Mann und Frau im Bett. Die Frau schläft, der Mann ist wach und frustriert.
  1. Die männliche Erregungskurve
  2. Übungen um die Ejakulation zu verzögern
  3. Medikamentöse Therapie
Mann und Frau im Bett. Die Frau schläft, der Mann ist wach und frustriert.

Vorzeitiger Samenerguss ist die häufigste sexuelle Funktionsstörung bei Männern. In den seltensten Fällen steckt eine ernsthafte Erkrankung dahinter, die behandelt werden muss.

Mit Blick auf die Psyche ist es wichtig, dass Betroffene sich selbst nicht unter Druck setzen, sondern möglichst entspannt versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen. Beim sexuellen Erleben des Mannes spielt sich vieles im Kopf ab, sodass ein vorzeitiger Samenerguss auch durch die Psyche ausgelöst werden kann.

Es gibt verschiedene Methoden, die Männer zunächst selbst versuchen können, um die Ejakulation hinauszuzögern. Vor Anwendung der verschiedenen Methoden zur Verhinderung eines vorzeitigen Samenergusses ist es wichtig, die Erregungskurve des Mannes zu kennen.

Die männliche Erregungskurve

Die 4 Phasen der männlichen Erregungskurve
  1. Erregungsphase
  2. Plateauphase
  3. Orgasmus ("Point of no return") mit Ejakulation
  4. Entspannungsphase (Erholungs- oder auch Rückbildungsphase)

Bei vorzeitigem Samenerguss verläuft die männliche Erregungskurve sehr steil.

Die ersten beiden Stufen vor dem Orgasmus und Ejakulation werden als Erregungs- und als Plateauphase bezeichnet. Da die Plateauphase sehr kurz ist, gilt es, diese gar nicht erst zu erreichen und die Ejakulation so zu verhindern.

Wird der sogenannte "Point of no return" erreicht, kann die Ejakulation nicht mehr verhindert werden. Wenn ein vorzeitiger Samenerguss also verhindert werden soll, ist es wichtig, dass Sie diesen Punkt (Orgasmus) bis dahin hinauszögern, an dem alle Beteiligten für den Samenerguss bereit sind. In der Regel tritt der Orgasmus zusammen mit der Ejakulation ein. Dies muss aber nicht zwingend so sein.

Nach dem Orgasmus setzt die Entspannungsphase ein. Diese kann bei jungen Männern sehr kurz sein. Ältere Männer brauchen eine deutlich länger Entspannungs- und Erholungsphase, sodass der Orgasmus häufig nicht noch einmal wiederholt werden kann.

Übungen um die Ejakulation zu verzögern

Es gibt effektive Methoden mit denen Man(n) selbst verhindern kann, beim Sex zu früh zum Orgasmus zu kommen.

Fernarzt-Tipp

Versuchen Sie, einige der Techniken zu erlernen und finden Sie dann heraus, welche Ihnen hilft und mit welcher Sie am besten zurecht kommen. Sie können auch Hilfsmittel nutzen, um einen vorzeitigen Samenerguss zu verhindern. Hierfür gibt es spezielle Produkte, die sehr effizient sind und auch beim gemeinsamen Liebesspiel eingesetzt werden können.

Die Stopp-Start-Technik

Bei der Stopp-Start-Technik geht es darum, den Orgasmus durch bewusste Pausen hinauszuzögern. Diese Pausen werden während der Erregungsphase eingelegt, vor Erreichen der Plateauphase, also kurz vor dem Orgasmus und damit vor dem "Point of no return".

Ist die Erregung so stark, dass der Orgasmus kurz bevor steht, sollte die Stimulation unterbrochen werden. Die Erregungskurve bildet sich zurück und es kommt vorerst nicht zum Samenerguss. Es kann bis zu 20 Minuten dauern, bis sich die Erregungskurve wieder so weit aufgebaut hat, dass ein Samenerguss möglich ist. Diese Methode erfordert ein wenig Übung. Mithilfe von Masturbation kann alleine geübt werden, um herauszufinden, wann der "Point of no return" erreicht ist.

Die Zeitlupen-Technik

Hinter der Zeitlupentechnik verbirgt sich Technik, die den Frauen besonders entgegenkommt. Die Bewegungen werden besonders langsam und bedächtig ausgeführt. Ist die Stimulation nicht so stark, so wird der Orgasmus nicht so schnell erreicht. Mit dieser Technik kann ein vorzeitiger Samenerguss verhindert werden.

Die Squeeze-Technik

Die Squeeze-Technik ist eine manuelle Methode, die ohne Hilfsmittel auskommt. Diese Technik erfordert etwas Übung. Auch hier ist es wichtig, den "Point of no return" nicht zu erreichen. Wenn die Erregungsphase in die Plateauphase übergeht, wird die Eichel für einen kurzen Moment zusammengedrückt und somit der Samenerguss verhindert. Die Erregungskurve muss sich allerdings auch hier neu aufbauen.

