
- Antihistaminika unterscheiden sich in zwei verschiedene Gruppen, die unterschiedliche Histaminrezeptoren als Ziel haben.
- Sie blockieren die Bindungsstelle des Histamins an den Rezeptor, sodass dessen Allergie-vermittelnde Wirkung ausbleibt.
- Wer bei der Behandlung zunächst auf Medikamente verzichten möchte, kann auf natürlich Alternativen wie Vitamin C, Zink, Calcium oder Quercetin zurückgreifen.
Was sind Antihistaminika?
Antihistaminika sind Wirkstoffe, die meist in Tablettenform eingenommen werden und u. a. zur Behandlung von Allergien angewendet werden. Wenn es im Rahmen einer allergischen Reaktion zu einer Freisetzung von Histamin kommt, können die sog. Histaminblocker eine antiallergische Wirkung entfalten und dadurch die Beschwerden lindern.
Antihistaminika Tabletten bei chronischen allergischen Reaktionen
Allergietabletten werden vor allem bei allergischen Reaktion, die über einen längeren Zeitraum anhalten, verwendet. Vor allem bei saisonalen oder ganzjährigen Allergien finden die oralen Präparate Anwendung. Aber auch bei akuten allergischen Reaktionen, wie bei einem Insektenstich, kommen orale Antiallergika zum Einsatz.
Allergietabletten können unter anderem bei folgenden Allergien verwendet werden:
Hausstauballergie
Tierhaarallergie
Schimmelpilzallergie
Insektenstichallergie
Sonnenallergie
Kontaktallergie
Allergien bei Kindern
Berufsbedingte Allergien
Der Vorteil von Allergietabletten ist die lange Wirkzeit (bis zu 24 Stunden). Die Patienten können außerdem über einen längeren Zeitraum einen gewissen Spiegel im Blut aufbauen, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich daran zu gewöhnen oder abhängig zu werden. Deshalb können die Allergietabletten über mehrere Monate hinweg genommen werden.

Welche Antihistaminika gibt es?
Antihistaminika lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, die in unterschiedlichen Situationen Anwendung finden. Eine Gruppe richtet sich gegen den sogenannten H1-Rezeptor, die andere gegen den H2-Rezeptor.
Wichtig hierbei ist zu erwähnen, dass sich die H1-Antihistaminika nochmals in zwei Generationen unterscheiden lassen. Die H1-Antihistaminika erster Generation können die Blut-Hirn-Schranke aufgrund ihrer Fettlöslichkeit passieren und zentral wirken. So können sie Nebenwirkungen hervorrufen wie Müdigkeit. Die Präparate der zweiten Generation sind weniger fettlöslich und sind deshalb nebenwirkungsärmer.
Wie läuft eine allergische Reaktion ab?
Um zu verstehen, wie Antihistaminika wirken, ist Vorwissen zum Ablauf einer allergischen Reaktion im Körper hilfreich.
Bei einer allergischen Reaktion kommt es zu einer überschießenden Immunreaktion auf einen bestimmten Stoff, ein sogenanntes Allergen, das eigentlich harmlos ist. Anstatt dieses zu ignorieren, wird es vom Immunsystem erkannt und löst eine Entzündungsreaktion aus. Diese Entzündungsreaktion zeigt sich durch entsprechende Symptome auf der Haut, Atemwegen, Magen-Darm-Trakt und am Herz-Kreislauf-System. Dabei gibt es verschiedene Arten von allergischen Reaktionen.
Bei Reaktionen vom Typ I, sogenannten Soforttyp-Reaktionen, bildet das Immunsystem beim ersten Kontakt mit dem Allergen spezifische Antikörper. Diesen Prozess nennt man Sensibilisierung, d. h. beim ersten Kontakt mit dem Allergen findet noch keine allergische Reaktion statt, da noch keine Antikörper gegen das Allergen produziert wurden.
Wird der Körper danach erneut dem Allergen ausgesetzt, löst das eine Antikörper-vermittelte Reaktion aus. Dabei binden die Antikörper an die Allergene und vernetzen sich untereinander. Man spricht auch von einer sogenannten Quervernetzung der Antikörper. Diese Quervernetzung führt zu einer Ausschüttung von Entzündungsmediatoren, darunter auch des Stoffes Histamin, der seinerseits zu Reaktionen im Magen, zentralen Nervensystem (ZNS) und den Gefäßen führt.
Dies äußert sich durch Symptome, wie:
Anaphylaktischer Schock
Ist die Reaktion des Immunsystems extrem ausgeprägt, kann die Sofortreaktion des Körpers auf die Allergene lebensbedrohlich werden. Man spricht auch vom sogenannten anaphylaktischen Schock, der maximalen Form der allergischen Reaktion. Hierbei ist sofort medizinische Hilfe notwendig, da die Gefahr des Kreislaufversagens besteht.
