Orale Allergietabletten werden oft bei chronischen allergischen Reaktionen verwendet
Allergietabletten werden vor allem bei allergischen Reaktion, die über einen längeren Zeitraum anhalten, verwendet. Vor allem bei saisonalen oder ganzjährigen Allergien finden die oralen Präparate Anwendung. Aber auch bei akuten allergischen Reaktionen, wie bei einem Insektenstich, kommen orale Antiallergika zum Einsatz. Allergietabletten können unter anderem bei folgenden Allergien verwendet werden:

Der Vorteil von Allergietabletten ist die lange Wirkzeit (bis zu 24 Stunden). Die Patienten können außerdem über einen längeren Zeitraum einen gewissen Spiegel im Blut aufbauen, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich daran zu gewöhnen oder abhängig zu werden. Deshalb können die Allergietabletten über mehrere Monate hinweg genommen werden.
Welche Antihistaminika gibt es? H1- und H2 Rezeptor
Antihistaminika lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, die in unterschiedlichen Situationen Anwendung finden. Eine Gruppe richtet sich gegen den H1-Rezeptor, die andere gegen den H2-Rezeptor.
Indikationen von H1-Antihistaminika
H1-Antihistaminika der 1. Generation
Indikationen:
- Antiallergikum
- Juckreiz
- anaphylaktischer Schock
- Antiemetikum
- Schlafmittel
Charakteristika: Wirken ermüdend, Mundtrockenheit, Erhöhte Herzfrequenz
H1-Antihistaminika der 2. Generation
Indikationen:
- Antiallergikum
- Juckreiz
- Anaphylaktischer Schock
Charakteristika: Wirken kaum ermüdend
Indikationen von H2-Antihistaminika
- Indikation: Senkung der Magensäureproduktion bei Refluxerkrankungen
- Charakteristika: Sind Mittel zweiter Wahl bei der Behandlung, da es inzwischen sog. Protonenpumpenin-hibitoren (PPI) gibt, die weniger Nebenwirkungen aufweisen und deutlich wirksamer sind
Wichtig hierbei ist zu erwähnen, dass sich die H1-Antihistaminika nochmals in zwei Generationen unterscheiden lassen. Die H1-Antihistaminika erster Generation können die Blut-Hirn-Schranke aufgrund ihrer Fettlöslichkeit passieren und zentral wirken. So können sie Nebenwirkungen hervorrufen wie Müdigkeit. Die Präparate der zweiten Generation sind weniger fettlöslich und sind deshalb nebenwirkungsärmer.
Die überwiegenden Wirkstoffe der Antihistaminika sind im Folgenden aufgelistet:
Wirkstoffebezeihnungen von H1-Antihistaminika der 1. Generation
Wirkstoffe: Diphenhydramin, Dimetinden, Meclozin, Promethazin, Clemastin, Doxylamin, Ketotifen, Bamipin, Chlorphenoxamin, Dexchlorpheniramin, Ernedastin, Hydroxyzin
Wirkstoffnamen von H1-Antihistaminika der 2. Generation
Wirkstoffe: Loratadin, Desloratadin (Desloratadin hat im Vergleich zu Loratadin eine höhere Affinität zum H1-Rezeptor und eine längere Halbwertszeit.), Cetirizin, Levocetirizin, Azelastin, Fexofenadin, Bilastin, Ebastin, Levocabastin, Mizolastin, Rupatadin, Terfenadin (Kardiale Nebenwirkungen haben dazu geführt, dass Medikamente mit diesem Wirkstoff in vielen Ländern vom Markt genommen wurden, Fexofenadin ist der Nachfolgewirkstoff.)
Wirkstoffnamen von H2-Antihistaminika
Wirkstoffe: Cimetidin (ungünstigstes Nebenwirkungsprofil), Ranitidin, Famotidin, Nizatidin
Wie läuft eine allergische Reaktion ab?
Um zu verstehen, wie Antihistaminika wirken, ist Vorwissen zum Ablauf einer allergischen Reaktion im Körper hilfreich.
Bei einer allergischen Reaktion kommt es zu einer überschießenden Immunreaktion auf einen bestimmten Stoff, ein sogenanntes Allergen, das eigentlich harmlos ist. Anstatt dieses zu ignorieren, wird es vom Immunsystem erkannt und löst eine Entzündungsreaktion aus. Diese Entzündungsreaktion zeigt sich durch entsprechende Symptome auf der Haut, Atemwegen, Magen-Darm-Trakt und am Herz-Kreislauf-System. Dabei gibt es verschiedene Arten von allergischen Reaktionen.
Bei Reaktionen vom Typ I, sogenannten Soforttyp-Reaktionen, bildet das Immunsystem beim ersten Kontakt mit dem Allergen spezifische Antikörper. Diesen Prozess nennt man Sensibilisierung, d. h. beim ersten Kontakt mit dem Allergen findet noch keine allergische Reaktion statt, da noch keine Antikörper gegen das Allergen produziert wurden. Wird der Körper danach erneut dem Allergen ausgesetzt, löst das eine Antikörper-vermittelte Reaktion aus. Dabei binden die Antikörper an die Allergene und vernetzen sich untereinander. Man spricht auch von einer sogenannten Quervernetzung der Antikörper.
Diese Quervernetzung führt zu einer Ausschüttung von Entzündungsmediatoren, darunter auch des Stoffes Histamin, der seinerseits zu Reaktionen im Magen, zentralen Nervensystem (ZNS) und den Gefäßen führt. Dies äußert sich durch Symptome, wie:
Anaphylaktischer Schock
Ist die Reaktion des Immunsystems extrem ausgeprägt, kann die Sofortreaktion des Körpers auf die Allergene lebensbedrohlich werden. Man spricht auch vom sogenannten anaphylaktischen Schock, der maximalen Form der allergischen Reaktion. Hierbei ist sofort medizinische Hilfe notwendig, da die Gefahr des Kreislaufversagens besteht. Menschen mit einer bekannten stark ausgeprägten Allergie auf bestimmte Stoffe tragen deshalb oftmals ein Anaphylaxie-Notfallset mit sich, das auch einen sogenannten Adrenalin-Autoinjektor enthält. Im Notfall können sie sich das im Autoinjektor enthaltene Adrenalin selbst in den Oberschenkel spritzen und damit die lebensbedrohliche Schockreaktion verhindern.