Darstellung eines Affenpocken-Virus bzw. Monkeypox virus (MPXV).
  1. Pocken
  2. Affenpocken
  3. Windpocken
  4. Häufige Fragen zu Affenpocken
Darstellung eines Affenpocken-Virus bzw. Monkeypox virus (MPXV).

Kaum scheint sich die Corona-Lage in Deutschland etwas zu entspannen, schon haben wir es mit einem weiteren Virus zu tun. Die Affenpockenkrankheit wird durch das Monkeypox virus (MPXV) ausgelöst und breitete sich im Mai 2022 von Afrika bis nach Nordamerika, Australien und Europa aus. Erste europäische Ausbrüche waren in Großbritannien zu verzeichnen. Der erste Fall von Affenpocken in Deutschland wurde am 20. Mai 2022 aus München gemeldet. Wie gefährlich sind Affenpocken wirklich? Was sind die Übertragungswege von Affenpocken? Hilft eine Pockenimpfung gegen Affenpocken?

Fernarzt informiert über Pocken, Affenpocken und Windpocken, sowie über deren Erreger, Symptome und Übertragungswege.

Pocken

  • Synonyme: Variola, Smallpox
  • Erreger: Variola major, Variola vera
  • Symptome: zu Beginn unspezifisch, nach 2 bis 4 Tagen Auftreten von Papeln, die sich zu eitergefüllten Blasen und verkrustenden Pusteln entwickeln
  • Übertragung: Tröpfcheninfektion, von Mensch zu Mensch
  • Behandlung: v. a. symptomatisch, ggf. mit dem antiviralen Wirkstoff Tecovirimat
  • Vorbeugung: Pockenimpfung mit Lebendimpfstoff (zählt nicht mehr zu den Standardimpfungen)
  • Inkubationszeit: durchschnittlich 12 bis 14 Tage

Pocken haben die Menschheit über Jahrtausende hinweg begleitet. Schätzungen zufolge starben allein im 20. Jahrhundert über 300 Millionen Menschen an Pocken. Etwa 3 von 10 Infizierten versterben, Überlebende sind oft durch extreme Narben entstellt.

Die Pockenviren werden von Mensch zu Mensch übertragen. Der häufigste Übertragungsweg ist eine Tröpfcheninfektion über kontaminierten Speichel. Eine Infektion mit Pockenviren führt bei einem Großteil der Ungeimpften zum Ausbruch der Krankheit, etwa zwei Wochen nach Übertragung der Erreger.

Die ersten Symptome sind unspezifisch, wie Fieber, Atemwegsbeschwerden oder Gliederschmerzen. Etwa 2 bis 4 Tage nach Einsetzen der ersten Symptome kommt es zum “Stadium vesiculosum”. In dieser Phase äußert sich die Pockenkrankheit durch das Auftreten von Papeln, also kleinen Knötchen auf der Haut. Diese entwickeln sich im Verlauf zu eitergefüllten Blasen und verkrustenden Pusteln. Es gibt keine kausale Therapie bei Pocken, deshalb können lediglich die Symptome behandelt werden.

Die Krankheit dauert etwa 2 bis 3 Wochen an und ist hoch ansteckend. Dank einer weltweiten Impfkampagne konnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pocken im Jahr 1980 für ausgerottet erklären.

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Pockenimpfung

Die Ü40-Generation in Deutschland hat sie, manch jüngere Menschen wundern sich: eine runde Narbe am Oberarm. Das ist ein Überbleibsel der Pockenimpfung. Bis 1976 in der Bundesrepublik und bis 1982 in der ehemaligen DDR waren Pockenimpfungen Pflicht. Milliarden Menschen weltweit wurden v. a. in den 1960ern und 1970ern geimpft, wodurch die gefährlichen Pocken ausgerottet werden konnten.

Der damals verwendete Impfstoff wurde über eine Einritzung am Oberarm in den menschlichen Körper eingebracht, da Studien zeigten, dass diese Methode eine stärkere Immunreaktion hervorruft. Die eingebrachten Viren lösen eine Immunantwort aus und wappnen den Organismus für zukünftige Infektionen mit diesen oder ähnlichen Viren. Heutzutage sind nur noch etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung gegen Pocken geschützt.

Die Tatsache, dass Impfstoffe auch gegen andere, ähnliche Virenstämme helfen können, bezeichnet man als Kreuzimmunität. Die Erreger der Pocken und der Affenpocken gehören zur Gattung der Orthopoxviren. Da die Viren sich hinsichtlich ihrer Oberflächen sehr ähneln, wird von einer hohen Wirksamkeit des Pockenimpfstoffes gegen Affenpocken ausgegangen.

Der ursprüngliche Lebendimpfstoff mit Pockenviren hat allerdings eine Reihe von Nebenwirkungen, sodass die Nutzen-Risiko-Rechnung für einen Einsatz gegen Affenpocken, welche i. d. R. milder verlaufen als echte Pocken, nicht gerechtfertigt erscheint.

