirkung auf die Psyche haben. Wie der Name bereits andeutet, stimulieren sie den Antrieb, die Wahrnehmungs- und Denkleistungen und reduzieren Müdigkeit. Neben Methylphenidat fallen auch Amphetamin und Koffein in die Kategorie der Stimulantien. Methylphenidat ist ein Derivat von Amphetamin und ist zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms und der Narkolepsie zugelassen.
Gibt es Ritalin online rezeptfrei?
Wichtig: Methylphenidat unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Es ist verschreibungspflichtig und benötigt spezielle Rezepte, sogenannte Betäubungsmittelrezepte.
Es ist zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit -Hyperaktivitätssyndroms und der Narkolepsie zugelassen. Das Verschreiben von Ritalin setzt eine entsprechende Diagnose voraus und ist nur durch einen Arzt möglich. Ohne Rezept ist der Erwerb des Wirkstoffs Methylphenidat nicht legal möglich und es wird dringend davon abgeraten, zu versuchen, es auf anderen Wegen zu erhalten. Die unsachgemäße und nicht indizierte Einnahme von Methylphenidat kann gesundheitsschädlich sein. Des Weiteren ist die Qualität nicht kontrollierter Wirkstoffe nicht gesichert.
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom
ADHS ist eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, wobei Jungen häufiger betroffen sind. Sowohl genetische (familiäre Häufung) als auch Umweltfaktoren (z. B. traumatische Erlebnisse) sind an der Entstehung des Syndroms beteiligt. ADHS zeichnet sich vor allem durch folgende Symptome aus:
- Hyperaktivität, gekennzeichnet z. B. durch Bewegungsdrang, Sitzen und Ruhen ist schwierig, unnötig laut sein beim Spielen
- Aufmerksamkeitsdefizit, gekennzeichnet z. B. durch leichte Ablenkbarkeit, Unaufmerksamkeit gegenüber Details, oft Vergesslichkeit im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten
- Impulsivität, gekennzeichnet z. B. durch vorschnelles, nicht durchdachtes Handeln, häufiges Unterbrechen anderer, zurückhaltendes Verhalten nicht möglich
Diese Symptome bestehen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten und beeinträchtigen mehr als einen Lebensbereich (soziales Umfeld, Schule/Arbeit, Familie).

Die Behandlung des ADHS ist multimodal und richtet sich nach der individuellen Symptomatik, den Fähigkeiten und dem Wunsch der Betroffenen. Dabei können neben psychosozialen Maßnahmen (soziale, psychische und psychotherapeutische Interventionen), pädagogischen Maßnahmen und Psychoedukation (Aufklärung und Beratung der Betroffenen und der Bezugspersonen) auch Medikamente, darunter Methylphenidat, zum Einsatz kommen. Eine medikamentöse Komponente der Therapie ist zusätzlich zu den oben genannten Ansätzen ab einem mittleren Schweregrad des ADHS und einem Alter von sechs Jahren empfohlen.
Narkolepsie
Die Narkolepsie ist eine Erkrankung, die mit zwanghaften Schlafanfällen während des Tages einhergeht. Diese Schlaf-Wach-Störung tritt meist zum ersten Mal zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr auf und zeichnet sich unter anderem durch Tagesschläfrigkeit, plötzlichen Verlust der Muskelspannung bei vollem Bewusstsein und Schlaflähmungen aus. Mehr zu Narkolepsie und der Behandlung können Sie hier nachlesen.
Wie wirkt Ritalin?
Hintergrundwissen: Synapsen sind Umschaltstellen zwischen zwei Nervenzellen oder einer Nervenzelle und einem Zielorgan. Sie dienen der Signalübertragung. Sie bestehen aus einer Präsynapse und einer Postsynapse, zwischen denen sich der sogenannte synaptische Spalt befindet. Bestimmte Botenstoffe, auch Neurotransmitter genannt, werden aus der Präsynapse in den synaptischen Spalt ausgeschüttet und wirken dann an der Postsynapse. Um die Signalübertragung zu beenden, werden diese Transmitter über verschiedene Mechanismen aus dem synaptischen Spalt entfernt.
