Cluster-Kopfschmerzen beginnen meist um das 30. Lebensjahr. Männer sind 3-mal so häufig betroffen wie Frauen.
Cluster-Kopfschmerzen gehören zu den primären Kopfschmerzerkrankungen. Dabei handelt es sich um Kopfschmerzen ohne eine zugrunde liegende Erkrankung. Auch Spannungskopfschmerzen und Migräne gehören zu den primären Kopfschmerzen.
- Typisch für Cluster-Kopfschmerzen sind Begleitbeschwerden wie Schwitzen oder tränende Augen auf der gleichen Seite.
- Die Ursache für Cluster-Kopfschmerzen ist bisher nicht geklärt. Entzündungen, Tumore, Fehlbildungen sowie Einrisse in Gefäßen können Gründe sein.
- Die Behandlung beinhaltet akute und vorbeugende Maßnahmen.
Was sind Cluster-Kopfschmerzen?
Cluster-Kopfschmerzen tragen diesen Namen, weil sie nicht nur mit starken einseitigen Schmerzen im Versorgungsgebiets des Trigeminusnervs einhergehen, sondern auch mit Schmerz-unabhängigen Beschwerden, die das autonome Nervensystem betreffen. Das bedeutet, dass die einseitigen Kopfschmerzen gemeinsam mit anderen Symptomen, wie einem tränenden Auge oder Schwitzen auf der gleichen Seite auftreten.
Cluster-Kopfschmerzen Symptome
Die Kopfschmerzen treten anfallartig auf, sind von stärkster stechend-brennender Schmerzintensität und streng auf eine Seite des Kopfes beschränkt. Typischerweise werden die Schmerzen am stärksten um die Augen herum empfunden. Die Attacken können bis zu 8-mal täglich auftreten, gehäuft nachts, und jeweils 15 Minuten bis 3 Stunden andauern.
Typisch für Cluster-Kopfschmerzen ist, dass Betroffene zur selben Zeit auf der gleichen Körperseite unter Beschwerden des autonomen Nervensystems leiden. Das autonome Nervensystem unterzieht sich weitestgehend der Willkür, operiert also “autonom”, und reguliert nicht willentlich beeinflussbare Vorgänge.
Zu den autonomen Begleitbeschwerden gehören:
Tränende und/oder gerötete Augen
Ödem (Einlagerung von Flüssigkeit) des Augenlides
Verschlossene oder laufende Nase
Herabhängen des Augenlids und/oder Verengung der Pupille
Völlegefühl im Ohr
Schwitzen und Rötung des Gesichts
Ohne das Auftreten dieser Begleitbeschwerden ist die Definition des Cluster-Kopfschmerzes nicht erfüllt. Die Schmerzen gehen häufig mit einer ungewollten Bewegungsunruhe einher, die dazu führt, dass die PatientInnen während des gesamten Anfalls in ihrer Wohnung umherlaufen. Auch Migräne-ähnliche Symptome wie Licht- und Lärmempfindlichkeit sind möglich.
Es wird zwischen dem episodischen und dem chronischen Cluster-Kopfschmerz unterschieden.
Episodische Cluster-Kopfschmerzen sind deutlich häufiger und betreffen etwa 80 Prozent der PatientInnen mit Cluster-Kopfschmerz. Charakteristisch ist der Wechsel zwischen symptomatischen Phasen (Wochen bis Monate) und beschwerdefreie Phasen (Monate bis Jahre).
Von einem chronischen Cluster-Kopfschmerz spricht man, wenn die symptomatischen Episoden für ein Jahr oder länger auftreten oder die symptomfreien Phasen kürzer als einen Monat sind.
Cluster-Kopfschmerzen Ursachen
Die Ursache des primären oder auch idiopathischen Cluster-Kopfschmerzes ist noch ungeklärt. Primär bedeutet, dass keine andere Erkrankung zu Grunde liegt und idiopathisch, dass die Ursache nicht bekannt ist.