Seit knapp 10 Jahren gibt es einen neuen Impfstoff gegen Pocken, welcher in den USA sogar schon als Affenpocken-Impfung zugelassen ist. Imvanex ist ein sogenanntes MVA-Vakzin. Es enthält das “modifizierte Vaccinavirus Ankara”, eine abgeschwächte, aber dennoch lebende Form des Pockenerregers. Weiterhin kann dieser Impfstoff subkutan injiziert werden, also einfach mit einer Spritze unter die Haut. Dadurch entsteht keine Narbe, wie es bei der ursprünglichen Immunisierung gegen Pocken der Fall war.

Da die Pockenimpfung i. d. R. schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, kann die Wirksamkeit eingeschränkt sein. Es wird vermutet, dass die Verläufe von Affenpockenerkrankungen dadurch trotzdem deutlich milder sind. Bei der Pockenimpfung kann sogar eine PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) sinnvoll sein. Das bedeutet, dass nach einer möglichen Infektion schnellstmöglich eine Impfung verabreicht wird. Da die Inkubationszeit bei Pockenviren bis zu 2 Wochen beträgt, setzt der Impfschutz vor einem möglichen Ausbruch ein und kann diesen somit verhindern oder abschwächen.

Affenpocken

  • Synonym: Monkeypox
  • Erreger: Monkeypox virus (MPXV), veraltet: Orthopoxvirus simiae
  • Symptome: zu Beginn grippeähnlich, nach etwa 1 bis 3 Tagen pockenartige Hautausschläge
  • Übertragung: durch Nagetiere und Affen, selten von Mensch zu Mensch (über Körperflüssigkeiten bei engem Kontakt)
  • Behandlung: v. a. symptomatisch, ggf. mit dem antiviralen Wirkstoff Tecovirimat
  • Vorbeugung: Pockenimpfung mit Lebendimpfstoff (zählt nicht mehr zu den Standardimpfungen)
  • Inkubationszeit: durchschnittlich 7 bis 21 Tage

Affenpocken sind endemisch in West- und Zentralafrika. Das bedeutet, dass in diesen Regionen die Krankheit über einen längeren Zeitraum hinweg gehäuft auftritt. In den letzten Jahren gab es immer wieder Einzelfälle von PatientInnen, die sich bei Reisen in diese Gebiete mit Affenpocken infiziert haben.

Was MedizinerInnen und das Robert Koch-Institut (RKI) beim derzeitigen Ausbruch der Affenpocken hellhörig macht, ist der Umstand, dass viele der aktuell Infizierten sich nicht in den bekannten endemischen Gebieten aufgehalten haben. Demnach kam es u. a. in Europa zu einer Affenpocken-Übertragung von Mensch zu Mensch.

Beobachtungen zufolge sind die allermeisten dieser Ansteckungen auf sexuelle Kontakte zwischen Männern zurückzuführen. Das hat nichts mit der sexuellen Neigung einer Person zu tun, sondern mit der Art des praktizierten Geschlechtsverkehres. Das höchste Ansteckungsrisiko besteht für anale RezipientInnen, also die Personen, die beim Analverkehr penetriert werden – dabei ist das Geschlecht der Person irrelevant. Durch kleine Risse in den Schleimhäuten des Enddarms können die Viren aus infektiösen Körperflüssigkeiten in den neuen Organismus gelangen. Dieser Mechanismus ist bereits vom HI-Virus bekannt.

Affenpocken gehören zu den Zoonosen. Das bedeutet, die Erreger wurden ursprünglich von Tieren auf Menschen übertragen. Als Hauptüberträger aus dem Tierreich gelten nicht etwa Affen, sondern Nagetiere. Weiterhin können Affenpocken von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dabei muss bei sehr engem Kontakt infektiöse Körperflüssigkeit ausgetauscht werden. Das Affenpockenvirus (Monkeypox virus, MPXV) ist mit dem Pockenvirus (Variola major bzw.Variola vera) eng verwandt. Aus diesem Grund hat ein bestehender Impfschutz gegen Pocken auch eine gute Wirksamkeit gegen Affenpocken.

Affenpocken haben üblicherweise einen deutlich milderen Verlauf als Pocken. Die Letalität von Affenpocken liegt bei 2 bis 11 Prozent. Das bedeutet, dass 2 bis 11 von 100 Erkrankten versterben. Durchschnittlich 7 bis 21 Tage nach Ansteckung kommt es zum Ausbruch der Krankheit. Die ersten Affenpocken-Symptome sind grippeähnlich, nach weiteren 1 bis 3 Tagen kommt es zu pockenartigen Hautausschlägen. Ein erhöhtes Risiko für schwere oder sogar tödliche Verläufe besteht für Kinder und immungeschwächte Personen.

