Ein Mann sitzt am Schreibtisch auf einem Bürostuhl und hält sich den Rücken.
  1. Wo liegt Ihre Expertise?
  2. Welche der medizinischen Fragestellungen, die Sie behandeln, eignen sich für die Telemedizin?
  3. Warum haben Sie sich für Telemedizin entschieden?
Ein Mann sitzt am Schreibtisch auf einem Bürostuhl und hält sich den Rücken.

Wo liegt Ihre Expertise?

Dr. Stephan Schwabe: Ich bin Orthopäde und Unfallchirurg. In meiner Praxis habe ich mich auf Rückenschmerzen spezialisiert – Rückenschmerzen in allen Varianten. Die Beschwerden in der Bevölkerung nehmen hier stetig zu, da immer mehr Menschen am Computer arbeiten. Die mit Abstand häufigste Ursache für Rückenschmerzen ist jedoch fehlender Sport.

Welche der medizinischen Fragestellungen, die Sie behandeln, eignen sich für die Telemedizin?

Dr. Stephan Schwabe: Dafür eignen sich alle orthopädischen und unfallchirurgischen Fragestellungen: Was bedeutet dieser MRT-Befund? Ich habe Rückenschmerzen – Was könnte das alles sein? Mein Fuß tut weh, was könnte man unternehmen? Ich habe einen Gips bekommen, können Sie einschätzen, wie lange dieser dranbleiben muss? Dazu zählen auch Fragen zur Therapie und Nachbehandlung.

Alle Beratungsleistungen, die keine körperliche Untersuchung erfordern, können im Rahmen einer Videosprechstunde durchgeführt werden. Alles in Richtung Zweitmeinung, Interpretation und allgemeine Fragen. Denn es ist sinnvoller, online einen Arzt oder eine Ärztin zu fragen, als zu googeln. Ich wünschte, dass wüssten die Menschen. Beim Googeln klicken Sie dreimal und landen bei Tod oder einer schlimmen Erkrankung. Man kann medizinische Sachverhalte nur mit Erfahrung interpretieren. Im Internet steht nur Wissen. Wissen reicht bei Medizin nicht. Die Betrachtung des Individuums ist ebenfalls wichtig.

Ich konnte in meiner Zeit als Arzt beobachten, wie die medizinischen Anliegen und Annahmen, mit denen PatientInnen zu mir kamen, immer abstruser wurden. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass die Menschen ihre Symptome googeln. Das Internet führt hierbei völlig in die Irre.

Für Erst- und Folgegespräche eignet sich die Telemedizin eigentlich immer. In der Orthopädie muss meist jedoch an einer Stelle ein persönlicher Kontakt stattfinden. In meinem Fall hoffe ich, dass ich telemedizinische orthopädische Erstinterpretationen von Beschwerden durchführen werde. Ist das ernst zu nehmen? Muss ich damit einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen oder braucht es keine Behandlung?

Warum haben Sie sich für Telemedizin entschieden?

Dr. Stephan Schwabe: Ich habe mich für Telemedizin entschieden, weil ich glaube, dass das die Art ist, wie Medizin in Zukunft gemacht wird. Junge Menschen sind gewohnt, ihre Dienstleistungen im Internet anfordern zu können. Warum sollte das bei Medizin anders sein? Mittlerweile biete ich regelmäßig Online-Sprechstunden an. Angefangen hat das ganze wegen COVID-19. Das war der ursprüngliche Motivator. Dabei hat sich herausgestellt, Sie können sehr viel tun, ohne dass die PatientInnen vor Ort sind. Einmal müssen Sie sie untersuchen, aber alles was davor und danach passiert, ist online möglich. Da sich gezeigt hat, dass es funktioniert, wird es auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Da möchte ich nicht der Letzte sein, der ganz zum Schluss einsteigt. Die Telemedizin macht mir Spaß, auch weil ich eine ganz andere Klientel betreue. In der Orthopädie ist man ein eher hohes Alter der PatientInnen gewöhnt. In der Telemedizin begegne ich sehr jungen Menschen – eine schöne Abwechslung.

Ich bin außerdem Mitglied einer kleinen Hilfsorganisation, die in Liberia in Westafrika aktiv ist. In den letzten 10 Jahren haben wir vor Ort Brunnen gebohrt, um zu verhindern, dass die Kinder verunreinigtes Oberflächenwasser trinken und an Cholera erkranken. Mittlerweile sind die Orte gut versorgt, unser nächster Schritt ist es, Kinder in Schulen zu bringen. Wenn ich vor Ort bin, bietet es sich für mich enorm an, telemedizinisch zu arbeiten.

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