Eine junge Frau mit blonden Haaren zu sehen hält sich die Brust hält. Sie scheint Atembeschwerden zu haben.
  1. Was ist eine Panikattacke?
  2. Panikattacken – Ursachen
  3. Wie äußert sich eine Panikattacke?
  4. Panikattacke – Was tun?
  5. Häufige Fragen zu Panikattacken
Eine junge Frau mit blonden Haaren zu sehen hält sich die Brust hält. Sie scheint Atembeschwerden zu haben.

Das Atmen fällt immer schwerer, das Herz rast, die Hände zittern, der Schweiß läuft: Rund 1 bis 5 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an Panikattacken. Für die Betroffenen sind die körperlichen und psychischen Symptome enorm belastend. Wird die Panikstörung nicht richtig behandelt, kann sie zu einer einschneidenden Reduktion der Lebensqualität und zur Arbeitsunfähigkeit führen. Panikattacken können jedoch behandelt werden. Nicht immer ist dafür eine Psychotherapie oder medikamentöse Behandlung notwendig. Fernarzt erklärt, was Sie selbst bei einer Panikattacke tun können.

Was ist eine Panikattacke?

Um eine Panikattacke zu verstehen, ist es wichtig, den Unterschied zwischen Angst, Phobie und Panik zu kennen. All diese Reaktionen hängen mit dem Flucht- und Kampf-Mechanismus zusammen. Sie helfen uns dabei, Gefahrensituationen abzuschätzen und uns im Fall einer realen Bedrohung zu schützen.

Angst ist eine Emotion, die in Zusammenhang mit einer Bedrohungserwartung entsteht. Sie ruft keine direkte Flucht- oder Kampfreaktion hervor. Wir bleiben jedoch wachsam, die Sinne sind geschärft. Meist tritt Angst bei unbestimmten Bedrohungen auf, die nicht klar benannt werden können. Sie ist langanhaltend, unspezifisch und spielt sich im Hintergrund ab.

Phobie ist eine Reaktion auf eine konkrete Gefahrensituation, also eine gerichtete Angst. Der Zustand ist intensiv und kurzzeitig. Es erfolgt meist eine Flucht- oder Kampfreaktion.

Panik ist eine extreme Furchtreaktion, die mit massiver körperlicher und geistiger Überwältigung einhergeht. Panik kann Kontrollverlust verursachen und ist ausgehend vom eigenen Körper. Als Panikattacken bezeichnet man Zustände massiver körperlicher Aktivierung bei gleichzeitiger Handlungsunfähigkeit. Sie äußern sich als plötzliche, wiederkehrende Angstattacken, die in unspezifischen Situationen auftreten.

Bei Angst, Phobie und Panik schüttet das vegetative Nervensystem die Stresshormone Adrenalin, Serotonin, Cortisol und Noradrenalin aus. Eine Panikattacke ist also eine akute Stressreaktion mit starker körperlicher Symptomatik. Betroffene neigen dazu, sich in die körperliche Reaktion hineinzusteigern, was die Panikattacke verschlimmern kann. Die Panikattacke wird von der Person, die sie erleidet, oft als lebensbedrohlich empfunden.

Panikattacken – Ursachen

Angststörungen liegt meist eine organische Ursache zugrunde, die mit einer Fehlregulation des Angstzentrums einhergeht.

Organische Ursachen
  • Hormonungleichgewicht
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Funktionsstörung von Organen z. B. der Leber
  • Verletzungen oder Operationen am Gehirn
  • Schlaganfälle
  • Herzrhythmusstörung
  • Asthma

Panikattacken können erlernte Verhaltensweisen sein, die sich durch Modelllernen, klassische oder operante Konditionierung manifestiert haben. Sie können durch Angstreize und Stresssituationen ausgelöst werden, die für jede Person individuell sind.

Panikattacken können auch im Zusammenhang mit Phobien auftreten oder durch Drogenkonsum sowie falsche Medikation ausgelöst werden.

Wie äußert sich eine Panikattacke?

Eine Panikattacke ist als eine Episode intensiver Angst definiert. Sie beginnt plötzlich und die Symptome steigern sich innerhalb weniger Minuten. Bei einer Panikattacke treten mindestens vier der unten genannten Symptome auf, davon mindestens eines, welches vom vegetativen Nervensystem ausgelöst wird. Dazu zählen beispielsweise Schwitzen, Herzrasen, Mundtrockenheit und Zittern. Die Attacke dauert zwischen 10 und 30 Minuten an.

