Frau mit Stethoskop hält ein gehäkeltes Herz in den Händen.
  1. Chemie der Liebe
  2. Liebessucht: Wenn Liebe zur Droge wird
  3. Die Wirkung von Oxytocin - Liebe bei der Geburt
  4. Die wichtigsten Liebeshormone und Botenstoffe
  5. Per Gentest zum Traumpartner
  6. Liebe geht durch den Magen?
  7. Was hat sich der Körper dabei gedacht?
Frau mit Stethoskop hält ein gehäkeltes Herz in den Händen.

Ist Liebe gar kein Zufall, sondern nur ein Cocktail aus Hormonen und Botenstoffen?

Wie von Platon bereits zu seiner Zeit festgestellt: "Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit” - die allerdings auf Botenstoffe zurückzuführen ist. Liebe ist Biochemie. Doch was passiert, wenn jemand einem so richtig “unter die Haut” geht?

Chemie der Liebe

Der Körper läuft auf Hochtouren, wenn man verliebt ist. Im Gehirn sorgen eine Menge Hormone und Botenstoffe dafür, dass wir die bloße Präsenz einer bestimmten Person als Glücksgefühl empfinden. Ihr Aussehen, die Stimme, der Geruch - einfach alles wirkt anziehend.

Entgegen dem allgemeinen Verständnis, hat dies allerdings nicht sonderlich viel mit den Sexualhormonen wie Östrogenen oder Testosteron zu tun. Diese verändern sich nur in Reaktion auf die Verliebtheit: Testosteron sinkt beim Mann, um seinen Trieb zu reduzieren. Gleichzeitig erhöht sich dieser bei der Frau, um das sexuelle Bedürfnis zu erhöhen.

Liebessucht: Wenn Liebe zur Droge wird

Bei Verliebten sind die gleichen Gehirnregionen wie bei Suchtkranken aktiviert. Liebe macht also süchtig. Der Entzug davon, z. B. durch eine Trennung oder unerwiderte Liebe, ist mit einem Drogenentzug vergleichbar. Er kann schmerzhaft sein und durchaus auch körperliche Schmerzen auslösen, deshalb versucht man die Liebe nicht zu verlieren und bleibt oftmals zusammen.

In erster Linie sorgen die “Glückshormone” Dopamin und Serotonin für das Verliebtheitsgefühl. Im Hirn sind ähnliche belohnende Bereiche aktiv wie bei einem Drogenrausch.

  • Der Dopaminspiegel erhöht sich, dadurch entsteht das intensive Gefühl des Glücks.

  • Der Serotoninspiegel sinkt, was Regulierung der Impulsivität reduziert und die Fixierung auf den Partner oder die Partnerin verstärkt.

Ähnlich niedrige Spiegel an Serotonin findet man beispielsweise auch bei Zwangserkrankungen, bei denen man ebenfalls an fast nichts anderes mehr denken kann.

Zusätzlich produziert unser Körper vermehrt Adrenalin und Cortisol. Beides wird normalerweise als Reaktion auf Stress produziert - deshalb im Volksmund auch als “Stresshormone” bekannt. In diesem Fall jedoch handelt es sich um eine positive Stressreaktion, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Somit reagieren wir impulsiver, und sind vor allem auch aktiver. Denn das Verliebtsein und die “Eroberung” bedarf viel Energieaufwand. Der Blutdruck steigt an, die Atmung wird beschleunigt und der Herzschlag erhöht sich, sodass wir das Gefühl bekommen, uns springe gleich das Herz aus dem Brustkorb. Die "Schmetterlinge im Bauch" haben eine ähnliche Ursache.

Damit aus der Verliebtheit dauerhafte Liebe wird, schüttet der Körper vermehrt das Hormon Oxytocin aus, das "Kuschelhormon". Es sorgt dafür, dass wir uns am liebsten an unseren Partner oder unsere Partnerin festbinden würden, deshalb hat man das Bedürfnis ständig Händchen zu halten oder sich anderweitig nah zu sein. Die gleiche Wirkung hat Oxytocin auch bei einer Mutter und ihrem Neugeborenen während der Geburt.