Es wird unter anderem vermutet, dass eine übermäßige Aktivierung des Trigeminusnervs für die Beschwerden verantwortlich ist, die wiederum zu einer reflexartigen Aktivierung des autonomen Nervensystems führt.
Auch ist es möglich, dass Vererbung eine Rolle bei der Entstehung von Cluster-Kopfschmerzen spielt. Bei etwa 2 bis 7 Prozent der Betroffenen kommt es innerhalt der Familie zu gehäuftem Auftreten der Symptome.
In seltenen Fällen werden weitere Ursachen für die Kopfschmerzen gefunden. Hierzu gehören:
Tumore
Gefäßmalformationen (Fehlbildungen von Blut- oder Lymphgefäßen)
Gefäßdissektionen (Einrisse von Gefäßschichten)
Entzündungen des Gehirns
In diesen Fällen wird der Cluster-Kopfschmerz als sekundäres Schmerzsyndrom bezeichnet.
Cluster-Kopfschmerzen Auslöser
Es wird zwischen Ursachen und Auslösern unterschieden. Ursache bezeichnet den zugrunde liegenden Umstand, der dazu führt, dass es überhaupt zu Cluster-Kopfschmerzen kommt. Auslöser sind Triggerfaktoren, die zu akuten Anfällen von Cluster-Kopfschmerzen führen. Zu möglichen Auslösern einer Schmerzattacke zählen:
Alkohol
Schlafmangel
Histamin
Einnahme von nitrathaltigen Medikamenten
Cluster-Kopfschmerzen Diagnose
Zur Diagnostik von Cluster-Kopfschmerzen gehören eine ausführliche ärztliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Bei der Erstdiagnose wird in der Regel eine Bildgebung in Form einer Computertomographie (CT) des Schädels und einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und Halses gemacht, um zu Grunde liegende und unter Umständen behandelbare Ursachen ausschließen zu können.
Eine weitere apparative Diagnostik, also Untersuchungen mithilfe von medizinischen Geräten, erfolgt üblicherweise nicht. Die Diagnose beruht also vor allem auf der ärztlichen Einschätzung basierend auf den Beschreibungen der Symptome des Betroffenen.
Ausschlaggebend für die Diagnose von Cluster-Kopfschmerzen sind mindestens 5 stattgefundene Attacken, die folgende Kriterien erfüllen:
Starke einseitige Schmerzen im Bereich der Augen- bzw. Schläfenregion
Unbehandelte Dauer von 15 Minuten bis 3 Stunden
Mindestens ein autonomes Begleitsymptom (s. o.)
Gefühl der Ruhelosigkeit
Häufigkeit von einer Attacke alle 2 Tage bis zu 8 Attacken pro Tag
Nicht durch eine andere Diagnose besser zu erklären
Cluster-Kopfschmerzen – Was hilft?
Bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen unterscheidet man zwischen der Behandlung eines akuten Anfalls und einer präventiven Therapie zur Vorbeugung weiterer Anfälle.
Behandlung akuter Anfälle
Im Akutfall können Betroffene reinen Sauerstoff als Inhalation über eine Gesichtsmaske einatmen. Dies hilft bei fast 80 Prozent der Betroffenen. Dabei sollte zunächst unter ärztlicher Überwachung überprüft werden, ob die Sauerstoff-Therapie wirkt, bevor sie verschrieben wird.
Triptane eignen sich zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen. Triptane stimulieren Serotoninrezeptoren, genauer den 5-HT1-Rezeptor. Dies führt zur Hemmung der Schmerzweiterleitung über die Nerven und zu einer Verengung der Gefäße im Gehirn. Bei Cluster-Kopfschmerzen werden Triptane meist in Form von Injektionen unter die Haut oder als Nasenspray angewendet. Es sind auch Tabletten mit Triptanen verfügbar, jedoch haben diese einen verzögerten Wirkungseintritt und sind somit für akute Anfälle eher ungeeignet.