Häufige Anzeichen einer Panikattacke sind:

Die erste Panikattacke kommt für die Betroffenen meist “aus dem Nichts”. Die plötzliche, sehr starke körperliche Reaktion sorgt oft für Verängstigung. Diese führt zu einer erhöhten Sensibilität gegenüber Körpersignalen. Mit Panikattacken geht daher häufig eine sogenannte Phobophobie einher, die Angst vor der Angst.

Ist die Frequenz sowie Dauer der Attacken sehr hoch und Bewältigungsstrategien oder Erklärungskonzepte bringen keine Besserung, spricht man von einer Panikstörung. Diese sollte ärztlich behandelt werden.

Panikattacke – Was tun?

Wichtig ist, nicht gegen die Attacke anzukämpfen oder sich in die körperlichen Symptome hineinzusteigern. Sie sind nicht in Lebensgefahr. Die Panikattacke geht wieder vorbei.

Vielen Betroffenen hilft es, ein wiederkehrendes Ritual einzuführen. Da der Panikzustand meist nicht viel Denken zulässt, sollten die einzelnen Schritte in einer ruhigen Phase aufgeschrieben werden. Spüren Sie, wie sich eine Panikattacke ankündigt, sollten Sie das Ritual Schritt für Schritt abarbeiten. Ein solches Ritual könnte beispielsweise beinhalten, eine ruhige Umgebung zu schaffen, eine bestimmte Position einzunehmen oder Atemübungen durchzuführen.

Körperliche Reaktion verstehen

Wie kann man Panikattacken loswerden? Die körperlichen Prozesse zu verstehen und einzustufen, kann bei vielen Menschen, die an Panikattacken leiden, zur Besserung führen.

Angst und Furcht sind biologisch sinnvolle Grundemotionen, die gewisse körperliche Reaktionen hervorrufen. Der Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Es besteht ein erhöhter Bedarf an Sauerstoff, die Atmung und der Herzschlag werden beschleunigt. Das kann subjektiv zu Atemnot führen. Die Muskeln müssen mit mehr Blut versorgt werden, daher kommt es häufig zu Herzrasen. Die Leistungsfähigkeit des Körpers muss gesteigert werden. Prozesse, die für einen Kampf oder eine Flucht unwichtig sind, werden kurzzeitig blockiert. Dazu zählt beispielsweise die Verdauung, was die Mundtrockenheit erklärt.

Nach sportlicher Betätigung würde man Herzrasen keinesfalls als Bedrohung einstufen. Auch bei der Panikattacke ist dieses Symptom eine normale Reaktion. Sie befinden sich mit Blick auf die Hormonausschüttung während einer Panikattacke in einer Stresssituation. Es kann daher helfen, mit Mitteln zu reagieren, die Sie sonst zur Entspannung nutzen: einen Spaziergang machen, Tee trinken, mit jemandem sprechen, Ihr Haustier streicheln oder Atem- und Entspannungsübungen durchführen.

Vielen gelingt es, die Symptome zu mindern, sobald sie die biologischen Hintergründe verstanden haben. Daher ist es bei Panikattacken und Angststörungen oft sinnvoll, Angebote zur Selbsthilfe – wie Bücher, Audiomaterial oder Online-Kurse – zu nutzen.

Dem Körper etwas Gutes tun

Bei der Therapie von Panikattacken wird regelmäßige körperliche Bewegung in Form von Ausdauertraining empfohlen. Vor allem Jogging wird Betroffenen ans Herz gelegt. Sport kann die Grundanspannung des Körpers senken.

Da die Panik durch die körperliche Reaktion oft verstärkt wird, kann es zudem helfen, das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen. Training kann Sie dabei unterstützen, den eigenen Körper besser kennenzulernen.

Häufig gehen Panikattacken mit Belastung einher. Tun Sie sich etwas Gutes! Achten Sie auf erholsamen Schlaf, eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Flüssigkeitszufuhr. Reduzieren Sie Genussmittel, die Angst und Panik begünstigen können, wie z. B. Kaffee, Alkohol, Nikotin oder Drogen. Hausmittel wie Lavendel und Baldrian wirken beruhigend. Diese können in Form von Tee oder Kapseln eingenommen oder als ätherische Öle einem Luftbefeuchter beigefügt werden.

Konflikt- und Stressmanagement

Panikattacken entstehen oft unter hohem Leistungsdruck oder in ungelösten Konfliktsituationen. Die Änderung der Denkweise kann helfen, Panikattacken zu mildern.