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Windpocken

  • Synonyme: Varizellen, Chickenpox
  • Erreger: Varizella-Zoster-Virus (VZV) = Humanes Herpesvirus-3 (HHV-3)
  • Symptome: anfangs unspezifisch, nach 3 bis 5 Tagen Papeln und Vesikel mit Krusten, starker Juckreiz
  • Übertragung: Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion, von Mutter auf Ungeborene
  • Behandlung: Antihistaminika oder Gerbstoffe gegen den Juckreiz; ggf. antivirale Therapie mit Aciclovir
  • Vorbeugung: Varizellen-Impfung mit Lebensimpfstoff, empfohlen von STIKO als Standardimpfung für alle Kinder von 11 Monaten bis 17 Jahren
  • Inkubationszeit: durchschnittlich 2 Wochen (8 bis 28 Tage)

Bei dem Begriff “Pocken” denken viele direkt an “Windpocken”. Jedoch haben Windpocken – bis auf den pockenartigen Ausschlag – mit Pocken oder Affenpocken nicht viel gemeinsam.

Windpocken werden durch Herpesviren ausgelöst. Sie treten oft im Alter von 1 bis 4 Jahren auf und sind höchst ansteckend. Der Name Windpocken rührt daher, dass kleinste Tröpfchen von infektiösen Körperflüssigkeiten über mehrere Meter hinweg durch die Luft, also mit dem Wind, übertragen werden können – etwa beim Niesen oder Sprechen.

Durchschnittlich 2 Wochen nach Ansteckung zeigen sich erste unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Nach weiteren 3 bis 5 Tagen entstehen typische Windpocken-Symptome wie Papeln und Vesikel und es kommt zur Krustenbildung, begleitet von einem starken Juckreiz. Herpes-Viren bleiben nach einer Ansteckung ein Leben lang im Körper. Bei geschwächtem Immunsystem können Infektionen in Form von Gürtelrose (Herpes Zoster) wieder aufflammen.

Bis in die frühen 2000er hinein gab es jährlich etwa 750.000 Fälle von Windpocken in Deutschland. Im Kindesalter ist die Letalität gering (0,6 von 100.000 Erkrankten versterben), Windpocken bei Erwachsenen haben eine etwas höhere Letalität (31:100.000). Sehr gefährlich sind Windpocken für Menschen mit Immunschwäche und für Schwangere bzw. deren ungeborene Kinder.

Seit 2004 gehört die Windpockenimpfung zu den Standardempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Seitdem gibt es deutlich weniger Fälle. Im Jahr 2020 wurden dem RKI 11.321 Windpockenerkrankungen gemeldet, was nur noch rund 1,5 Prozent der Fallzahlen vor Einführung der Impfempfehlung entspricht. Die Impfung gegen Windpocken wird oft als MMRV-Kombinationsimpfstoff verabreicht. Dieser wird unter die Haut injiziert und immunisiert gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Eine Windpockenimpfung wirkt nicht gegen Affenpocken.

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Häufige Fragen zu Affenpocken

Die Affenpockenerkrankung ist eine durch das Monkeypox virus (MPXV) ausgelöste Krankheit. Sie äußert sich v. a. durch pockenartige Hautausschläge. Normalerweise tritt diese Virusinfektion nur in West- und Zentralafrika auf. Seit Mai 2022 werden gehäuft Fälle außerhalb von Afrika gemeldet – auch in Deutschland und weiteren europäischen Ländern.

Etwa 1 bis 3 Wochen nach Ansteckung kommt es zu den ersten, unspezifischen Symptomen. Diese ähneln denen einer Grippe. Weitere 1 bis 3 Tage nach Symptombeginn zeigen sich pockenartige Ausschläge auf der Haut. In 2 bis 11 Prozent der Fälle verläuft eine unbehandelte Infektion tödlich. Besonders gefährdet sind Kinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Da sich Pockenviren und Affenpockenviren sehr ähnlich sind, wirkt der Pockenimpfstoff auch in einem hohen Maße gegen Affenpocken. Allerdings sind heutzutage nur noch etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung gegen Pocken geimpft. Da die Immunisierung in den allermeisten Fällen mehrere Jahrzehnte zurückliegt, kann der Impfschutz eingeschränkt sein. Seit rund 10 Jahren ist ein weiterentwickelter Pockenimpfstoff verfügbar. Dieser ruft weniger Nebenwirkungen hervor und wird, wie die meisten anderen Impfungen, einfach unter die Haut gespritzt.

Der Lebendimpfstoff gegen Pocken, der v. a. in den 1960er und 1970er Jahren über eine Einritzung im Oberarm verabreicht wurde, entspricht nicht mehr den heutigen Standards. Die Nebenwirkungen sind zu gravierend, als dass sich bei der milder verlaufenden Affenpockenkrankheit eine positive Nutzen-Risiko-Bilanz ergeben würde. Der weiterentwickelte Pockenimpfstoff Imvanex hat weniger Nebenwirkungen und muss auch nicht durch Einritzung in den Körper gebracht werden. Er ist in den USA bereits als Affenpocken-Impfung zugelassen.

Pocken werden durch ein hoch ansteckendes Virus von Mensch zu Mensch übertragen. Schätzungen zufolge verstarben im 20. Jahrhundert weltweit etwa 300 Millionen Menschen an Pocken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ab 1967 eine Kampagne zur Pockenimpfung betrieben. Durch die weltweite Immunisierung der Menschheit konnte 1980 vermeldet werden, dass die Pocken ausgerottet waren.

Quellen

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