Weiterhin kann ein Lokalanästhetikum zur Linderung der Beschwerden genutzt werden. Dieses Medikament wird als Lösung in das Nasenloch der betroffenen Schädelseite gegeben. Dabei sollte der Kopf 45 Grad in den Nacken gelegt und 30 bis 40 Grad zur betroffenen Seite rotiert werden, bevor die Lösung appliziert wird. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen führt dies innerhalb von Minuten zu einer Linderung der Symptome.
Cluster-Kopfschmerzen vorbeugen
Prophylaktisch wird häufig ein Calciumantagonist verabreicht. Da Calciumantagonisten ursprünglich in der Behandlung von kardiovaskulären (Herz-Kreislauf) Erkrankungen eingesetzt werden, sollte vor Therapiebeginn und bei relevanten Dosiserhöhungen ein Elektrokardiogramm (EKG) erfolgen, das die elektrische Aktivität des Herzens untersucht.
Bei allgemein guter Verträglichkeit können als Nebenwirkungen dennoch ein verlangsamter Herzschlag, Obstipation (Verstopfungen) und die Ausbildung von Wassereinlagerung, sogenannte Ödeme, auftreten. Die Wirkung kann mit einer Verzögerung von bis zu 3 Wochen einsetzen. Zur Überbrückung dieser Zeit können zusätzlich Kortikosteroide oder langwirksame Triptane eingesetzt werden. Zu beachten ist, dass der Genuss von Grapefruitsaft den Abbau des Wirkstoffs verhindert und somit effektiv die Dosis erhöhen kann.
Im Gegensatz zu anderen Kopfschmerzformen sind Entspannungstechniken oder eine Physiotherapie bei Cluster-Kopfschmerzen nicht wirksam. Auch herkömmliche Schmerzmittel wirken bei Clusterkopfschmerzen in der Regel nicht.
Trigeminoautonome Kopfschmerzformen
Cluster-Kopfschmerzen gehören zu den sogenannten trigeminoautonomen Kopfschmerz-Syndromen. Es handelt sich um einseitige Kopfschmerzen im Bereich des fünften Hirnnervs, dem Trigeminusnerv. Neben den Clusterkopfschmerzen gibt es weitere trigeminoautonome Kopfschmerzformen, diese sind jedoch sehr selten.
Beim SUNCT-Syndrom (short-lasting uniform neuralgiform headache with conjunctival injection and tearing) ist die Dauer der Attacken mit 15 Sekunden bis 2 Minuten deutlich kürzer.
Hemicrania continua ist eine chronische Erkrankung, bei der leichte Kopfschmerzen dauerhaft auftreten und nicht von symptomfreien Episoden unterbrochen werden.
Häufiger ist die Migräne, bei der die Kopfschmerzen zum Teil ähnlich lokalisiert sind. Die Begleitsymptome und Verlauf unterscheiden sich jedoch. Mit Hilfe einer genauen Beschreibung der Beschwerden durch Betroffene und gezieltes Nachfragen können ÄrztInnen die verschiedenen Kopfschmerzformen voneinander abgrenzen.
Quellen
Cluster-Kopfschmerz. AMBOSS. 2023. https://www.amboss.com/de/wissen/Cluster-Kopfschmer (zugegriffen 9. März 2023)
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): S1-Leitlinie “Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen”. Langfassung. AWMF-Register Nr. 030-036. 2015.
Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS) The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia 2018; 38: 1–211.
Leopoldt D: Triptane. Gelbe Liste Online. 2019. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/triptan (zugegriffen 9. März 2023)
May A, Evers S, Brössner G, et al.: Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Prophylaxe von Cluster-Kopfschmerz, anderen trigeminoautonomen Kopfschmerzen, schlafgebundenem Kopfschmerz und idiopathisch stechenden Kopfschmerzen. Nervenheilkunde 2016; 35: 137–51.
May A, Schwedt TJ, Magis D, et al.: Cluster headache. Nat Rev Dis Primers 2018; 4: 1–17.