Erhöhen Sie Ihre Kompromissbereitschaft und gehen Sie weniger selbstkritisch mit sich um. Gönnen Sie sich eine Pause. Holen Sie sich bei Überforderung Unterstützung. Geben Sie auch einmal Arbeit ab. Es ist gesund, sich in stressigen Lebensphasen zurückzuziehen. Ein gutes Konflikt- und Stressmanagement hilft dabei, dass Ihr Körper Panikattacken als Warnsignal gar nicht erst einsetzen muss.

Reizkonfrontation

Treten Panikattacken in bestimmten Situationen oder Orten auf, kann langfristig eine Konfrontation mit den eigenen Ängsten helfen. Wer sich bewusst werden möchte, wann Panikattacken auftreten, sollte ein Symptomtagebuch führen. Sind die Auslöser identifiziert, können Konfrontationsübungen durchgeführt werden.

Das bedeutet, dass sich Betroffene bewusst den Angstauslösern auszusetzen und trotz Angst oder Panik in der Situation ausharren. Dies sollte in psychologischer Begleitung erfolgen.

Nach dem Ansatz des Psychologen Malcom McFadyen kann es zur Besserung führen, Panikattacken ohne Bewältigungsstrategien auszuhalten. So kann ein Verständnis dafür entwickelt werden, dass von der Panikattacke selbst keine Gefahr ausgeht und die Symptome vorübergehen. Die Panikattacke soll dabei als “falscher Alarm” betrachtet werden. Dieser Ansatz wird als kognitive Invalidation bezeichnet. Die Angst wird dadurch entkräftet, indem erkannt wird, dass sie selbst keine Bedrohung darstellt.

Häufige Fragen zu Panikattacken

Wichtig ist es, die Person, die die Panikattacke erleidet, ernst zu nehmen. Treten mehrere Symptome auf, die für Panikattacken typisch sind, wie beispielsweise Atemnot, Zittern, Schwitzen oder Herzrasen, kann es helfen, den Zustand als Panikattacke zu identifizieren. Vielen Betroffenen hilft es, zu verstehen, was gerade mit ihnen passiert. Von den körperlichen Reaktionen, die durch die Panik entstehen, geht selbst keine Gefahr aus. Diese sind lediglich auf den Kampf-und-Flucht-Mechanismus zurückzuführen. Die Dauer des Zustands ist meist auf maximal 30 Minuten beschränkt. Versuchen Sie, den Zustand zu erklären. Sollte dies keine Besserung bringen, können entspannende oder ablenkende Tätigkeiten helfen. Betroffene sollten jedoch nicht gegen die Panikattacken ankämpfen oder sich hineinsteigern. In starken Fällen kann es helfen, durch einen Arzt oder eine Ärztin andere körperliche Leiden auszuschließen, damit klar ist, dass keine Gesundheitsgefährdung besteht.

Es gibt verschiedene Methoden, Panikattacken loszuwerden. Oft gehen Panikattacken aus einer Belastungssituation hervor. Es kann helfen den eigenen Stress zu reduzieren und sich eine Ruhephase zu gönnen. Vielen Betroffenen hilft es, die körperlichen Prozesse während einer Panikattacke zu verstehen, um ihnen weniger Geltung zu geben. Bei festsitzenden Ängsten kann eine Konfrontationstherapie helfen.

Eine Panikattacke dauert in der Regel 10 bis 30 Minuten.

Eine Panikattacke kann sich auf verschiedene Weise äußern. Meist treten mehrere der folgenden Symptome auf: Atemnot, Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Schwächeanfälle, Benommenheit, übermäßiges Schwitzen, starkes Zittern, innere Unruhe, Realitätsverlust, taube oder kribbelnde Gliedmaßen, Schmerzen in der Brust, Erstarren der Muskulatur, Mundtrockenheit, Todesangst, Hitzewallungen oder Kältegefühl.

Quellen

  • Angststörungen. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/angststoerungen (zugegriffen 04. August 2022)

  • Baker R: Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden. 17.Aufl. Ulm: Ebner & Spiegel 2013; 3–20.

  • Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie: S3-Leitlinie “Behandlung von Angststörungen” Langversion. AMWF-Register Nr. 051-028. 2021.

  • McFadyen, M: The Cognitive Invalidation Approach to Panic Disorders Malcolm McFadyen. 2020.

  • Morschitzky, H: Endlich leben ohne Panik! Die besten Hilfen bei Panikattacken. 1. Aufl. Munderfing: Fischer & Gann 2015; 4–25.

  • Pelzer, B: Das Angst-Schema: Wege zur Befreiung von Angst und Panikattacken. 1. Aufl. Norderstedt: Books on Demand GmbH 2003; 9–24.

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