Menschen mit einer bekannten stark ausgeprägten Allergie auf bestimmte Stoffe tragen deshalb oftmals ein Anaphylaxie-Notfallset mit sich, das auch einen sogenannten Adrenalin-Autoinjektor enthält. Im Notfall können sie sich das im Autoinjektor enthaltene Adrenalin selbst in den Oberschenkel spritzen und damit die lebensbedrohliche Schockreaktion verhindern.
Wie wirken Antihistaminika?
Da sie die Wirkung von Histamin hemmen, heißen die Wirkstoffe Antihistaminika. Histamin wird bei einer allergischen Reaktion ausgeschüttet, die “klassische” allergische Wirkung entfaltet es durch die Bindung an sogenannte Histaminrezeptoren.
Folgende Beschwerden werden mittels Antihisaminika gelindert:
Nies & Juckreiz
Tränende Augen
Schwellungen
Laufende Nase
Rötung

Dabei blockieren Antihistaminika die Bindung von Histamin an die Histaminrezeptoren. Wird diese Bindung blockiert, bleibt die Histamin-vermittelte allergische Reaktion also aus. Die Blockierung der Bindungsstelle geschieht bei H1-Antihistaminika dadurch, dass die Wirkstoffe an die H1-Rezeptoren binden und deren inaktive Form stabilisieren. Daher werden die Antihistaminika auch als inverse Agonisten bezeichnet, weil sie nicht nur die Bindung und somit Wirkung von Histamin verhindern, sondern auch noch die Eigenaktivität der Rezeptoren unterdrücken.
Antihistaminika: Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen variieren je nach Gruppe und Generation der Antihistaminika.
Bei H1-Antihistaminika treten in der ersten Generation vor allem Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Mundtrockenheit oder erhöhte Herzfrequenz auf. Auch ein Blutdruckabfall bei Lagerungswechsel oder vermehrter Appetit und Gewichtszunahme sind möglich. Dies liegt daran, dass sie nicht sehr selektiv sind für die H1-Histaminrezeptoren und aufgrund ihrer Fettlöslichkeit auch die Blut-Hirn-Schranke passieren und im Gehirn wirken können.
In der zweiten Generation sind diese Nebenwirkungen aber nur noch selten. Viele Patienten nehmen die Präparate deshalb vorsichtshalber am Abend.
Natürliche Antiallergika
Neben den Medikamenten zur Reduktion der allergischen Beschwerden gibt es auch zahlreiche natürliche Alternativen, auf die man zunächst zurückgreifen kann. Einige davon sind zum Beispiel:
Vitamin C: Vitamin C wirkt entzündungshemmend und lindert allergische Reaktionen. Es steckt vor allem in Obst und Gemüse, zum Beispiel in Tomaten, Paprika, Kiwis, Brokkoli, Blumenkohl und Erdbeeren.
Quercetin: Die Wirkung ähnelt der von Vitamin C. Quercetin ist beispielsweise in Äpfeln, Beeren, roten Zwiebeln, Grüntee, Schwarztee und Wein enthalten.
Zink & Calcium: Calcium vermindert die Durchlässigkeit der Gefäßwände, die vor allem durch Histamin vermittelt wird und mindert so Juckreiz, Rötung und Quaddelbildung.
Fazit
An erster Stelle steht die Identifizierung und konsequente Vermeidung des auslösenden Allergens. Bei bekannten sehr starken Allergien sollten ein Allergie-Notfallset sowie eine Schulung im Umgang mit Notfällen in Erwägung gezogen werden.
In ausgewählten Fällen kann eine spezifische Immuntherapie in Betracht gezogen werden, bei der geringe Mengen des Allergens unter ärztlicher Kontrolle appliziert werden, um das Immunsystem an den Stoff zu gewöhnen und eine Toleranz zu entwickeln. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens drei Jahre.
Häufige Fragen zu Antihistaminika
Ein Antihistaminikum ist ein Medikament, das die Bindung des Histamins an die Histamin-Rezeptoren blockiert. Bei den H1-Antihistaminika wird dadurch die allergische Reaktion abgeschwächt. Bei den H2-Antihistaminika führt die Blockade zu einer Senkung der Produktion von Magensäure.
H1-Antihistaminika der ersten Generation sind dafür bekannt Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Mundtrockenheit und erhöhte Herzfrequenz hervorzurufen. Bei den H1-Antihistaminika der zweiten Generation treten diese Nebenwirkungen kaum noch auf. H2-Histaminika sind nur noch Therapiemittel zweiter Wahl bei Refluxerkrankungen, da ein anderer Wirkstoff gefunden wurde, der wirksamer ist und weniger Nebenwirkungen verursacht.
H1-Antihistaminika der ersten Generation wird eine solche Nebenwirkung nachgesagt. Es gibt aber mittlerweile H1-Antihistaminika der zweiten Generation, bei denen diese Nebenwirkungen kaum noch auftreten.
Ja, Antihistaminika sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Quellen
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