Mädchen sitzt auf einer Ledercouch, sie guckt besorgt. Vor ihr sitzt eine Psychotherapeutin.
  1. Inwiefern eignet sich die Telemedizin für Ihren Fachbereich?
  2. Für welche Beschwerden eignet sich die telemedizinische Behandlung in der Psychotherapie nicht?
  3. Können Sie sich vorstellen, PatientInnen komplett telemedizinisch zu behandeln?
Mädchen sitzt auf einer Ledercouch, sie guckt besorgt. Vor ihr sitzt eine Psychotherapeutin.

Guten Tag, Herr Dr. Drexler. Sie sind Facharzt für Kinder-/Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Wir freuen uns Sie in unserem Ärzteteam willkommen heißen zu dürfen! Sie bieten bei Fernarzt telemedizinische Behandlungen für junge Erwachsene zwischen 18 und 20 Jahren an.

Inwiefern eignet sich die Telemedizin für Ihren Fachbereich?

Dr. Daniel Drexler: Der Bedarf in meinem Fachbereich ist enorm hoch. Zudem sind die medizinischen Fragestellungen in dieser Fachrichtung sehr komplex und oft zeitaufwändig. Ich bin spezialisiert auf Essstörungen, Ängste und Depressionen sowie Traumata beispielsweise auch für Geflüchtete, Stressfolgestörungen und Zwänge. Meiner Erfahrung nach reichen bei jungen PatientInnen oftmals auch wenige Gesprächstermine aus, in denen sie die Rückmeldung bekommen, dass sich jemand mit Fachexpertise mit ihren Problemen befasst.

Eine Art Krisenintervention oder ein kurzes, therapeutisches, psychologisches Gespräch ist häufig schon entlastend. Hier kann die Telemedizin einen niedrigschwelligen Zutritt geben. Junge Menschen treten über die neuen Medien wie Online-Sprechstunden leichter mit mir in Kontakt. Ich biete Videosprechstunden für Stammpatienten an, aber auch für Erstkontakte. Hier kann man PatientInnen davor bewahren, sich durch zahlreiche Formulare zu arbeiten. Bei vielen ist oft nicht geklärt, inwiefern eine Richtlinien-Therapie überhaupt von Nöten ist. Das kann man in einer ersten Online-Sprechstunde klären und lange Wartezeiten minimieren.

Wichtig ist es vorher abzustecken, wo liegen die Grenzen und was telemedizinisch machbar ist.

Bei Ängsten eignet sich die Telemedizin sehr gut, da hier vorwiegend psychoedukativ gearbeitet wird. Wenn beispielsweise PatientInnen Panikattacken haben, können wir ihnen erklären, woher diese kommen. Wir können Übungen zur Beruhigung und Stressreduktion an die Hand geben. Aktuell geht es auch leichter eine Atemübung in der Videosprechstunde zu zeigen, als wenn Sie vor Ort eine FFP2-Maske tragen müssen.

Für welche Beschwerden eignet sich die telemedizinische Behandlung in der Psychotherapie nicht?

Dr. Daniel Drexler: In den Bereichen Entwicklungsstörungen, Leistungsdiagnostik oder ADHS bei jüngeren PatientInnen, die beispielsweise gerade die Grundschule besuchen, sind Untersuchungen und Tests vor Ort wichtig. Je jünger meine Patienten sind, desto weniger verwende ich die Videosprechstunde. Allenfalls eine Elternberatung kann mit der Online-Sprechstunde wieder Sinn machen.

Ich denke alle Störungsbilder, wo man psychoedukativ gut arbeiten kann, eignen sich für die Telemedizin.

Können Sie sich vorstellen, PatientInnen komplett telemedizinisch zu behandeln?

Dr. Daniel Drexler: Ja, bei einigen Fällen kann man die Therapie vollständig telemedizinisch durchführen. Die Beziehungsebene kann man auch in der Telemedizin schaffen. Für manche Krankheitsbilder wie beispielsweise mildere Depressionen lassen sich bereits durch medizinisch-fundierte Programme, die die PatientInnen durchlaufen, gleichwertige Erfolge erzielen.

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