Neben der chemischen Struktur und Eigenschaft eines Arzneimittels spielen noch weitere Faktoren eine Rolle dabei, wie ein Wirkstoff letztendlich im individuellen Körper wirkt. So ist zum Beispiel die Magenfüllung (nüchtern/nicht nüchtern) entscheidend, ebenso wie die Art der Füllung – je nach Wirkstoff und Magenfüllung kann die Wirkung des Medikaments verstärkt oder verringert werden. Man spricht hierbei von „Kein Food-Effekt“, „Positiver Food-Effekt“ oder „Negativer Food-Effekt“.

Außerdem funktioniert natürlich jeder Körper etwas anders, sodass auch patientenspezifische Faktoren wie:

• Alter
• Geschlecht
• Gewicht
• Ethnizität
• Organfunktion
• Vorerkrankungen
• Lebensstil

Wie genau ein Medikament im Körper aufgenommen, verteilt, verstoffwechselt und wieder ausgeschieden wird, ist ein sehr komplexer Prozess und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Ein wichtiges Thema für Pharmakologen sind die Interaktionen von Medikamenten untereinander und mit anderen Stoffen. Besonders interessant ist hierbei ein System, dass sich Cytochrom-P450-System nennt und an der Verstoffwechselung von Medikamenten beteiligt ist₂.

Bestimmte Lebensmittel, zum Beispiel Koffein, können dieses System entweder verstärken oder hemmen, sodass ein Medikament dadurch schneller, langsamer, stärker oder schwächer wirkt.

Sowohl laut Arzneiverordnungs-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK als auch Barmer Arzneimittelreport₂₇ ist Ibuprofen das am häufigsten verschriebene Medikament. Des Weiteren sind Diclofenac, Paracetamol und Metamizol (auch bekannt unter seinem Handelsnamen Novalgin) bekannte Vertreter der Schmerzmittel. Umso wichtiger ist es, dass Patienten auch über ihre Wechselwirkungen mit Lebensmitteln erfahren.

Der gemeinsame Konsum von Alkohol und Schmerzmitteln (insbesondere Paracetamol) kann sehr schädigend für die Leber sein, da Paracetamol die Leberschäden, die durch Alkoholkonsum ohnehin entstehen, noch verstärkt. Auch das Risiko einer Magenblutung ist in Kombination mit Alkohol deutlich erhöht.

Außerdem können Ballaststoffe den schmerzlindernden Effekt der Wirkstoffe verzögern. Dies liegt zum einen daran, dass die Medikamente länger im Magen bleiben, wenn dieser gefüllt ist. Zum anderen wirken Ballaststoffe aber auch direkt verzögernd auf die Aufnahme von Paracetamol₃.

Die Schilddrüse ist ein kleines, aber wichtiges Organ des menschlichen Körpers. Sie befindet sich an der Vorderseite des Halses, knapp unter dem Kehlkopf und produziert vor allem die Hormone T3 und T4, die für das Wachstum und zahlreiche Stoffwechselprozesse wichtig sind; aber auch Calcitonin, das eine Rolle im Calcium-Stoffwechsel spielt. Schilddrüsenhormone haben im Körper zum Beispiel den Effekt, dass die Herzfrequenz steigt, dass die Lunge besser durchblutet wird, dass vermehrt schnelle Muskelfasern aufgebaut werden, dass die Körpertemperatur und der Grundumsatz steigen und dass in der Kindheit das Skelett ausreichend wächst und das Nervensystem reift₄. Personen, die eine Unterfunktion der Schilddrüse haben, nehmen meist regelmäßig Schilddrüsenhormone (Levothyroxin) ein.

Zahlreiche Nahrungsbestandteile können die Resorption (Aufnahme) von Levothyroxin reduzieren bzw. beeinflussen. Hierzu zählen zum Beispiel Kationen, die in Mineralwasser enthalten sind, ebenso wie Kaffee₅, Sojaproteine₆ und Ballaststoffe. Auch sogenannte Präbiotika (ballaststoffhaltige Nahrungsergänzungsmittel) sollten mit mehrstündigem Abstand zu Levothyroxin eingenommen werden, da diese die Darmbakterien anregen und somit die Aufnahme des Medikaments verändern.