Die Wirkung von Oxytocin - Liebe bei der Geburt

Oxytocin löst nicht nur vor der Geburt die Wehen aus, sondern wird auch währenddessen vermehrt ausgeschüttet und deshalb als “chemischer Bestandteil der Mutterliebe” bezeichnet. Es stärkt das Vertrauen und die Verbindung zwischen Mutter und Neugeborenem und wirkt stress- und angstreduzierend. Bei Vätern kann man ebenfalls erhöhte Oxytocinspiegel nachweisen, der zu einem erhöhten Empathieverhalten und Reaktion auf das Weinen ihres Babys führt. So wie Oxytocin Eltern an ihr Neugeborenes bindet, löst es in Paaren den Wunsch nach einer Bindung durch Zuneigung aus.

Die wichtigsten Liebeshormone und Botenstoffe

Liebe lässt sich zwar wissenschaftlich erklären und messen, aber einfacher macht es sie trotzdem nicht. Vom Kribbeln in Bauch und Beinen, über Händchenhalten bis hin zur Heirat sind eine Menge Hormone und Botenstoffe im Körper aktiv, die die allseits bekannte Achterbahn der Gefühle auf Hochtouren bringt.

Folgende Hormone und Botenstoffe sind beteiligt:

  • Stoff: Hormon
  • Wirkung: Kribbeln, Unruhe, Schmetterlinge im Bauch, der Körper ist wie in Alarmbereitschaft (geweitete Pupillen, beschleunigte Atmung, gesteigerter Blutdruck)
  • Stoff: Neurotransmitter
  • Wirkung: “Glückshormon”, mit Euphorie assoziiert, suggeriert Erfüllung und Befriedigung
  • Stoff: Hormon
  • Wirkung: Stresshormon → positive Stressreaktion, immunsuppressiv, Energiemobilisierend → weniger Hunger
  • Stoff: Hormon
  • Wirkung: Bei Männern sinkt zu Beginn der Spiegel und sie werden ausgeglichener. Bei Frauen steigt der Spiegel des Sexualhormons, was ihre sexuelle Lust erhöht, “Versuch der Natur, die beiden Geschlechter aneinander anzugleichen” (Donatella Marazziti)
  • Stoff: Neurotransmitter
  • Wirkung: Auch “Stimmungsaufheller” genannt, schwankt gerade zu Beginn häufig; die Verliebten pendeln also zwischen Hochstimmung und Betrübtheit, Regulierung der Impulsivität ist reduziert und somit die Fixierung auf den Partner verstärkt
  • Stoff: Hormon
  • Wirkung: “Kuschelhormon”, Botenstoff der Vertrautheit und Treue, Physiologisch sorgt der Stoff für die Muskelkontraktion während eines Orgasmus, sorgt für das Nähebedürfnis, sinkt der Spiegel, sinkt das Bedürfnis, was eine Beziehung instabil werden lassen kann
  • Stoff: Hormon
  • Wirkung: sorgt für die Durchblutung der Genitalorgane, bei Frauen wird dadurch das Fürsorgeverhalten gestärkt, bei Männern vermindert es Ängste und stärkt Sozialverhalten
  • Stoff: Botenstoff
  • Wirkung: “Lockstoffe”, beeinflussen Sexualverhalten und Partnerwahl, sind in Samenflüssigkeit, Achselhöhlen, Urin, Personen riechen unbewusst, ob ihnen das Gegenüber gefällt oder nicht

bildliche Darstellung

Per Gentest zum Traumpartner

Ist Liebe dann also doch kein Zufall mehr, sondern kann durch einen kleinen Gentest vorausgesagt werden? Das würde die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin definitiv erleichtern: keine unangenehmen ersten Dates mehr, kein Liebeskummer, keine unerwiderten Gefühle oder schmerzhafte Trennungen.

Es wird angenommen, eine absolut sichere Methode zur Partnerfindung gefunden zu haben. Denn mit dem idealen Partner funktioniert es in der Regel nur, wenn man biologisch zusammenpasst. Das lässt sich durch einen DNA-Test beurteilen. Was ist aber mit den ganzen anderen Faktoren?

Wer sich durch die biologische Partnerbörse vermitteln lassen möchte, kann sich ganz bequem von anbietenden Unternehmen den Test nach Hause schicken lassen. Man nimmt eine kleine Bürste und macht einen Abstrich im Wangenbereich. Danach packt man die Probe wieder ein und schickt sie an das Unternehmen, das den Gentest durchführen wird. Das Ergebnis der Liebes-Kompatibilität von zwei Menschen kann man sich online anschauen.