Amphetaminderivate wirken überwiegend auf die Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin. Einerseits bewirken sie die vermehrte Ausschüttung dieser Stoffe, andererseits hemmen sie den Rücktransport aus dem synaptischen Spalt, sodass sie insgesamt die Konzentration erhöhen. Methylphenidat hemmt dabei nur die Transporter von Noradrenalin und Dopamin und fördert nicht die vermehrte Freisetzung.

Wirkung
Methylphenidat hat mehrere Wirkungen. Welche davon erwünscht sind, kommt auf die Indikation an, z. B. kann die Unterdrückung von Schlaf in der Behandlung der Narkolepsie erwünscht und bei ADHS unerwünscht sein. Methylphenidat bewirkt unter anderem:
- Euphorie (über Dopaminerhöhung)
- Stimulierende, antriebssteigernde Wirkung (über Noradrenalinerhöhung)
- Vorübergehende Leistungssteigerung
- Zunahme des Wachzustandes durch Unterdrückung von Schlaf und Müdigkeit
- Reduziertes Schmerzempfinden
Nebenwirkungen von Ritalin
Wie jedes Medikament kann Methylphenidat Nebenwirkungen auslösen. Zu den sehr häufigen (betrifft eine oder mehr von zehn Personen) und häufigen (betrifft eine oder mehr von hundert Personen und weniger als eine von zehn) zählen unter anderem:
- Appetitverlust (häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern und Jugendlichen)
- Anorexie, mäßige Verminderung der Gewichtszunahme und des Längenwachstums bei bei längerer Anwendung bei Kindern
- Nervosität
- Abnormes Verhalten, Aggressivität, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Depression, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit
- Konzentrationsmangel und Geräuschempfindlichkeit (bei Erwachsenen mit Narkolepsie)
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl,
- Herzstolpern, Arrhythmien, Bluthochdruck
Methylphenidat und Abhängigkeit
Amphetamin und seine Derivate inklusive Methylphenidat werden aufgrund ihrer Rauschwirkung auch außerhalb ihrer Zulassung im Sinne einer Droge konsumiert. Amphetamin wird umgangssprachlich auch als “Speed” bezeichnet. Es kommt je nach Einnahmeart (oral, intravenös, intranasal) innerhalb von Sekunden bis zu einer halben Stunde zu Wirkungen, die nun nicht wie bei ADHS und Narkolepsie therapeutisch, sondern missbräuchlich genutzt werden. Diese umfassen zum Beispiel:
- Euphorie
- Erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration
- Gesteigertes Selbstbewusstsein und Wohlbefinden
- Verminderter Appetit
- Libidosteigerung
Auch Nebenwirkungen treten auf und umfassen zum Beispiel:
- Übelkeit/Erbrechen
- Typ-C-Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut)
- Bei hohen Dosen Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt mit möglicher Todesfolge
- Lebensbedrohliche Temperaturerhöhung
- Krampfanfälle
Bei regelmäßiger Zufuhr entwickelt sich eine deutliche Toleranz und ein Entzug kann auch mit Symptomen wie Verlangen (“Craving”), Angst, missmutigen Verstimmungen, Krämpfen und Heißhunger einhergehen.
Kontraindikationen
Methylphenidat sollte nicht angewendet werden, wenn ein Grüner Star, ein Phäochromozytom (Adrenalin produzierender Tumor) oder eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen oder eine Behandlung mit sogenannten MAO-Hemmern aktuell oder in den letzten 14 Tagen stattgefunden hat.
Auch Grunderkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (z. B. schwerer Bluthochdruck, Angina pectoris, Herzinsuffizienz) und des zerebrovaskulären Systems (z.B. Aussackungen der Gefäßwand im Bereich des Gehirns, Schlaganfall) stellen eine Gegenanzeige zur Einnahme von Methylphenidat dar.
Bei psychischen Erkrankungen wie z. B. einer schwere Depression, anorektischen Essstörungen und Suizidneigung sollte ebenfalls von Methylphenidat abgesehen werden.
Bei Kindern unter sechs Jahren und älteren Menschen sollte Methylphenidat ebenso wie in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.
Quellen
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