Östriol (E3)

Laborwerte richtig verstehen: Östriol (Estriol) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Was bewirkt Östriol im Körper?
  2. Wann sollte Östriol bestimmt werden?
  3. Laboruntersuchung Östriol
  4. Östriol-Wert in Schwangerschaft zu niedrig
  5. Östriol-Wert in Schwangerschaft zu hoch
  6. Was bewirkt Estriol in der Scheide?
  7. Fakten zum Sexualhormon Östriol

Östriol ist ein weibliches Sexualhormon und gehört neben Östradiol und Östron zu den Östrogenen. Es ist von den drei genannten Hormonen die am wenigsten biologisch wirksame Form. Östriol wird häufig als Estriol oder E3 bezeichnet.

Was bewirkt Östriol im Körper?

Östriol wird hauptsächlich in der Leber und zu einem geringen Anteil in der Plazenta aus Östradiol und Östron gebildet. Ausgangsstoff für die männlichen und weiblichen Sexualhormone (Androgene und Östrogene) ist das Cholesterin.

Als Abbauprodukt der anderen Östrogene hat Östriol nur eine geringe biologische Wirksamkeit. Es gibt spezielle Östrogen-Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen. Bindet ein Östrogen an diese Rezeptoren, kann z. B. ein Stoffwechselprozess initiiert werden. Das Östriol hat von allen Östrogenen die geringste Affinität zu diesen Rezeptoren, es bindet also nicht lange daran. Somit werden weniger Prozesse in Gang gesetzt und weniger Effekte erzielt.

Östriol-Werte sind v. a. in der Schwangerschaft erhöht und können dann von analytischer Bedeutung sein.

Unterschied Estriol und Östriol

Statt von Östrogenen wird häufig auch von Estrogenen gesprochen. Auch bei Östriol sieht man alternativ die Begriffe Estriol oder E3. Die Zahlen repräsentieren die Anzahl der Hydroxylgruppen der jeweiligen Moleküle.

Zu den Östrogenen gehören:

  • Östron (E1) = Estron
  • Östradiol (E2) = Estradiol
  • Östriol (E3) = Estriol
  • Östetrol (E4) = Estetrol

Es gibt noch weitere Östrogene. Diese spielen, wie auch E4, in der Analyse der weiblichen Geschlechtshormone keine Rolle.

Ist Estriol gleich Östriol? Die Antwort lautet ja und nein. Ja, weil Estriol die englische und internationale Schreibweise für Östriol ist. Nein, weil häufig zwischen körpereigenen Hormonen (Östrogene, Östriol) und synthetisch hergestellten Hormonen (Estrogene, Estriol) unterschieden wird. Das ist v. a. in Pharmazie und Biochemie der Fall. Da sich aber nicht alle WissenschaftlerInnen, ÄrzteInnen und PharmazeutenInnen daran halten, gilt in den meisten Fällen, dass die Begriffe als Synonyme verwendet werden, also Estriol gleich Östriol ist.

Wann sollte Östriol bestimmt werden?

Das Östriol wird nicht routinemäßig bei der Analyse der Geschlechtshormone bestimmt. Aussagekräftig ist der Östriolspiegel bei der Schwangerschaftsüberwachung und Pränataldiagnostik.

Mögliche Gründe für Bestimmung von Östriol:

  • Ausschluss einer Plazentainsuffizienz
  • Risikoabschätzung für ein Down-Syndrom des ungeborenen Kindes (im Rahmen des Triple-Testes)
  • Bei drohendem Schwangerschaftsabbruch (Abortus imminens)

Laboruntersuchung Östriol

Heutzutage ist es üblich, das freie Östriol zu bestimmen. Das bedeutet, dass nur die Menge des Hormons gemessen wird, die nicht an Transportproteine gebunden ist. Früher wurde das gesamte Östradiol im Blutserum gemessen, was sich bei der Risikoabschätzung von Schwangerschaftskomplikationen jedoch als weniger sinnvoll herausgestellt hat.

