Frau leidet unter Reiseübelkeit und übergibt sich im Auto in eine Tüte.
  1. Was ist Reiseübelkeit?
  2. Reiseübelkeit Symptome
  3. Was tun gegen Reiseübelkeit?
  4. Medikamentöse Mittel gegen Reiseübelkeit
  5. Häufige Fragen zu Reiseübelkeit
Frau leidet unter Reiseübelkeit und übergibt sich im Auto in eine Tüte.


ICD-10-Code für Reiseübelkeit: T75.3 Kinetose

Kinder zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr und Frauen sind besonders anfällig für Kinetosen.

Reiseübelkeit kann bei jedem Menschen und jedem Fortbewegungsmittel auftreten. Während sie medizinisch nicht besorgniserregend ist, kann Reiseübelkeit von Betroffenen als sehr unangenehm empfunden werden.

Auf einen Blick
  • Reiseübelkeit entsteht durch widersprüchliche Informationen des Seh- und Gleichgewichtssinnes.
  • Insbesondere ungewohnte Beschleunigungsreize führen zu Reiseübelkeit.
  • Zu den Symptomen zählen Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen und Schwindel.
  • Es gibt viele Verhaltensweisen die Reiseübelkeit vorbeugen können.
  • Medikamente gegen Reiseübelkeit enthalten meist die Wirkstoffe Scopolamin, Dimenhydrinat oder Diphenhydramin.

Was ist Reiseübelkeit?

Reiseübelkeit beschreibt eine Art von Übelkeit, die bei Bewegung auftritt. In der Fachsprache wird sie als Kinetose bezeichnet, andere geläufige Begriffe sind Seekrankheit oder Reisekrankheit.

Die Reisekrankheit entsteht dadurch, dass das Gehirn unterschiedliche Informationen hinsichtlich Sehen (visuell) und das Gleichgewicht betreffend (vestibulär) erhält. Beteiligt an den Sinnesinformationen sind

  • das Gleichgewichtsorgan im Ohr,

  • die Augen,

  • Hautrezeptoren und

  • Rezeptoren im Bereich der Muskeln und Gelenke.

Wenn beispielsweise das Innenohr und die Muskeln auf einem Schiff Schwankungen wahrnehmen, die Augen aber nicht, können diese widersprüchlichen Informationen zu Reiseübelkeit führen. Kinetose kann bei jeder Form von Bewegung auftreten, egal ob im Flugzeug, Auto, Bus oder Schiff.

Reiseübelkeit ist so alt wie die Fortbewegungsmittel, dennoch leiden auch heute noch viele Menschen daran. Bei sehr schwerem Seegang sind bis zu 60 Prozent der erfahrenen Besatzungsmitglieder von den Symptomen betroffen.

Nicht nur Bewegung in Form von Beschleunigung, sondern auch extreme Höhe kann Reiseübelkeit verursachen. Zum sogenannten Höhenschwindel kommt es wenn die Augen ihre visuellen Referenzpunkte verloren haben. Das kann beispielsweise beim Bergsteigen geschehen oder beim Erklimmen eines hohen Gebäudes. Bei diesen Aktivitäten können sich die Informationen der Augen von denen aus dem Innenohr unterscheiden und somit Schwindel auslösen.

Reisekrankheit wird auch als Bewegungskrankheit (motion sickness) bezeichnet. Eine recht neue Form ist die sogenannte “simulator sickness”. Diese wird durch virtuelle Realitäten (VR) wie Videospiele, 3D-Filme oder VR-Brillen ausgelöst.

Wer ist von Reiseübelkeit betroffen?