Masturbation oder Kondom

Eine ebenfalls effiziente und gängige Praktik um die Zeit bis zum Orgasmus hinauszuzögern sind Selbstbefriedigung vor dem Sex oder die Verwendung eines Kondoms. Hierbei wird die Empfindlichkeit des männlichen Gliedes (speziell der Eichel) herabgesetzt und so eine übermäßige Erregung hinausgezögert.

Beckenbodentraining

Regelmäßiges Beckenbodentraining stärkt die Muskulatur und kann helfen, den Samenerguss zu kontrollieren.

Kommunikation in der Partnerschaft

Wenn die Ursache des vorzeitigen Samenergusses psychischer Natur ist, zum Beispiel durch ungelöste Probleme in der Partnerschaft, ist der einfachste Weg das Gespräch zu suchen. Ein offener Umgang mit der Erkrankung ist in jedem Fall hilfreich, da es den zusätzlichen Druck herabsetzt und sonst die Partnerschaft negativ beeinflussen kann.

Wenn diese Methoden nicht helfen und sich der vorzeitige Samenerguss nicht verhindern lässt, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Eine medizinische Anamnese kann feststellen, ob organisch alles in Ordnung ist.

Medikamentöse Therapie

Mitunter können auch medizinische Probleme für einen vorzeitigen Samenerguss verantwortlich sein. In diesen Fällen können Medikamente helfen, die jedoch oftmals rezeptpflichtig sind.

Lokale Anwendung

Zur Anwendung im Bereich der Eichel können Salben oder Sprays verwendet werden, die ein Lokalanästhetikum zur punktuellen Betäubung enthalten. So wird die Empfindlichkeit der Eichel herabzusetzen und damit verhindert, dass es zu einer übermäßig schnellen Stimulation kommt. Zusätzlich kombiniert werden können diese Salben oder Sprays mit einem Kondom, um die Empfindsamkeit der Scheide nicht auch herab zu setzen. Diese Wirkstoffe wirken meist sehr schnell und können für den gewünschten Effekt unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr aufgetragen werden.

Systemische Anwendung

Es gibt unterschiedliche Medikamente, die den vorzeitigen Samenerguss hinauszögern können. Die meisten davon stammen aus der Gruppe der Antidepressiva und sorgen dafür, dass die Übertragung von bestimmten Botenstoffen im Gehirn verändert wird.

Alle anderen in der Therapie des vorzeitigen Samenergusses verwendeten Medikamente sind Off-Label-Indikationen. Das bedeutet, dass die Medikamente eigentlich für eine andere Erkrankung zugelassen sind, aber manchmal von ÄrztInnen für Diagnosen verschrieben werden, bei denen sie gut wirken und wenig Nebenwirkungen haben.

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer

Medikamente aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer haben mit eine kurze, reversible Wirkdauer. Das bedeutet, dass dieser Wirkstoff verhindert, dass der “Glücks” Botenstoff Serotonin wieder in der Zelle aufgenommen wird, und somit länger wirken kann. Hierbei ist nicht genau bekannt wie und warum das zum gewünschten Effekt, also einer längeren Zeit bis zur Ejakulation, führt.

Studien konnten bei 1- bis 3-stündiger Einnahme vor Sexualverkehr eine eindeutige Wirksamkeit von dieser Arzneigruppe in Bezug auf die verlängerte Zeit bis zum Samenerguss zeigen. Dabei wurden sowohl eine Dosierung von 30 mg, als auch 60 mg untersucht und für wirksam befunden. Dabei konnte kein Unterschied in Bezug auf die Form des vorzeitigen Samenergusses festgestellt werden. Die Therapie konnte sowohl für die angeborene (primäre), als auch die im Laufe des Lebens erworbene (sekundäre) Form gute Ergebnisse zeigen.

Andere Medikamente

Andere Medikamente zur Anwendung bei vorzeitigem Samenerguss sind beispielsweise die langwirksamen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, welche eine Wirkeintritt nach 1 bis 2 Wochen haben. Somit müssen diese, genau wie bei der Behandlung einer Depression, für den gewünschten Effekt dauerhaft eingenommen werden. Zusätzlich konnte auch die Wirksamkeit von bestimmten trizyklischen Antidepressiva gezeigt werden, welches ungefähr 5 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden sollte.

Auch die Kombination oder alleinige Therapie mit PDE-5-Hemmern, die normalerweise für die erektile Dysfunktion eingesetzt werden, wurde in Studien untersucht. Eine eindeutige Wirksamkeit, bezogen auf die verlängerte Zeit bis zur Ejakulation, konnte dabei nicht gezeigt werden. Allerdings steigerten sie das Selbstvertrauen, die selbst empfundene Ejakulationskontrolle und die allgemeine sexuelle Befriedigung und verringerte so Angstzustände. Außerdem verkürzten sie es die Zeit, die benötigt wird, um nach der Ejakulation eine erneute Erektion zu ermöglichen.

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