Östriolspiegel messen

Um den Östriolspiegel zu bestimmen, werden 0,5 bis 1 ml Serum benötigt. In dieser Probe können mithilfe eines Chemilumineszenz-Immunoassays (CLIA) kleinste Mengen biologischer Substanzen wie Hormone nachgewiesen werden. Dafür werden speziell präparierte Moleküle zur Probe hinzugegeben. Diese binden an die Östriol-Moleküle und können nach Aktivierung Lichtsignale aussenden. Diese sogenannte Chemilumineszenz, also das chemische Leuchten, kann gemessen werden und somit der Östriolspiegel quantitativ bestimmt werden.

Normwerte Östriol Schwangerschaft

  • bis 31. SSW: 2,5–10,0 µg/l
  • bis 33. SSW: 3,5–12,0 µg/l
  • bis 35. SSW: 4,0–13,0 µg/l
  • bis 37. SSW: 5,0–17,0 µg/l
  • bis 40. SSW: 6,0–25,0 µg/l
SSW = Schwangerschaftswoche

Östriol sollte mehrmals im Abstand von wenigen Tagen analysiert werden, um eindeutige Ergebnisse zu erhalten. Einmalige Werte außerhalb des Normbereiches sind kein Anlass für Stress und Sorgen. Denn dies kann dem ungeborenen Kind auch schaden!

Östriol-Wert in Schwangerschaft zu niedrig

Niedrige Östriol-Werte können auf Schwangerschaftskomplikationen oder Erkrankungen des ungeborenen Kindes hindeuten. Die Ergebnisse sind nicht immer eindeutig und sollten unbedingt mit den betreuenden GynäkologInnen ausführlich besprochen werden. Weiterhin sollte der Östriolspiegel mehrfach bestimmt werden.

Niedrige Östriol-Werte können ein Hinweis sein für:

  • Plazentainsuffizienz: durch eingeschränkte Funktion der Plazenta wird das ungeborene Kind nicht ausreichend versorgt, hervorgerufen z. B. durch:

  • Fehlbildungen des Kindes, z. B. Anenzephalie

  • Genetische Erkrankungen des Kindes, z. B. Trisomie 21 (Down-Syndrom)

Einmalig niedrige Östriol-Werte sind keine Bestätigung dieser Erkrankungen. Die Östriolspiegel müssen mehrfach bestimmt und im Zusammenhang mit anderen Werten und klinischen Untersuchungen betrachtet werden. Bitte sprechen Sie ausführlich mit Ihrem Gynäkologen bzw. Ihrer Gynäkologin über die Ergebnisse und deren Aussagekraft.

Östriol-Wert in Schwangerschaft zu hoch

Die einzig bekannte Ursache für erhöhte Östriol-Werte während der Schwangerschaft ist eine Mehrlingsschwangerschaft. Die Werte deuten also darauf hin, dass mindestens zwei Kinder heranreifen – oder sogar mehr.

Was bewirkt Estriol in der Scheide?

Estriol bzw. Östriol wird bei Frauen mit Wechseljahresbeschwerden im Rahmen einer Hormonersatztherapie angewendet. Östriol kann oral eingenommen oder vaginal angewendet werden. Verfügbare Darreichungsformen sind:

  • Tabletten mit Östriol

  • Östriol-Creme

  • Östriol-Salbe

  • Vaginalzäpfchen mit Östriol

Während und nach den Wechseljahren sinken die Hormonspiegel. Bei vielen Frauen führt das zu Beschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder innerer Unruhe. Zudem verursachen Veränderungen der vaginalen Schleimhäute bei etwa der Hälfte der Frauen eine Scheidentrockenheit. Dadurch wird auch das Risiko für Scheidenentzündungen erhöht.

Vaginalcreme mit Östriol wird in der Scheide angewendet. Somit können die Hormone der Östriol-haltigen Creme lokal in der Vagina wirken. Ziel der Behandlung ist es, Scheidentrockenheit sowie die Neigung zu häufigen Scheideninfektionen zu bekämpfen.

Fakten zum Sexualhormon Östriol

  1. Östriol hat von allen Östrogenen die schwächste Wirkung.
  2. Östriol wird auch als Estriol oder E3 bezeichnet.
  3. Niedrige Östriol-Werte können auf Schwangerschaftskomplikationen hindeuten.
  4. Im Rahmen des Triple-Testes wird Östriol bestimmt, um Erkrankungen des ungeborenen Kindes auszuschließen.

Quellen

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