In Deutschland leidet etwa einer von 1000 Männern unter einer Penisverkrümmung. Experten vermuten aber, dass die Dunkelziffer um einiges höher ist, viele Betroffene sich jedoch nicht trauen, einen Arzt aufzusuchen.
Was ist eine Penisverkrümmung?
Bei einer Penisverkrümmung, auch Penisdeviation (Coles scoliosis) genannt, ist der Penis entweder zur Seite, nach oben oder nach unten gekrümmt. Dies kann angeboren oder erworben sein.
Arten der Penisverkrümmung
Zum einen lässt sich eine Penisverkrümmung hinsichtlich der Art ihrer Verkrümmung unterscheiden. Der Penis kann nach oben, nach unten oder zur Seite gekrümmt sein. Manchmal ist er auch korkenzieherartig um die eigene Achse gewunden.
Außerdem kann zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Penisverkrümmung unterschieden werden. Ist sie angeboren, liegt ein Fehler im Erbgut vor. Häufig tritt die Verkrümmung des Penis dann mit weiteren Peniserkrankungen auf. Eine erworbene Penisverkrümmung betrifft hauptsächlich Männer im Alter von 45 bis 65 Jahren.
Penisverkrümmung: Symptome
Bei erworbener Penisverkrümmung:
Erworbene Penisverkrümmungen gehen mit tastbaren, knotenartigen Verhärtungen einher. Diese Knötchen sind etwa 1 bis 3 Zentimeter groß und können sich über das gesamte Glied ausbreiten.
Die Verkrümmung an sich erfolgt nach und nach und ist hauptsächlich im erigierten Zustand sichtbar.
Sie kann zu Problemen beim Sex führen oder sogar Schmerzen auslösen.
Bei angeborener Penisverkrümmung:
Eine angeborene Penisverkrümmung hat die Krümmung an sich als Hauptsymptom.
Es treten nur relativ selten gesundheitliche Beschwerden auf.
Am häufigsten leiden Betroffene eher unter psychischen Problemen, weil ihr das Aussehen ihres Penis von der Norm abweicht.
Ursachen von Penisverkrümmungen
Über die konkreten Ursachen für Penisverkrümmungen ist bislang relativ wenig bekannt. Es gibt jedoch Vermutungen und Annahmen die auf mögliche Ursachen der einzelnen Arten hinweisen:
Ursachen angeborener Penisverkrümmungen
Die angeborene Penisverkrümmung (Induratio Penis Plastica) entsteht aufgrund von Fehlern im Erbgut. Die Bindegewebshülle der Schwellkörper wächst in diesem Fall unterschiedlich stark. Der untere Teil ist daher meist kürzer als der obere, sodass das Glied sich nach unten krümmt.
Ursachen erworbener Penisverkrümmungen
Auch die Ursachen einer erworbenen Penisverkrümmung sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren verantwortlich sein können. Es kann beim Sex beispielsweise zu kleinen Verletzungen kommen, wodurch die Bindegewebshülle beschädigt wird.
Stoffwechselstörungen können ebenfalls ein Grund sein. In diesem Fall werden die kleinen Verletzungen innerhalb des Penis nicht mit Hilfe der ursprünglichen, elastischen Gewebefasern repariert, sondern mit härteren Fasern. Dadurch entstehen die für eine Penisverkrümmung typischen Knötchen am Glied.
Weitere Risikofaktoren für eine Penisverkrümmung werden momentan von Experten diskutiert. Hierzu gehören:
Rauchen
Alkoholkonsum
Harter Geschlechtsverkehr
Medikamente
Schmerzhafte Dauererektion
Diagnose und Untersuchung
Beim Auftreten von Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs oder den oben beschriebenen typischen Knötchen am Penis, sollten Sie sich umgehend an einen Urologen wenden. Hierbei sollten Sie, auch wenn es Ihnen schwer fällt, offen und ehrlich die Fragen des Mediziners beantworten. Nur so kann eine gezielte Diagnose erfolgen. Beispielsweise wird der Arzt sie nach Verletzungen des Penis, Schmerzen und Erektionsproblemen fragen. Außerdem erfolgt eine Untersuchung des Gliedes. Oft wird die Diagnose durch eine Ultraschalluntersuchung bestätigt.
Wie wird eine Penisverkrümmung behandelt?
Es gibt verschiedene Optionen, eine erworbene Penisverkrümmung zu behandeln.
Hierzu gehört zunächst eine medikamentöse Therapie. Diese wird vor allem bei frühen Stadien angewandt. Es wird ein Präparat eingenommen, das dafür sorgt, dass weniger Bindegewebe hergestellt und Abwehrzellen eingedämmt werden, die eine Entzündung auslösen. So nimmt die Knötchenbildung und die Penisverkrümmung nicht weiter zu.
Außerdem können Penispumpen oder Penisstreckapparate helfen, Verkrümmungen zumindest teilweise zu beheben.
Helfen beide Ansätze nicht, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Hierbei wird die Verkrümmung des Penis chirurgisch begradigt. Leidet der Patient nicht nur an einer Penisverkrümmung, sondern auch an schwerer Impotenz, kann eine Penisprothese implantiert werden.
Im Gegensatz zur erworbenen Penisverkrümmung kann die angeborene Form nur operativ behandelt werden. Wie bei jeder OP bestehen auch hier Risiken wie Blutungen, Entzündungen, Schmerzen und Narben.
Quellen
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