In Deutschland leiden bis zu 90 Prozent der Erwachsenen zumindest gelegentlich an Spannungskopfschmerzen.
Nahezu jeder Mensch leidet hin und wieder an Kopfschmerzen. In den allermeisten Fällen wird keine Behandlung benötigt und rezeptfreie Schmerzmittel sind zur Linderung der Symptome ausreichend. Spannungskopfschmerzen lassen sich anhand nahezu fehlender Begleitsymptome von Migräne abgrenzen.
- Spannungskopfschmerzen haben nur leichte Begleitbeschwerden.
- Sie können über wenige Minuten bis zu Tagen andauern. Ab 15 Tagen im Monat gilt die Krankheit als chronisch.
- Oft reichen rezeptfreie Schmerzmittel zu Behandlung aus, diese sollten jedoch maximal an 10 Tagen im Monat eingenommen werden.
Was sind Spannungskopfschmerzen?
Spannungskopfschmerzen sind milde bis mäßige dumpf-drückende Kopfschmerzen. Sie gelten als die häufigste Kopfschmerzerkrankung in Deutschland. Je nach Studie sollen 40 bis 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zumindest gelegentlich unter betroffen sein.
Am häufigsten treten sie im 3. Lebensjahrzehnt auf, wobei auch bereits Kinder betroffen sein können. Frauen leiden etwas häufiger unter diesem Krankheitsbild als Männer.
Primäre Kopfschmerzen sind Kopfschmerzen ohne zugrunde liegende Erkrankung. Zu den primären Kopfschmerzen gehören:
Spannungskopfschmerz
Spannungskopfschmerzen Symptome
Spannungskopfschmerzen präsentieren sich typischerweise als dumpf-drückende Kopfschmerzen milder bis mäßiger Intensität, die den gesamten Kopf, die beidseitige Stirnregion oder das Hinterhaupt betreffen. Einige PatientInnen vergleichen die Schmerzen mit dem Gefühl, einen zu engen Hut zu tragen.
Die Schmerzepisoden können von 30 Minuten bis zu 7 Tage andauern und treten meist beidseitig, in seltenen Fällen aber auch einseitig auf. Häufige Lokalisationswechsel sind typisch. Die Schmerzen treten also bei unterschiedlichen Episoden in der Regel an unterschiedlichen Regionen auf.
Anders als bei Migräne verstärken sich die Kopfschmerzen nicht bei körperlicher Tätigkeit und es treten bis auf häufig berichtete Muskelverspannungen nur leichte Begleitbeschwerden auf. Höchstens eine Lärm- oder Lichtempfindlichkeit und bei chronischen Spannungskopfschmerzen auch eine leichte Übelkeit können auftreten. Neurologische Ausfälle wie Seh- oder Empfindungsstörungen wie sie z. B. bei der Migräne mit Aura vorkommen, schließen Spannungskopfschmerzen aus und sollten stets ärztlich abgeklärt werden. Allerdings können Personen auch zusätzlich zu Spannungskopfschmerzen an Migräne leiden.
Anhand der Häufigkeit wird zwischen episodischen und chronischen Spannungskopfschmerzen unterschieden.
Episodische Spannungskopfschmerzen liegen bei einer Frequenz von mindestens 10 Kopfschmerzepisoden an insgesamt weniger als 15 Tagen pro Monat vor, dies über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten.
PatientInnen mit chronischen Spannungskopfschmerzen hingegen leiden an mindestens 15 Tagen pro Monat an Kopfschmerzen, auch mindestens über einen Zeitraum von 3 Monaten. Dies entspricht Spannungskopfschmerzen an über 180 Tagen im Jahr. Etwa 3 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an chronischen Spannungskopfschmerzen, die meist aus der episodischen Form hervorgehen.
Spannungskopfschmerzen Ursachen
Die Ursachen von Spannungskopfschmerzen sind weitestgehend ungeklärt. Die möglichen Auslöser sind vielfältig, dazu zählen Begleiterkrankungen wie:
Stress
Muskelverspannungen
Bei vielen Betroffenen lässt sich eine erhöhte Empfindlichkeit der Muskeln im Kopf-, Hals- und Schulterbereich feststellen.
Spannungskopfschmerzen Diagnose
Die ärztliche Diagnostik basiert auf der genauen Befragung des Betroffenen zu seinen Beschwerden sowie möglichen Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme.
Für die Diagnose sind folgende Kriterien wichtig:
Bereits mindestens 10 aufgetretene Episoden
Dauer zwischen 30 Minuten und 7 Tagen
Mindestens 2 der folgenden Kriterien:
beidseitige Lokalisation
drückende oder pressende Schmerzqualität (nicht pulsierend)
milde bis moderate Intensität
nicht durch körperliche Aktivität verschlimmert
Keine Übelkeit oder Erbrechen (bei chronischen Spannungskopfschmerzen leichte Übelkeit möglich, aber keine stärkere Ausprägung)
Keine weiteren Begleiterscheinungen außer ggf. Licht- oder Lärmempfindlichkeit
Wie oben beschrieben liegen episodische Spannungskopfschmerzen an weniger als 15 Tagen im Monat und chronische Spannungskopfschmerzen an mindestens 15 Tagen pro Monat über mindestens 3 Monate vor.