Reiseübelkeit wird als eine physiologische Reaktion des Körpers auf Beschleunigungsreize gesehen. Daher kann prinzipiell jeder Mensch von Reiseübelkeit betroffen sein. Die Reizschwelle liegt dabei bei manchen Menschen niedriger als bei anderen. Es gibt Gruppen von Menschen, die besonders von Reiseübelkeit betroffen sind:

  • Kinder zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr

  • Frauen, vor allem in der Schwangerschaft, während der Regelblutung oder bei Einnahme von Hormonen

  • Menschen, die an Migräne leiden, besonders während eines akuten Anfalls

Reiseübelkeit Symptome

Reiseübelkeit ist im medizinischen Sinne nicht besorgniserregend, für die Betroffenen dennoch unangenehm. Die Symptome beginnen bei entsprechenden Reizen schleichend und können bis zu Stunden nach Ende der Reize andauern.

Charakteristische Symptome einer Reiseübelkeit:

Was tun gegen Reiseübelkeit?

Am effektivsten ist es, auslösende Reize zu meiden, jedoch ist dies in den meisten Fällen nicht dauerhaft einzuhalten. Es gibt eine Reihe an Maßnahmen, die bei der Behandlung und Prävention von Reiseübelkeit helfen können.

Reiseübelkeit: Hausmittel, Tipps & Tricks

Nicht-medikamentöse Maßnahmen können helfen, die Reiseübelkeit zu bekämpfen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Falls man regelmäßig an Reiseübelkeit leidet oder vermutet, dass diese auftreten wird, können diese Tipps auch vorbeugend angewendet werden:

  • Bewegung minimieren:

    • Im Auto: bestenfalls selber fahren oder auf dem Beifahrersitz mitfahren

    • Im Zug: in Fahrtrichtung und am Fenster sitzen

    • Im Flugzeug: Sitzplatz über dem Flügel am Fenster

    • Auf dem Schiff: in der Mitte des Schiffes und auf Höhe der Wasserlinie aufhalten

  • Frische Luft: falls möglich Autofenster öffnen oder auf dem Schiffsdeck laufen, Lüftung im Flugzeug korrekt ausrichten

  • Horizont fixieren: mit dem Blick einen festen Punkt in der Ferne fixieren

  • Augen schließen, langsam Atmen und auf die Atmung konzentrieren

  • Pausen einlegen

  • Lesen und den Gebrauch von elektronischen Geräten mit Displays vermeiden, stattdessen aus dem Fenster schauen

  • Ausreichend Wasser trinken, auf Alkohol verzichten (auch am Abend zuvor)

  • Unangenehme Gerüche und Zigarettenrauch meiden

  • Andere Menschen mit Reiseübelkeit meiden, da dies die eigenen Symptome verschlimmern kann

  • Vor und während der Reise Einnahme leichter Speisen; fettige, sehr scharfe und saure Nahrungsmittel vermeiden

  • Ingwer kann den Brechreiz lindern, z. B. in Form von Bonbons

Infografik mit Tipps und Tricks gegen Reiseübelkeit.

Medikamentöse Mittel gegen Reiseübelkeit

In Kombination mit oder bei Unwirksamkeit der oben genannten Maßnahmen können Medikamente gegen Reiseübelkeit in Betracht gezogen werden. Es gibt verschiedene Klassen von Wirkstoffen, die antiemetisch, also gegen Übelkeit, wirken. Üblicherweise sind Mittel gegen Reiseübelkeit als Tabletten, Tropfen, Kaugummis oder Pflaster verfügbar.

  • Scopolamin ist ein Anticholinergikum, welches besonders wirksam gegen Kinetosen ist. Es hemmt die Wirkung des Botenstoffes Acetylcholin im Brechzentrum. Scopolamin wird als Pflaster verwendet und ist rezeptpflichtig.

  • Antihistaminika der 1. Generation werden auch zur Behandlung von Übelkeit eingesetzt. Die Wirkstoffe Dimenhydrinat und Diphenhydramin wirken antiemetisch, also gegen Übelkeit und Brechreiz, im zentralen Nervensystem. Sie sind nicht verschreibungspflichtig und können eine ausgeprägte Sedierung zur Nebenwirkung haben.