Es ist also von Vorteil, Levothyroxin 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück einzunehmen. Da Schilddrüsenhormone allerdings häufig über viele Jahre hinweg eingenommen werden müssen, ist es mitunter nicht immer möglich diesen Zeitabstand einzuhalten. Gegebenenfalls kann dies durch eine erhöhte Dosis des Medikaments ausgeglichen werden. Dies sollte vorher aber unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Wer unter der sogenannten Refluxkrankheit, also chronischem Sodbrennen leidet, kennt sie in der Regel. Auch bei Magengeschwüren oder einer Helicobacter-pylori-Infektion, bekommt man zur Therapie sogenannte Protonenpumpenhemmer₇ verschrieben. Diese hemmen eine Pumpe in der Magenwand, wodurch weniger Magensäure entsteht und der pH-Wert im Magen steigt – das Milieu wird also basischer.

Säureblocker wie Antazida enthalten Aluminiumsalze. Nimmt man Citrate (Citrat ist das Salz der Citronensäure) wie sie beispielsweise in Obstsäfte, Limonaden oder Wein enthalten sind zu sich, erhöhen diese die Aufnahme von Aluminium im Körper. Aluminium steht im Verdacht, mit Krankheiten wie Alzheimer oder Brustkrebs in Verbindung zu stehen.

Bekannte Vertreter der „Säureblocker“ sind Pantoprazol, Omeprazol und Esomeprazol.

Bluthochdruck (Hypertonie) zählt zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland - rund ein Viertel der Erwachsenen ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) betroffen₂₅. Mit 9,4 Millionen Todesfällen jährlich ist es außerdem eine der weltweit häufigsten Todesursachen₂₆. Unser Körper hat verschiedene Mechanismen, um unseren Blutdruck zu regulieren und unseren aktuellen Umweltbedingungen anzupassen. Das Enzym ACE (Angiotensin Converting Enzyme) ist Teil eines Mechanismus, der den Blutdruck ansteigen lässt. Aus diesem Grund kann der Blutdruck gesenkt werden, indem man ACE durch Medikamente hemmt.

Vorsichtig sollte man dann aber sein, wer man gerne scharf isst. Denn in Kombination mit Capsaicin, das in Chili oder Cayenne-Pfeffer vorkommt, kann Reizhusten als Nebenwirkung verstärkt werden.

Bekannte ACE-Hemmer sind Ramipril, Enalapril, Lisinopril und Captopril₈.

Beta-Blocker tragen ihren Namen aufgrund ihrer Eigenschaft, bestimmte Rezeptoren im Körper zu blockieren, die mit β1 und β2 benannt sind. Meist ist hierbei die Hemmung der β1-Rezeptoren gewünscht₉. Diese sitzen an verschiedenen Stellen im Körper, zum Beispiel am Herzen. Bindet sich ein bestimmter Botenstoff (zum Beispiel Adrenalin oder Noradrenalin) an sie, bewirken sie zum Beispiel, dass das Herz schneller schlägt.

Beta-Blocker können also dabei helfen, den Herzschlag zu verlangsamen und so den Blutdruck zu senken. Sie werden daher unter anderem in der Therapie von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und der Koronaren Herzkrankheit eingesetzt und tragen Namen wie Metoprolol, Bisoprolol oder Nebivolol.

Orangensaft kann die Wirkung einiger Beta-Blocker verringern₁₀.