Es kann zudem eine ausführliche neurologische Untersuchung erfolgen. Weiterführende Untersuchungen wie bildgebende Verfahren oder Laboruntersuchungen werden in der Regel nur durchgeführt, wenn während der Anamnese oder Untersuchung Hinweise auf neurologischen Auffälligkeiten oder eine andere zugrunde liegende Ursache gefunden werden.
Besonders wichtig ist es, andere möglicherweise therapierbare Kopfschmerzformen auszuschließen. Hierzu gehören eine Migräne, eine Erhöhung des Liquordrucks oder sogenannte Medikamenten-induzierte Kopfschmerzen. Die übermäßige Selbstmedikation bei Spannungskopfschmerzen mit Schmerzmitteln kann mit der Zeit zu chronischen Kopfschmerzen führen und so einen Teufelskreis auslösen.
Spannungskopfschmerzen behandeln
Zuerst sollten nicht-medikamentöse Maßnahmen ausprobiert werden, da zu häufiger Konsum von Schmerzmitteln zu chronischen Kopfschmerzen führen kann. Im Gespräch mit einem Arzt bzw. einer Ärztin kann ein umfassendes Therapiekonzept zur Vorbeugung von Kopfschmerzepisoden erarbeitet werden. Falls eindeutige Auslöser wie Begleiterkrankungen identifizierbar sein, sollten diese behandelt werden.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen bei Spannungskopfschmerzen
Leichtes Ausdauertraining (z. B. Schwimmen, Joggen)
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Entspannungstechniken
Verbesserung der Arbeitsbedingungen (z. B. Schreibtischhöhe)
Kopfschmerztagebuch führen
Ein Kopfschmerztagebuch ist ein beliebtes Mittel, um die Ursachen bzw. Auslöser von Kopfschmerzen zu identifizieren, sodass sie zukünftig gemieden werden können. In diesem speziellen Tagebuch sollen die Kopfschmerz- und eventuelle Begleitsymptomatik sowie ggf. angewandte Hausmittel oder Medikamente und ihre Wirkung notiert werden. Somit können sich Betroffene einen Überblick darüber verschaffen, wie häufig sie an den Spannungskopfschmerzen leiden und was Ihnen hilft.
Wann mit Spannungskopfschmerzen zum Arzt?
Es gibt einige Anzeichen bei Kopfschmerzen, bei denen Sie einen Arzt oder eine Ärztin zur Abklärung aufsuchen sollten. Dazu zählen unter anderem:
Begleitende psychische Symptome wie z. B. Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses oder der Orientierung
Erstmaliges Auftreten nach dem 40. Lebensjahr
Auftreten nach Kopfverletzungen
Hohes Fieber
Zunahme der Frequenz, Dauer oder Intensität trotz Medikation
Ungewöhnliche Dauer, Intensität oder Lokalisation
Auftreten während oder nach körperlicher Aktivität und/oder sehr starker Intensität mit Ausstrahlung vom Hals
Begleitende Krampfanfälle oder Einschränkungen des Bewusstseins
Kopfschmerzen reagieren nicht mehr auf zuvor wirksame Medikamente
Wenn Sie sich unsicher sind oder starke Schmerzen haben sollte selbstverständlich unabhängig von den genannten Anzeichen ärztlicher Rat eingeholt werden.
Spannungskopfschmerzen lösen
Viele PatientInnen behandeln Spannungskopfschmerzen mit rezeptfreien Schmerzmitteln in Selbstmedikation. Dies kann bei gelegentlichen Beschwerden sinnvoll sein, allerdings sollten die Schmerzmittel nur wie in der Packungsbeilage beschrieben angewendet werden.
Bei häufigen Kopfschmerzepisoden birgt eine übermäßige Selbstmedikation die Gefahr, die Beschwerden im Sinne eines Medikamenten-induzierten Kopfschmerzes zu verstärken. Auch können bei bestimmten Wirkstoffen Abhängigkeiten entstehen.
Einige Studien konnten zeigen, dass das Auftragen von Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen zu einer Besserung der Beschwerden führt und somit dabei hilft, Spannungskopfschmerzen zu lösen.
Eine Kombination von Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung hat sich als besonders wirkungsvoll in der Vorbeugung von Kopfschmerzepisoden des Spannungstyps erwiesen.
Quellen
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): S1-Leitlinie “Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen”. AWMF-Register Nr. 030-077. 2015.
Haag G, Diener H-C, May A, et al.: Self-medicationofmigraine and tension-type headache: summary of the evidence-based recommendations of the Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), the Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), the Österreichische Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG) and the Schweizerische Kopfwehgesellschaft (SKG). J Headache Pain 2011; 12: 201–17.
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Hufschmidt A, Lücking CH, Rauer S, et al.: Neurologie compact. 7. Auflage. Thieme Verlag 2017.
Spannungskopfschmerz. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Spannungskopfschmerz (zugegriffen 9. März 2023)