Liebe geht durch den Magen?

Jeder kennt das Sprichwort. Das Herz eines Mannes oder einer Frau kann man auf jeden Fall mit hervorragendem Essen gewinnen. Aber: Das ist nicht die einzige Möglichkeit, um herauszufinden, ob die Partnerwahl stimmt.

Wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, dann liegt das daran, dass ihre Immunsysteme miteinander harmonieren. Aber nicht etwa, weil sie Gemeinsamkeiten aufweisen - die Liebeskompatibilität ist umso höher, je mehr Unterschiede zwischen den beiden Immunsystemen vorhanden sind.

Verantwortlich für die Kompatibilität zweier Menschen sind ausreichend Unterschiede zwischen dem sogenannten Haupt-Histokompatibilitäts-Komplex-Gen (kurz MHC-Gen, weil engl. Major Histocompatibility Complex) der Beteiligten. Das MHC-Gen erfüllt wichtige Funktionen für die Regulation des Immunsystems. Wenn also zwei Personen mit unterschiedlichen Immunsystemen zusammenkommen, würde im Idealfall ein Kind mit einem Immunsystem entstehen, welches das Spektrum beider Eltern abdeckt und dementsprechend ein wesentlich besseres Immunsystem hat. Ein Gentest kann die Unterschiede nachweisen, aber Menschen können es unbewusst auch riechen. Das MHC-Gen beeinflusst den Körpergeruch über die Pheromone.

Wie genau das funktioniert wurde noch nicht herausgefunden, aber es wird davon ausgegangen, dass sich bestimmte Proteine an die MHC-Gene binden können und die unterschiedlichen Gerüche produzieren. Da jedes MHC-Gen unterschiedliche Proteine erkennt, entsteht für jeden Menschen ein individueller MHC-Protein-Komplex-Geruch.

Werden im Körper Zellen zerstört und durch neue ersetzt, lösen sich die MHC-Protein-Komplexe von diesen Zellen und gelangen in die Körperflüssigkeiten. So beeinflussen sie den Geruch, was Menschen unterbewusst wahrnehmen.

Was hat sich der Körper dabei gedacht?

Eigentlich macht es doch wenig Sinn? Eine Harmonie basierend auf möglichst vielen Unterschieden? Wie sich herausgestellt hat, ist an der Aussage: “Gegensätze ziehen sich an” mehr dran, als man zunächst vermutet. Zwei Menschen passen biologisch am besten zusammen, wenn sie möglichst viele Unterschiede zwischen ihren MHC-Genen aufweisen. Das liegt daran, dass bei der Reproduktion die Kinder dieser Paare eine optimale Menge an verschiedenen MHC-Genen vererbt bekommen. Die genetische Qualität wird also erhöht, was sich dadurch äußert, dass die Kinder, durch die unterschiedlichen Immungene, eine größere Widerstandskraft gegenüber Krankheiten haben.

Was noch weniger Sinn ergibt: den Körper in einen Stresszustand zu versetzen - oder sogar in eine Art Drogenrausch, der auch noch abhängig macht! Die Natur wird erkannt haben, dass es vermutlich anders nur schwer möglich sein wird, zwei so unterschiedliche Kreaturen aneinander zu binden - für einen längeren Zeitraum. Das menschliche Baby ist in der Tierwelt bei der Geburt eines der unterentwickeltsten und braucht somit viele Jahre bis es selbstständig überleben kann. Das ist auf die Größe unseres Gehirns zurückzuführen, dass bei Geburt noch durch den Geburtskanal passen muss. Nach der Geburt müssen noch viele Eigenschaften, inklusive der Knochen, die das Gehirn beschützen sollen, ausreifen.

Sogar der alte “Mach dich rar”-Tipp kann biologisch erklärt werden: Je größer das Wechselbad der Stress- und Glückshormone, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Person sich auf einem hormonellen Level binden möchte. Denn der Körper kann zwischen dem Erregungszustand der Verliebtheit und dem einer gefährlichen Situation nicht gut unterscheiden. Solange die Gefahr nicht zu groß wird!

Für jeden Topf gibt es einen passenden Deckel, auch wenn diese Küchenutensilien eher weniger mit dem Immunsystem gemein haben.

Quellen

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