Beim Einsatz von Medikamenten ist es wichtig, diese vor Antritt der Reise einzunehmen. Sollten Beschwerden bereits eingetreten sein, wirken Medikamente häufig nicht mehr.

Innovative Gadgets gegen Reiseübelkeit

Eine Brille gegen Reiseübelkeit

Ein französischer Autohersteller bietet eine Brille namens Seetroën für etwa 100 Euro an. Diese Brille hat weder eine Sehstärke noch Gläser, sondern eine farbige Flüssigkeit in Ringen vor den Augen und an jeder Seite. Der Flüssigkeitsspiegel bewegt sich in Relation zum Kopf und dient als künstlicher Horizont. Somit passen Bewegungen des Körpers mit Sinneseindrücken der Augen zusammen. Laut Herstellerangaben reichen 10 bis 12 Minuten mit dieser Brille aus, um bei über 95 Prozent der AnwenderInnen die Reiseübelkeit zu unterdrücken.

Ein Armband gegen Reiseübelkeit

Es gibt Akupressurbänder von verschiedenen Anbietern, die gegen Übelkeit durch Reisen, Schwangerschaft, Migräne oder Chemotherapie wirken sollen. Dabei werden mithilfe des Armbandes bestimmte Punkte am Handgelenk stimuliert, um Übelkeit und Brechreiz zu unterdrücken. Laut Herstellerangaben wurde das Armband an Chemotherapie-PatientInnen getestet, wobei 70 Prozent eine deutliche Verbesserung von Übelkeit und Erbrechen berichteten.

Häufige Fragen zu Reiseübelkeit

Die Wirksamkeit von Verhaltensweisen und Medikamenten gegen Reiseübelkeit ist von Person zu Person verschieden. Empfehlenswert ist es, mögliche Bewegungen zu minimieren, nicht in einem Buch oder auf einem Display zu lesen und für ausreichend Pausen und frische Luft zu sorgen. Medikamente gegen Reiseübelkeit gibt es als Tabletten, Tropfen oder Pflaster.

Neben bestimmten Verhaltensweisen wie ausreichend Pausen einzulegen, für frische Luft zu sorgen, den Horizont mit den Augen zu fixieren oder auf das Lesen zu verzichten gilt Ingwer als zuverlässiges Hausmittel gegen Reiseübelkeit. Ingwer kann in Form von Tabletten, Bonbons oder Lutschpastillen bereits vor dem Eintreten der Symptome angewendet werden.

Der Körper kann sich an schwankende Bewegungen und widersprüchliche Sinneswahrnehmungen gewöhnen. Beispielsweise mindern sich die Symptome von Seekrankheit bei vielen Betroffenen, nachdem sie einige Tage auf einem Schiff verbracht haben. Diese Gewöhnung an Bewegungsmuster kann durch reaktives Training, bewusste Kopfgegenneigung und den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen unterstützt werden.

Reiseübelkeit entsteht durch widersprüchliche Informationen der Sinnesorgane an das Gehirn. Hält man sich beispielsweise in einem Schiff auf, so melden Körperrezeptoren eine schwankende Bewegung, die Augen sehen jedoch die Wände der Schiffskabine. Dieser Widerspruch erzeugt eine Reaktion im Brechzentrum des Gehirns und führt somit zu Symptomen wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen.

Verschreibungspflichtige Medikamente gegen Reiseübelkeit können verschiedene Wirkstoffe enthalten. Scopolamin ist sehr wirksam und wird über ein Pflaster verabreicht. Weitere Wirkstoffe sind Dimenhydrinat und Diphenhydramin, welche es auch als Tabletten gegen Reiseübelkeit gibt. Ein Hausmittel gegen Reiseübelkeit ist Ingwer, welchen es z. B. als Bonbons, Lutschpastillen oder in Form von Tabletten rezeptfrei zu kaufen gibt.

Quellen

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