Cholesterin spielt an verschiedenen Stellen im Körper eine überaus wichtige Rolle. So ist es zum Beispiel Bestandteil von Zellmembranen und erhöht deren Fluidität und Stabilität₁₁. Wir brauchen es außerdem, um Gallensäuren, Steroidhormone oder auch Vitamin D herzustellen. Auf der anderen Seite kann zu viel Cholesterin sehr schädlich für unseren Körper sein und zum Beispiel die Arteriosklerose begünstigen, was wiederum einen Risikofaktor für Herzinfarkte und Embolien darstellt.

Ist der Cholesterinwert im Körper erhöht, sollte zunächst eine Diät in Betracht gezogen werden. Allerdings werden nur 10 % des Cholesterins tatsächlich über die Nahrung aufgenommen, 90 % bildet unser Körper selbst. Erielt eine Ernährungsumstellung nicht den gewünschten Erfolg, müssen gegebenenfalls Cholesterinsenker (sogenannte Statine) wie Simvastatin, Lovastatin oder Atorvastatin eingenommen werden. Diese greifen hemmend in den körpereigenen Aufbau von Cholesterin ein.

Während der Therapie mit Statinen sollten Sie auf Grapefruit in jeglicher Form verzichten. Bereits ein Glas Grapefruitsaft am Tag kann nach drei Tagen die Konzentration von Simvastatin im Blut verdrei- bis vervierfachen₁₂. Dies kann unter Umständen verheerende Folgen haben, indem es zur „Rhabdomyolyse“ führt. Hierbei geht Muskelgewebe kaputt, was sich zunächst durch Muskelschmerzen, Krämpfe und Schwäche ausdrückt.

Rotschimmelreis ist ein traditioneller Bestandteil der asiatischen Küche und wird in letzter Zeit vermehrt als „natürlicher, pflanzlicher Cholesterinsenker“ beworben. Der rot fermentierte Reis enthält einen Stoff, der Monacolin K heißt und identisch mit dem Cholesterinsenker Lovastatin ist₁₃. Selbstverständlich gelten daher auch alle Nebenwirkungen und Warnhinweise in gleicher Weise auch für den „natürlichen“ Stoff – entgegen den Behauptungen einiger kommerzieller Anbieter. Problematisch ist hierbei auch, dass Rotschimmelreis nicht immer die gleichen Mengen an Monacolin K enthält und der Effekt somit schwer vorherzusagen ist. Um also das Risiko für Nebenwirkungen des Lovastatins (wie Muskel- oder Leberschädigungen) gering zu halten, sollte auf die gleichzeitige Einnahme mit Rotschimmelreis verzichtet werden, bzw. dies mit dem behandelnden Arzt/Ärztin besprochen werden.

Die weit verbreitete Hypothese, dass Ballaststoffe die Aufnahme von Statinen hemmen, ist bisher nur in sehr kleinen Studien gezeigt worden und somit nicht unbedingt richtig. Im Gegenteil: Eine ballaststoffreiche Ernährung ist gerade bei zu hohen Cholesterinwerten eher empfehlenswert. Falls Sie jedoch bemerken, dass Ihre Medikamente nicht richtig wirken, können Sie in Absprache mit Ihrem Arzt ausprobieren, ob dies eventuell an der Kombination mit Ballaststoffen liegt.

Kalziumantagoninsten blockieren bestimmte Calciumkanäle im Körper und werden ebenfalls gegen Bluthochdruck eingesetzt. Sie bewirken, dass das Herz langsamer und weniger kräftig schlägt. Die Wirkstoffe heißen zum Beispiel Nifedipin, Lercanidipin oder Amlodipin₁₄.

Bei Einnahme von Kalziumantagonisten sollte auf Grapefruit verzichtet werden. Der Grund hierfür ist, dass Grapefruit bereits bei geringen Mengen (z. B. ein Glas Grapefruitsaft) CYP3A4 hemmt. Dies kann zu unerwünschten Wirkungen wie beispielsweise Herzrasen oder Kopfschmerzen führen. Die hemmende Wirkung kann bis zu drei Tage andauern - es reicht also nicht, lediglich ein paar Stunden zwischen Medikamenten- und Grapefruit-Einnahme vergehen zu lassen. Auf Pomelo sollte ebenfalls verzichtet werden, da dies eine Kreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse ist.

