In Indien breitet sich die Tomatengrippe, auch Tomatenfieber genannt, aus. Über 100 Kinder sind bisher betroffen. Ein neues Virus, eine neue Pandemie? Bei diesen Worten zucken viele Menschen zusammen und denken an die immensen Ausmaße der Corona-Pandemie. Fernarzt informiert über den aktuellen Forschungsstand der Tomatengrippe, die Symptome, das Tomatengrippe-Virus und mögliche Behandlungen.
Bisher sind keine Fälle von Tomatengrippe in Deutschland bekannt. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat sich noch nicht zur Tomatengrippe geäußert.
Informationen zu Tomatengrippe
Erstmalig wurde die Tomatengrippe in Indien am 6. Mai 2022 bei einem Kleinkind in Bundesstaat Kerala beschrieben. Es handelt sich um eine bislang seltene Virusinfektion. Ein Mitte August 2022 publizierter Beitrag im Journal “The Lancet Respiratory Medicine” berichtet von 82 Kindern unter 5 Jahren in Kerala, die vermutlich betroffen sind. Weitere 26 Fälle bei Kindern im Alter von 1 bis 9 Jahren wurden aus der Region Odisha, ebenfalls Indien, gemeldet.
Nach jetzigem Erkenntnisstand ist die Tomatengrippe nicht lebensbedrohlich. Es sind keine Todesfälle in diesem Zusammenhang bekannt. Dennoch sollte eine Ausbreitung – schlimmstenfalls im Sinne einer Pandemie – verhindert werden. Die im Laufe der Corona-Pandemie gewonnenen Erkenntnisse können dabei hilfreich sein.
Möglicherweise stellt die Tomatengrippe eine Nachwirkung vorhergehender Erkrankungen mit Chikungunya- oder Dengue-Fieber bei Kindern dar. Eine andere Möglichkeit, die Forschende in Erwägung ziehen, ist, dass es sich um eine neuartige Variante der auch in Deutschland weit verbreiteten Hand-Fuß-Mund-Krankheit handelt. Diese Krankheit befällt vorwiegend Kinder und äußert sich anfangs durch Fieber, Appetitverlust und Halsschmerzen. Im Verlauf entstehen schmerzhafte Veränderungen an den Mundschleimhäuten und später kommt es zu einem Hautausschlag, insbesondere an den Händen und Füßen, manchmal mit Blasenbildung.
Im englischsprachigen Raum wird die Erkrankung als tomato flu oder tomato fever bezeichnet.
Tomatengrippe – Symptome
Obwohl Tomatenfieber anfangs ähnliche Symptome wie eine COVID-19-Infektion aufweist, sind die Viren bisherigen Kenntnissen zufolge nicht verwandt.
Die roten Blasen können stark anschwellen, sodass sie einer Tomate ähneln. Daher kommt die Bezeichnung Tomatengrippe bzw. Tomatenfieber. Die Blasen auf der Haut ähneln in ihrem Erscheinungsbild außerdem jenen bei jungen PatientInnen mit Affenpocken.
Tomatengrippe – Diagnose
Da das Tomatengrippe-Virus bisher nicht eindeutig identifiziert wurde, gibt es keinen direkten Nachweis einer Infektion. Ein indirekter Nachweis der Tomatengrippe erfolgt durch Ausschluss anderer Krankheiten mit ähnlichen Symptomen.
Eine Diagnose von Tomatenfieber beinhaltet:
Das Vorliegen der oben genannten Hauptsymptome
Ein sehr junges Alter der PatientInnen
Serologische Tests zum Ausschluss von:
Dengue-Viren (DENV)
Chikungunya-Viren (CHIKV)
Zika-Viren (ZIKV)
Varizella-Zoster-Viren (VZV)
Herpes-Viren (verschiedene)
Tomatengrippe – Behandlung
Bisher gibt es keine speziellen Medikamente zur Behandlung von Tomatenfieber. Ähnlich wie bei anderen viralen Erkrankungen mit überschneidendem Erscheinungsbild wird symptomatisch behandelt. Dazu zählt z. B. die Gabe von Paracetamol, um Fieber und Gliederschmerzen zu lindern. Außerdem sollten PatientInnen sich ausruhen und auf eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr achten.
Wichtig ist eine Isolation der Betroffenen, da die Tomatengrippe-Viren allem Anschein nach höchst ansteckend sind.
Tomatengrippe – Ansteckung
Bisher wurde die Erkrankung hauptsächlich bei Kleinkindern beobachtet. Deshalb wird eine Übertragung via Schmierinfektion vermutet. Das kann z. B. enger Körperkontakt und Austausch von Körperflüssigkeiten sein, aber auch Lecken an oder in den Mund nehmen von kontaminierten Gegenständen. Vermutlich hat das Sekret aus den Bläschen eine sehr hohe Virenlast.
Wie auch andere Arten der Grippe ist die Tomatengrippe hoch ansteckend. Um eine Ausbreitung der Viren zu verhindern, müssen infizierte PatientInnen isoliert werden. Die Isolation sollte für mindestens 5 bis 7 Tage nach Auftreten der Symptome eingehalten werden. Wie bei fast allen viralen Infektionen ist eine sorgsame Hygiene ein wichtiger Baustein zum Eindämmen der Erkrankung.
Tomatengrippe – Vorbeugung
Impfungen zählen langfristig zu den effizientesten und kostengünstigsten Maßnahmen zur Eindämmung von Virusinfektionen. Da das Tomatengrippe-Virus bisher nicht identifiziert wurde, kann noch nicht an einer Tomatengrippe-Impfung geforscht werden. Auch spezielle antivirale Medikamente zur Behandlung der Tomatengrippe sind bisher nicht verfügbar.
Häufige Fragen zu Tomatengrippe
Die Tomatengrippe ist eine bisher seltene Virusinfektion. Erste Fälle wurden im Mai 2022 in Indien beobachtet. Die Symptome sind grippeähnlich und es treten schmerzhafte rote Bläschen am ganzen Körper auf, welche bis zur Größe einer Tomate anschwellen können. Daher hat die Erkrankung ihren Namen.
Die Begriffe Tomatengrippe (englisch tomato flu) und Tomatenfieber (englisch tomato fever) sind Synonyme für ein und dieselbe Erkrankung. Die Viruserkrankung wurde bisher v. a. bei Kleinkindern in Indien beschrieben. Sie äußert sich in grippeartigen Symptomen und schmerzenden roten Blasen auf der Haut.
Die Symptome der Tomatengrippe ähneln anderen Viruserkrankungen wie Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber oder der Hand-Mund-Fuß-Krankheit. Im Vordergrund stehen die schmerzenden roten Blasen. Diese können am ganzen Körper auftreten und bis zur Größe einer Tomate anschwellen. Weitere häufige Symptome sind hohes Fieber, verschiedenartige Hausausschläge und starke Gliederschmerzen.
Bislang konnte das Tomatengrippe-Virus noch nicht eindeutig identifiziert werden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass es sich um Folgeerkrankungen oder Varianten bereits bekannter Viruserkrankungen handelt. Aktuell sind keine speziellen antiviralem Medikamente oder Impfstoffe für die Tomatengrippe verfügbar. Erkrankte werden symptomatisch behandelt. Vorbeugend sollten Hygieneregeln beachtet und Erkrankte isoliert werden.
Quellen
Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK). Robert Koch-Institut (RKI). 2017. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HFMK.html (zugegriffen 24. August 2022)
Chavda VP, Patel K, Apostolopoulos V: Tomato flu outbreak in India. Lancet Respir Med 2022; Online ahead of print.