
Die Erkrankung GERD ist weit verbreitet, etwa 10 bis 20 % der deutschen Bevölkerung sind davon betroffen.
Was ist eine Refluxkrankheit?
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus), die durch den Rückfluss von saurem Mageninhalt, dem so genannten Reflux, verursacht wird. Da es unter bestimmten Umständen auch bei gesunden Menschen zu Reflux kommen kann, wird erst dann von einer Refluxkrankheit gesprochen, wenn der Reflux regelmäßig ist und zu chronischen Beschwerden führt.
Refluxkrankheit: Symptome
Die Hauptbeschwerde der Refluxkrankheit ist ein aufsteigender Schmerz hinter dem Schlüsselbein, das so genannte Sodbrennen. Dieses tritt vor allem im Liegen und nach dem Essen auf.
Es kann durch Stress, Bücken und Tragen von schweren Lasten und bei Alkohol-, Kaffee- und Nikotinkonsum hervorgerufen oder verstärkt werden. Betroffene leiden außerdem meist unter:
Druck hinter dem Schlüsselbein
Schluckauf und Schluckbeschwerden
chronischem, vor allem nächtlichem Hustenreiz
Mundgeruch
Übelkeit
Schwindel
Arten der Refluxkrankheit
Aufgeteilt werden die Folgen anhand der Montreal Klassifikation für die Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD). Definiert wird diese mit störenden Symptomen oder Komplikationen, die durch den Reflux von Mageninhalt verursacht werden. Ohne Symptome wird es nur als Gastroösophagealer Reflux bezeichnet. Anhand des Ausmaßes der Symptome werden folgende drei Formen der Gastroösophageale Refluxkrankheit unterschieden.
Bei vielen Patienten können sichtbare Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut festgestellt werden. Diese können mikroskopisch klein oder sogar mit bloßem Auge erkennbar sein. Diese Form der Refluxkrankheit wird auch erosive Refluxkrankheit oder Refluxösophagitis genannt.
GERD mit ösophagealen Läsionen (ERD), wie zum Beispiel Refluxösophagitis
GERD mit Komplikationen wie Veränderungen der Schleimhaut die Krebsvorstufen darstellen können (Barrett-Ösophagus).
Im Gegensatz dazu existiert die nicht-erosive Refluxkrankheit, die keine sichtbaren Schädigungen der Speiseröhrenschleimhaut zeigt. Das ist bei etwa 60 % der Patienten der Fall. Diese Patienten verspüren lediglich die Symptome des Sodbrennens.
GERD ohne ösophageale Läsionen (NERD), aber beispielsweise einer hypersensitiven Speiseröhre
Reflux kann insbesondere bei älteren oder bettlägerigen Menschen zu chronischen Entzündungen der Bronchien und Lungenentzündungen führen. Ein bereits bestehendes Asthma bronchiale kann verstärkt werden.
Bei ausgeprägtem Reflux kann der saure Magensaft sogar eine Entzündung des Kehlkopfs oder eine Schädigung der Zähne verursachen.
Ursachen von GERD
Folgende Ursachen können dazu führen können, dass Magensaft zurück in die Speiseröhre fließt und langfristig zu chronischen Symptomen führt:
verringerte Funktion des Schließmuskels am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen
ein gestörter Bewegungsablauf des Magens, was den Inhalt nach oben zwingt
eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut, was zur erhöhten Säureproduktion führt
regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Schmerz- und Asthmamittel), die die Säureproduktion anregen
Schwangerschaft
vorangegangene Operationen des Magens durch erhöhten Druck auf den Magen, der den Saft durch den Verschlussmuskel in die Speiseröhre zwingt
eine überempfindliche Speiseröhrenschleimhaut
Verkrampfung des Schließmuskels der Speiseröhre (Achalasie), was das Essen sich aufstauen lässt und die Speiseröhrenschleimhaut reizt
Speiseröhrendivertikel (Ausbuchtungen der Speiseröhrenwand)
Die erosive Refluxkrankheit
Bei der erosiven Form der Erkrankung handelt es sich um eine schwerwiegende Komplikation der chronischen Exposition zur Säure. Die Schleimhaut der Speiseröhre ist nicht für die Einwirkung der Säure gewappnet, und verändert sich somit mit der Zeit.