Auch der Verzehr größerer Mengen Lakritze (>50g/Tag) kann problematisch sein. Die Süßigkeiten können zu einem erhöhten Blutdruck führen₁₅ und somit die Wirkung von Kalziumantagonisten abschwächen. Außerdem könnte Lakritze eine Nebenwirkung der Kalziumantagonisten, Wassereinlagerungen in den Beinen, verstärken.

Anti-Baby-Pillen sind Tabletten, die weibliche Geschlechtshormone enthalten und als Verhütungsmittel weit verbreitet sind. Die rund 9 Millionen Frauen in Deutschland, die mit der Pille verhüten, sollten besser auf die Einnahme von Johanniskraut verzichten.

Johanniskraut gehört zu den Johanniskrautgewächsen (Hypericaceae), ist hauptsächlich in Zentraleuropa und Asien zu finden und wird bereits seit über 2000 Jahren als Heilpflanze genutzt₁₆ – in den letzten Jahrhunderten vor allem zur Behandlung von Schlaflosigkeit und Depressionen.

Obwohl es pflanzlich ist, kann Johanniskraut zu zahlreichen Nebenwirkungen führen. So verringert es beispielsweise die Wirkung anderer Medikamente, die zeitgleich damit eingenommen werden. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Wirkung auf oral (also in Form von Tabletten) eingenommene Verhütungsmittel₁₇. Durch die Einnahme von Johanniskraut wird also die Wirkung der Anti-Baby-Pille verringert und es besteht die Gefahr einer Schwangerschaft.

Theophyllin kann in Ausnahmefällen bei starkem Asthma bronchiale eingesetzt werden₁₈. Es hilft, indem es die Atemwege erweitert bzw. der Verengung der Atemwege entgegenwirkt (Bronchospasmolyse).

Theophyllin sollte jedoch nicht gemeinsam mit Coffein (neben Kaffee, Cola und Energydrinks auch in schwarzem Tee und Kakao enthalten) eingenommen werden, da dies zu Herzrasen, Herzrythmusstörungen und Zittern führen kann.

Antibiotika (von griech. anti = „gegen“ und bios = „Leben“) werden dazu genutzt, Bakterien abzutöten bzw. ihre Vermehrung zu verhindern. Obwohl Antibiotika sehr gut wirken, sollten sie nur eingesetzt werden, wenn sie unbedingt benötigt werden. Denn Bakterien können “Resistenzen” gegen die Medikamente entwickeln, was die Behandlung zunehmend erschwert.

Antibiotika könne in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Eine dieser Gruppen sind die Fluorchinolone, zu der zum Beispiel Ciprofloxacin und Levofloxacin gehören; eine andere die Tetracycline. Diese Antibiotika-Gruppen sollten nicht gemeinsam mit Milchprodukten eingenommen werden₁₉ – genauer gesagt sollten vier Stunden vor der Einnahme und zwei Stunden danach keine Milchprodukte verzehrt werden.

Außerdem wird die Wirksamkeit mancher Antibiotika, zum Beispiel Doxycyclin oder Isoniazid, durch Alkohol reduziert. Während der Einnahme von Antibiotika sollte also auf Alkoholkonsum verzichtet werden.

Patienten sollten immer den Beipackzettel lesen. Bedeutung von Angaben zur Einnahme:

• vor dem Essen = ca. 30 Minuten davor
• zum Essen = zusammen mit dem Essen bzw. fünf Minuten davor
• nach dem Essen = ca. zwei Stunden nach einer Mahlzeit
• Nüchtern = In der Regel nur morgens vor dem Frühstück

Tabletten sollten immer mit ausreichend Flüssigkeit, am besten Wasser und in der Regel mit aufrechtem Oberkörper eingenommen werden, damit sie den Magen vollständig erreichen und im weiteren Verlauf resorbiert werden können.