Sie tritt in den meisten Fällen zusammen mit einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie) auf. Der Hiatus bezeichnet die natürliche Öffnungsstelle des Zwerchfells, durch die die Speiseröhre aus dem Brustraum in den Bauchraum gelangt und an den Magen anschließt. Ist diese Öffnung defekt, kann ein Teil des Magens in die Brusthöhle austreten und Magensäure ungehindert in die Speiseröhre zurückfließen.
Das Ausmaß der Schleimhautveränderungen wird im Rahmen einer endoskopischen Untersuchung, anhand der Größe und Ausbreitung der Läsionen, ermittelt. Im späten Stadium breiten sich diese kreisförmig in der Speiseröhre aus und können Zellveränderungen (den so genannten Barrett-Ösophagus, Vorstufe eines Karzinoms) hervorrufen, Geschwüre ausbilden oder vernarben. Im schlimmsten Fall kann sich auf dem Boden eines Barrett-Ösophagus ein Karzinom bilden.
Diagnose bei GERD
Bei typischen Beschwerden Mustern ist nicht zwingend eine diagnostische Untersuchung nötig. Ausnahmen sind Fälle in denen es Hinweise auf einen komplizierten Verlauf gibt.
Meist bessern sich die Symptome nach einem mehrwöchigen Therapieversuch mit Protonenpumpenhemmern. Protonenpumpenhemmer sind Medikamente, die die Produktion der Magensäure senken, wodurch der Magensaft weniger schädlich für die Schleimhaut ist. Selten führen sie zu Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.
Bleiben die Beschwerden unverändert oder verschlimmern sich sogar unter medikamentöser Therapie oder sind die Symptome nicht eindeutig zuzuordnen, sollte eine endoskopische Untersuchung der Speiseröhre, des Magens und des Dünndarms erfolgen.
Im Rahmen dieser Untersuchung werden Gewebeproben entnommen und mikroskopisch analysiert. Die Gewebeproben des Magens können auf eine Besiedlung mit dem Bakterium Helicobacter pylori untersucht werden. Eine Helicobacter-Besiedlung des Magens löst eine übermäßige Säureproduktion aus, wodurch Sodbrennen begünstigt werden kann.
Auch bei unfreiwilligem Gewichtsverlust, Symptomen einer Blutarmut und ausgeprägten, schmerzhaften Schluckbeschwerden sollten weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden.
Bei der nicht-erosiven Refluxerkrankung, also ohne sichtbare Veränderungen der Speiseröhre, ist die Diagnosestellung schwieriger. Das liegt daran, dass eine Gewebeentnahme hier meist keine eindeutige Schlussfolgerung zulässt. Eine pH-Bestimmung im unteren Teil der Speiseröhre kann in diesem Fall Hinweise auf wiederkehrende Refluxepisoden liefern.
Behandlung der Refluxkrankheit
In 90 % der Fälle ist eine Therapie mit Protonenpumpenhemmern ausreichend und führt zu einem vollständigen Rückgang der Beschwerden. Patienten mit nächtlichen Refluxbeschwerden kann empfohlen werden, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen und Mahlzeiten spät am Abend zu vermeiden. Es sollten eine Gewichtsnormalisierung angestrebt und auf Alkohol, Nikotin und Kaffee verzichtet werden.
Im Falle einer Helicobacter-Besiedlung erfolgt eine mehrwöchige Eradikationstherapie mit einer Kombination aus mehreren Antibiotika. Dadurch wird der Erreger komplett beseitigt. Fortgeschrittene Stadien der Refluxkrankheit mit ausgeprägten Schleimhautläsionen oder Komplikationen müssen häufig operativ behandelt werden.
Quellen
Koop et al.: S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankkheit. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Stand Mai 2014. Abgerufen am 5.06.2020.
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Herold: Innere Medizin 2019. Herold 2018.
Katz et al.: Guidelines for the Diagnosis and Management of Gastroesophageal Reflux Disease. In: American Journal of Gastroenterology. Band 108, Nummer 3, 2013, S. 308–328.